Weltreise Tagebuch

#110 Meteora Klöster – ein Highlight in Griechenland

Nadine

17. – 18. September 2018

Wir erreichen Griechenland und damit auch den südlichsten Punkt unserer Reise – die Meteora Klöster. Die weltberühmten Klöster sind spektakulär auf den Gipfeln von senkrecht aus dem Boden wachsenden Felsformationen gebaut und scheinen sogar mit ihnen zu verschmelzen. Ein Anblick, der uns wirklich sprachlos macht und uns den Atem raubt. Ein absolutes Highlight!

Am späten Nachmittag erreichen wir die Grenze zu Griechenland und beschließen einen Campingplatz in der Nähe anzufahren. Die Strecke bis zu den Meteora Klöstern ist deutlich zu lang und wir sind heute schon genug gefahren. Ein kleiner Stellplatz, der zu einem abgelegenen Hotel in der Region Epirus gehört, ist zwar nicht von nennenswerter Infrastruktur (keine Dusche; Toilette wird abends abgeschlossen; WLAN ist aus dem vergangenen Jahrhundert) aber eben auch der einzige in der Gegend. Immerhin bekommen wir von dem Hotelier ein paar Tipps was Epirus alles zu bieten hat. Dazu bemalt er uns sogar eine Karte mit unterschiedlich(!) bunten Filzstiften, beschriftet alles sauber und ordentlich und erzählt uns überschwänglich wie schön und einzigartig doch all die Sehenswürdigkeiten seien. Alles ist sehr „beautiful“ – ausgesprochen mit einem ploppendem „p“ am Anfang: „pjútifuul“ Alles klar – der Mann ist schwer begeistert von seiner Heimat 😉

Wir versprechen ihm alles anzuschauen – denn mit weniger wäre er nicht zufrieden gewesen – und widmen uns dann dem einzigen wirklich interessant klingenden Punkt auf der Karte. Eine alte einbögige Steinbrücke im Örtchen Konitsa, die sich über den Fluss Aoos schwingt und mit einer Höhe von 20m und einer Länge von 40m zu den größten Brücken ihrer Art im ganzen Balkan gehört. Immer diese Superlativen ;-P Spannender ist, dass fast 50 Jahre an der Brücke gebaut wurde bis sie 1871 endlich fertig gestellt wurde. Anscheinend wollte man die damals hier herschenden Osmanen mit der Größe des Bauwerks beeindrucken.

Griechenland hat nicht nur unzählige Inseln 😉

Steinbrücke von Konitsa

Aussicht von der Brücke

Schattenspiele auf der Brücke

Der Hotelier hatte uns noch eine Warnung mitgegeben. Wenn das kleine Glöckchen, das direkt unter der Brücke hängt, läutet, dann dürfen wir nicht hochlaufen. Zu groß die Gefahr, dass man vom Wind heruntergepustet wird. Vor Ort sehen wir auch warum. Das Geländer der Brücke ist vielleicht, gerade so, maximal, wenn überaupt 40cm hoch – oder besser niedrig. Es dient wohl eher zur Beruhigung der Nerven als echtes Sicherungsgeländer 😀

Der kleine Abstecher war auf jeden Fall lohnenswert und wir sind überrascht wie bergig Griechenland ist. Die Straßen sind bisher kaum befahren und auch das Verhalten im Straßenverkehr ist endlich wieder gesitteter als in den Ländern davor. Gut so, meine Nerven lagen ein paar Mal blank in Montenegro und Co.

Am frühen Nachmittag rollen wir endlich bei den Meteora Felsen ein und sind schon von weitem von ihnen beeindruckt. Wirklich surreal wie die Felsen wie Pilze aus der Erde schiessen und sich senkrecht gen Himmel strecken. Dazwischen wie auch darauf bedecken hunderte Bäume wie Moos die riesigen Steinformationen. Und auch die berühmten Meteora Klöster sind wie verschmolzen auf den Gipfelspitzen zu sehen. Bevor wir losmachen, sichern wir uns erst mal einen schönen, schattigen Platz auf dem Campingplatz in Kastraki und kochen eine Kleinigkeit. Nur eine Stunde später kommen unsere Campingnachbarn aus Ksamil, Albanien angereist. Daniela und Emre hatten wie wir das gleiche Ziel und so haben wir uns verabredet uns hier auf diesem Campingplatz wieder zu treffen 🙂 Morgen wollen wir zusammen die Klöster erkunden und heute eine erste kleine Spritztour unternehmen um uns das Metamorphosis Kloster (das größte der sechs bewohnten Klöster) anzusehen. Ich hatte im Internet gelesen, dass es heute bis 17 Uhr geöffnet sei und morgen Ruhetag ist. Jetzt ist 15.45 Uhr – also schnell hoch da. Oben angekommen stellen wir fest, dass wir überhaupt nicht daran gedacht haben, dass in Griechenland die Uhren alle eine Stunde vorgehen! Wir sind zu spät!

