Weltreise Tagebuch

#128 Über den Spreetshoogte Pass in den Westen Namibias

Carsten

12. Dezember 2018

Tag 2 in Namibia und wir gehen nur einkaufen und fahren von Windhoek nach Sesriem. Langweilig? Weit gefehlt, die Landschaft Namibias ist der Hammer und Vogel Strauss steht auch am Straßenrand. Und auch die erste Reifenpanne lässt nicht lange auf sich warten.

Wir werden von Vogelgezwitscher geweckt und die Sonne begrüßt uns mit angenehmer Wärme. Welch ein schöner Morgen. Wir probieren zum Frühstück unseren Neuerwerb Instant Maisbrei mit Vanille. Da wir nur eine Gasflasche für vier Wochen haben und der Wind pfeift, sind schnellkochende Speisen angesagt – Instant was geht 😉 und was soll ich sagen, es geht so, also Geschmacklich und von der Konsistenz her. Aber egal, macht satt und mit Reismilch angerührt geht’s bei mir gut runter 🙂 Nadine nutzt lieber unsere Alternativen Cornflakes und Haferflocken 🙂

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen wieder in den hinteren blickdichten Teil des Wagens und unsere Wertsachen kommen für den Einkauf in unsere Tagesrucksäcke, denn trotz Autowächter zählt das Fahrzeug in Namibia nicht zu den gesicherten Orten. Gut, dass wir das schon seit einiger Zeit gewohnt sind und sich seit unserem Roadtrip durch den Ostblock eine Routine eingespielt hat. Bis auf Kleinigkeiten hat schon alles seinen Platz gefunden und auch das Rückwärtsfahren mit dem großen Hillux geht dank Rückfahrkamera schon ganz gut. Bisher haben wir noch nichts umgefahren und bemühen uns, dass es auch so bleibt 😉

Unser zweiter Einkauf verläuft nun deutlich schneller, wir brauchen vor allem noch reichlich Trinkwasserreserven und noch eine flüssigkeitsdichte Frischhaltebox für gekochte Lebensmittel. Trinkwasser kaufen wir in 5l Kanistern verschiedener Hersteller und hoffen auf ein glückliches Händchen, denn wie schon in Asien bleibt zu befürchten, dass auch das abgefüllte Trinkwasser nicht immer schmeckt und teilweise voller Weichmacher steckt. Apropo Weichmacher, die Frischhalteboxen, die angeblich ohne bpa sein sollen, stinken übelst nach Weichmachern, dass vermutlich allein das Einatmen gesundheitsschädigend ist. Wir finden dann doch noch eine Box die tatsächlich nicht stinkt, nicht mal riecht. Kostet dafür das fünffache und kennen wir auch aus Deutschland. Weichmacher wie bpa verändern das Erbgut und schädigen u.a. die Spermien des Mannes. Klingt jetzt nicht so cool und somit landet die teure Box in unserem Einkaufswagen. Nun nur noch zahlen und jetzt noch volltanken. In Namibia gibt es noch den vollen Tankwartservice. Du wirst an eine Zapfsäule gewiesen und lässt ohne auszusteigen den Tank füllen, die Scheiben reinigen und/oder den Reifendruck prüfen. Der Sprit kostet ca. 90ct/l und obendrauf kommt ein kleines Trinkgeld, je nach Aufwand in Höhe von 20-40ct. Win win 🙂

Voll ausgestattet geht es nun „on the road“ und wir sind schon gespannt auf die sogenannten Gravelroads – das sind in Namibia Schotterpisten unterschiedlichster Qualitäten. Die Straßen sind unterteilt in A/B für asphaltierte Landstraßen und C/D für Schotter und Sandpisten. Der Zustand der Gravelroads hängt wohl stark von Regenfällen und der letzten Aufbereitung ab. Allrad ist dann empfehlenswert und auch der Reifendruck wird auf 1,8 Bar gesenkt. Soweit die Theorie, die Praxis folgt. Zuerst allerdings nervt unser Navi des Vermieters – es kennt unser nächstes Ziel, ein Ort, ein Touristen Hotspot!!! nicht. Tolles Navi 🙁 Dann eben per Handy und mit den Karten von Mapsme und GoogleMaps. Toll, zwei unterschiedliche Routen und eine sehr unglaubwürdige Fahrzeitangabe bei Mapsme. Wir haben Zeit und entscheiden uns für die etwas längere Wegstrecke über den Spreetshoogte Pass und soviel vorweg, wir bereuen es keine Sekunde. Doch vorher fahren wir einige Kilometer auf Asphalt und lassen die Landschaft an uns vorbeiziehen. Noch ist es relativ unspektakulär, wir blicken auf Hügel und weite Flächen und alles ist ziemlich ausgetrocknet am Ende der Trockenzeit. Es fehlt an Regen und alle warten drauf.

