Weltreise Tagebuch

#147 Abschied von Namibia

Nadine

08. – 11. Januar 2019

Wir haben uns schon am ersten Tag in Namibia vor ihm gegruselt. Gegruselt vor dem Abschiedstag. Ja, auch 30 Tage gehen rum wie nix in einem Land, dass uns direkt von Anfang an so verzaubert hat. Wir genießen aber diesen letzten Tag in vollen Zügen und erkunden weiter die Wüste Namib. Es wird ein würdiger Abschluss 🙂

Noch einmal aufstehen und noch ein letztes Mal im Dachzelt übernachten bevor wir unseren Toyota Hillux abgeben müssen…. Aber bevor wir gleich schon am Morgen sentimental werden, machen wir uns wieder früh auf die Socken (oder besser Räder!), denn Morgenlicht’ ist des Fotografen Gedicht 😀 Wollen sagen: die schönsten Fotos entstehen fast immer zur goldenen Morgenstunde (oder Abendstunde natürlich). Wir wollen unbedingt noch ein paar Selfies von uns und unserem vierrädrigen Begleiter vor der Blutkuppe knipsen. Also Stativ raus, Selbstauslöser auf 10sek eingestellt und dann heißt es rennen (zumindest immer für einen von uns). Den Morgensport hätten wir also schon mal agebhakt. Aber bei so einem spannenden Berg wie der Blutkuppe wollen wir definitiv auch noch ein bisschen mehr sehen als beim gestrigen Aufstieg im Halbdunkeln

Die Blutkuppe im Morgenlicht

Felslandschaft inmitten der Namibwüste

Eins von vielen Selbstauslöser Bildern 😉

Wir fahren also zur Ostseite der Blutkuppe herum, stellen den Wagen ab und starten unseren Aufstieg. Auch hier gibt es keinen wirklichen Weg, aber das macht es ja auch irgendwie spannend: „Ist der Weg wirklich so einfach, wie er von unten aussieht oder kommen doch ein paar Überraschungen wie unüberwindbare Gräben oder senkrechte Flanken?“ Echte Überraschungen sind zunächst aber die vielen Bäume, die direkt aus den Felsen emporwachsen, einer trägt sogar kleine Früchte 🙂 Auch ein fast 4m hoher Kaktus wächst aus den Flanken der Blutkuppe. Einfach erstaunlich diese Wüstenpflanzen!

Von weitem konnten wir in den Granitblöcken des Berges runde „Fenster“ entdecken. Beim Näherkommen während des Aufstieges sehen wir nun auch, dass es mächtige halbrunde Felsüberhänge sind. Wenn man sich darunter stellt, sieht es aus als ob man aus einer Höhle blickt. Was für eine gigantisch Landschaft 🙂

Wir stehen unter einem Felsüberhang auf halber Höhe zum Gipfel der Blutkuppe

Der Kaktus wächst mitten auf der Blutkuppe

Noch so ein Felsüberhang auf der Blutkuppe

Blick von der Blutkuppe über die Namib Wüste

Wir hatten uns zwar vorgenommen wieder bis zum Gipfel der Blutkuppe zu gehen, haben aber festgestellt, dass wir nun doch schon eine ganze Weile bei den Felsüberhängen verweilten und nun die Zeit ein bisschen drängt. Wir haben immerhin noch ein bisschen Strecke vor uns und auch die Sonne streckt ihre glühenden Fühler nach uns aus. Bevor wir also verbruzzeln, steigen wir wieder ab. Vorbei an den großen Boulderblöcken, den vielen hübschen Köcherbäumen und einer Handvoll Dassies, die von Stein zu Stein hüpfen. Zurück am Auto, müssen wir nur noch durch die tiefe Sandpiste zurück zur Schotterstraße. Aber unser treuer Hillux zuckt nicht mal mit der Wimper, er rollt anstandslos über alle Unebenheiten und Wellen hinweg. Off Road macht einfach Spaß mit dieser Kiste! 😀 Von Reisebloggern haben wir gelesen, dass man sich hier schnell festfahren kann. Wie gut, dass uns das erspart bleibt!

Tolle Vegetation 🙂

Tiefe Sandpiste

Aber kein Problem für unseren Wagen

Weiterfahrt nach Tinkas

Weiter geht unsere Fahrt nach Tinkas. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, was uns dort erwartet, aber auf der Karte, die wir mit unserem Permit für den Namib Naukluft Park bekommen haben, steht das Zauberwort „Rock Arch“ – und da dieser Felsbogen nicht so viele Kilometer von der Blutkuppe entfernt liegt, wollen wir ihn natürlich nicht auslassen. Aber auch wenn es nicht viele Kilometer sind, so brauchen wir doch deutlich über eine Stunde bis zum Ziel. Denn die „Straße“ dahin ist ausdrücklich nur mit Allradwagen erlaubt und möglich. Zufällig sitze ich grad am Steuer und darf nun unerwartet einen Haken hinter dem neuen Bucketlist Punkt „einmal im Leben auf einer echten Off Road Piste fahren“ abhaken. Hatte ich zwar vorher nicht auf dem wortwörtlichen Zettel, aber nun da ich es erleben durfte, möchte ich das nicht missen wollen 😀 Ein echter Spaß! Aber ich gebe zu, bei dem Wagen kann das jeder – der Hillux fährt quasi von alleine. Wie gut, dass wir uns für das etwas teurere Modell entscheiden mussten (die günstigeren waren für unseren Zeitraum schon ausgebucht). Hier bewährt er sich mal wieder 🙂

