Weltreise Tagebuch

#158 Kleine Wanderung ganz Groß!

Nadine

07. – 08. Februar 2019

Warum es diesmal nur eine kleine und leichte Wandertour gab und warum sie sich trotzdem mehr als gelohnt hat, wollen wir heute erzählen. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns noch mehr als die Großen begeistern können. Vorallem wenn wir sie vor die Linse bekommen! 😉

Gestern vormittag mussten wir leider das erste Mal auf unserer Weltreise einen Arzt aufsuchen. Carstens Blasenentzündung schien nicht von alleine fortzugehen und da er nun doch ernstzunehmende Schmerzen bekommen hat, war es definitiv an der Zeit. Unsere Gastgeberin empfahl uns einen privaten Arzt in Winterton, nur fünf Fahrminuten entfernt. Sie rief sogar schon für uns in der Praxis an und machte direkt für 9 Uhr einen Termin aus.

Dort angekommen wurden wir aufs herzlichste begrüßt. Nach dem üblichen Prozedere mit Anmelde- und Fragebogen warteten wir noch ein paar Minuten bevor wir zum Arzt konnten. Auch der begrüßte uns sehr freundlich und hörte Carsten aufmerksam zu. Nach einer Urinprobe war der Befund klar und und wir konnten gleich am Empfang bezahlen. Wir waren gespannt auf die Rechnung und die war überraschend klein ausgefallen. Nur 42,-€ für die Untersuchung und 29,-€ für die Medikamente. Von unserer Reisekrankenversicherung werden wir später den Betrag zurückerhalten und so sollte die Blasenentzündung hoffentlich schnell vergessen sein. Irgendwie hatte Carsten immer gedacht, dass Blasenentzündungen halb so wild seien und schon irgendwie von alleine weggehen, solange man entzündungsfördernde Lebensmittel weglässt und viel trinkt. Seine Recherche im Netz und die zunehmenden Schmerzen hatten ihn dann doch schnell vom Gegenteil überzeugt. Und deshalb gab es dann die geballte Ladung Antibiotika mit dem Hinweis, dass wir ab morgen dann auch wieder wandern gehen dürfen 🙂

Gegen 10 Uhr waren wir wieder zurück in der Unterkunft. Da also erst mal Ruhe angesagt war, nutzte ich die Zeit um mal wieder alle möglichen Fotos von den Kameras zu sichern und zu bearbeiten. Zwischendurch unterhielten wir uns mit der Gastgeberin über die zur Zeit politisch angespannte Lage. Im Mai werden Wahlen sein und dann kann es im schlimmsten Falle dazu kommen, dass alle weißen Landbesitzer ihr Land, dass sie zu Kolonialzeiten „erworben“ haben, ohne eine Ausgleichszahlung zurückgeben müssen. Viele Farmer haben sich schon mit dem Gedanken befasst, Südafrika in dem Fall zu verlassen und einige sind auch schon jetzt nach Europa zurückgekehrt. Da die Grundstimmung den weißen Farmern gegenüber immer gewaltbereiter wird und auch tödliche Übergriffe vorkommen, ist in den letzten Jahren die Zuwanderung durch Europäer deutlich geringer als die Abwanderung. Mögen Wege gefunden werden, die das damalige Unrecht ausgleichen und den Frieden wieder herstellen und bewahren. Auch unsere Gastgeber spielen mit dem Gedanken nach Portugal zu gehen.

Nach diesem interessanten Gespräch, zog es uns erst mal wieder ins Zimmer, denn das Wetter war grau und nass und so haben wir auch am Nachmittag nichts Besonderes mehr gemacht. Also abgesehen von ein bisschen Reiserecherche und die Abrechnung mit unserer Auslandskrankenversicherung (und so was dauert 😛 ).

Das war also gestern. Nun sind wir wieder im Hier und Jetzt und wollen heute eine Mini-Mini Wanderung machen. Viel mehr ist bei Carsten noch nicht drin, auch wenn der Arzt da viel positiver war. Aber wir hören lieber auf das was Carstens Körper signalisiert. Auf dem Weg zum Nationalpark lichten sich die zum Teil noch sehr tief hängenden Wolken und geben den Blick frei auf die imposanten Steilwände von Cathkins Peak und Co. Die Sonne bricht durch und erwärmt die feuchte Luft. Sieht so aus als wird der Tag heute wieder schön werden 🙂

Wie schon gewohnt, zahlen wir das Tagesticket und tragen uns in das Wanderregister ein. Wir wollen zwar nur eine einstündige Tour machen, aber so was wie einen Halbtagestarif gibt es leider nicht 😉 Unsere ausgesuchte Wanderung führt uns im zumeist flachen Gelände zum Sterkspruit Wasserfall. Wir spazieren durch einen kleinen Wald voller hübscher Blumen und Vögel. An einigen Blüten im Schatten perlen sich noch die Morgentau Tropfen ab und geben ein hübsches Fotomotiv ab 🙂

