Weltreise Tagebuch

#151 Mein Geburtstag im Sandkasten

Carsten

30. Januar 2019

Heute heisst es Geburtstag feiern und der Zufall will es, dass wir ihn im De Hoop Nationalpark, einem kleinen Juwel Südafrikas, begehen können. Einzigartige Tiere, grün bewachsene Dünen, feinster heller Sand und ein berauschender Ozean bieten den perfekten Rahmen für meinen 54.

Wir wollen möglichst viel Zeit im De Hoop Nationalpark verbringen und machen deshalb schon früh los. Schnell wird die Zufahrtsstraße zu einer Schotterpiste und holprig und staubig geht es weiter zum Haupteingang des Nationalparks. Seit 1957 wird dieses Gebiet geschützt und wurde schon mehrfach auch bis in den Ozean hinein erweitert. Selbst mehrtägige Wanderungen sind nun in dem zum Unesco Weltkulturerbe zählenden Gebiet möglich. Überraschenderweise ist der Himmel heute mal grau bedeckt und so gar nicht sonnig. Das haben wir uns für heute anders erhofft und ist auch anders gemeldet, aber vielleicht bekommen wir dafür ein paar dramatische Stimmungsbilder zum Ausgleich 😉

Wir bezahlen den günstigen Eintritt und erhalten noch eine Übersichtskarte bevor es unter bedrohlich wirkenden Wolken weiter in Richtung Dünen geht. Schilder am Straßenrand weisen auf diversen Wildwechsel von Schildkröten bis Pavianen hin und bitten um langsames Fahrtempo. Dem kommen wir gerne nach, wir wollen ja auch nichts und niemanden übersehen 😉

Einer von 260 Vogelarten, die im De Hoop Nationalpark heimisch sind

Eine von vielen der bewachsenen Dünen

Die Weite, der mit Fynbos bewachsenen Flächen, begleitet uns kilometerlang und wir können die ersten Bärenpaviane beim Wurzelessen beobachten. Die vorwiegend vegatarisch lebenden Allesesser sind derart anpassungsfähig, dass sie auch in sehr nährstoffarmen Gebieten zurecht kommen. Die in Verbänden lebenden Tiere können sich auf vielfache Weise verständigen und nutzen neben ihren Lauten auch die Körperhaltung, wie auch den Gesichtsausdruck zur Kommunikation. Vor allem die Männchen sind allerdings sehr aggressiv und klären nicht nur die Rangordnung untereinander auf körperliche Weise.

Das Füttern dieser Tiere ist nicht nur verboten sondern auch aus Selbstschutz absolut nicht angebracht. Die ranghöheren Paviane gehen dann davon aus, dass der Mensch im Rang niedriger einzustufen ist, da er füttert und nicht zuerst selbst alles isst. In Zukunft wird der Pavian logischerweise immer den Anspruch haben vom rangniederen Menschen alles zu bekommen, was er möchte – zur Not eben mit Gewalt. Und das will man nicht erleben 😉

Auf der Suche nach was zu Futtern

Als Vorspeise gibt es die eben ausgegrabene Knolle

Diese bis zu über 30 Jahre alt werdenden Primaten gelten aber nicht nur als durchsetzungsfähig, sie sind auch sehr geschickt und so ist es nicht verwunderlich, dass sie auf der Suche nach Essbarem auch die Reißverschlüsse von Zelten oder auch nicht abgeschlossene Autotüren öffnen. Auch paviangesicherte Mülleimer verschiedenster Techniken haben wir gesehen und nur die wenigsten haben funktioniert. Bis auf zwei wurden alle anderen von ihnen geknackt 😉 Glücklicherweise sind sie meistens scheu und suchen nicht die direkte Nähe zum Menschen – Ausnahmen bestätigen da allerdings die Regel 🙂 Unsere Paviane hier sind bis auf einen sehr scheu und auch der eine hält einen Sicherheitsabstand ein.

So, genug Paviane fürs erste, wir fahren weiter und bekommen gleich darauf die hübschen Buntböcke zu sehen, die nur in der Kapregion vorkommen. Ihr braunes Fell schimmert an verschiedenen Stellen purpurfarben, viel auffallender sind jedoch die markanten schönen weissen Zeichnungen. Buntböcke sind hervorragend an die trockene und immer wieder abgebrannte Fynbos-Steppe angepasst. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und benötigen nur sehr selten Wasser. Diese Bedingungen gibt es zwar öfter in Afrika, aber Fynbos und keine Fressfeinde sind schon eine besondere Einladung für diese Antilopenart.

Ein hübscher Buntbok

Eine Straußendame

Noch zwei hübsche Vögel 🙂

Trocken und relativ einsam, wer darf da nicht fehlen? Genau, der Strauß 🙂 Wir sehen auch hier ein Straußenpaar und sind immer noch beeindruckt von deren Genügsamkeit. Die fehlenden großen Raubtiere kommen nicht nur den Pflanzenfressern zugute, auch wir profitieren davon, indem wir hier jederzeit aussteigen und alles gefahrlos geniessen können.

Der tolle Mix aus Steppe und grün bewachsenen Dünen ist ein echter Hingucker und wir können uns kaum vorstellen wie bunt es hier im Frühling sein muss. Das muss dann wirklich der Hammer sein. Wir fahren weiter bis zum Parkplatz direkt an den Sanddünen am Indischen Ozean. Der Wind ist direkt am Ozean stärker, doch die dicken Wolken wollen einfach nicht fortfliegen. Wir beschliessen uns -fatalerweise- nicht mit Sonnencreme einzucremen und gleich entlang des Muschelriffs auf Wanderwegen von Strandbucht zu Strandbucht zu laufen.

