Weltreise Tagebuch

#61 Bukit Lawang – herzlichst willkommen und übelst verabschiedet

Carsten

30. April – 7. Mai 2018

Wieder zieht uns ein Dorf in seinen Bann. Im Norden von Sumatra, umgeben von Regenwald und einem Fluss ohne Namen liegt das Dorf Bukit Lawang mit seinen herzlichen Einwohnern. In den Strudeln und an den ruhigen Stellen des Flusses gehen wir baden, wandern zur Bat-Cave und in den tiefgrünen Dschungel. Immer in Begleitung von Affenbanden und Moskitoschwärmen. Ein Ort zum Wohlfühlen und Verfluchen.

Wir geniessen es direkt am Fluss aufzuwachen. Unsere Unterkunft liegt wirklich traumhaft und so können wir dem bunten Treiben des Dorfes von unserer Terrasse aus zuschauen.
Heute ist der 1. Mai und auch hier ist dieser Tag ein Feiertag. Viele Einheimische aus der Umgebung sind angereist, um ihren freien Tag am Flussufer zu verbringen. Sie picknicken, gehen baden und manche zum LKW-Schlauch-Rafting. Es herrscht eine entspannte Stimmung und oftmals gehen sogar Frauen und Männer gemeinsam baden, was wir noch nicht so oft gesehen haben. Die Bademode besteht im wesentlichen aus Streetwear, Jeans, T-Shirt, Langarmbluse, mit Kopftuch oder auch ohne. Uns kommt das sogar entgegen, bekommen wir doch so schnell einen Sonnenbrand, dass wir uns auch mit Shirt und Shorts ins Wasser stürzen wollen und dann nicht mal auffallen, -abgesehen von unserer hellen Haut und meiner Körpergröße 😉

Outdoor Spielplatz am Fluss

Das Leben spielt sich am Fluss ab

Einheimische vergnügen sich mit den Tubes

Frauen wie Männer gehen bekleidet baden

Doch vorher schauen wir uns ein wenig in Bukit Lawang um und entdecken überall Angebote für Regenwaldtouren zu Orang Utans und Rafting. Übernachtungsmöglichkeiten sehen wir in allen möglichen Preiskategorien, Restaurants und Souveniershops sind auch alle paar Meter vorhanden. Der Tourismus hat das kleine Dorf schon geprägt und an einigen Plätzen werden neue Unterkünfte gebaut. Insgesamt ist es trotzdem sehr beschaulich, da es weder Hotelburgen noch eine Straße am Fluss gibt. Was es gibt, sind entspannte, entschleunigte und sehr offene freundliche Einwohner. Wir geniessen es Willkommen zu sein.

Super nette Einheimische, die gerne für einen kleinen Smalltalk stehen bleiben.

Bukit Lawang hat unglaublich herzliche Begegnungen für uns bereit gehalten.

Trägt drei unhandliche Tubes für die Rafting Touristen flussaufwärts

Groß genug um Roller zu fahren 😉

Etwas weniger gesprächig, dafür umso neugieriger sind die allgegenwärtigen Langschwanzmakaken. Sie tollen überall herum und bedienen sich wo sie nur können. Sie finden zwar im Regenwald ausreichend Nahrung und an Bäumen mangelt es ja auch nicht, aber moderne Architektur lädt zum Ausprobieren ein und Stromkabel bieten neue Wege über den Fluss an. Ansonsten kommen sie auch gerne auf die Balkone, schaukeln in den Hängematten, durchsuchen Mülleimer und sonstige Gefäße nach Essbarem 😉

Noch mehr Affen

Während wir so bummeln und uns treiben lassen, kommen wir ans gegenüberliegende Flussufer und stehen sofort im Mittelpunkt des Geschehens. Wir dürfen als Selfie-Model herhalten 🙂 Wie schon so oft in Asien werden die Handys gezückt und posiert was geht. Gruppenaufnahmen werden geschossen und für uns wird sogar noch ein kleiner Tanz aufgeführt. Es herrscht eine total freundlich und lustige Stimmung. Vereinzelt kommt auch mal ein Mann dazu, das ist jedoch die Ausnahme. Es ist wirklich auffällig: die einheimischen Frauen jeglicher Religionen und Länder, sind unglaublich offen und herzlich, während die Männer generell eher zurückhaltend sind.

