Weltreise Tagebuch

#154 Wechselhaftes Wetter am Kap der Guten Hoffnung

Nadine

02. Februar 2019

Kap der Guten Hoffnung, Kap der Stürme, südlichster Punkt Afrikas…Es gibt viele Namen für diesen einen berühmten Punkt in Südafrika. Letzterer ist definitv falsch, das wäre nämlich Kap Aghulas, aber immerhin ist es der südwestlichste Punkt. Und der viel berühmtere 😉 Bei stürmischen Böen versuchen wir uns nicht wegpusten zu lassen und wünschen uns besseres Wetter. Immerhin stehen wir am Kap der Guten Hoffnung! Also hoffen wir einfach mal 😉

Das Kap der Guten Hoffnung wurde an einem stürmischen Tag Ende des 15. Jahrhunderts von einem portugiesischem Seefahrer entdeckt. Er nannte es das Kap der Stürme. Später wurde es vom damaligen König in das Kap der Guten Hoffnung umbenannt, da nun endlich ein Seeweg nach Indien gefunden wurde.

Das Kap liegt auf einer Halbinsel, die sich 20km von Festland herausstreckt und das zu dem knapp 8000qm großen Naturreservat „Cape Peninsula National Park“ gehört. Hier tummeln sich Paviane, Elenantilopen, Strauße, Robben, Buntböcke und zahlreiche Vogelarten. Im Frühling blüht die gesamte Fynbos Vegetation auf und entlockt der Küstenwelt seinen ganzen Farbenzauber. Die Besucherzahlen in diesen Monaten liegen dann auch überdurchschnittlich hoch 😉 Aber auch außerhalb der Blütezeit ist die Kap Halbinsel ein Besuchermagnet und so zahlen wir stolze 20€ Eintrittsgebühren. Pro Person wohlgemerkt! Laut Rezensionen soll es landschaftlich wirklich schön sein und da es auch Dutzende Wandermöglichkeiten, verschiedenste Strände und Buchten gibt, bekommt man wenigstens viel geboten. So kann man hier den ganzen Tag verbringen ohne das es langweilig wird.

Schon um 7Uhr stehen wir am Eingangstor und bezahlen die Tickets. Von hier aus steuern wir direkt das berühmte Ortsschild des Kaps der Guten Hoffnung an. Ein knappe halbe Stunde brauchen wir bis wir am Parkplatz ankommen (es gilt wieder ein Tempolimit von 40km/h im Nationalpark). Wir sind tatsächlich die ersten Besucher heute und haben das Kap für uns allein. Unser Plan ist wieder einmal aufgegangen 🙂 Die ganzen Touristen, die mit dem Bus kommen, sind erst ab halb neun hier. Noch früher kommen nur Individualreisende mit dem Mietwagen an. Der Nachteil am frühen Ankommen heute: es ist noch nicht so richtig taghell 😛 Und dazu schwebt auch noch eine dicke Wolkendecke über uns und ein unglaublich stürmiger Wind braust über die Küste hinweg. Beim Aussteigen müssen wir die Autotüren gut festhalten, damit es sie nicht aushebelt 😉 Carsten rennt noch eben der leeren Plastiktüte hinterher, die es ihm im hohen Bogen aus der Autotür fortgeblasen hat. Wenn ich nicht so viel Mitleid mit meinem gefühlt kilometerweit rennenden Mann haben würde, würde ich schallend lachen müssen. Immer wenn er die Hand nach der Tüte ausstreckt, kommt eine kräftige Böse und schwupps fliegt sie wieder davon. Das Spiel gewinnt er zwar irgendwann, kommt aber mit kräftig pumpendem Herzen wieder 😛

Nach dieser Sporteinheit macht er noch ein Foto mit mir und dem berühmten Ortsschild. Heute bauen wir kein Stativ auf um beide auf dem Bild zu sein. Zu kalt und vorallem zu windig. Das wäre der Tod für die Kamera…

Geschafft – wir sind die ersten am berühmten Schild! Irre windig und kalt ist es!