Das schönste Panorama öffnet sich uns als wir vom Wald auf eine wildwachsende bunte Wiese treten. Die klare Luft lassen die Berggipfel zum Greifen nahe erscheinen und der Kontrast der grünen Natur zum blauen Himmel ist einfach paradiesisch! Dazu flattern schwarze Vögel mit endlos langen Schwanzfedern durch die Luft. Wir haben sie schon ein paar Mal gesehen und sind jedes Mal darüber erstaunt, wie sie überhaupt noch fliegen können. Immerhin ist ihr Körper nur halb so groß wie die Gesamtlänge der Schwanzfedern! Ganz schön doofer Schwerpunkt 😛 Auch wenn sie uns nie nah genug heranlassen, so können wir doch wenigstens ein paar Erinnerungsfotos von ihnen machen!

Herrliches Bergpanorama

Red-collared Widowbird (deutsch: Hahnenschweifwida)

Der schmale Pfad durch die Wiesen endet schließlich in einem gestuften Weg, der schon nach wenigen Minuten am Sterkspruit Wasserfall endet. Ein kleiner Aussichtspunkt mit einer Pausenbank gibt den Blick frei auf den überraschend imposant wirkenden Wasserfall. Es gibt größere und breitere und was nicht alles tollere Wasserfälle, aber auch wenn der hier eher klein ausschaut, finden wir ihn zusammen mit der wunderschönen Umgebung wirklich malerisch. Zudem sind wir wieder alleine unterwegs und können die Kulisse in aller Ruhe genießen 🙂

Sterkspruit Wasserfall

Ganz schön aufgeplustert 😀

Der Rundweg hat zwar eine reine Gehzeit von nur einer Stunde, aber bei so vielen Fotomotiven haben wir dann doch mehr als das doppelte der Zeit gebraucht. Aber das macht ja eine Wanderung auch aus. Der Weg ist das Ziel sagt man gerne und wenn wir nicht gerade total heiß auf einen bestimmten Gipfel sind, dann können wir dem Spruch nur zustimmen 🙂

Wir verlassen den Nationalpark und fahren zurück zu unserer Unterkunft, wo sich Carsten ein bisschen Ruhe gönnt. Am späten Nachmittag stiefeln wir dann aber doch noch einmal los. Das Gelände der Unterkunft ist ziemlich groß und beherbergt ein tolles Ökosystem rund um ein Wasserreservat. Die Besitzer haben eine Art Labyrinth inmitten einer wild wachsenden Wiese gemäht, so dass man einen Blick auf die reiche Insekten- und Vogelwelt erhaschen kann. Aktuell scheint die Saison von diesen sehr bunten Grashüpfern zu sein:

Der bunte Zonocerus elegans

In dem hochgewachsenen Gras verstecken sich neben diesen Grashüpfern auch jede Menge Schmetterlinge. Aber wie immer bei besonders bunten Exemplaren, setzen sie sich nie irgendwo hin. Oder wenn dann klappen sie natürlich ihre Flügel zu. Hmpf… Wer kennt das noch? 😛 Auch sehr schwierig zu fotografieren sind kleine neonorangefarbene Vögel, die trotz der unglaublich auffallenden Farbe, schwer in dem dichten Grasland zu finden sind. Ihre hohe Fluchtdistanz macht es uns sogar mit unserer Superzoom Linse echt schwer. Die Lichtverhältnisse haben sich dank Gewitterwolken noch zusätzlich verfinstert und wir müssen die Kamera ISO weit hoch drehen. Unter den 200 gemachten Fotos waren letztendlich nur drei Dutzend brauchbare. Aber immerhin! Besser als wenn alle unscharf wären 🙂

Der Oryxweber

Er ernährt sich hauptsächlich von Grassamen

Webervogel

Witzige Frisur hat dieser Haubenbartvogel

Gezwungenermaßen müssen wir letztendlich den Rückweg antreten, denn mittlerweile ist es einfach zu dunkel zum Fotografieren und auch der Himmel lädt nicht zum Bleiben ein. Glücklicherweise bleiben wir vom Gewitter verschont und kommen trocken zurück. Wer hätte gedacht, dass wir heute soviel erleben würden? Auch wenn es „nur“ kleine Dinge waren und nicht die nächste besonders anspruchsvolle oder spektakuläre Wanderung oder ähnliches. Heute haben uns die Kleinen begeistert! 🙂

Menü