#118 Timișoara – das Klein-Wien Rumäniens
Nadine
Eigentlich ist die Liste der Sehenswürdigkeiten in Rumänien lang. Eigentlich. Nur für uns nicht. Denn die meisten spannenden Hot Spots liegen im Landesinneren und im Osten. All die tollen Schlösser, Burgen, Holzkirchen und Nationalparks findet man da. Nur dass wir leider keine Zeit mehr haben, so viel Strecke zu machen. Wir bleiben also im äußersten Westen, auch deshalb weil wir noch durch Ungarn „müssen“ um anschließend noch mindestens eine Woche in der Slowakei verbringen zu können. Denn von diesem Land haben wir gehört, dass es sich (im Gegensatz zum vermeintlichen Geheimtipp Slowenien) wirklich noch um einen Geheimtipp handeln soll.
Timișoara, von Carsten (dank seines starken Namensgedächtnisses) liebevoll Tiramisu genannt, liegt also quasi auf unserer Durchfahrt nach Ungarn. Irgendwo müssen wir ja auch eine Fahrpause machen, denn länger als fünf Stunden Autofahrt wollen wir nicht am Stück machen. Und da das Wetter aktuell weiterhin grau und kalt bleibt, buchen wir wieder eine günstige Unterkunft, die wir am frühen Abend erreichen. Eben noch war unser Auto zur Reparatur in einer Werkstatt in Orșova und nachdem klar wurde, dass es heute noch fertig wird, rollen wir nun schon in die Seitenstraße unseres Gastgebers ein. Wie gut, dass wir noch so spontan buchen konnten 🙂 Die Stadtbesichtigung verschieben wir auf morgen, denn es ist schon dunkel geworden und der Tag war lang.
2. Oktober – und wir feiern unseren dritten Hochzeitstag 😀 Leider ist es auch heute grau und etwas nebelig, aber immerhin ohne Regen. Timișoara gehörte früher zum Kaiserreich Österreich-Ungarn und nimmt durch die lange Zugehörigkeit und Prägung viele Bauten, Kirchen und Palais aus dieser Zeit mit. Über 14.000 historische Gebäude zählt Timișoara insgesamt. Klein-Wien wird die Stadt deshalb auch gerne genannt. Schon der erste Platz überrascht uns total. Wir hätten nie damit gerechnet, dass Timișoara so eine hübsche Altstadt hat.
Leider fängt es nun doch an zu regnen und Regenschirme haben wir nicht dabei. Das hat man davon wenn man dem Wetterbericht glaubt, dass es nur wolkig bleiben soll 😉 Der Zufall will es, dass wir auf eine DM Filiale stoßen, in der wir uns erst mal aufwärmen gehen und nebenbei noch etwas zu knabbern kaufen. Das Thema Sightseeing verschieben wir erst mal – vielleicht wird es heute Nachmittag wieder schöner – und steuern dafür ein kleines Lokal an, wo wir – etwas verfrüht – zu Mittag speisen. Die aufwärmende Pilzcremesuppe ist ein guter Start, die anschließenden Hauptgänge zwei würdige und vorzügliche Nachfolger 🙂
Kaum, dass wir das Restaurant verlassen haben, zieht uns der kalte Wind die schöne Verdauungswärme wieder aus den Knochen und wir frieren augenblicklich wieder. Kein Wetter um stehen zu bleiben und zu fotografieren. Stattdessen tun wir etwas, dass wir sonst nie tun. Wir gehen in eine Shoppingmall! Jawoll ja. Eine Shoppingmall. Aber hey, nicht nur, dass die Iulius-Mall super modern ist (und so auch in Deutschland stehen könnte), sie bietet uns sogar ein cooles Erlebnis an. Nämlich unsere erste Erfahrung mit einer Oculus Rift Brille! Ihr wisst schon…virtual reality und so… 😉
Wir kramen unser letztes rumänisches Bargeld zusammen und dürfen dann beide nacheinander in einen 9D Simulator steigen.
Das Ding besteht aus drei eiförmigen Kapseln, in die man sich reinsetzt und die per Hydrauliken ordentlich in Bewegung gebracht werden. Aber alles ohne Anschnallpflicht 😉 Der Clou ist aber die Oculus Rift Brille, die eine 3D Welt vor unseren Augen projiziert und die sich parallel zu unseren Kopfbewegungen mitverschiebt. Welche „Fahrt“ man mitmachen will, darf man sich aussuchen und bei einigen Games kann man noch zusätzlich zwei Joysticks nutzen um -vermutlich- auf irgendetwas zu schießen oder um irgendetwas zu steuern. Wir entscheiden uns beide für eine wilde Achterbahnfahrt, da fallen die Joysticks raus und wir können uns einfach zurücklehnen und die Fahrt genießen. Zum Glück passt auch meine Brille unter die Oculus Rift, so dass ich alles scharf sehen kann 🙂 Unser Fazit: coole Erfahrung und obwohl die virtuelle Realität eher im Comic Look war, so haben wir das Potenzial gut erkennen können und sind ehrlich gesagt froh, dass es nicht zuuuu echt war. Da kommt das Gehirn wirklich schnell durcheinander und Realität und Virtualität verschwimmen miteinander.
Aus dem Nachmittags-Stadtbummel wird leider nichts mehr, denn es regnet weiterhin. Schade – die Stadt hätte noch viel zu bieten gehabt. Aber dafür finden wir in dem riesigen Supermarkt der Shoppingmall überraschend viele vegane Produkte – einschließlich italienisches Eis und Mandelkäse aus dem Allgäu. Das kommt selten vor und deshalb greifen wir natürlich ordentlich zu und gönnen uns ein ausgiebiges Abendessen in unserer Unterkunft. So endet der etwas nasse aber dennoch total schöne Hochzeitstag auf unserer Weltreise 🙂