Weltreise Tagebuch

#157 Panoramatour zum Blindman’s Corner

Nadine

06. Februar 2019

Eine aussichtsreiche Wandertour in den Drakensbergen steht heute auf dem Programm. Der Gebirgszug ist berühmt für seine schnellen Wetterumschwünge. Ist es eben noch sonnig, so kann im nächsten Moment eine dicke Nebelbrühe über die hohen Gipfel schwappen und sehr kalte Temperaturen mitbringen. Wir sollten also besser für alle Wetterlagen gewappnet sein, auch wenn es im Moment nach einem herrlichen Sonnentag aussieht.

12 Kilometer, 700 Höhenmeter und ein Panorama voller 3000er Gipfel erwartet uns heute auf dem Rundweg mit dem Namen „Blindman’s Corner“. Wir fragen uns wie es wohl zu dem Namen gekommen ist. Na, vielleicht klärt sich das ja noch unterwegs. Wir werden zwar keinen echten Gipfel besteigen, sondern „nur“ auf Bergflanken und -rücken unterwegs sein, aber ein Rundblick nach dem anderen sollen sich ein Stelldichein geben.

Wir kommen am frühen Morgen im Nationalpark „Monks Cowl“ an und zahlen wieder ein Tagesticket, tragen uns mit Namen, Wanderziel und Autokennzeichen ins Wanderregister ein und bekommen noch eine kleine Wanderkarte dazu. Und schon geht die mit 6h gekennzeichnete Tour los. Bereits nach wenigen Höhenmetern lassen wir den Wald unter uns und erhaschen einen Blick auf die markanten 3000m hohen Gipfel, die sich dem Himmel entgegenstrecken. Kaum, dass wir die Kamera zur Hand und eingestellt haben, haben sich doch tatsächlich schon die ersten Wolken vor die Spitzen geschoben! Unfassbar – wo kommen die so schnell her? Schade. Aber so lange sie sich nicht über uns ausbreiten, sind wir auch zufrieden. Überall sonst um uns herum scheint noch die Sonne und lässt die Berge sattgrün strahlen. Es ist einfach fantastisch und in Bildern nicht darstellbar!

Pooah ist das einfach schön hier!

Einen Moment später verstecken sich die 3000er hinter ein paar Wolken

Eine sehr fotogene Tour haben wir uns da ausgesucht 😀

Ganz rechts ist ein Felsen namens „Sphinx“ zu sehen

Während ich voran gehe, höre ich wie Carsten hinter mir stehen bleibt und mich zurückruft. Auf meine Frage, was denn los sei, bekomme ich keine Antwort. Dafür zeigt er mit ausgestrecktem Finger irgendwo ins Gras. Ich gehe zurück, schaue angestrengt in die gezeigte Richtung und sehe…..nichts…. „Häh, was ist denn da?“ – „Na, dort! Siehst du’s nicht?“ Ich schaue wieder. „Nein verdammt, nun sag doch endlich!“ „Na das Chamäleon da am Grashalm!“ Wie bitte? Ein Chamäleon? Und dann endlich sehe ich es auch! Ein Mini-Baby-Chamäleon! Vollkommen verdattert schaffen wir es zumindest noch ein paar Fotos zu machen, bevor er sich bis zum Boden abgeseilt hat. Oh Gott, war das süß! Und so kurz wie mein kleiner Finger 😀

Dagegen war der rote Grashüpfer, den wir auf dem Rückweg entdeckt haben, fast doppelt so groß! Schaut mal hier:

Ein Mini Chamäleon!

Der große rote Grashüpfer hier heißt nach unseren Recherchen „Phymateus morbillosus“

Wir steigen weiter auf und der schmale Pfad wird immer nasser. Irgendwann fühlt es sich so an als würden wir mitten in einem Flussbett laufen. Zum Glück habe ich Gore Tex Schuhe an, die halten dicht. Nur Carstens luftige Schuhe sind schnell eingeweicht 😛 Aber irgendwann endet der Wasserpfad und wir können wieder trockenen Fußes weiter aufsteigen. Von einem südafrikanischen Wanderpärchen erfahren wir kurz danach, dass es vor wenigen Tagen sehr ergiebig geregnet hat und seitdem gestern der erste gute Tag zum Wandern war. Vor zwei Tagen wäre auf diesem Wege ein sehr erfahrener Guide beim Führen einer Gruppe zu Tode gekommen, da er auf dem nassen Terrain abgerutscht sei. Schlimme Vorstellung. Wir sind dankbar, dass wir nicht früher angereist sind! Nach guten zwei Stunden erreichen wir einen langgestreckten, flachen Bergrücken. Vor uns liegen die 3000er Gipfel, die noch immer in Wolken verhüllt sind. Zu dessen Füßen muss der kuriose „Blindman’s Corner“ liegen. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir dann diese „Ecke“.

