Weltreise Tagebuch
#153 Die Brillenpinguine von Betty’s Bay
Carsten
01. Februar 2019
Hunderte Brillenpinguine leben frei zwischen den Vorgärten von dem kleinen Örtchen Bettys Bay und dem Atlantischen Ozean. Bei sürmischen Bedingungen statten wir den süßen Frackträgern einen Besuch ab und bewundern mit welchem Geschick sie von Stein zu Stein hüpfen können. Anschließend befahren wir die atemberaubende Küstenstraße in Richtung Kap der Guten Hoffnung und werden dabei fast weggeblasen.
Im Vorfeld unserer Recherchen wurde uns immer wieder die bekannte Pinguin Kolonie in Simons Town etwas näher an Kapstadt empfohlen. Bei genauerer Recherche fielen allerdings die menschlichen Besuchermassen auf und wir waren froh eine weniger besuchte Kolonie abseits einer Touristenhochburg gefunden zu haben. Schon vor dem Eingang der Stony Point Pinguin Kolonie fällt uns der kleine leere Parkplatz auf und wir scheinen die richtige Wahl getroffen zu haben, denn trotz mangelnder Besucher kommen uns schon einige Brillenpinguine entgegen. Diese bis zu dreieinhalb Kilogramm leichten Seevögel werden nicht nur von ihrem Geschrei begleitet, der übrigens dem von Eseln ähnelt, sondern auch ihr Duft kommt mit dem Wind auf uns zugeflogen – hier müssen noch mehr von ihnen sein 😉 Die kleinen Frackträger sind einfach entzückend!
Über Holzwege werden wir zu den Brutplätzen und dem Mittelpunkt ihrer Kolonie geleitet. Einige der ganz jungen Pinguine haben noch ihr erstes Gefieder, andere befinden sich gerade im Wechselstadium, doch die meisten haben schon ihr namengebendes Brillenkleid. Der Wind zerrt ordentlich an unseren Jacken und Kameras. Besonders am ausgefahrenen 600mm Zoom spüren wir die Kraft des Windes voll, quasi vollesrohr 😉 , doch nicht nur an dem. Ein Wunder der Technik, dass überraschend viele Fotos nicht verwackelt waren.
Die kleinen Pinguine brüten nicht nur am Strand sondern auch abseits in den Büschen und den extra für sie aufgestellten künstlichen Bruthöhlen des abgesperrten Schutzgebiets. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden, doch ihr Bestand weisst durch den massiven Fischfang im Vergleich zu 1956 einen Rückgang von über 90% auf – Tendenz weiter abnehmend. In allen Ländern stehen deshalb Brillenpinguine unter Schutz – doch gefischt wird weiter ohne Gnade.
Wir schauen ihnen beim Herumwatscheln zu und sind beeindruckt von ihren Fähigkeiten im unebenen Gelände. Sie hüpfen mit ihren sehr kurzen Beinen von Stein zu Stein oder auch hohe Stufen herunter um dann im Ozean in der Brandung nach Futter zu suchen. Anschliessend geht es dann ebenso sportlich wieder zurück. Kaum zu glauben wie schnell und geschickt sie von A nach B kommen 🙂
Eine weitere Herausforderung sind Aufnahmen von den vorbeifliegenden Meeresvögeln zu machen, die unfassbar geschickt dem Winden trotzen. Ohne Wind schon anspruchsvoll, aber heute leider ein echtes Glücksspiel. Apropro Glücksspiel, oftmals harren hier die Tiere still aus, um dann plötzlich je nach Lust und Windgeschwindigkeit in Aktion zu treten. Du fokussierst minutenlang einen Vogel mit der Hoffnung auf ein tolles Foto und die Möwe nebenan hebt plötzlich spektakulär ab. So oder so ähnlich geht es uns heute öfter und wir nehmen soviel mehr an besonderen Eindrücken mit, als wir mit den Kameras festhalten können. Die verschiedenen Vögel und der Wind bieten uns eine grandiose Schau. Leider kühlt uns der Wind auch aus und irgendwann sollten wir Handschuhe anziehen oder gehen – mangels Handschuhen gehen wir eben 😉
Bevor wir auf die Küstenstraße zusteuern, müssen wir noch einen ungeplanten Umweg über Kapstadt machen. Wir vermissen Nadines Ladegerät vom Macbook und ihre Kopfhörer. Das letzte Mal lagen sie morgens auf dem Bett in den Zedernbergen. Diesmal haben wir die Sachen auch nicht liegen lassen und auffindbar sind sie auch nicht. Wer hätte gedacht, dass wir unbeschadet durch Kapstadt kommen, aber dann auf dem Land erleichtert werden. Vermutlich niemand 😉 Nun gut, ohne Ladegerät können wir keine Fotos sichern, geschweige denn am Blog arbeiten, also ab dafür nach Kapstadt und nach langem Suchen finden wir auch eins zu einem aktzeptablen Preis (die Apple Filiale wollte 120€ dafür!!).
Drei Stunden später sind wir wieder an der Küste angekommen und der Wind ist noch heftiger geworden. Sand und Steine fliegen von den Böschungen auf die Straße und es ist vorausschauendes Fahren angesagt. Wegen der heftigen Böen bleiben heute auch beide Hände am Steuer 😉 An einigen Haltebuchten machen wir kurz Pause und geniessen die Aussicht. So richtig geniessen können wir sie leider bei dem Wind nicht wirklich und trotzdem ist es schön hier zu sein. Und auch außerhalb des Autos brauche ich meine Hände, z.B. um Nadine auf einer Mauer beim Fotografieren festzuhalten, damit sie nicht weggeweht wird 🙂
Nachdem wir den halben Tag durchgepustet wurden, machen wir uns auf die Suche nach unserer nächsten Gastgeberin. Sie wohnt in einem mehrfach mit Elektrozäunen gesicherten Wohngebiet zwischen Küste und Kapstadt. Da der GPS Punkt bei GoogleMaps vollkommen falsch liegt, werden wir von ihr per Handy zum Haupttor dirigiert. Wir klingeln und wie von Zauberhand geht das Haupttor auf. Wir fahren die Straße entlang und von außen haben die Häuser alle den gleichen Grundriss inklusive Garten und zusätzlicher Umzäunung, aber unsere Gastgeberin wartet schon ein paar Häuser später auf der Straße auf uns. Nachdem wir unsere Sachen hineingebracht haben wird nur noch schnell die Gartentür mit einem Vorhängeschloss gesichert. Sie fühle sich hier im Haus ziemlich sicher und wir bräuchten uns hier keine Sorgen machen. Na das klingt doch gut, wenn auch sehr ungewohnt mit all den doppelten Zäunen und Überwachungskameras 😉
Hier können wir auch mal wieder unsere Wäsche waschen, Nadine kann sich nun wieder um die Fotosicherung kümmern, während ich noch kurz mit dem Wagen einkaufen fahre und die große Küche nutze, um etwas leckeres zu kochen 🙂 Nach dem Abendessen planen wir noch unseren morgigen Ausflug zum berühmten Kap der Guten Hoffnung. Wir wollen so früh wie möglich vor Ort ankommen, damit wir nicht wie oft berichtet stundenlang am Eingang warten oder die Hotspots mit vielen Busladungen teilen müssen. Wann starten wir, welche Wege gehen wir zu Fuss, welche Strecken fahren wir und welche Reihenfolge macht am meisten Sinn. Google hilft bei der Einschätzung und letztlich haben wir einen guten Plan für unseren Besuch!