Kloster Varlaám

Es windet kräftig 😉

Heute vor vier Jahren sind wir zusammen gekommen 🙂

Aber auch ohne Zutritt zum Kloster sieht es auch von außen wirklich spannend aus. Wir nutzen die eigentlich verlorene, aber doch irgendwie gewonnene Zeit aus und spazieren auf den Felsen herum. Die Ausblicke sind einfach nur herrlich und wir kommen aus den Superlativen gar nicht mehr heraus. Eine Hammer Kulisse! Ich turne von einem Felsen auf den anderen und schaue in gähnende Tiefen. Von einem Moment auf den anderen peitschen immer wieder kräftig durchschüttelnde Windböen von unten herauf. Sie ziehen an meinen Klamotten und die Haare fliegen wild durcheinander. Bei aller Trittsicherheit. Ich bleibe dann doch lieber von den Felskanten fern. 😉

Wir kehren zurück zum Campingplatz und speisen gemeinsam im hauseigenen Restaurant sehr leckere unterschiedliche Mezze (gefüllte Paprika, gefüllte Weinblätter etc.) mit Pommes, Reis und Giant Beans. Dazu Ouzo und als Dessert leckere Halvas Scheiben. Ins Bett gehen wir nicht mehr. Wir rollen. 😀

Am nächsten Morgen machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zu den Klöstern, die wir uns zusammen anschauen wollen. Die Männer haben eigentlich keine Ahnung, was sie genau sehen wollen, darum haben wir Frauen den Hut bei der Planung auf. Los geht’s!

Kloster Agía Triáda

Von weitem sieht das Kloster extrem spektakulär und exponiert aus. Es thront auf dem Gipfel eines breiten Felsens, der neben der Klosteranlage sogar noch Platz für einen Gemüsegarten und eine großzügige Terrasse bietet. Von hier oben hat man einen hervorragenden Ausblick über die Stadt Kalambaka. Und für alle Filmnerds: an dieser Stelle fand das Finale von „James Bond: In tödlicher Mission“ statt 😉

Von außen fragt man sich aber schon, wie man da denn bitte raufkommen soll. Und tatsächlich war es früher nur über ein, an einer Seilwinde befestigtes, Transportnetz möglich gewesen Güter herauf zu hieven. Und Besucher ebenfalls 😉 Zum Glück gibt es mittlerweile eine Brücke und jede Menge in den Stein gehauene Stufen, die den Aufstieg sehr unkompliziert gestalten.

Die Kirche des Klosters stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist rundum bemalt mit bunten detailreichen Fresken, die über 250 Jahre später hinzukamen. Es fällt kaum Licht durch die winzigen Fenster und die mystische Atmosphäre versetzt einen in vergangene Zeiten. Aber wir wollen uns ja nicht einlullen lassen und gehen lieber raus auf die Felsen 😉 Geländer gibt es hier fast keine mehr und jeder darf so weit gehen wie er sich selber zumuten mag. Senkrecht fallende Tiefblicke inklusive 😛

Kloster Agía Triáda – früher konnte man nur per Seilwinde hinauf

Heute geht es einfacher über Brücken und Treppen

Die Terrasse vom Kloster hält für die Besucher diese Aussicht über Kalambaka bereit

