Weltreise Tagebuch

#45 Abenteuerliche Ausflüge in Muang Noi

Carsten

06. & 07. März 2018

Muang Noi, ein Dorf zum Chillen. Doch manchmal ist uns das zu wenig. Wir entscheiden uns für einen View Point der es in sich hat, einen Höhlenbesuch mit besonderen Gästen und einen offiziell nicht existierenden Rückweg.

Als erstes erkunden wir das Dorf und die nähere Umgebung und landen beim Einstieg zum Pha Boom View Point. Eine Stunde soll der steile Aufstieg dauern und der nett lächelnde alte Mann am Eingang schaut auf unsere Latschen und lacht. Obwohl er vermutlich selbst barfuss hochgehen würde empfiehlt er uns mit Händen und Füssen und andauerndem Lächeln Bergstiefel. Wir entscheiden, am nächsten Tag früh morgens wieder zu kommen und mit unseren Halbschuhen im Schutz des Morgendunstes aufzusteigen.

Schöner Pfad zum Einstieg – noch im Morgendunst

Dort oben wollen wir hin. Der Nebel lichtet sich….

…und gibt den Blick auf riesige Baumkronen frei

Es gibt sie doch, die flachen Passagen

Hohe Stufen ohne Ende. Ausgebrantes Handyfoto.

Es ist steiler, als es ausschaut

Die Stufen hören gar nicht mehr auf und sind auch alles andere als gemütlich hoch. Dafür sind fast über den ganzen Weg Seile mit Halteknoten angebracht. Stufe um Stufe geht es immer höher. Noch eine Querung und ein paar Stufen und wir kommen nach 45 Minuten an eine teilweise gerodete Stelle mit roter Erde und einem schönen Blick auf Muang Noi. Der View Point?! Eigentlich zu früh und die Aussicht ist durch reichlich hohe Pflanzen eingeschränkt. Wir schauen uns um und sehen noch einen kleinen Pfad der ins Bambusdickicht führt. Vielleicht geht es ja doch noch weiter. Wir wollen es wissen, gehen los und stellen fest, dass es noch viel viel steiler wird. Immerhin sind immer wieder rote Punkte zu sehen und wo Wegmarkierungen sind, geht es auch weiter und da wollen wir auch hin, auch wenn der „Weg“ noch nicht fertig zu sein scheint 😉
Ohne künstliche Stufen oder Halteseile geht es nur mit dem Einsatz unserer Hände weiter und an den echt übel steilen Stellen steht nur abgebrochener Bambus zur Verfügung um uns hochzuziehen. Na toll. Okay es wird ein Abenteuer und solange wir auch wieder zurück können, gehen wir weiter.

Leider nur zwei Handyfotos, ansonsten hatten wir alle Hände voll zu tun.

Seilgesicherte Passage, meistens gab es nur halbwegs verwurzelten Bambus.

Es folgen kurze felsige Kraxeleinlagen, wir kriechen unter umgekippten Bäumen durch und fragen uns bei manchen steilen Passagen, ob wir wirklich wieder gut herunter kommen. Geht schon, kann ja nicht mehr weit sein. Aber es zieht sich und zieht sich…. Nach insgesamt zwei Stunden stehen wir auf dem kleinen unfassbar scharfzackigen Gipfel. Das zum Thema, kann nicht mehr weit sein. Der Ausblick bietet uns leider keinen Rundumblick, schön ist er trotzdem. Der Fels ist leider derart scharf und spitz, dass wir keinen Platz finden wo wir uns gemütlich hinhocken können. Selbst das Stehen bleibt eine wackelige Angelegenheit, weil nirgendwo ein ganzer Fuss hinpasst.

Verschwitzt machen wir uns an den schattigen Abstieg. Die ganzen Spinnennetze haben wir schon im Aufstieg zur Seite geräumt, nun können wir uns ganz auf die kniffeligen Stellen konzentrieren 🙂 Unseren Tagesrucksack reichen wir immer wieder durch um überhaupt durch die engen Stellen zu kommen. Letztlich geht es dank des Bambus wesentlich besser als vermutet und wir kommen wieder gut am ersten View Point an. Kurze Pause, etwas naschen und trinken und weiter geht es Stufe für Stufe ins Tal. Die Sonne knallt wieder und wir sind froh über den schattigen Weg. Die permanenten Stufen sind zwar nicht gerade angenehm zu gehen, aber das steile felsdurchzogene Gelände lässt kaum eine andere Wegführung zu. Unsere Oberschenkel melden sich und auch mein Rücken findet es langsam nicht mehr lustig. Während der ganzen Wandertour waren wir übrigens fast alleine unterwegs. Erst im Abstieg kamen uns die nächsten Verrückten entgegen 😉

