#150 Wanderung zum Malteser Kreuz
Nadine
28. – 29. Januar 2019
Heute wollen wir eine moderate 4-stündige Wanderung zu einer bekannten Felsformation mit dem Namen Malteser Kreuz machen. Sie gehört zu den klassischen Touren in den Zentral-Zedernbergen und führt weiter bis zum höchsten Gipfel der Region. Auf der Suche nach einer seltenen Blume machen wir noch ein paar zusätzliche Höhenmeter, die uns weiter in der Sonne braten lassen. Die Sonne wird heute unsere größte Herausforderung.
Nach der mückengeplagten Nacht, fahren wir zeitig am Morgen mit dem Mietwagen zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Zuvor müssen wir aber wieder ein Permit kaufen. Diesmal konnten wir es nicht an unserer Unterkunft sondern nur auf der Farm „Dwarsrivier“ erwerben. Die Zufahrtsstraße beginnt neben einer Sternwarte und nach Eingabe des Zahlenschloss Codes, fahren wir noch einmal 8km bis wir den Wanderparkplatz erreichen. Wir sind wieder die Einzigen und bleiben es auch die ganze Wandertour lang.
Auf dem Weg sehen wir eine ziemlich große Spinne queren. Die erste wirklich große, die wir seit der Afrika Reise gesehen haben. Wir haben ja gedacht, wir würden öfter welche sehen. Aber ich bin ganz froh, dass wir diesem haarigen Exemplar hier draußen begegnen. Im Zimmer wäre die echt nicht witzig 😉
Zu Beginn der Wandertour verläuft der Weg noch durch eine Ebene und über ein schmales Flussbett, dass sogar Wasser führt. Wir balancieren über zwei schmale Holzbalken um den Fluss zu überqueren. Langsam beginnt die Steigung zuzunehmen und wir laufen meditativ Schritt für Schritt nach oben. Am Himmel ist kein einziges Wölkchen zu sehen und schattenspendende Bäume gibt es auch nicht. Noch ist die Wärme erträglich, aber das wird sich noch schnell ändern.
Der Aufstiegspfad verläuft auf felsigem Untergrund und vor uns huschen immer wieder Echsen über den Weg. Jetzt am Morgen ist ihre Zeit um ihre Körpertemperatur hochzufahren. Sie sitzen auf von der Sonne angestrahlten Steinen und bewegen sich nur langsam. Ideal um ein paar Fotos von ihnen zu machen 🙂 Ein besonders gut getarntes Insekt klebt an einem Sandsteinfelsen. Nur durch Zufall haben wir es überhaupt entdeckt. Ist doch mindestens so talentiert wie ein Chamäleon, oder? 🙂
Wir laufen mitten durch die Westkap-typische Fynbos Vegetation, die auf der Welt einmalig ist. Sie besteht aus zahlreichen Gras- und Buscharten. Das meiste ist schon verblüht, aber wir entdecken trotzdem reihenweise hübsche Blüten. Die meisten sind eher klein und zart, aber ihre Farben sind dafür umso auffallender! Es blüht in fliederfarbenen, roten, gelben und weißen Farben. Es muss paradiesisch schön aussehen, wenn der Frühling hier alles in ein Blumenmeer verwandelt! Die Fynbos Vegetation hat eine einmalige Besonderheit. Alle paar Jahre, wenn es wieder zu einem Buschfeuer gekommen ist, regenerieren sich die Pflanzen schon nach kurzer Zeit. Viele Arten können erst durch das Feuer wieder wachsen. Fynbos wächst auf sehr nährstoffarmen Böden und nach so einem Buschbrand gibt es erstmal wieder reichlich Nährstoffe. Nur wenn es zu oft zum Buschbrand kommt, sind die Pflanzen bedroht. Generell ist das Ökosystem sehr empfindlich und fast alle Pflanzenarten stehen unter Schutz. Der Mensch hat durch sein großflächiges Eingreifen dafür gesorgt, dass immer mehr Arten aussterben. Auch die Häufigkeit der von Menschen verursachten Feuer verschlimmert die Lage.