Die Asphaltstraßen liegen hinter uns – jetzt kommt Schotter 😉

Sieht so unwirtlich aus – aber hier leben Antilopen, Strauße und viele mehr!

Wir sind überrascht wie bergig Namibia ist

Manchmal ändert sich das Landschaftsbild hinter jeder Straßenkuppe 🙂

Windhoek liegt schon einige Zeit hinter uns, als wir auf unsere erste C Straße abbiegen. Aus Asphalt wird Schotter und das heißt anhalten und Luft aus den Reifen lassen. Ein kleiner Messstift hilft uns den richtigen Luftdruck zu finden und nach einschalten des Allradantriebs geht es schon nach ein paar Minuten weiter. Die Piste ist gut in Schuss und trotzdem rappelt es deutlich. Schnell wird uns klar, dass die Sache mit dem reduzierten Luftdruck richtig Sinn macht und die Schläge deutlich abmildert. Hinter uns ziehen wir eine enorme Staubfahne her und damit der nicht in unseren Laderaum zieht gibt es extra eine Lüftungsklappe, die bis zu 90% des Staubs draußen läßt. Genial einfach.

Es dauert nicht lange und wir bekommen einen Eindruck von der abwechslungsreichen Landschaft Namibias. Hinter jedem Hügel und jeder Kurve wartet eine kleine Überraschung und es ändern sich unsere Ausblicke. Die Farben, die Hügel und Berge lassen uns immer wieder anhalten, geniessen und fotografieren. Wir hörten im Vorfeld von ein paar Namibiareisenden, dass Namibias Landschaft langweilig sei. So so, langweilig. Irgendwie scheinen wir richtig abgebogen zu sein, denn wir erleben Namibia schon an Tag zwei sehr abwechslungsreich und faszinierend schön. Wir sind sehr froh dieses Land bereisen zu dürfen.

Am Wegesrand fallen uns immer wieder kleine wie riesige Vogelnester auf. Es sind die der Webervögel, die uns schon am Morgen mit ihrem Gesang auffielen. Die großen Gemeinschaftsunterkünfte werden von bis zu über 100 Vögeln bewohnt und teilweise von Schlangen heimgesucht. So toll sie auch aussehen, leider zersetzen sie auf Dauer die Leitungsmasten und müssen entfernt werden um die Kommunikation aufrecht zu halten. Auch die Bäume leiden teilweise unter den über 3qm großen Nestern und selbst die dicksten Äste brechen irgendwann. Das faszinierendste ist allerdings die Webtechnik der Vögel, die allein mit ihrem Schnabel solche stabilen Kunstwerke schaffen.

Webervögel, kleine singende Knotenkünstler mit unterschiedlichem Federkleid

Manchmal werden die Gemeinschaftsnester so groß, dass die Äste abbrechen

Vor Telefonmasten wird kein Halt gemacht 😉

Von der C fahren wir nun auf unsere erste D Piste und werden von einer guten Qualität überrascht. Etwas schmaler, aber nicht holpriger als vorher. Wir nähern uns dem Spreetshoogte Pass und die Landschaft wird spektakulär. Wir haben nicht erwartet solche Bergformationen zu erleben. Das Licht, die Farben, die Konturen, wir sind geflasht 🙂 Auch wenn die Piste nun ruppiger wird und fotografieren aus dem fahrenden Auto unmöglich macht ist es einfach genial hier. Es wird Zeit für eine kleine Pause samt Brotzeit und herrlichem Ausblick.

Ausblick vom Spreetshoogte Pass

Gepflastert!? Ja, aber nur an den strengen Stellen 😉

Bei der Kulisse muss man einfach mal aussteigen!

Wie so oft, sieht es in echt viiiiel imposanter aus!

Als wir weiterfahren schauen wir auf den weiteren Verlauf der Piste und der Belag wird sich bald in eine gepflasterte Straße ändern. Normalerweise heisst das Kompressor raus, an die Boardbatterie anschliessen und wieder Luft nachfüllen. Aber lohnt sich das in diese Fall? Wie lang geht dieser Abschnitt? Da es nun deutlich steiler und enger wird, gehen wir davon aus, dass bald wieder Schotter kommt und wir diesen vermutlich kurzen nicht einsehbaren Teil mit zu wenig Reifendruck, dafür aber langsam befahren werden. Gesagt getan und Glück gehabt 🙂 Ein kurzes steiles kurviges Stück Passstraße wurde gepflastert und gleich danach geht es schuttrig weiter und unsere Reifen nehmen keinen Schaden. Wie wichtig das Thema Reifen und richtiger Luftdruck ist, wird immer wieder berichtet und auch unser Vermieter hat enormen Wert darauf gelegt dieses Thema ernst zu nehmen.

