Weltreise Tagebuch
#109 Albaniens blaues Auge
Carsten
16. September 2018
Wir reisen weiter und es wird ein kurzweiliger Tag mit einem blauen Auge, einem notgelandeten Flugzeug und vermutlich der kleinsten Altstadt, die zum Unesco-Kulturerbe gehört. Gjirokastra und sein Umland lädt uns ein, eine weitere Seite Albaniens zu erleben.
Wir verlassen unseren genialen Campingplatz inmitten der Ruinen noch bevor alle anderen aufwachen. Unser erstes Tagesziel ist die wasserreichste Quelle Albaniens, genannt Syri i Kaltër und die wollen wir besuchen bevor die Touristenbusse ankommen und ihre Türen öffnen. Der Weg dorthin bietet uns wieder tolle Ausblicke ins Hinterland und auch wenn die lang andauernde Sommerhitze und Trockenheit viele Pflanzen ausgedörrt hat, ist das Farbenspiel beeindruckend und schön anzuschauen. Von der Hauptstraße biegen wir über eine mautpflichtige Brücke auf eine Staubpiste ab und fahren oder besser rumpeln die letzten Kilometer zur Quelle. Für diese Infrastruktur Geld zu nehmen ist zwar irgendwie etwas absurd, schafft aber drei oder vier Arbeitsplätze in dieser abgelegenen Gegend – also alles gut 😉 Die Quelle Syri i Kaltër heisst ins Deutsche übersetzt „das blaue Auge“ und macht ihrem Namen alle Ehre. Wir sind froh über unsere frühe Ankunft und können in Ruhe fotografieren und die sprudelnde Quelle geniessen. Sie hat wirklich ein magisches Blau und wir können nur erahnen wie tief es wohl hinunter geht. Die Tiefe konnte bisher nicht erforscht werden, dafür aber die recht konstante Wassertemperatur und die beträgt 12,75 Grad. Obwohl das Baden offiziell verboten ist, springen täglich einige Besucher ins kühle Nass – so sehen wir auch an diesem Morgen zwei die eine Abkühlung suchen. Animiert und kurz überlegend entschließt sich Carsten auch mal eben ein Bad zu nehmen. Im Rucksack haben wir noch ein kleines Handtuch, dass normalerweise unsere Kameras schützt und nun tatsächlich mal abtrocknen darf. Voll klares Wasser, aber echt kalt und nix für längeres Planschen 😉
Wunderschöne Landschaft direkt neben der Quelle
Hübsches grünes Kerlchen 😉
Schwimmen im blauen Auge 🙂
Echse mit Kettenhemd 😛
Ein kleiner Filmschnipsel, bei dem man ganz gut sieht, wie das Wasser nach oben sprudelt!
Nun kommen auch die befürchteten Besuchergruppen und wir gehen zurück zum Auto und frühstücken erstmal. Der Abstecher hat sich doch schon mal gelohnt, vor allem da wir erst gar nicht hier her wollten. Aber früh am Morgen bekommt dieser Ort eine Empfehlung von uns, er ist wirklich schön. Jetzt geht es wieder die Staubpiste zurück und dank der Staubwolken des Gegenverkehrs mit geschlossenen Fenstern und geschlossener Lüftung. Die Sonne lacht uns auch heute wieder erbarmungslos an und wir ahnen schon, dass wir in Gjirokastra (unserer nächsten Station) reichlich schwitzen werden. Also erstmal ab auf die nächste Passstraße und wieder Ausblicke geniessen. Die Landschaft Albaniens begeistert uns. 🙂 Nach anderthalb Stunden kommen wir zum nächsten Womo-Stellplatz, etwas außerhalb von Gjirokastra, an. Hier wollen wir übernachten. Leider ist dieser Stellplatz genau das Gegenteil von unserem letzten Glücksgriff. Kein Schatten, keine Infrastruktur, die erwähnenswert wäre, kein Service, kein Willkommen sein, kein netter Betreiber – quasi der Parkplatz von einem Restaurant. 🙁 Dann eben nicht! Wir sind früh dran und werden nach dem Besuch der Burg und der Altstadt von Gjirokastra weiter nach Griechenland fahren, dort gibt es laut Camper-App einen guten Stellplatz, sogar mit Pool. Wir parken unseren Wagen unterhalb der Altstadt und gehen in der Mittagssonne die kleinen mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen hinauf zur Burgruine. Den Eintritt bezahlen wir zur Hälfte in der Landeswährung (Lek) und die andere Hälfte in Euro. Wir wollen unseren restlichen Lekke loswerden bevor wir das Land verlassen. Euros gehen hier immer, auch wenn der Umrechnungskurs nicht gerade toll ist. Diese Ruine, deren erste Mauern aus dem 6. Jahrhundert stammten, überrascht uns wirklich. Erstmals sind nicht nur Mauerreste und restaurierte Gemäuer vorhanden, sondern wirklich sehr imposante alte Gebäude und Gewölbe stehen zur Besichtigung bereit. Wirklich beeindruckend.