Eine von zahlreichen Strandbuchten – zwischen Juli und November kann man hier Wale beobachten

Strandgut

Eine Robbe 🙂

Strandvegetation

Wow, ist das schön hier! 🙂 Bunte Muscheln in allerlei Formen und Größen, Vögel, die mit dem Wind spielen oder einfach nur da hocken und wir mittendrin im feinen weissen Sandkasten. Der perfekte Spielplatz für einen Geburtstag 🙂 So wandern wir die hügelige Küste entlang und lassen uns immer wieder neu überraschen. Vor lauter Begeisterung bemerken wir erst etwas spät, dass inzwischen die Sonne immer wieder durch die Wolken sticht. Durch den Wind fühlt es sich noch gar nicht so warm an, aber wir wissen, wir brauchen nun Sonnencreme. Und etwas zu trinken und zu essen wäre auch nicht schlecht 😉 Wer hätte gedacht, dass der Himmel noch so aufmacht? Wir drehen um und gehen zum Auto zurück. Dort bekommen wir alles was wir uns wünschen, nur eincremen wollen wir uns hier im Schatten immer noch nicht, das Zeug klebt einfach so blöd ;-P

Während wir essen, sehen wir im Augenwinkel eine Maus an der Steinwand gleich neben uns. Wo eine ist sind bestimmt auch weitere und vielleicht können wir sie mit Erdnüssen und Wasser locken. Es dauert nicht lange und schon kommen weitere Mäuse aus den Mauerritzen heraus und fressen Nadine – trotz ihrer Scheu – nach ein paar Minuten der Geduld und des Anlockens vorsichtig aus der Hand – nicht ohne ihr vorher ein paar mal kräftig in den Finger zu beißen 😛 Einfach süss die Kleinen 🙂

Eine Mäusefamilie lebt an und in der Parkplatz Mauer

Nach viel Geduld greift sich eins der Mäuschen die Nuss direkt von der Hand!

Süße Tierbegegnung

Auch diese Maus freut sich über eine Nuss 🙂

Wir überlegen kurz und entscheiden, bevor wir uns unnötig eincremen, nur noch einmal kurz auf eine der anderen Dünen zu gehen, um nur mal kurz zu gucken. Ja ja, nur mal kurz… Die Sonne knallt nun so richtig durch und Nadines Haut schreit nach Sonnencreme und wenn wir länger bleiben meine auch. Bei dem tollen Naturspektakel bleibt uns keine andere Wahl, das klebrige Zeug muss auf unsere Haut. Es ist einfach zu schön der Brandung und den Vögeln zuzuschauen, um jetzt schon zu gehen.

Hallo Kollege!

Dominikaner Möwe

Abflug

Schwarzer Austernfischer

Auch der feine Sand und die steilen Flanken der Dünen laden zum Hineinspringen ein. Nadine geniesst ein ums andere Mal den freien Fall und kämpft sich anschliessen den feinen tiefen Sand wieder rauf – zwei Schritte rauf und mindestens einen zurück 😉 Mir reicht die Hitze auch so und da stell ich mich lieber hinter die Kamera und schau zu 😀

Was für ein paradiesisch schöner Flecken!

Sanddünen runter springen macht einfach Spaß! 😀

Blöd nur, dass man dann wieder hochlaufen muss 😉

Nach einer weiteren Stunde müssen wir einfach wieder in den Schatten. Es gibt ein paar Stellen auf unserer Haut, die jetzt schon rötlich scheinen und das ist nicht gut. Also los, ab ins Auto und zurück geht es durch den De Hoop Nationalpark zum Ausgang. In der späten Mittagshitze sehen wir kein Tier mehr weit und breit und fragen uns, wo hier die Schattenplätze sein sollen 😉

Unser nächster Halt ist Struis Bay, etwa eine gute Stunde entfernt in Richtung Westen. Nach einer unspektakulären Fahrt erreichen wir unser gebuchtes Mini-Apartment und sind total begeistert wie schön und praktisch die ehemalige 12qm Garage eingerichtet ist. Als erstes testen wir die Dusche und dann kommt das Drama des Tages erst so richtig zum Vorschein. Nadines Haut ist knallrot. Auweia, das ist ganz schön schief gelaufen und die After-Sun-Lotion zieht sofort ein, kühlt ein wenig und kurze Zeit später glüht die Haut von neuem. Aber nicht nur Nadines Haut ist rot, mein Nacken schaut auch nicht gut aus. Wie alt muss man werden…ach lassen wir das und greifen lieber gleich nochmal zur After-Sun-Lotion und schenken uns ein paar tröstend-kühle Streicheleinheiten.

Apropo Geschenke, wir schenken uns zu Geburtstagen und sonstigen Festen nichts Materielles mehr. Uns ist es wichtig gemeinsam Zeit zu verbringen und eventuell tolle Erlebnisse zu teilen. Das kann mal ein kleines Picknick am See sein, ein gemeinsamer Klettersteig, oder einfach nur beisammen sein. Im Grunde ist nur wichtig was uns an diesem Tag Freude bereitet. Heute war es ein Tag im Sandkasten mit grandiosen Ausblicken und atemberaubenden Momenten 🙂

Indischer Ozean küsst Südafrikas Dünen

Ein trockenes Fleckchen inmitten der Brandung

Das Riff taugt zwar nicht zum Baden, aber zum draufglotzen 🙂

Geburtstagskind beim Vogelshooting 😉

Wow – was war das schön heute! Morgen wartet ein neuer Tag auf uns und damit folgt auch ein weiteres Highlight. Als erstes besuchen wir den Klippenpfad bei Hermanus und im Anschluss geht es für uns zum südlichsten Punkt Afrikas – und das ist nicht das Kap der Guten Hoffnung 😉

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