Weltreise Tagebuch

#159 Die abgebrochene Wanderung zum Policeman’s Helmet

Carsten

09. – 11. Februar 2019

Unsere Abschiedswanderung in den Drakensbergen führt uns zum Royal Natal Park ganz im Norden, wo unterhalb der Steilwände des berühmten Amphitheaters der Policemanˋs Helmet auf uns wartet. Freistehend auf einer Anhöhe ist er schon von weitem sichtbar und erinnert deutlich an einen alten Polizeihelm.

Mit Sonnenaufgang verlassen wir unsere Unterkunft in Winterton und fahren gute 1,5 Stunden bis zum Royal Natal Nationalpark, wo wir am Haupteingang über 10€ für das Tagesticket zahlen und anschliessend mit dem Wagen noch 5km über eine holprige „Straße“ weiter müssen. Wir ärgern uns über den verhältnismäßig teuren Eintritt, denn schon hier wurde lange nichts mehr investiert. Auf dem Weg zum Wanderparkplatz sind einige Picknickstellen errichtet worden und die gesicherten Mülleimer weisen auch schon auf die ansässigen Paviane hin 😉 Da auch ein separater Busparkplatz ausgeschildert ist, scheint hier an manchen Tagen viel los zu sein. Am Ende der Schlaglöcher wartet ein weiterer Mitarbeiter des Nationalparks auf uns und dort müssen wir uns inklusive Beschreibung unserer Kleidung, Rucksack und Ausrüstung in ein Buch eintragen. Sicher ist sicher. Nachdem das erledigt ist, gehe ich nochmal kurz in das Toilettenhäuschen. Das hätte ich besser nicht gemacht, denn der Zustand dort verdirbt einem echt die Stimmung, aber schön, dass wir bei über 10€ Eintritt nochmal um eine Spende von dem Mitarbeiter gebeten werden.

Bevor wir uns zu sehr ärgern, gehen wir einfach mal los und folgen dem Wegweiser 🙂 Nach dem ersten Wegweiser kommt eine zeitlang kein Hinweis mehr und bei Abzweigungen müssen wir halt mal schauen gehen bzw. MapsMe auspacken, denn eine Übersichtskarte wie die Tage davor haben wir hier auch nicht erhalten. Es geht rauf und runter mit schöner Aussicht auf die Steilwände des Amphitheaters, das eine Breite von fünf Kilometern und eine Höhe von über 1200m hat! Hier ist der Tugela Wasserfall zuhause, der Afrikas höchster Wasserfall ist und weltweit gesehen sogar der zweithöchste ist. In fünf Stufen stürzt er sich 948m hinunter und zu gerne würden wir dort hinauf wandern, aber meine Blasenentzündung lässt das leider nicht zu.

Vor uns liegt der Royal Natal Nationalpark

Wie ein Amboss

Im Hintergrund liegt das 5km lange und 1km hohe Amphitheater; im Mittelgrund liegt die Felsformation Policeman’s Helmet

Inmitten der tollen grünen Flora steht auch schon sichtbar unser Alternativziel, der Policemanˋs Helmet. Nach einiger Zeit kommt hinter einer weiteren Weggabelung endlich ein Wegweiser und wir sind immer noch richtig, auch wenn der Weg immer zugewachsener ist. Allzuoft geht hier wohl niemand lang und kümmern tut sich hier auch keiner um den Weg oder um die folgende kleine Brücke, die stark verrottet und löchrig ist. Da der Bach auch ohne Brücke zu überqueren geht macht das nix 😉 Beim nächsten breiteren Bach können wir gerade noch von Stein zu Stein balancieren, aber wirklich so gerade eben noch. Weiter geht es durch den verwachsenen Pfad und wir hoffen, dass uns bald der Himmel ein schöneres Licht schenkt. Wird schon, Hauptsache meine Blasenentzündung zickt nicht herum und wir kommen noch auf den Gipfel.

Der einzeln stehende Felskoloss ist unser Ziel

Policeman’s Helmet

Die Zeit vergeht schneller als gedacht und wir sind überrascht von der sportlichen Zeitangabe für diese Wanderung. Beim nächsten breiten Bach ist dann die Überraschung groß. Hier kommt man nämlich nicht mehr trocknen Fußes herüber. Keine Brücke, mittlere Strömung und knietiefes Wasser zwischen rutschigen Steinen, die nicht aus dem Wasser herausragen. Ich suche das Bachufer nach einer besseren Stelle ab und komme erfolglos zurück. Da der Weg hier endet bzw. eigentlich auf der anderen Bachseite weitergeht, entscheiden wir uns umzudrehen. Zum einen wissen wir nicht, wie es auf der anderen Seite weitergeht und zum anderen welche Hindernis noch den Weg versperren. Dann eben zurück zum Wagen und auf zur Picknickwiese, wir haben Hunger 😉 Vielleicht bekommen wir ja noch ein paar Tiere zu sehen, wenn schon die Wanderung ins Wasser fällt. Natürlich müssen wir uns auch noch aus dem Sicher-ist-Sicher-Buch austragen und unterschreiben. Dabei frage ich noch nach einer alternativen Bachquerung oder Brücke und erhalte zur Antwort, dass man dort halt durch Wasser muss – wäre halt so, macht doch nix.