Nach knapp zwei Stunden Aufstieg mit reichlich Fotopausen, erreichen wir den Sattel des Berges. Vor uns öffnet sich eine riesige Ebene und wir sehen nun auch die Felsformation des Malteser Kreuzes. Nach ein paar Minuten erreichen wir dessen Fuß. Wie ein Kreuz sieht es zwar nicht aus, aber beeindruckend ist es trotzdem. Es ist immer wieder erstaunlich was durch Erosion, Wind und Wetter geformt werden kann. Praktisch, dass das Kreuz so hoch ist und einen großen Schatten spendet 🙂 Wir machen eine Pause und packen unsere Brote und Aufstriche aus.
Der Weg endet eigentlich hier und der Aufstiegsweg ist auch der Abstiegsweg. Allerdings wollen wir noch ein bisschen weiter laufen. Der Senior Chef von unserer Unterkunft hat uns nämlich erzählt, dass es aktuell Blütezeit der „Snow Protea“ sei. Eine schneeweiße Protea, die nur in wenigen Gebieten zu finden ist und auch nicht jedes Jahr blüht. Vor kurzem hätte aber jemand sie hier gesehen. Er zeichnete uns gestern Abend noch eine kleine Skizze und erklärte uns ungefähr wo sie zu finden sei. So eine seltene Blume würden wir natürlich mega gerne sehen! Wir laufen also weiter durch die dichter werdende Vegetation mitten hinein in die knallige Mittagshitze. Von nun an gibt es definitiv keinen Schatten mehr. Wir nähern uns dem Fuße des höchsten Berges in den Zedernbergen. Genannt der Sneeuberg – also Schneeberg. Er ist über 2000m hoch (höher als der Tafelberg) und hat seinen Namen zu Recht. Schnee im Winter ist nicht ungewöhnlich da oben. Wir wollen aber gar nicht ganz rauf. Nur ein bisschen die Flanken hinaufwandern. Denn da soll die Snow Protea gesichtet worden sein. Nach einer Stunde geben wir aber auf. Sie ist einfach nicht zu finden. Also wieder eine Stunde bis zum Malteser Kreuz zurück und in seinem Schatten endlich wieder ein bisschen abkühlen. Wir fühlen uns etwas überhitzt. Anschließend wartet noch der Abstieg auf uns und der zieht sich naturgemäß bei so einem Wetter extrem in die Länge. Wir kommen trotz genügend Wasservorräten ziemlich ausgelaugt am Auto an. Da drin ist es aber wie im Backofen und bis die Klimaanlage wirkt, läuft uns der Schweiß aus allen Poren. Wir sind aber dankbar, dass wir überhaupt eine haben 🙂
Die Wanderung war schön und die vielen Echsen und bunten Blüten haben die Tour abwechslungsreich gemacht. Allerdings war sie nur Plan B. Eigentlich wollten wir die Wolfsberg Cracks machen. Eine Wanderung, bei der man durch Spalten (=Cracks) kraxelt und an Grotten vorbeikommt. Leider ist der Weg seit einem Brand im Sommer 2016 gesperrt. Aber was wir an Fotos gesehen haben, sah echt spannend aus. Also, falls jemand von euch nächstes Jahr in diese Region reisen sollte: vielleicht ist es bis dahin möglich diese Tour wieder zu machen. Es ist eine Recherche wert 😉
Den Rest des Tages versuchen wir uns von der Hitze zu erholen, aber erst wenn die Sonne untergeht wird es angenehmer. Blöderweise kommen dann auch wieder die Mücken raus 😛 Am nächsten Morgen ist auch schon der Abreisetag und wir verlassen die Zedernberg Region. Es war definitiv eine gute Entscheidung diese Bergregion besucht zu haben. Wäre es nicht gerade Hochsommer, hätten wir es auch noch ein paar Tage länger ausgehalten 😉 Heute ist nur noch ein reiner Fahrtag angesetzt, aber morgen haben wir uns ein schönes Ausflugsziel an Carstens Geburtstag ausgesucht! 🙂