Weltreise Tagebuch

#33 Vier Transportmittel und ein Ziel

Carsten

05. Februar 2018

In vier Etappen von Hoi An nach Dong Hoi. Mit Xe Om, Bus, Bahn und Taxi ist es eine Reise, bei der wir immer wieder überrascht werden.

Da stehen wir nun im Zimmer zur Abreise bereit, vollbepackt und motiviert zum Busbahnhof zu laufen, ohne Lust auf elendige Abzocke durch einen weiteren Taxifahrer oder sonstigen Transferanbieter. Der Bus, den wir nehmen werden, den soll es angeblich gar nicht geben, obwohl er laut Google Maps alle 20 Minuten fährt. Um hier in Vietnam als Tourist an verlässliche Informationen zu öffentlichen Bussen zu kommen braucht es finanziell unbeteiligte Menschen, wie z.B. Cua aus dem Nomad-Cafe. Dank ihrer Hilfe wissen wir wo wir wann hin müssen. Hotelbesitzer sind in dem Fall keine Hilfe, denn sie verdienen mit an der Vermittlung zum Transferanbieter und verschweigen gerne, dass es auch öffentliche Busmöglichkeiten gibt.
Heute fühlt sich unser Gepäck noch schwerer an als sonst, mein Rücken zwickt und ich befürworte dann doch die Taxifahrt. Die nette Familie unserer Unterkunft wird uns sicher helfen. Wir fragen nach dem halbwegs regulären Tarif und erleben eine freudige Überraschung. Wir werden von der Tochter und einer Mitarbeiterin mit zwei Rollern kostenlos zum Bus gebracht. Bisher hatten wir aufgrund des vielen Gepäcks vom Roller -Taxi, die hier Xe Om genannt werden, Abstand genommen, doch nun auf zwei Roller verteilt ist es eine super Fortbewegungsmethode.
Vietnam, kleine Mopeds sind die Standarttransportmittel
Auch als Taxi, Xe Om, werden sie mit Fahrer und zwei erwachsenen Beifahrern mit bis zu vier Rucksäcken beladen gefahren. Ehrlich gesagt kaum vorstellbar, aber wir kennen zwei Kanadier, die genau das hinter sich haben 🙂

Wir kommen deutlich früher als geplant zum Bus und können gerade noch im früheren Bus zusteigen bevor er losfährt. Es ist ein Bus für ca. 20-25 Fahrgäste, die von einem Platzanweisenden ein- und ausstiegsverantwortlichen Fahrkartenverkäufer und einem Gepäckverteilenden und für die vorderen Sitze zuständigen Kollegen betreut wird. Diese Unterteilung scheint hier besonders wichtig und wird genau eingehalten 😉 Auch wenn sich die beiden nicht wirklich von den Fahrgästen unterscheiden, so wirkt ihre routinierte Art doch vertrauenserweckend. Die nächste Haltestelle ist in Sicht, der Bus wird langsamer, die hintere Tür wird von Hand entriegelt und geöffnet. Angehalten wird nicht, der Ein – und Ausstiegsverantwortliche springt raus und treibt den neuen Fahrgast in den fahrenden Bus hinein. Das nenn ich mal ein Fahrgeschäft 😉 Nur bei sehr viel Gepäck, bei alten Menschen und ab drei Personen wird komplett angehalten. Aber auch dann wird Tempo gemacht. Ein echtes Spektakel. Wir dürfen auf der hintersten Bank Platz nehmen und zuschauen wie sich der Bus weiter füllt bis auch die Stehplätze eng werden. Ein älterer Herr steigt noch zu und ich biete ihm meinen Sitzplatz an. Wie ich dann feststelle, war das gar nicht so uneigennützig, denn im Stehen zwickt mein Rücken weniger als auf der hinteren Achse. Irgendwie scheint sich jeder über mich zu amüsieren, denn ohne meinen Kopf zu neigen passe ich nicht unters Dach, irgendwie alles etwas enger hier. Nun ist der Moment gekommen wo es ans Bezahlen geht. Wieviel darf es denn heute sein? Bei der Ankunft waren es 100.000 Dong zusammen und heute sind es nur die regulären 60.000 Dong. Das freut uns, nicht wegen des Geldes, sondern als Menschen wahrgenommen zu werden und nicht als Goldesel. Die Stimmung ist trotz des flotten Zustiegs entspannt und wir werden nicht nur geduldet, sondern mit freundlichem Sitzplatzangebot und Lächeln für die kurze Zeit in ihrer Mitte aufgenommen. So knattern wir durch die Strassen, während beim Gepäck Qualm entweicht. Der Qualm entweicht wohl dem Motorraum und er riecht nach verbranntem Öl. Das stört aber niemanden so richtig, dann bleibt halt die Tür ein wenig länger offen.