Die Allradstrecke führt uns über Felsplatten, steile Schotterpisten und reichlich Sandrillen. Schnell fahren kann man hier nicht, aber die Landschaft hat so viel zu bieten, dass wir das auch gar nicht wollten, selbst wenn wir könnten. Zur Mittagszeit erreichen wir Tinkas und einen mächtigen Felsüberhang, der reichlich Schatten wirft. Perfekt um Brotzeit zu machen! Und das mal wieder vor einer 1A Filmkulisse 😀 Gut gestärkt krabbelt Carsten noch zum Abschluss auf den imposanten Felsbogen.

Ausblick während der Fahrt

Bilderbuch Exemplare von zwei Köcherbäumen

Immer noch Namib Wüste 🙂

Vermutlich der einzige große Schatten zur Mittagshitze weit und breit – perfekt für eine Brotzeit!

Rock Arch – eine natürliche Felsbrücke

Unsere letzte Nacht könnten wir zwar hier bei den Stellplätzen an den Tinkas Felsen verbringen, aber dann würden wir den Wagen in Windhoek zu spät abgeben, da die Fahrstrecke einfach zu lang wäre. Aber wir haben eine – hoffentlich – sehr schöne Alternative in Aussicht, die wir auf der Hinfahrt zur Blutkoppe schon gesehen haben. Der Ganab Stellplatz liegt in der Ebene, ist umgeben von einigen Bäumen und ein guter Fleck um Tiere wie Zebras, Antilopen und Giraffen zu sichten. Ja, wir stellen uns schon bildlich vor, wie wir während des Abendessen Besuch von diesen wunderbaren Geschöpfen bekommen 😀

Gegen späten Nachmittag erreichen wir die drei Stellplätze von Ganab. Wie auch schon die letzten Tage gibt es einfache Plumpsklos und zusätzlich sogar eine Sitzgelegenheit mit Tisch. Was uns aber fehlt, wäre mal wieder eine Dusche. Zum Glück haben wir einen gut gefüllten Wassertank dabei und auch eine leere 5l Wasserflasche. Die hat zufällig schon ein Loch in der Plastikwand, dass sich hervorragend als Düse benutzen lässt. Ist zwar nur eine Ein-Strahl-Dusche, aber immerhin eine Dusche 😀 Der praktische Griff der Flasche wird zum Henkel für den Ast benutzt und schwupps hängt unsere minimalistische Waschgelegenheit. Jedem von uns beiden standen dann 5l Wasser zur Verfügung. Hat gereicht um sich den Staub und Schweiß von der Haut zu waschen. Bei Carsten hat es sogar zum Haare waschen gereicht 🙂

Minimalistisches Duschen in der Wüste 🙂

Unser letzter Stellplatz auf unserem Namibia Roadtrip

Während des Abendessen können wir eine Giraffe beobachten…

…und auch eine Oryx Antilope 🙂

Krönender Abschluss des Tages ist die Erfüllung unserer Tiervisualisierung zum Abendessen. Es ist tatsächlich eine Oryx Antilope und eine Giraffe in unsere Nähe gekommen! Wir beobachten die beiden eine ganze Zeit lang, bevor sie schließlich andere Futterecken aufsuchen gehen. Nur ein paar Minuten später fliegt ein Vogelschwarm aus Siedelwebern direkt zu uns auf den Stellplatz. Zunächst picken sie im hohen Gras, aber als wir ihnen ein paar Krümel von unseren Reiswaffeln zuwerfen, kommen ein paar von ihnen neugierig näher gehüpft. Einer traut sich sogar direkt aus meiner Handfläche einen Krümel zu schnappen 🙂 Noch erfolgreicher ist aber die kleine Schale mit Wasser, die wir ihnen auf den Boden stellen. Da sitzen plötzlich ganz viele dicht gedrängt am Rand der Schale und stillen ihren Durst. So schnell wie sie gekommen sind, so schnell sind sie auch wieder fort und für uns kommt direkt das nächste Highlight! Ein Sonnenuntergang wie aus dem Afrika-Bilderbuch. Naja gut, wenn da noch die Giraffe von vorhin direkt vor dem Sonnenball stehen würde….Aber hey auch ohne Tiersilhouette gefällt uns der Sonnenuntergang richtig gut 🙂

Mit dem Versinken der Sonne, sinken auch parallel die Temperaturen und Carsten macht uns ein hübsches kleines Feuer aus dem gesammelten Reisig von vor ein paar Tagen. Leider bläst der Wind recht kräftig und so bleiben wir nicht lange am Feuer hocken, denn wir kühlen draußen schnell aus. Unser kleines Thermometer steht nur noch bei 11(!) Grad – dank Wind fühlt es sich noch kälter an. In Namibia ist im Januar eigentlich Hochsommer und tagsüber klettert das Quecksilber auf weit über 30 Grad. Und in der Wüste auch teilweise über 40 Grad. Dementsprechend eisig fühlen sich nun die 11 Grad an. Wir kuscheln uns mit Jacke und langen Hosen unter die Decke im Zelt.