Vor uns liegen die Gipfel von Cathkins Peak, Monks Cowl und vielen anderen – muss man sich halt vorstellen 😛

Nicht mehr weit bis zum Ziel…

Angekommen am Blindman’s Corner

Während hinter uns die Berge in Wolken gehüllt sind, ist vor uns freie Sicht

Die Panoramen hauen uns einfach um! 😀

Der Blindman’s Corner ist eigentlich nur eine Weggabelung. Von hier aus kann man sich auf die hohen Gipfel wagen. Ein Schild warnt davor den Aufstieg nur dann zu beginnen, wenn man gute Ausrüstung dabei hat. Denn ab hier beginnen die berüchtigten Wetterumschwünge, die wir zu Beginn schon erwähnten. Ist man erst mal in den Wolken, braucht man neben einer guten Orientierung, warmen Klamotten und GPS auch Bergerfahrung und Trittsicherheit. Viele die weiter aufsteigen, nehmen auch die komplette Zeltausrüstung mit, denn so eine Infrastruktur wie bei uns in den Alpen mit Berghütten etc. gibt es hier nicht. Dafür ist man dann sehr abenteuerlich und einsam unterwegs 😉 Um noch mal auf den Namen „Blindman’s Corner“ zurückzukommen. Wir haben es uns nun einfach so erklärt, dass bedingt durch die vielen Wolken, die hier so oft auftreten, man eben nicht viel sieht, also blind ist. Ob das stimmt….wir werden’s wohl nie erfahren 😛

Nach einer sättigenden Brotzeit treten wir den Weiterweg an – beziehungsweise den Abstieg, denn von hier aus geht es nur noch nach unten. Am Wegesrand treffen wir immer wieder auf hübsche Blümchen, gut getarnte Frösche oder davonhuschende Echsen. Dabei sehen wir sogar eine, die auf einem Farnblatt hockt! Verrückt, wir haben die bisher immer nur auf Mauern oder Felsen gesehen 🙂 Richtig toll ist auch ein Baum, der zwischen den zwei Teilen eines zerborstenen Felsen emporwächst – als ob er ihn gespalten hätte 😀

Eine Echse auf einem Blatt – wir kennen die immer nur auf Steinen 😛

„Sensation: Baum spaltet Felsen!“ 😉 😛

Zwischen all dem Grün, gibt’s auch Buntes zu sehen

Der Abstieg über den Keartland’s Pass ist landschaftlich wirklich schön und genauso abwechslungsreich wie der Aufstieg. Trotzdem zieht sich der Weg nun doch ganz schön und gefühlt müssten wir doch eigentlich schon längst da sein 😛 Außerdem mache ich mir ein bisschen Sorgen um Carsten, dem es mit jedem Schritt ein bisschen schlechter geht. Er schleppt seit ein paar Tagen eine Blasenentzündung mit sich rum und hat gehofft sie von alleine loszuwerden. Leider scheint nun ein Punkt erreicht zu sein, wo sie so richtig durchbricht. Wird es heute Abend nicht besser, müssen wir morgen mal einen Arzt aufsuchen.

Die Drakensberge sind ein wahres Vogelparadies und wir haben schon viele exotische Arten durch die Luft fliegen sehen. Aber mit den mitgenommenen Objektiven kommen wir einfach nicht nah genug an sie heran. Wir vermissen unser 600mm Rohr 😉 Ein hübscher Vogel fliegt uns aber doch noch vor die Linse und den wollen wir hier natürlich nicht vorenthalten:

Rotbrust-Glanzköpfchen

Dieser gerade einmal 10g leichte Vogel ernährt sich überwiegend vom Nektar der Blumen.

Die sanften Hänge der Drakensberge

Wir können uns nicht sattsehen an dem Grün 😀

Mit einem letzten Blick in das schöne, weitläufige und sattgrüne Tal tauchen wir in den Wald ein und erreichen nach einigen Minuten den Wanderparkplatz. Wir haben trotz ausgiebiger Brotzeit und vielen kleinen Fotopausen genau 6h für die Tour gebraucht. Die meiste Zeit waren wir alleine unterwegs und konnten die Vielfalt der Landschaft und die unzähligen Panoramablicke in uns aufsaugen. Auch wenn wir nicht auf einem der richtig hohen Gipfel waren, so war diese Tour alles andere als langweilig und ein echtes Highlight in Südafrika. Die Drakensberge sind einfach atemberaubend schön und wir würden jedem Südafrika Besucher empfehlen einen Abstecher hierher zu machen 🙂

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