#57 Das Affentheater um die Batu Höhle
Nadine & Carsten
06. April 2018
Wir brauchen Natur und deshalb geht es heute für uns raus aus der Stadt. Höhlenbesuche stehen auf unserem Plan. Die Dark-Cave deren Name Programm ist und die Batu-Höhle, die für die Hindus vor allem ein heiliger Ort sein soll. In jedem Reiseblog tauchen sie auf und auch bei Tripadvisor werden sie geführt. Die Meinungen können unterschiedlicher nicht sein. Wir wollen uns unser eigenes Bild machen und sind gespannt was das Highlight des Tages wird.
Wir freuen uns schon voll auf die Batu Höhle und noch mehr auf die nur mit Guide begehbare Dark-Cave nebenan. Es gibt nur begrenzt Tickets und deshalb wollen wir zeitig vor Ort sein um möglichst sicher und früh dabei zu sein. Wir starten also um 8.00 Uhr und nehmen die Metro mit zweimal Umsteigen und 3/4 Stunde Fahrzeit, dann sind wir richtig gut in der Zeit. Doch am Ticketautomaten erfahren wir, dass eine Teilstrecke nicht befahrbar ist und ein Ersatzbus überbrücken wird. Bis zum Bus läuft es richtig gut und wir kommen nur leicht verspätet zum letzten Metroabschnitt mit vier Stationen. Da sitzen wir nun in dem Metroabteil und warten. Die Türen gehen auf und zu und immer mal wieder kommen weitere Fahrgäste von weiteren Bus. Türen auf, Türen zu…keine Durchsage, alle sind unwissend und die Zeit läuft. Vier Stationen im Randgebiet sind zu weit zum Laufen und so warten wir leicht genervt weiter. Nach 40 Minuten(!) fahren wir dann endlich weiter. Die Metro bummelt so vor sich hin als ob sie ihre Fahrgäste mit langsamen dahingleiten beruhigen möchte. Grrrr, es nervt! Wir kommen um 9.55 Uhr an der Endhaltestelle an und gehen zügig in Richtung Hauptplatz. Den fotografieren wir später. Nur, wo ist die Kasse für die Dark-Cave, verdammt.
Nirgendwo steht etwas, wir fragen umherstehende Menschen, keiner weiss etwas. Super toll. Dann gehen wir eben direkt die lange Treppe zur kostenlosen Batu-Höhle hinauf. Aber nicht so schnell, erst einmal darf sich Nadine ein Tuch gegen Gebühr ausleihen, da ihre Knie nicht 100% bedeckt sind. Alle Frauen müssen das. Denn die Batu-Höhle ist auch eine wichtige Hindu-Stätte. Das erkennt man auch an den vielen Verkaufsständen die bis in die Höhle hinein stehen 😉 Wir sind ja eh schon recht genervt, da kommt so eine Diskriminierung zur rechten Zeit. Männer dürfen wieder mit noch so kurzen Hosen wie sie wollen, der Rest der Kleidung ist auch egal, aber Hauptsache die Knie der Frauen sind bedeckt und am besten noch gegen Gebühr. Wir wollen uns trotzdem alles anschauen, sind zu Gast und verhalten uns ruhig ohne Gezeter, auch wenn es heute schwer fällt.
Selbst Nadine, die normalerweise wesentlich nachsichtiger in diesen Dingen ist und beruhigend auf Carsten einwirkt ist heute am Ende ihrer Toleranz angelangt. Vor allem weil sie ausgerechnet heute nur eine lange kurze Hose anhat um durch die Dark-Cave gehen zu können. Ihr übliche lange Rockhose hindert bei hohen Stufen und ist dann in dunklen Höhlen gefährlich. Aber auch ihre kurze geht schliesslich fast über die Knie. Nutzt nur nix, die Kniepolizei ist unerbittlich, es fehlen schliesslich drei Zentimeter. Perfekt gekleidet geht es nun für uns die Treppenstufen hinauf und Nadines langes Tuch nervt dabei.