Im Kloster Agía Triáda

Die Wände der Kirche sind komplett mit Fresken bemalt

Kloster Rousánou

Klein, aber oho. In allen Belangen. Das Frauenkloster steht ebenfalls super exponiert auf einem vergleichsweise winzigem Felsplateau. Super strenge Blicke erwarten uns auch von den Nonnen. Besonders ich falle in ihren Radar. Denn Frauen dürfen hier nur mit langen Röcken rein und wer keinen an, bekommt ein Wickeltuch in die Hand gedrückt um sich auch schön züchtig zu bedecken. Da fällt mein Ali-Baba-Hosenrock (mehr Rock als Hose) als Exot ganz schön auf. Aber Glück gehabt. Ich darf passieren. Um bei „klein, aber oho“ zu bleiben: richtig überrascht sind wir von den Fresken in der Kirche. Die sind alles andere als jugendfrei. Immerhin sieht man jede Menge menschliches Blut fließen. Abgehackte Beine, zersägte Arme und abgeschlagene Köpfe sind nur ein Teil der Szenen. Brutal höllisch hier! Ein letzter „oho!“ Moment geht aber noch. Neben einer uralten Holztür aus dem 16. Jahrhundert hängt aus einem der Fenster eine alte Leiter. Über diese und weitere Strick- und Holzleitern mussten die Besucher früher in die schwindelerregenden Höhen klettern um ins Kloster zu gelangen. Wahnsinn.

Das Frauenkloster Rousánou

Die Szenen direkt unter dem Bogen sind nicht gerade jugendfrei

Von dieser Seite sieht das Kloster Rousánou richtig heftig exponiert aus

Kloster Varlaám

Unser drittes und letztes Kloster. Fast wollte Carsten nicht mehr mitkommen, denn schon von weitem sehen wir den Besucherstrom, der sich über die Treppen nach oben windet. So langsam wird es wohl voll in den Klöstern. Kaum vorstellbar wie es hier in der Hochsaison aussieht. Das Kloster ist deutlich größer als die anderen beiden und neben einer Kapelle gibt es noch eine Doppelkreuzkuppelkirche (heißt wirklich so), einen freistehenden Glockenturm, eine alte Seilwinde und andere Reliqien zu besichtigen. Ebenfalls einen Platz gefunden, hat ein kleiner Shop, der jede Menge buntglänzende Ikone verkauft. In der orthodoxen Kirche sind Ikone extrem wichtig. Abgebildet sind Heilige und jeder für sich wird von den Gläubigen zu unterschiedlichen Anlässen angebetet und geküsst. Es gibt eine Ikone für Frauen, die schwanger werden wollen, eine Ikone für eine gute Ernte und ganz bestimmt auch eine Ikone für guten Wein 😉
Zusammen mit Daniela (Carsten und Emre warten lieber vorm Eingang) versuchen wir ins Innere der Kirche zu gelangen. Aber dank einiger Busgruppen ist sie gerappelt voll und wir kommen nur zentimeterweise voran. Was sogar übertrieben ist. Zwischendurch geht nämlich gar nix mehr weiter, da die Guides der Gruppen noch ellenlange Vorträge in der Kirche halten müssen und alles blockieren.

Kloster Varlaám

Die Meteora Klöster sind ein sehr beliebtes UNESCO Weltkulturerbe

Alte Seilwinde

Im Ikonenshop

Fass für die Trinkwasservorräte 😉

Nach diesem gemeinsamen Vormittag trennen sich schon unsere Wege von Daniela und Emre. Die beiden wollen heute noch weiterfahren nach Thessaloniki, während wir eine weitere Nacht hier bleiben wollen. Aber der Einladung nach München werden wir sicher noch folgen 😉

Obwohl der Tag noch gar nicht lang ist, haben wir schon wieder viele neue Eindrücke eingesammelt, jede Menge Stufen und Felsen erklommen und gefühlt tausend Fotos gemacht. Wir sind wirklich extrem begeistert von den Meteora Klöstern und der Kulisse hier. Das Wetter ist auch wie bestellt und wir können nicht anders als noch mehr Fotos von dieser unglaublichen Landschaft mit nach Hause zu bringen:

Meteora Felsen, Griechenland

Die Landschaft ist unglaublich schön und in natura noch viel beeindruckender als auf den Bildern!

Herrliche Aussichten

Klein-Nadine versus Groß-Meteora

Wir können schon jetzt sagen, dass Meteora definitiv mit zu unseren Top Highlights auf unserer Europa Reise gehört. Selbst wenn man kein Freund von Klöstern ist – allein schon die Landschaft ist eine Reise wert! Morgen wollen wir eine kleine Wanderung zwischen und auf den Felsen machen und wollen dem „Monks Prison“ (Mönchs-Gefängnis) einen Besuch abstatten.

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