Noch steht unser Wagen alleine auf dem Parkplatz 😛

Kleiner Aussichtsberg am Kap (und was für hübsche Felsen!)

Brrrrr…bibber…

Direkt neben dem Kap tummeln sich Dutzende Robben auf einer vom Meer umspülten Felsbank. Wäre es nicht so kalt, würden wir ihnen noch eine Weile zusehen. So steigen wir lieber den Klippenweg nach oben und wärmen uns durch Bewegung auf. Der Weg führt in einer Dreiviertelstunde vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Cape Point. Wir wollen heute mal nur auf den ersten Aussichtspunkt. Der Wind zerrt an meiner Alibaba Hose und wechselt permanent die Richtung. Die letzten Schritte zum Aussichtspunkt verlaufen ungesichert auf einem schmalen Steig, der zur linken Seite senkrecht abfällt. An sich kein Problem. Aber bei den heftigen Böen, versuchen wir so weit rechts wie möglich an den Felsen zu bleiben um nicht plötzlich das Gleichgewicht durch den kräftigen Wind zu verlieren. Oben angekommen, können wir von hier aus den neuen Leuchtturm sehen, der am Cape Point steht und die Aufgabe des alten Leuchtturms bis heute übernimmt. Dieser wurde nämlich zu weit oben auf den Klippen gebaut und steht oft im dicken Nebel, so dass sein Licht überhaupt nicht bis zu den Schiffen durchdringen konnte.

Unter uns krachen die Wellen an die Felswand. Zusammen mit dem tosenden Wind und dem mystischen Licht fühlen wir die geballte Packung der Natur besonders intensiv.

Mystische Lichtstimmung

Viel Wellengang

Blick in die Tiefe

Der neue Leuchtturm

Nach dem Abstieg gehen wir zum Parkplatz zurück wo mittlerweile ein weiteres Auto angekommen ist. Wir steigen ein und düsen zum Cape Point. Dieses 250m hohe Kliff mit seinem alten Leuchtturm kann entweder mit einer Standseilbahn (die natürlich extra kostet) oder zu Fuß erreicht werden. Von hier aus gibt es mehrere ummauerte Aussichtsbuchten, die direkt am Klippenabgrund befestigt worden sind. Am Gipfel selbst steht der alte Leuchtturm. War der Wind schon am Kap echt heftig, kommt er hier so richtig in Schwung. Ein Bild ohne Verwackeln hinzubekommen ist schon ein kleiner Glücksfall 😛

Am alten Leuchtturm

Das 250m hohe Cape Point

Carsten muss sich gut festhalten bei dem Sturm 😛

Theoretisch führt vom alten Leuchtturm noch ein Weg bis zur Spitze des Kliffs, wo der neue Leuchtturm steht. Bei normalem Wetter würden wir den gehen, aber da er immer wieder ungesichert steil zu beiden oder einer Seite abfällt, lassen wir es lieber bleiben. Der Wind ist einfach zu unberechenbar heute. Dafür wollen wir zum Dias Beach wandern. Dieser Strand wurde nach dem Entdecker des Kaps benannt und kann über den Holzplankenweg, der bis zum Ortsschild des Kaps führt, sehr einfach und bequem zu Fuß erreicht werden. Bis wir zum Einstieg kommen, hat der Wind auch endlich nachgelassen und mittlerweile zwingt uns die Sonne dazu unsere ganzen Jackenschichten auszuziehen. Wie schön! 🙂

Der Weg führt direkt durch Fynbos Vegetation und wir entdecken darin neben einem Straußenpaar und einem Buntbock eine kleine Elenantilopen Familie. Von weitem sehen sie fast aus wie Rinder, aber wenn man dann die großen in sich gedrehten Hörner sieht, vergisst man das schnell wieder 😉 Sie sind die größten Antilopen der Welt und können bis zu 1000kg auf die Waage bringen, bei einer Schulterhöhe von 150cm. Wenn sie ihren Kopf aufrichten, sind sie größer als ich! Zum Glück sind sie friedlicher Natur 😉