Im Tal angekommen werden wir vom weiterhin lächelnden Kassierer und ein paar Einheimischen freudig und äußerst nett empfangen. Ein schöner Abschluss eines überraschend sportlichen Ausflugs, der statt zwei Stunden vier Stunden Gehzeit andauerte. Für die kommenden Tage ist Gewitter gemeldet und bei Nässe ist der zweite Teil des Aufstiegs definitiv nur noch eine lebensgefährliche Rutschpartie. So haben wir dann doch alles richtig gemacht. Nur mein Ischias will wieder in die Ebene und ruhen. Kann er haben, ist jetzt eh wieder zu heiss für weitere Aktionen.

Einfach mal in der Ebene bleiben 😉

Zum Hüpfen schön

Unser zweiter Ausflug sollte ein ganz gemütlicher halbstündiger Erholungsspaziergang zu der Tham Khang Höhle sein. Nadine kann ihrem Forscherdrang folgen und ich schau wie weit mein Rücken in die Höhle will. Die halbe Stunde dauert eine Stunde und wir fragen uns schon ein wenig, wer die Zeitangaben misst 😉 Egal, es ist ein schöner entspannter Spaziergang ohne Höhenmeter und schönen Einblicken in die Landschaft außerhalb des Dorfes. Wir schauen auf den Berg, den wir gestern bestiegen haben und können nur erahnen wo wir lang sind. Ein paar Hütten und von Zäunen eingefasste Felder und Gärten säumen die Staubpiste. An der Höhle selbst sind zwei Getränkestände, die frische Kokosnuss und die üblichen Limonaden anbieten. Schattige Sitzplätze werden zur Verfügung gestellt und so ist es verwunderlich, das außer uns niemand hier ist. Wir zahlen den üblichen Euro Eintritt für die Begehung der Höhle und der umliegenden Hütten samt Bambusbrücke.

Schattige Plätze für die Gäste

Für Autos gibt es keine Brücke

Wackelig, aber hält

Es stellt sich heraus, dass die Tham Khang Höhle aus mindestens drei Höhlen besteht, die wir uns nacheinander anschauen. Eine sehr kleine bietet noch einen Blick auf einen Bach der aus der Höhle herausfließt und sogar recht große Fische beherbergt. Nichts Spektakuläres, aber trotzdem schön anzusehen. Die Zweite erinnert eher an eine Grotte, bietet uns dafür noch einen kleinen Durchgang an. Nadine macht sich klein und verschwindet mit der Stirnlampe im Dunkeln. Soll spannend sein und gleich nach dem kleinen Durchgang kann man auch wieder aufrecht stehen. An den Wänden sitzen Langfühlerschrecken (Rhaphidophoroidea) mit sehr langen Fühlern. Körper fünf cm groß, Fühler 15cm lang.

Um meinen Rücken zu schonen, gehe ich gleich auf allen Vieren in die kleine Höhle. Das mit dem Aufrecht stehen klappt zwar auch bei mir, aber die Kopffreiheit ist weniger ausgeprägt und so entdeckt ich auch noch seltsame tropfenbehaftete Fäden, die von der Höhlendecke hängen. Sowas kenne ich nur aus Berichten über neuseeländische Grow Worms. Da diese jedoch endemisch sind, fehlt mir hier die Erklärung. Wer etwas weiss, bitte melden!

Tham Khang Höhle Teil eins

Langfühlerschrecke

Tham Khang Höhle Teil zwei

Alles nicht so gemütlich hier, die Luft ist auch warm und sehr feucht mit eigenem Duft, also nix wie raus. Schauen wir uns doch mal die dritte Höhle an. Die ist schon bedeutend größer, wieder mit einem Bach versehen und wir können ca. 150 Meter weit hinein gehen. Die Langfühlerschrecken sind wieder präsent und dazu gesellt sich mindestens eine handteller große Spinne und ein ebenfalls handteller großer Tausendfüßler/Hundertfüßler/Spinnenläufer Namens Thereuopoda Longicornis, der verdammt schnell ist und sich über unseren Köpfen befindet. Wir beschließen wieder ans Tageslicht zu gehen, bevor uns noch jemand auf den Kopf fällt 😉
Höhlenforscher brauchen ein äußerst entspanntes Verhältnis zu Insekten und Spinnentieren. Wir sind wohl keine Höhlenforscher, auch wenn wir es spannend und irgendwie faszinierend finden.