Touristinnen aus Medan. Nadine wird direkt mal umklammert 🙂

Kleines indonesisches Tänzchen für uns

Sie haben sichtlich Spaß 😀

Sieht so harmlos aus – aber die Strömung ist stellenweise wirklich kräftig

Es ist nun wieder über 30 Grad heiß und wir wollen uns im Fluss ohne Namen abkühlen. Also zurück zum Zimmer, umziehen und quer durch den Fluss zurück zum einheimischen Badespass. Wir haben die Jungs beobachtet, die die Raftingschläuche flussaufwärts tragen und einfach so den Fluss durchqueren, als ob dort feinster Sand wäre und die Strömung nicht vorhanden ist. Auch wenn manche von ihnen wassertaugliche Gummi-Wander-Halbschuhe tragen, so gehen die meisten von ihnen barfuss. Und genau dort wo sie gehen, wollen wir auch den Fluss durchqueren. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen, zumal ohne einen Stapel von LKW-Schläuchen auf dem Rücken. Okay, wir sind nicht die Barfusshelden und das Flussbett besteht aus Kieselsteinen unterschiedlicher sehr unangenehmer Größe und sind dazu noch in manchen Abschnitten extrem rutschig. Hinzu kommt eine teilweise so starke Strömung, dass wir uns kaum auf den Füssen halten können. Besonders Nadine kämpft mit ihren kurzen Beinen und bekommt von einem Einheimischen einen langen Stock zur Hilfe. Wir versuchen nicht zu stürzen, um nicht weggespült zu werden und unsere Füße melden deutliche Schmerzen beim Auftreten. Was sind wir doch für Anfänger 😉 Wir kämpfen uns durch die Fluten, nehmen ein kurzes sehr angenehmes Bad im beruhigten Teil des Flusses und schaffen es dann nach einer Stunde mit Tränen in den Augen wieder zurück ans Ufer. Okay, wir haben uns abgekühlt, aber Spass gemacht hat es weniger, denn unsere Füße schmerzen der Art, dass wir kaum noch auftreten können. Fürs nächste Baden und vor allem für unsere „Morgendusche“ werden wir uns einen Badeplatz ohne vorherige Flussdurchquerung suchen 😉

Wunderbare Abkühlung

Tubes werden flussaufwärts getragen

Angepasste Bademode 😉

Am darauffolgenden Tag wandern wir auf einem teilweise schmalen Pfad am Fluss entlang und hoffen bis zu einem Wasserfall gehen zu können, den wir auf der Karten App MapsMe gesehen haben. Immer wieder sind wir von den leuchtenden Grüntönen und der grandiosen Flora beeindruckt. Der kristallklare Fluss rauscht an uns vorbei und auf ihm sind immer wieder kleine Gruppen von Touristen, die im Regenwald übernachtet haben und nun raftend nach Bukit Lawang zurückkommen. Da würden wir auch gerne mitmachen, aber mein Rücken macht da noch nicht mit. Wir wandern weiter und nach anderthalb Stunden kommen wir zum letzen Resort des Tals, dem Resort „Back to nature“. Leider ist der Weg zum Wasserfall letztes Jahr vom Hochwasser weggespült worden und uns bleibt vor dem Rückweg nur ein kurzer Aufstieg zu einem etwas höher gelegenem Aussichtspunkt. Doch auch den erreichen wir nicht wirklich. Wir werden von Mücken überfallen, dass es einer Blutspende gleich kommt und beschliessen umzudrehen. Nichts wie weg! Zurück ins Dorf. Essen gehen, Baden und wieder das ganze Drumherum geniessen 🙂

Grüne Faunawelten

Tausendfüssler

Wilde Orchideen

Bukit Lawang lädt mit seinen diversen Hängebrücken zu einem Brückenspaziergang ein und so geht es für uns am nächsten Vormittag kreuz und quer über den Fluss. Wir entdecken immer wieder neue Perspektiven und beobachten das rege Treiben an den Flussufern. Die meisten Touristen kommen nur für einen Dschungeltrip nach Bukit Lawang und so sind die Einheimischen die meiste Zeit am Fluss unter sich. Die Kinder und Jugendlichen gehen baden und raften, die Erwachsenen transportieren Lebensmittel, waschen Wäsche oder reparieren Brücken. Und immer wieder sehen wir die Träger der LKW-Schläuche ihren Weg flussaufwärts gehend. Eine echte Schlepperei, vor allem bei der Hitze.
Wir entschleunigen weiter und machen mit beschaulichem Nichtstun und Strudelplanschen im Fluss weiter.

Wackelt mächtig 😉

Nichts für Leute mit Höhenangst 😉

Pause.

Gaudi.

Unseren Ausflugstag in den Regenwald zu den Orang Utans hat Nadine schon vorweg genommen und wenn Du ihn noch nicht kennst, solltest Du hier unser besonderes Erlebnis nachlesen 😉
Nach dem Regenwaldausflug bin ich noch vollkommen fertig und wir machen an diesem Tag noch weniger als sonst 😉 Wir besuchen einen Kunsthandwerker, der Schmuck aus Kokosnussschalen herstellt. Er macht wirklich coole Sachen und fertigt auch Einzelstücke nach Kundenwunsch an. Wir geben ein paar Anhänger und Ketten in Auftrag und freuen uns über diese handgefertigten Andenken. Ansonsten schwelgen wir in Erinnerungen, ich pflege meinen Rücken und Nadine sortiert und bearbeitet stundenlang Fotos 😉

Maßarbeit mit Kokosnuss

Bodong schnitzt aus Kokosnussmaterial Ketten, Ohrringe, Anhänger und vieles mehr.

Hier hält er das Ergebnis unserer Spezialanfertigungen in der Hand.

