#164 Auf zum südwestlichsten Ende Europas
Nadine
März 2019
Das Cabo de São Vicente (Kap von São Vicente) ist das Ende. Das Ende von Europa. Dann kommt lange Zeit nur Wasser. Und dann Amerika. Früher ein Sehnsuchtsort von Abenteurern und Seefahrern, die wissen wollten ob es da draußen wirklich schiffeverschlingende Seeungeheuer gibt. Oder eine Kante, wo die Welt endet und die sie in ein schwarzes Nichts zieht. Heute ist es der meistbesuchte Ort der Algarve. Und auch wir lassen ihn uns nicht entgehen 😉
Der südwestlichste Punkt von Europa ist ein Kap – also eine Landzunge, die spitz ins Meer ragt. In dem Fall ein Kap mit bis zu 70m hohen Steilklippen. Die Landschaft ist karg, die Vegetation baumlos und der Wind rauh. An stürmischen Tagen spritzt die Gischt der Wellen bis zu 70 Meter hoch. Wir haben Glück. Das Wetter ist auf unserer Seite, wir haben strahlend blauen Himmel und nur leichten Wind.
Die Straße zum Kap von São Vicente endet vor einem eher kleinen Leuchtturm, dessen Lichtkegel aber 60km über den Atlantik strahlt und somit der lichtstärkste Leuchtturm von Europa ist. Allerdings muss man nicht bis zum Leuchtturm laufen um einen tollen Blick auf die Steilküste zu erhaschen. Dort drängen sich nämlich ganz schöne Menschenmassen. Mehr Luft hat man, wenn man direkt vom Parkplatz aus einfach losläuft und sich einmal nach Norden zur Küste wendet und einmal nach Süden zur anderen Küstenseite.
Und weil dieser Ort der meistbesuchte Platz der Algarve ist, gibt es natürlich auch ein paar Souvenirstände und die sehr bekannte Imbissbude „Die letzte Bratwurst vor Amerika“, die von zwei Deutschen schon seit 1996 betrieben wird und die mit dieser Idee so viel Erfolg haben, dass sie auf der ganzen Welt Fans haben. Wir interessieren uns aber weder für das eine noch für das andere. Unser Souvenir ist es diesen Moment festzuhalten. Die salzige Seeluft wahrzunehmen, den Möwen beim eleganten Gleitflug zuzuschauen, die Brandung an den Felsen aufschlagen zu sehen und dabei den Gedanken nachzuhängen.
Dank der vielen Besucher und Essensstände fallen jede Menge Lebensmittelreste an. Ein Fest für die Möwen! Ihre Fluchtdistanz ist erheblich kleiner als bei ihren Kollegen an anderen (unberührteren) Plätzen und so lassen sie sich nicht von den vielen fotografierenden Touristen stören. Wir lassen ihnen ein bisschen mehr Privatspäre und nehmen einfach unser Teleobjektiv 😉
Möwen werden nicht von allen so gerne gesehen wie von uns. Sie gelten zuweilen als aggressiv und sind „nur auf den Hering im Brötchen aus“. Der Grund ist simpel. Der Mensch füttert die Möwen an. Sei es zu Unterhaltungszwecken oder aus Spaß an ihren Flugkünsten. So lernen Möwen schon von klein an, dass in der Nähe von Menschen immer etwas Fressbares zu finden ist. Und wenn sie das Gefühl haben nicht schnell genug Futter zugeworfen zu bekommen, helfen sie eben nach. Denn sie können nicht unterscheiden, ob der Mensch ihm das Essen anbietet oder es selbst behalten will. Das gilt übrigens auch für andere Tiere. Was die Möwen an den Küsten sind, sind z.B. die Affen in Asien. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir ihre Lebensräume immer mehr einschränken. Sei es durch Waldrodung oder durch immer dichtere Besiedlung. Und natürlich suchen sich diese Tiere dann einfach ihre Nester oder ihre Reviere in der Nähe von Menschen. Was bleibt ihnen anderes übrig…? Das nur als kleine Anregung am Rande 😉
Also auch wenn es hier schon im März deutlich belebter zugeht und es im Sommer sicher sehr voll wird, können wir den Ausflug an den südwestlichsten Punkt Europas empfehlen. Man muss ja nicht mit der Touristenmenge bis zum Leuchtturm laufen sondern kann sich auch schon vorher an die Steilklippen begeben. Das Geländer ist offen und man kann zwischen Nord- und Südküste wählen. Da findet ganz sicher jeder ein Plätzchen für sich.
Im nächsten Beitrag verlassen wir unser Basecamp an der Südküste und rollen Richtung Westküste weiter. Da erwarten uns wieder spektakuläre Plätze. Außerdem soll die Westküste wesentlich wilder und weniger touristisch als die Südküste sein. Das klingt doch verlockend 🙂