Wir halten, oder besser gesagt rollen an jeder Haltestelle vorbei und im Bus werden die Plätze durchgetauscht – auf Anweisung natürlich. Es ist spannend mitzubekommen das sich die Schaffner merken, wann jeder einzelne Gast aussteigen möchte. So brauchen auch wir uns keine Sorgen zu machen. Die beiden werfen uns schon raus, wenn es so weit ist 😉 Trotzdem sind wir gut vorbereitet: Google Maps ist an und der Laptop- und Fotorucksack ist gesichert. Nicht, dass der auch noch so rausgeworfen wird wie das restliche Frachtgut. Nach gut 90 Minuten kommen wir in der Nähe des Bahnhofs an und der Bus hält. Er hält, kommt tatsächlich zum Stehen! Viel Gepäck und wir sind nicht die einzigen die aussteigen. Das ist allerdings kein Grund zum Bummeln, denn der Stopp dauert nur so lange, wie der Fahrer braucht den ersten Gang einzulegen. Ehe wir uns versehen, ist der Bus auch schon verschwunden. Abgefahren. Im doppelten Sinne 😉

Wartehalle in Da Nang

Geräumig und sauber können wir un Ruhe abwarten

Wir haben noch reichlich Zeit bis unser Zug abfährt und suchen uns ein Lokal zum Frühstücken.
Vorher haben wir beide das Bedürfnis unsere Nase zu putzen und sind zeitgleich irritiert. Russige Nasenlöcher? Na toll. Ach ja der Qualm im Bus, kein Wunder, dass hier so viele Menschen im Alltag einen Mundschutz tragen.
Doch nun Frühstücken wir erst einmal Suppe und Baguette und dann wollen wir noch etwas für die Fahrt mitnehmen. Da unser Vietnamesisch gleichbleibend miserabel ist und die Mitarbeiter im Restaurant kein Englisch sprechen, geniessen wir einfach den Umstand, dass hier alles vegan ist und probieren noch eins von den kleinen Überraschungspäckchen aus Bananenblättern. Es ist eine Art Kartoffelpüree oder so. Egal, is(s)t lecker, kommt mit. Bitte drei davon und noch ein gefülltes Baguette. Gut vorbereitet geht es zum Bahnhof von Da Nang. Vor dem Betreten der Wartehalle erfolgt noch eine Fahrkarten- und Reisepasskontrolle am Eingang. Es geht geordnet zu am Bahnhof von Da Nang, wo selbst für den Toilettengang Schlappen zur Nutzung bereit stehen, damit keine Flüssigkeiten nach draußen gebracht werden.