Handtellergroße Krabbenspinne

Der vordere Bereich der Tham Khang Höhle

Schon wieder handgroß und echt schnell

Wieder draußen an der frischen Luft heisst es erstmal durchatmen und Wasser trinken. Die Zeit vergeht wieder wie im Fluge und wir beschließen über die schöne wackelige Bambusbrücke zu den Reisfeldern zu gehen. Da wird es schon einen Weg zurück nach Muang Noi geben. Sieht zumindest so oder ähnlich aus. Wir gehen über die ausgetrockneten Felder und sind weiterhin allein auf weiter Flur. Wir geniessen den Ausblick, die Natur und die Ruhe. Nach einer halben Stunde treffen wir auf eine Gruppe Rinder, die als wir näher kommen hektisch aufspringt einige Meter weiter ihre Kälber schützend umringt und uns anstarrt. Auch diese Rinder wissen um die Gefahr die ihren Kälbern von Menschen droht.

Die brachliegenden Reisfelder dienen nunmehr als Weidefläche, da aufgrund des Tourismus sich der Bedarf an Fleisch vergrößert hat. Zum einen wollen viele Touristen Fleisch essen und zum anderen ist die Viehhaltung weniger arbeitsintensiv als der Reisanbau.

Weidefläche statt Reisfelder

Kühe beschützen ihre Kälber

Wir nehmen weiter Abstand zu den Rindern und suchen nun nach einem Weg, der uns über den Fluss nach Muang Noi führt. Links wurde gerodet und ein Weg ist nicht zu erkennen. Rechts ist der Fluss ohne Brücke und recht tief. Also geradeaus weiter so lange es geht. Lange geht es nicht, denn ein Abzweig des Flusses versperrt uns auch dort den Weg. Querfeldein? Nicht in Laos wo die Gefahr durch Blindgänger verletzt oder getötet zu werden weiterhin groß ist. Also nochmal schauen, es gibt ja einige Trampelpfade hier, doch diese führen uns immer wieder nur zu kleinen Gehegen in denen Gänse und Enten gefangen sind. Wir finden nur eine Stelle, wo wir durch den Fluss kommen. Nicht allzu tief, wenig Strömung und auf der gegenüberliegenden Seite geht es über ein Privatgrundstück weiter. Die Alternative wäre alles noch einmal zurück gehen und dann nochmals eine Stunde laufen. Nicht in der aktuellen Mittagshitze von über 30 Grad im Schatten, wo wir keinen Schatten finden werden. Also los, Schuhe und Socken aus und auf keinen Fall auf den teilweise rutschigen Steinen ausrutschen. Fotoapparat, Handys und Gesundheit werden es uns danken. Vorsichtig gehen wir nacheinander hinüber.

Geschafft, nun noch über das Gatter und weiter zur Staubpiste, die uns ins Dorf bringt. Auf dem Hof sitzt eine alte Frau und arbeitet hockend vor dem Haus. Sie bemerkt unseren ungewöhnlichen „Besuch“, schaut auf und lächelt uns an. Wir begrüssen einander mit Sabaidii. Anschliessend versuchen wir noch irgendwie zu erklären, dass wir über die Reisfelder und durch den Fluss gekommen sind um weiter nach Muang Noi zu gelangen. Sie lächelt, zeigt in Richtung Staubpiste und arbeitet weiter, als ob nichts gewesen wäre. Auch wir gehen weiter, allerdings erleichtert wieder auf dem richtigen Weg und nicht auf einen bösen Bauern gestossen zu sein. Nach ein paar Minuten erreichen wir unsere Unterkunft. Ein kurzer Entspannungsspaziergang schaut anders aus, dafür hatten wir spannende Momente, tolle Tiere, eine freundliche Begegnung und wieder etwas zu erzählen 😉

Tham Khang Höhle

Das Spiel des Lichts und der Farben ist schon faszinierend

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