Der nächste Morgen führt uns zur Bat-Cave. Durch diese dreiteilige Höhle begleitet uns ein junger Einheimischer, der auch den Eintritt kassiert hat. Trotz des geringen Eintritts von 1,50€ pro Nase erhalten wir nicht nur die Führung sondern sogar noch Stirnlampen. Es geht ziemlich unübersichtlich durch Felsspalten, mal Rauf mal Runter und wir sind froh den Weg nicht allein suchen zu müssen. Wie schon in anderen Höhlen sehen wir Spinnen, Höhlenhüpfer, Schwalben und unseren bisher größten Tausendfüssler. Auch die Anzahl der Fledermäuse ist beeindruckend und macht dem Namen der Höhle wirklich alle Ehre. Ein weiteres Highlight erleben wir noch, als wir erstmals in einer Höhle auch eine orangefarbene Schlange mit dunkelgrünem Kopf sehen, die auf einem kleinen Wandvorsprung ruht. Üblicherweise ist sie an den Wänden zu finden, da sie versucht Schwalbennester auszurauben. Leider konnten wir einfach nicht herausbekommen wie sie heißt. Ob sie giftig ist wissen wir auch nicht. Unser Guide jedenfalls gab zu Angst vor Spinnen zu haben.

Die Kröte hat sich der Struktur der Wand angepasst

Höhlenschlange, die zu gern Nester ausraubt…

…Nester wie dieses, voller junger Schwalbenbabys

Immer wieder genial, wie sich Fledermäuse an Decken hängen können

Aneinandergekuschelt

Unser Guide führt uns zum Eingang

Bat Cave

Über Stock und über Stein von Höhle zu Höhle

Unseren letzten Tag auf Sumatra bzw. Indonesien gehen wir nochmals entspannt an und außer baden gehen und ein bisschen Recherche für unser nächstes Reiseziel machen wir nicht viel. Der nächste Tag steht im Zeichen der Weiterreise nach Sri Lanka und dort werden wir erst nach Mitternacht ankommen. Also nochmals hübsch langsam und gemütlich diesen schönen Flecken Erde geniessen. Ein letztes Mal zum Abend leckeres Mie Goreng (gebratene Nudeln mit Gemüse) im Restaurant unserer Unterkunft essen und den Klängen des Regenwaldes lauschen. Unsere Nacht verläuft dann leider bis zwei Uhr unruhig mit Magengrummeln und von da an wechseln Nadine und ich uns mit Brechdurchfall ab. Uns beide hat es voll erwischt. Wir haben das gleiche gegessen und genau das kommt auch bei uns beiden oben wie unten wieder raus. Lebensmittelvergiftung…..Es hat uns nun doch erwischt. Nach fünf Monaten mit Straßenküchen und Food Hawkern, ausgerechnet in einem Restaurant für Touristen!
Ab sieben Uhr wird es zwar „ruhiger“ aber wir fühlen uns nun nach fünf Stunden Dauertoiletteneinsatz nicht nur komplett leergeräumt sondern auch total elendig und unsere Kreisläufe sind vollkommen hinüber. Leider steht uns noch der Transfer zum Flughafen um 9.30 Uhr an. Bis dahin nehmen wir Imodium gegen Durchfall und schleppen uns schon mal zur Rezeption.

 

Indonesisches Essen

Tolle Küche, nur leider einmal nicht mehr gut

Unser Gepäck wird vom Personal zum Taxi getragen und wir bemühen uns auf dem Weg dorthin nicht umzukippen. Es geht über eine wackelige Hängebrücke und eine Gasse recht steil hinauf. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so kraftlos gefühlt und Nadine geht es leider auch nicht besser. Vor uns liegen nun 119 Kilometer bis zum Flughafen von Medan. Das dauert ca. vier Stunden und währenddessen werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Die Straße – haha „Straße“ ist wirklich witzig – Asphaltreste, die die ausgewaschenen Schlaglöcher von der Größe halber Autos umschließen, geben das Tempo vor. Schritttempo ist über viele Kilometer angesagt. In den Gegenverkehr ausweichen, damit das Fahrzeug nicht aufsetzt und stecken bleibt ist Standard. Trotzdem muß unser Wagen immer wieder durch Schlaglöcher hindurchfahren und Nadine und ich kämpfen mit Übelkeit und Kreislaufproblemen. Im wahrsten Sinne des Wortes heisst es Pobacken zusammenkneifen und irgendwie durchhalten. Die Sonne brennt durch die Fenster und wir dehydrieren weiter. Nach zwei Stunden geht es nicht mehr, wir brauchen etwas zu trinken obwohl wir nicht wissen ob es drinnen bleibt. In einem Supermarkt bekommen wir gesüßten Jasmintee und Wasser. Wenige kleine Schlücke helfen uns durchzuhalten. Nach weiteren zwei Stunden kommen wir am Flughafen an. Das ging nochmal gut. Nun können wir uns etwas quer über die freien Stühle legen und erholen. Vier Stunden später geht unser Flug mit Zwischenstopp in Kuala Lumpur weiter nach Sri Lanka.

 

So endet unser super schöner Aufenthalt in diesem Ort mit einem leergefegten und geputzten Magendarmtrakt. Nun erklärt sich hoffentlich auch unsere Überschrift 😉

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