Blick auf Gjirokastra und das bergige Hinterland
Wohnhäuser nahe der Altstadt
Alter Kirchturm innerhalb der Festung
Auch ein Flugzeug der Amerikaner wurde hier hergebracht. Es ist zwar im Tal notgelandet, aber fürs Marketing ist es hier oben bestens aufgehoben 😉 Auch hier merken wir das Ende der Hauptsaison, es ist nicht nur ruhiger geworden, auch die Mitarbeiter sind etwas müde und hocken klönend zusammen. Leider führt das auch zu geschlossenen Toiletten (angeblich ein Wasserproblem), was wiederum unseren Aufenthalt abkürzt. Ein bisschen schade ist es schon, denn der Blick über die Stadt und die schöne Anlage samt Parkbänken lädt zum Verweilen ein. Nun gut, dann eben weiter hinunter in die Altstadt.
Diese Festung hat es in sich…
Kanonen in jedem Winkel
Von einer Kreuzung gehen vier kurze Straßen voller bunter Souvenirläden und Restaurants ab. Hier spielt das Leben der Touristen und das derer, die von ihnen leben. Es ist ein wirklich sehr kleiner, sehr hübscher und zeitweise vom Verkehr gesperrter Altstadtkern, der tüchtig renoviert wurde. Drumherum sieht es oftmals sehr arm aus. Selbst in vorwiegend zerstörten Häusern leben genauso Menschen, wie inmitten der Müllhalden am Hang.
Renovierter Altstadtkern von Gjirokastra
Deko, Schmuck, Schals und andere Souveniers
Zum Abschied zeigt uns Albanien noch einmal mehr sein Potenzial. Wer hätte das gedacht, Traumstrände gepaart mit einer abwechslungsreichen Berglandschaft, Passstraßen an der Küste und auch für Kulturbegeisterte gibt es reichlich zu entdecken. Die passende Infrastruktur, die es uns abenteuerlustige Touristen an kaum etwas fehlen lässt, lässt schon heute neben den Urlaubern aus der Region, vorwiegend deutsche Urlauber mit Allrad-Womos 🙂 anreisen. Das hat uns genauso überrascht, wie die Vielfalt Albaniens. Allen Vorurteilen zum Trotz sind wir weder überfallen oder ausgeraubt worden und auch unser Auto wurde nicht aufgebrochen – vielmehr verlassen wir nun reich an neuen tollen Eindrücken dieses arme Land. Die einzigen Wermutstropfen sind die Unmengen an Müll, die allgegenwärtig an den Straßenrändern und Berghängen herumliegt und vielleicht die schlechtesten Straßen auf denen wir bisher in Europa unterwegs waren. Für uns heisst es nun weiterreisen nach Griechenland – die Meteora Klöster warten auf uns 🙂
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