Wir haben vor alles richtig zu machen und so einer Reifenpanne vorzubeugen. Hoffentlich haben wir zu unserem Verhalten auch noch das passende Quäntchen Glück. Als wir wieder runter sind vom Berg, wird die Landschaft wieder weitläufiger und Zäune säumen die Pisten über viele Kilometer. Riesige Farmbetriebe haben alles eingezäunt was ihnen gehört. Das heisst allerdings nicht, dass deren Rinder auch diese weiten Flächen nutzen dürfen, sie sind meistens in kleinen Gehegen eingesperrt. Was die Wildtiere angeht, finden sie meistens eine Stelle zum Überqueren der Farmzäune. So bleiben wenigstens Zebras, Strauße, Kudus, Oryxantilopen und Springböcke frei in ihrer Bewegung. Große Tiere haben wir bisher keine gesehen, entweder sind sie zu gut getarnt oder noch im Norden des Landes, wo es mehr Regen hatte und es für sie mehr zu Essen gibt.

Unsere erste Straußsichtung! Es werden noch viele folgen 😉

Neben dem großen Vogel, sehen wir auch seine kleinen Verwandten 🙂

Plötzlich steht ein Strauß am Pistenrand. Es ist irgendwie unwirklich diesen großen Vogel so nah und in freier Natur zu sehen, auch wenn wir wegen solcher Momente nach Namibia gereist sind. Bei den ersten Giraffen waren unsere Fotoapparate noch verpackt, aber diesmal ist alles bereit und wir freuen und über unsere Möglichkeiten samt neuen 600mm Zoom, auch wenn wir da noch an den Einstellungen arbeiten müssen. Zwei weitere Themen, die uns unsere Wildtierfotografie erschweren sind die flimmernde Luft, da bekommst Du nix scharf und die sehr spontane Bewegungsfreude frei lebender Tiere, die entweder weglaufen oder besonders gerne ihren Kopf wegdrehen sobald Du deine Kamera zückst 😉

Nach dem Pass ist vor dem nächsten Bergpanorama…einfach bizarr die Landschaft!

Der Fahrer knipst die Fotografin

Die Fotografin knipst den Fahrer 😛

Nun sind wir schon seit Stunden unterwegs und so langsam läuft uns die Zeit davon, es wird bald dämmern und im dunkeln ist das Fahren mit dem Mietwagen verboten und aufgrund von Wildwechsel und schlechter Pisten auch wenig sinnvoll. Also los, weniger anhalten, Fuss aufs Gas und mit erlaubten 80km/h über den Schutt. Wir haben noch ca. 1/2 Stunde zu fahren, da sehen wir einen Minivan samt 7 mit ihren Händen fuchtelnden Frauen und einem total zerfetzten Hinterreifen samt Radkasten am Pistenrand stehen. Normalerweise sollen wir in solchen Fällen nicht anhalten, aber hey, diese Panne ist sicher nicht vorgetäuscht und hier im Off wo kaum einer vorbeikommt, können und wollen wir nicht vorbeifahren. Wir halten an und während Nadine all unsere Habseligkeiten im Auge behält, frage ich nach, was wir tun können. Sie bekommen die Radmuttern nicht gelöst und können deshalb den Reifen nicht wechseln. Dann versuche ich es halt mal. Kenn‘ ich doch von meinem letzten Versuch in Deutschland – nach fest kommt ab 😉 Mit dem kurzen Schraubenschlüssel aus dem Minivan bekomme ich auch keine Schraube los. Mit unserem aus dem Hillux klappt es auch noch nicht, erst mit einer Hebelverlängerung und wirklich aller Kraft bekomme ich Schraube für Schraube runter. Keine Ahnung wer die angezogen hat.

Egal, den Rest bekommen die Ladies alleine hin und wir machen weiter um unsere nächste Campsite zu erreichen. Sie liegt am Eingang zum Namib-Naukluft-Nationalpark und bietet neben Strom, sogar eigene Toilette und Dusche. Wir kommen gerade rechtzeitig, um noch in der Dämmerung das Zelt aufzubauen und zu kochen. Es war ein langer Tag und doch sind wir nur 340km gefahren. Die vielen schöne Eindrücke und die Gravelroads brauchen Zeit, und wir bekommen eine Vorstellung von der zu erwartenden Reisedurchschnittsgeschwindigkeit 🙂

Im Dezember ist zwar Sommer hier in Namibia, aber die Sonne geht schon um kurz nach halb acht unter (im Winter geht sie sogar noch früher unter)

Ja, man zieht eine ganz schöne Staubfahne nach!

Unser Campingsplatz bei Sesriem – mit eigenem WC und eigener Dusche 🙂

Sonnenaufgang direkt vor unserem Stellplatz

Morgen besuchen wir die rot leuchtende und älteste Wüste der Welt und gehen dort im Morgenlicht auf die Düne 45. Weiter geht es dann für uns über eine Tiefsandpiste zum Deadvlei, zu einem ganz speziellen trockenen Ort 🙂

Menü