Weltreise Tagebuch

#01 Wie ein Niesen unsere Pläne durchkreuzte

Carsten

14. September 2017
Wie alles begann – nur ganz anders als geplant. Oder: wie die erste große Herausforderung noch vor Beginn unserer Weltreise uns auf eine kleine Zerreißprobe stellte.
Unser Plan war Mitte/Ende Oktober 2017 zu einer einjährigen Reise zu starten. Unsere Wohnung war zum 31.10.2017 gekündigt, die Jobs auf Eis gelegt und der Unterstellplatz für unser reduziertes Hab und Gut organisiert. Zu Beginn standen zwei Monate Neuseeland auf dem Plan; ein passendes Auto war schon im Internet gekauft und wartete in Auckland auf uns; Flüge waren gebucht und wir freuten uns sehr auf die Zeit in den Bergen, am Strand und wo auch immer es uns hin verschlagen würde. Wir haben Zeit, sind fit und voller Elan.
Vorfreude auf unsere Hochzeitsreise
Hochzeitsshooting mit Katharina Hirt
Anfang September – noch als Bergführer mit Gästen unterwegs – zwickte mein Rücken etwas. Bisserl verhoben, bisserl Ibuprofen, bisserl Bier – das wird schon wieder. Ein paar Tage später habe ich beim Abendessen auf der Hütte niesen müssen und das war gar nicht gut. Aufrecht gehen war nicht mehr möglich, schmerzfrei gehen oder heben schon gar nicht. Tags darauf im Bus, auf der Rückfahrt von Meran nach Oberstdorf wurde klar, meine Wandersaison ist vorüber, die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule machen es mir unmöglich in die Berge zu gehen, geschweige denn Gäste über die Alpen zu führen. Ab zum Arzt. Der Hausarzt machte mir noch Hoffnung, spritzte alles Mögliche und gab mir Schmerzmittel. Eine Woche später waren der Orthopäde und Physiotherapeut nicht mehr so optimistisch, deshalb ab zum MRT und zwei Tage später unters Messer – schwerer Bandscheibenvorfall ohne Chance auf Besserung ohne OP. Die OP selbst verlief gut und die unerträglichen Schmerzen im Rücken waren wie weggeblasen. Nur die mangelnde Kraft im rechten Bein und die tauben Stellen am rechten Fuß und Unterschenkel sind geblieben. Folgen des eingeklemmten Ischiasnervs, der durch den Bandscheibenvorfall stark eingeklemmt wurde.

„Warum jetzt? Was wird aus unserer Weltreise? Kann ich jemals wieder in die Berge gehen?“

Es fühlt sich unwirklich an. Vor vier Wochen waren Nadine und ich noch sportlich in den Bergen unterwegs und nun ist mein ganzes Leben in Frage gestellt. Wird das Gefühl und die Kraft im rechten Bein zurückkommen? Wie lange wird es dauern, bis ich wieder körperlich der Alte bin? Können wir überhaupt unsere Reise beginnen? Acht Wochen nix heben, langsam in die Gänge kommen und bloß nix übertreiben lautet die Ansage der Ärzte. Doof nur, dass genau in dieser Zeit auch noch unser Auszug bevorsteht und dementsprechend viel Packerei und Schlepperei vorallem bei Nadine hängenbleiben wird. Zum Glück werden uns noch spontan einige Freunde helfen. Erschwerend kommt noch dazu, dass wir für die Genesungszeit eine Bleibe finden müssen. Neuseeland mit dem langen Hinflug, Berge, Trekking und alles weitere Sportliche waren gestrichen. Abwarten, optimistisch bleiben und den Plan anpassen. Dank der tollen Unterstützung vom Stefan Tenzer (Physiotherapie) und der absoluten Bereitschaft von Nadine mich nichts machen zu lassen, ging es stetig bergauf. Familie und Freunde sprachen mir bzw. uns Mut zu und halfen uns wo sie nur konnten. Ihr seid toll, Danke!
Mindelheimer Klettersteig
Ende August, von einem drohenden Bandscheibenvorfall war nichts zu spüren.
Der neue Plan war dank hilfsbereiter Menschen schnell geschmiedet: Auszug aus der Wohnung am 31.10.2017, dann für drei Tage ins Mahdtalhaus zur Petra im Kleinwalsertal. Liebe Petra, danke Dir für Dein Obdach, wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir nach deiner langen Sommersaison bei Dir sein durften, obwohl Du gar nicht mehr geöffnet hattest. Danach durften wir in die Jam’s Ferienwohnung in Tiefenbach, konnten in Ruhe versuchen zu planen und ich weiter zur Physiotherapie. Ihr Lieben, auch dafür ganz herzlichen Dank und dafür, dass wir so spontan bleiben durften.
Mahdtalhaus, Kleinwalsertal in Österreich
Drei Tage Obdach in der DAV Hütte bei der lieben Petra
Sobald alles verheilt ist und ich wieder längere Zeit sitzen und mich bewegen kann, also ca. Anfang Dezember, soll es losgehen Eventuell erst Südspanien, vielleicht aber auch schon nach Thailand. Hauptsache warm und machbar. Doch vorher wollen wir noch bei Familie und Freunden vorbei und unser Auto in Hamburg unterstellen. Das war unser alter Plan und nun auch der Beginn des neuen Plans. Wir schöpfen Hoffnung. Am 30.11.2017 ist es dann tatsächlich soweit, mein Rücken scheint zu halten und ich habe das OK vom Arzt und Physiotherapeuten für die Fahrt nach Hamburg und den Flug nach Bangkok in zwei Etappen. Los geht’s, endlich.
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