Nachdem wir die 272 Stufen erklommen haben sehen wir Hinweisschilder zur Dark-Cave und versuchen gleich unser Glück. Es ist 10.16 Uhr und wir bekommen noch zwei Restplätze für die erste Führung um 10.20 Uhr. Juchuuu! Doch noch mal Glück gehabt. Die anderen wartenden Besucher sind zu dritt oder mit mehr Personen hier und wollen nicht getrennt werden, da blieben noch zwei Plätze frei. Genau richtig für uns. Nadine nimmt ihr nerviges Tuch ab und nachdem wir noch Helm, Lampe sowie eine kurze Einweisung vom Guide bekommen haben geht es in die Dunkelheit. Wir dürfen nicht über Augenhöhe leuchten, die über 200.000(!) Fledermäuse die in der gesamten sieben Kilometer langen Höhle vorkommen sind unterschiedlicher Gattung und teilweise extrem lichtempfindlich. Wir können sie hören und die Ausscheidungen nicht nur riechen sondern auch massenhaft am Boden sehen. An einigen Stellen sollen sie mehrere Meter dick geschichtet sein. Auf den Hinterlassenschaften finden sich jede Menge Insekten, die sich das Beste herauspicken. Na dann guten Appetit 🙂
Immer wieder bekommen wir Gesteinsformationen und weitere Tiere gezeigt. Eine fressende Spinne, die wir in anderen besuchten Höhlen bisher noch nicht gesehen haben, und die uns bekannten Langfühlerschrecken und Tausendfüßler sind auch wieder dabei. Insgesamt entdecken wir wesentlich weniger krabbelnde Wesen als in den kleinen Höhlen, die wir ohne Führung besucht haben. Vermutlich liegt es an den vielen Besuchern die im 15 Minutentakt durchgeschleust werden. Als wir nach 45 Minuten wieder hinaus gehen, wir konnten natürlich nur ein recht kurzes Stück der Höhle besichtigen, kommen uns schon die nächsten zwei Gruppen im Dunkeln mit ihren Lampen entgegen. Schön, dass wir mit der ersten Gruppe gehen konnten, so ruhig wird es heute wohl nicht wieder werden. Die Führung war sehr interessant und wir bekamen viele Infos über die Höhle und ihr Ökosystem.
Es gab zwei Gründe weshalb wir der Batu Höhle einen Besuch abstatten wollten. Der eine war die daneben liegende Dark Cave. Die haben wir nun abgehakt. Der zweite sind lustige kleine Gesellen, die hier leben und ein echtes Theater veranstalten. Besser als jedes Kino. Geld verlangen sie keins, aber sie lieben Plastiktüten. Alles was raschelt oder baumelt wird gerne genommen. Besonders wenn Essen darin verpackt ist. Wählerisch sind sie dabei nicht. Ob nun belegte Brötchen, salzige Chips, indische Linsensuppen, klebrige Süßigkeiten oder scharf gewürzte Reisgerichte.
Von wem wir reden? Von unseren Artgenossen, den Langschwanzmakaken! Den extrem gewitzten wohlgemerkt!
Die Höhlen werden jeden Tag von zahlreichen Besuchern besichtigt. Und die haben fast immer was zu essen dabei. Oder zu trinken. Oder tolle Plastiktüten oder Handtaschen. Genug interessante Dinge eben, dass die hier frei lebenden Affen an den Menschen gewohnt sind und keinerlei Scheu haben, sie mal eben zu beklauen oder an ihnen hochzuklettern.
Vorhang auf für das Affentheater!
Was du nicht tun solltest:
1. Lass niemals deine Tasche oder andere Gegenstände einfach liegen – sie sind sofort weg!
2. Habe keine Wasserflasche am Rucksack – die wird nur gemopst.
3. Versuch nicht sie zu streicheln, wenn du ein Kettchen am Arm hast – sie wollen es haben!
4. Du hast einen Rock an? Prima, die Affen wollen bestimmt mal drunter schauen!
5. Schnürsenkel an den Schuhen? Super, da kann man dran ziehen!
6. Handy lässig in der Hand? Schwupps, weg ist es!
7. Du willst was von deiner Banane abgeben? Haha, als ob sie nur ein Stückchen davon wollten!
Was du dafür erleben wirst:
1. Du wirst staunen, wie stark sie sind. Wasserflasche in der Hand? Kein Problem. Sie springen damit von Ast zu Ast. Die andere Hand ist schließlich noch frei.
2. Du wirst staunen, wie geschickt sie sind. Wo geht diese Tüte auf? Ah Knoten lösen – easy!
3. Du wirst staunen, wie sportlich sie sind. Sie springen nicht nur von Ast zu Ast, sie lieben auch das Klettern an den Felsen und das Balancieren auf Geländern und spitzen Pfosten.
4. Du wirst staunen, wie neugierig sie sind. Kann man jetzt die Schnürsenkel essen oder zieht man daran? Ach, sie probieren einfach beides!
5. Du wirst staunen, wie schnell sie sind. Eben war er noch 10 Meter entfernt? Im nächsten Moment hat er die Chipstüte geklaut, ist damit auf einen Felsen gesprungen, hat die Tüte zerissen und kaut bereits genüsslich die salzigen Dinger.
6. Du wirst staunen, wie flexibel sie sind. Wie die Wasserflasche ist zu fest verschlossen? Nagut, dann beißen sie eben den dünneren Plastikboden auf, bis das Wasser fließt.