Ein Straußenpaar

Größte Antilopenart: Elenantilope

In der Fynbos Vegetation tummeln sich viele Vögel

Wie anmutig 🙂

Wir sind überrascht, dass wir die einzigen auf dem Weg sind. Am Strand selber ist auch noch keine Menschenseele zu sehen. Umso besser 🙂 Eine Holztreppe führt bis zum Strand hinunter, die die geschätzten 100m Höhenunterschied überwindet. Unten angekommen laufen wir durch den feinen hellen Sand bis zum Wasser. Leider liegt hier ein toter hart-aufgeblähter Delfin. Keine Ahnung, was dem armen Tier widerfahren ist.

Der Dias Strand ist eingebettet in hohe Felswände links und rechts. Diese machen sich diverse Meeresvögel als ihre Nester zu nutze. Man sieht die weißen Spuren ihrer Hinterlassenschaften am Felsband 😉

Neben uns genießen Möwen und Kormorane die Meeresbrandung und hocken bewegungslos im Sand. Als wir ihnen dann doch zu nahe kommen, startet eine nach dem anderen mit Anlauf durch.

Dieser Holzplankenweg führt vom Leuchtturm bis zum Kap der Guten Hoffnung

Dias Beach – da wollen wir hin

Dias Beach – und wir sind die einzigen!

Auf dem Felsen nisten zahlreiche Meeresvögel

Als wir uns sattgesehen haben, laufen wir den gleichen Weg wieder zurück und kommen am Parkplatz von Cape Point raus, wo nun mittlerweile die gefürchteten Busladungen angekommen sind. Das schöne ist: wir haben nun alles gesehen und fahren den Massen davon, während die gerade erst angekommen sind 🙂 High Five für uns! Weiter geht es für uns zu einem Wanderweg, der am Olifantsbos Beach beginnt. Auf dem Weg zum Strand verschwindet die Sonne wieder und Nebel taucht die Landschaft in ein graues Tuch ein. Wir hoffen, dass es nur eine kleine örtliche Nebelzelle ist. Leider ist das nicht der Fall und wir blasen die kleine Wanderung ab. Wir schauen uns nur den Strand selber an. Er ist übersät mit Tang, kleinen Muscheln und großen Muscheln. Ein Paradies für Sammler 😉 Auf der Hälfte der Strecke drehen wir dann abrupt um. Uns verschlägt es den Atem. Ein abartiger undefinierbarer Gestank kriecht in unsere Nasen. Was auch immer es ist, wir wollen keinen Schritt weiter 😛

Ein bisschen enttäuscht kehren wir zum Auto um. Der Nebel hat sich festgesetzt und scheint nun überall auf der Halbinsel zu sein. Wir muntern uns auf, denn immerhin haben wir das Kap der Guten Hoffnung überhaupt noch sehen können. Und zwar fast komplett alleine. An einem Samstag! Und zwischendurch sogar mit Sonne und Windstille 🙂 Wir rollen dem Ausgangstor entgegen und sehen eine riesige Autoschlange am Eingang stehen. Sie alle wollen noch zum Kap fahren und sehen schon jetzt angesichts der Wartezeit schlecht gelaunt aus. Hach, ist das schön. Wir haben alles richtig gemacht! Gut gelaunt kommen wir an unserer Unterkunft an. Am Nachmittag beginnen wir das große Packen, denn morgen geben wir den Mietwagen in Kapstadt ab und steigen in den lila-türkisfarbenen Shosholoza Zug ein, der uns in 26 Stunden quer durch Südafrika nach Johannesburg bringen soll. Wir sind extrem gespannt!

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