Der Zug fährt mit 15minütiger Verspätung ein, und auch erst dann darf der Bahnsteig betreten werden. Vorher bleibt die Tür verschlossen. Hier wird in der Wartehalle gewartet 🙂 Der Zug ist recht modern, hat aber auch schon einiges hinter sich. Die Monitore sind nicht mehr vorhanden, die Sitze sind durch und die Toiletten sind am meisten gealtert. Dafür gibt es für vietnamesische Verhältnisse überraschend viel Platz und so machen wir es uns für die nächsten vier Stunden bequem. Das gemischte Publikum bietet gute bis nervige Unterhaltung, also alles wie bei uns bei der DB. Fast alles, denn ein Restaurantabteil sucht man hier vergeblich. Hier wird jedes Abteil zum Restaurant. Händler mit schmalen Wägelchen und Taschen oder Körben bieten allerlei Essbares an. Von Trockenfisch über Würstchen bis hin zu Gegrilltem ist alles vorhanden, nur nichts Vegetarisches oder Veganes, dafür regelmäßig wiederkehrend und zur Freude vieler Mitreisenden. Wir wussten schon vorher Bescheid und sind froh unseren Proviant dabei zu haben.

Einem Händler, der einzelne getrocknete Tintenfische verkauft, wird von einem Fahrgast gleich sein ganzer Bestand abgekauft und es gab breites Grinsen auf beiden Seiten. Schneller unverhoffter Feierabend 🙂
Wir haben Stöpsel im Ohr, um die Gesprächsfluten zu kontrollieren und geben uns Musik und Podcast hin. Wir finden, der Zug ist auf jeden Fall eine Alternative zum Bus.

IC auf Vietnamesisch. Luxuriöse Großraumwagen mit Speiseangebot

Rollender „Grill“ im Abteil, da träumt der DB Kunde noch von

Pünktlich kommen wir in Dong Hoi an und auch dort geht es geordnet und überschaubar weiter. Nur kalt ist es geworden, gefühlt richtig kalt. 13 Grad vielleicht. Brrr…. Natürlich dürfen auch die Taxifahrer nicht fehlen. Wir schauen als erstes nach dem Ortsbus, doch dieser war sehr motiviert die Taxifahrer zu promoten und schliesslich bietet uns ein Taxifahrer einen Preis an, der normal klingt. Wir nehmen sein Angebot an, er macht sogar sein Taximeter an und der zeigt den gleichen Preis bzw. sogar etwas höher. Ein fairer Taxifahrer! Ja, so was gibt es auch, wenn auch selten 🙂 Andere Reisende sollten bei ihrem gewünschten Fahrtziel statt 300.000 gleich 3.000.000 Dong zahlen. Ups, das Zehnfache! Da hatten wir mal Glück 🙂

Sorry Leute, das mit den Taxifahrern muss ich vielleicht erklären. Erstens wird in Reiseführern und Onlinereiseberichten vor deren unfairen Handlungsweisen bis hin zu manipulierten Taximetern gewarnt. Und zweitens haben mich meine eigenen Erfahrungen gelehrt, traue keinem Taxifahrer. Nicht in Gelsenkirchen, keinem Kölschen, nicht in München oder Berlin, weder in Cagliari oder New York, noch in Verona, auch nicht in Bangkok, Paris oder Athen. In jedem dieser Städte haben Taxifahrer versucht mich zu betrügen und es teilweise auch heftig geschafft. Leider! Die Geschichten die den guten Preis oder die sensationelle Abkürzung jeweils erklären sollten wären zwar auch irgendwie lustig, führen aber jetzt zu weit. Glücklicherweise gibt es Karten Apps und GPS und somit sind zumindest die „Schleichwege“ Fahrten vorbei. Taxi-Kartelle sind so stark wie das Busnetz schwach ist und bei manipulierten Taximeter hilft nur aussteigen und zahlen. Manchmal können Hoteliers helfen die Gemüter zu beruhigen und auch die Touristenpolizei kann hilfreich sein, sollte sie vor Ort sein. Und nun weiterhin good luck 😉

PS: Liebe ehrliche Taxifahrer, bitte nicht böse sein, auch ich weiss, dass es euch gibt, nur leider zu selten. Bitte bleibt stark.

Nadine in der Wüste? Aufklärung folgt 🙂

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