Und du wirst noch viel mehr erleben! Aber das ganze ist ein Improtheater. Da weiß man nie was kommt! So oder so, du wirst deinen Spaß haben. Aber nur wenn du die Regeln beachtest 😉
Kleine Kostprobe gefällig?
Sind sie nicht süß? Und sooo schlau! Aber wir sind ehrlich. Wenn sie trotz Verbotsschilder immer weiter gefüttert werden, wollen sie eben auch immer mehr haben. Zucker und Salz machen süchtig. Sie sind es dann gewohnt immer etwas zu Beißen zu bekommen. Und zwar nicht nur ein bisschen! Sondern alles. Übrigens beklauen sich die Langschwanzmakaken auch gegenseitig sehr gerne. Es ist wie ein Spiel, der Schnellste und Geschickteste gewinnt 🙂 Als wieder mal einer eine Plastiktüte von einem Besucher fortzerrte um an die leckeren Brötchen heranzukommen, konnte er gerade noch eins der insgesamt drei für sich selber behalten, denn schwupps waren die Kollegen auch da und mopsten die anderen beiden.
Da es auch Hierarchien unter den Affen gibt, kann das auch zu heftigen Eifersüchteleien kommen. Und die scharfen Eckzähne will man nicht in der Wade haben! Auch wenn sie nur 55cm groß sind, in der Masse können sie uns gefährlich werden. Besonders Weibchen mit Baby am Bauch sollte man nicht zu nahe kommen. Egal wie süß der Kleine ist. War die Mama in dem einen Moment noch allein, kommen im nächsten Moment aus allen Ecken die Verteidiger der Gruppe. Aber das liegt in der Sache der Natur. Da wird jede Mama zur Löwin 😉
Wir haben uns das Treiben lange angeschaut und hätten noch stundenlang zusehen können! Aber wir wollten ja noch die eigentliche Sehenswürdigkeit, den Hindutempel in der Batu Cave ansehen. Eins ist aber jetzt schon klar: die Affen stehlen den beiden Höhlen die Show! Sie sind schon jetzt unser Highlight von Kuala Lumpur 🙂
Nadine ist wieder ordentlich betucht und wir gehen hinein, in die 100m hohe Batu Höhle mit ihren Gemälden, Statuen und Schreinen die die Geschichte des Sieges von Gott Murugan über den Dämon Soorapadam darstellen. In der auch Kathedralenhöhle genannten Höhle wird weiterhin reichlich gebaut und auch wenn die Gesteinswände nicht angefasst werden dürfen, so machen sie keinen Halt davor sie nach Lust und Laune zu durchbohren um Kabel durchzuführen, Lampen zu befestigen oder irgendwie zu zementieren. Die Höhle ist schon beeindruckend, aber das Drumherum für uns nur schwer verständlich. Es wird ohne Ende gebaut und jede Menge Kram verkauft. Es macht überhaupt keinen Eindruck einer heiligen Stätte, auch wenn einmal im Jahr im Januar/Februar das Thaipusam-Fest mit teilweise masochistischen Riten stattfindet. Die Menschen bohren sich Metallstäbe durchs Gesicht und durch ihren Körper und vieles wirklich Gruseliges mehr. Schaut mal bei Thaipusam (auf Bilder klicken). Nix für sanfte Seelen.
Die beeindruckende Treppe und die davor stehende 42,7m hohe goldene Statue des Gottes Murugan bieten die passende Kulisse.
Im Treppenabstieg erleben wir wieder die nun schon gesättigten Affen. Sie sind ruhiger geworden und begnügen sich jetzt mit Eis am Stil. Wieder fällt uns ihre Geschicklichkeit auf, sie halten das Eis am Stil fest und essen es genauso genüsslich wie wir 😉
Auf dem Rückweg zur Metro freuen uns über den gelungenen Vormittag 🙂
Gegen 15 Uhr kommen wir wieder im Stadtzentrum an und es ist Zeit fürs Mittagessen. Also erstmal zu unserem Standardrestaurant. Indisches Essen ist einfach mega lecker. Ein nächster erfolgloser Moscheebesuch (leider wieder geschlossen) im Anschluss gibt uns Zeit für eine kleine Auszeit im kühlen Hotelzimmer. Am Abend wollen wir noch die Wassershow an den Petronastowers anschauen und Nachtaufnahmen machen, da tut ein wenig ausruhen gut. Wir schlafen nicht nur ein, sondern wachen auch erst wieder nach 20 Uhr auf. Okay, dann wohl doch keine Abendveranstaltung 😉 Statt dessen noch Rucksäcke packen, morgen geht es nach Singapur.