Is klar, eine einfache Wandermöglichkeit verkaufen, sich um nix kümmern und am liebsten noch mehr Geld haben wollen. Wir sind ziemlich enttäuscht und denken, dass das irgendwann nach hinten losgehen wird, aber wenn die meisten Bustouristen eh nur picknicken gehen, macht es wohl nichts. Wir picknicken jetzt auch erstmal unter Schatten spendenden Bäumen und schauen einigen Vögeln und Pavianen zu.

Lauernder Webervogel (was für Krallen!)

Webervogel mit seiner Beute (eine Raupe)

Ein Hagedasch

Zurück am Haupttor werden wir noch rein rhetorisch gefragt ob es uns gefallen hat und wir sagen dem freundlichen Mann die Wahrheit – Natur ein Traum und Weg sowie Toilette ungenügend. Er wirkt etwas unglücklich und will es kontrollieren. Es wäre schön, wenn dem wirklich Taten folgen und das Preis-Leistungsverhältnis wieder stimmen würde.

Ein Highlight des Tages steht dann noch am Wegesrand. Eine für uns neue Antilopenart wartet noch bis wir ein Foto machen können und springt erst anschliessend ins Dickicht und ist dann nicht mehr zu sehen. Auch nach längerer Recherche wissen wir leider nicht um welches Tier es sich hier handelt, aber hübsch anzuschauen ist es allemal 🙂

Hallo, wer bist denn du?

Lasst mich doch in Ruhe! 😛

Pavian auf Nahrungssuche

Graslutscher 😛

Mit diesem schönen letzten Bild verabschieden wir uns von den Drakensbergen und fahren direkt nach Johannesburg zu unserer Unterkunft, laden alles aus und wollen anschliessend den Mietwagen am Flughafen abgeben. Mir ist es wichtig den Wagen gleich bei der Abgabe kontrollieren zu lassen, denn schon bei der Anmietung waren wesentlich mehr Schäden am Fahrzeug, als auf dem Übergabeprotokoll aufgeführt waren. Das haben wir zwar alles nachtragen lassen, aber irgendwie macht es mich skeptisch. Die Rückgabe läuft dann leider ähnlich toll. „Der Wagen kann da stehen bleiben, danke und tschüss!“ Äh, wie bitte? Ich hätte gerne eine Bestätigung, dass der Wagen in Ordnung ist, bzw. welche neuen Schäden denn wo sein könnten. Nö, nix da. Auch ein Gespräch mit dem stellvertretenden Filialleiter brachte keine Besserung. Nach 45 Minuten bekomme ich nur einen Zettel mit dem Vermerk, dass ich den Wagen überhaupt abgegeben habe, sonst nichts. Sie hätten das Recht eines Doppel-Checks innerhalb 24 Stunden und sie würden niemals den Wagen im Beisein des Mieters checken und irgendetwas bestätigen! Unfassbar! Auch all mein Unverständnis und Wut über dieses Verhalten bringen mich Samstag Abends nicht weiter. Da wir noch zwei Tage in Johannesburg sind telefoniere ich halt am nächsten Tag mit dem Filialleiter. Spoiler: Dank der Firmenhotline im Nirgendwo gibt es kein Durchkommen in die Filiale und so warten wir letztlich auf die zugesicherte Abrechnung per Mail, die nie kommt. Der Abrechnungsbetrag der Kreditkarte ist dann zwar korrekt, aber das schlechte Gefühl der Ohnmacht bleibt.

Mit Uber fahren wir zurück zu unserer Unterkunft in Johannesburg und dank eines äußerst freundlichen und motivierten Fahrers finden wir dann auch im Dunkeln zurück 😉 Noch zwei Nächte verbringen wir in dem kleinen Apartment bevor wir nach Sansibar fliegen. Wäsche waschen steht an und klar, dass genau an dem Tag die Waschmaschine defekt ist und auch das Wlan draussen besser ist als drinnen und sowieso permanent abbricht, wenn wir etwas hochladen oder buchen wollen. So ist das halt, wenn der Router im Nachbarhaus ist und dann noch zwischen zwei Funkmasten hin und her switcht. An manchen Tagen ist einfach der Wurm drin und heute ist so ein Tag 😉 Wir bekommen trotzdem alles geregelt und freuen uns nun auf Sansibar, übermorgen geht es los 🙂

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