So stellen wir uns einen Sonnenuntergang in Afrika vor 😀

Die letzten Sonnenstrahlen

In der Wüste wird es wirklich frisch abends 😛

Am letzten Morgen werden wir mit einem wunderschönen Sonnenaufgang beschenkt 🙂

Die kälteste Nacht auf unserem Roadtrip lässt uns schon vor Sonnenaufgang aus dem klammen Zelt kriechen und den Wagen startklar machen. Bevor wir abreisen, dürfen wir aber noch den letzten Sonnenaufgang über namibischem Horizont bestaunen. Im Hintergrund ein paar Berge, im Mittelgrund Bäume und im Vordergrund leuchtende Gräser. Herrlich 😀

Wir steigen ins Auto, drehen die Heizung auf und rollen über die Schotterstraßen entlang. In der Ferne sehen wir große Zebra- und Springbockherden und vereinzelt ein paar Oryx Antilopen. Sogar ein Schakal ist dabei. Die Rückfahrt nach Windhoek verläuft unspektakulär. Die Strecke, die wir uns ausgesucht haben, braucht viel mehr Zeit als wir dachten, da es permanent rauf und runter geht. Dafür sind wir aber auch die einzigen auf der Straße 😉 Zwischendurch halten wir in einem breiten ausgetrockneten Flussbett an und frühstücken in der Sonne. Anschließend packen wir unsere ganzen Klamotten, den Elektronikkram, die Kameras und die restlichen Lebensmittel in unsere Rucksäcke und diverse Taschen, leeren den Kühlschrank und bringen den Wagen wieder auf Vordermann, so dass alles wieder auf seinem Platz liegt. Wir kommen am Nachmittag in Windhoek an, tanken den Wagen wieder voll und bringen ihn pünktlich und etwas wehmütig beim Vermieter ab. Der Check des Wagens geht überraschend schnell und der Chef zeigt sich dankbar, dass wir bei seinen nagelneuen Reifen, die wir hatten, nur 1mm des Profils abgefahren haben. Und das bei guten 6000km, die wir insgesamt zurückgelegt haben! Carsten war aber auch immer hinterher und hat ständig den Reifendruck an den Untergrund angepasst. Das scheint nicht oft der Fall zu sein…

Im Anschluss geht es für uns zu einer Air B’n’B Unterkunft in Windhoek, wo wir noch zwei Nächte bleiben. Wir nutzen die Zeit um die komplette Wäsche waschen zu lassen, alle Fotos doppelt zu sichern, die Weiterreise zu planen, unsere restlichen Vorräte aufzubrauchen und eine große Portion Couscous mit Gemüse vorzukochen. Die brauchen wir nämlich für unsere Weiterreise 🙂 Unser nächstes Ziel heißt Südafrika und wir wollen auf dem Landweg einreisen. Das Flugzeug braucht zwar nur 2,5h nach Kapstadt, aber wo immer es geht versuchen wir die umweltfreundlichere Variante zu nehmen. Und die heißt diesmal: Bus. Es dauert zwar 24h, aber wir haben ein tolles Unternehmen gefunden, dass bequeme, saubere und sichere Busse betreibt. Zwar kommen wir 2Uhr nachts an der Grenze an und dort dauert es gefühlt ewig bis alle Koffer und Taschen kontrolliert wurden (per Hand!!), aber insgesamt ist die Fahrt wirklich komfortabler als die meisten anderen auf unserer Reise. Die Fahrer halten oft genug für Toilettenpausen und zum Beine vertreten und dank unserem mitgebrachten Essen, haben wir auch reichlich zu Futtern dabei 🙂 In Kapststadt kommen wir sogar überpünktlich an! Und das bei 24h Fahrzeit. Nimm dir mal ein Beispiel daran, liebe Deutsche Bahn! 😉

Liebes Namibia, du hast uns wirklich in deinen Bann gezogen und wir sind immer noch total geflasht von dir! Auch wenn du ein riesiges Loch in unser Budget gefressen hast, war es jeden Cent wert 😀 Du hast so viel zu bieten, dass fast jeder Tag ein Highlight war und wir uns nicht entscheiden könnten, was uns am Besten gefallen hat. Du bist so weitläufig, dass wir trotz der vielen Tageskilometer nur einen Bruchteil deiner Schönheit erkunden konnten. Aber so bleibt uns noch ganz viel übrig, wenn wir eines Tages wiederkommen 🙂 Wir sind verzaubert von dir, der vielfältigen Landschaft, der großartigen Tierwelt und der unendlichen Weite und Einsamkeit. Du warst unser größtes Abenteuer – DANKE 🙂

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