Weltreise Tagebuch

#116 Die rätselhaften Malereien der Magura Höhle

Carsten

27. September 2018

Wandmalereien aus der Bronzezeit in einer fast 3km langen Höhle, die problemlos begehbar ist – da sind wir dabei. Mehrere Seitenarme können wir besichtigen während die vielen Fledermäuse gemütlich von der Decke und auch gleich neben uns an der Wand hängen.

Die Magura Höhle gehört zu den bekanntesten Attraktionen Bulgariens und liegt nur 18 km von Belogradtschik entfernt. Wir machen uns auf den Weg und entdecken am Ortsrand noch mehr Armut und Müll als schon im Zentrum. Diese Region ist trotz der vorhandenen Sehenswürdigkeiten unfassbar arm. Der Tourismus ist noch nicht so angekommen, wie wir es erwartet haben. Für uns bedeutet das in erster Linie, dass wir wieder fast alleine unterwegs sind.

Gegenüber vom kleinen Parkplatz der Höhle steht eine langsam verfallende Motelanlage und zeugt von den erfolglosen Versuchen Touristen für mehrere Tage und Nächte zu binden. Kurz darauf kommen wir zum Haupteingang der Höhle wo wir zwar keine weiteren Informationen erhalten, aber immerhin den Eintritt durch ein kleines halb zugeklebtes Fenster bezahlen dürfen. Bevor wir nun zum bemoosten Höhleneingang hinabsteigen können, legen wir noch den Weg versperrenden Holzbalken zur Seite und wundern uns doch ein wenig über diesen leicht abweisenden Empfang. Egal, der Eingang schaut schon mal toll aus und gleich darauf öffnet sich die Höhle vor uns und zeigt schon gleich zu Beginn ihr höchstes Gewölbe – beeindruckend 🙂

Die Beleuchtung scheint ein wenig in die Jahre gekommen zu sein und ist leider auch an manchen Stellen nicht mehr repariert worden. Trotzdem ist die Sicht in Ordnung und die Wege sind gut zu finden. Da der Boden zum Teil sehr feucht und extrem rutschig ist, sind auch wir dankbar für das ein oder andere Geländer. Netterweise sind auch dort an manchen Stellen griffige Ummantelungen angebracht worden. Ohne diese Hilfe hätten wir uns das ein oder andere Mal wie auf einer Eisbahn gefühlt. Soooo rutschig haben wir eine Höhle bisher noch nie erlebt 😉

Die Stalagmiten und Stalaktiten sind bis zu 20m hoch und 4m im Durchmesser – so groß haben wir es nicht erwartet und sind froh hier zu sein, auch wenn es nicht unsere erste Höhle ist. Auffallend sind auch wieder die Moosflächen vor jedem Scheinwerfer – Licht und Wärme machen es möglich.

Eingang zur Magura Höhle

Größenvergleich Carsten vs. Stalagmit

Je weiter wir nach unten steigen, umso frischer wird es 😉

Hier gehts weiter 🙂

Nach guten 20min biegen wir vom Hauptweg ab und schlängeln uns ein paar Meter durch eine engere Passage (immer noch aufrecht 😉 ) zu den berühmten Malereien. Auch dieser Nebenarm der Magura Höhle beeindruckt durch seine Felswände und schaut nochmals anders aus, als die Haupthöhle. Die alten Malereien sollen bis zu 4000 Jahre alt sein und sind großteils restauriert und gut beleuchtet. Die kleinen Absperrgitter helfen leider nur unzureichend vor Vandalismus und so sind überall Kritzeleien und in den Kalk geritzte Hinterlassenschaften mancher Vollhonks der Jetztzeit. Wer weiss, wie das dann in ein paar tausend Jahren bewertet wird 😉 Hier und heute können wir uns darüber nicht freuen.

Dafür begeistern uns zwei Bulgaren, die uns ansprechen und uns auf deutsch einige Details über die alten Malereien erklären. Voll nett und der Hinweis, dass die Menschen an der Kasse zwar viel wissen, aber weder deutsch noch englisch sprechen, erklärt dann auch deren mangelnde Motivation sich um uns zu bemühen.

Die Höhlenmalereien stammen aus den Jahren 2200 – 1200 vor (!) Christus

Rund 900 Höhlenmalereien wurden in der Höhle gezählt

Doch zurück zu den Höhlenmalereien. Es gibt Darstellungen von tanzenden und jagenden Männern (erkennbar an ihrem primärem sehr ausladendem Geschlechtsteil), tanzende Frauen (mit zwei Dreiecken dargestellt), Tiere, Sterne und auch ein Sonnen-Jahreskalender soll dort entdeckt worden sein. Über Tötungen bzw. gewonnene kriegerische Auseinandersetzungen wurden angeblich Strichlisten geführt (vielleicht waren es aber auch die Anzahl der Winter, die sie in der Höhle verbracht haben, wer weiss?) und auch für die Gottesmutter sei ein Platz angelegt und bemalt worden sein. Viele internationale Forscher versuchen sich in Deutung und Entschlüsselung – die euphorischsten kommen aus……..Trommelwirbel….. Bulgarien 🙂 .

Ein wenig aufgeschlaut gehen wir zurück auf den Hauptweg und begegnen einer Familie mit jüngeren Kindern, die sich ein wenig fürchten und nun auf halber Strecke umdrehen. Es ist wirklich recht dunkel und die Nebengänge bzw. dunklen Ecken sind für die Kleinen sicherlich sehr einschüchternd.

Es gibt viele Verzweigungen, Nebengalerien und Gänge zu erkunden

Echt großes Exemplar

Spannende Höhlenerkundung

Fledermaus-Schlafzimmer

Leider haben wir hier noch keine Schlangen, Spinnen oder Höhlenhüpfer gesehen und fragen uns wie das kommt. In allen bisherigen Höhlen waren wir weniger alleine und trotzdem gab es reichlich spannendes an den Wänden und Decken zu entdecken. Heute gibt es dafür Fledermäuse, die nicht nur unter der Decke hängen sondern gleich neben uns an der Wand zu finden sind. Eingepackt in ihre Flügel hängen sie an ihren Zehen kopfüber und nur vereinzelt ist etwas von ihrem Fell zu sehen. Zu gerne würden wir so aus der Nähe ihre Köpfchen sehen, aber stören wollen wir auch nicht, also machen wir vorsichtig ein paar High-Iso Aufnahmen und gehen ruhig weiter.

Länger als gedacht, nämlich nach zwei Stunden, erreichen wir den Ausgang und unsere Augen blicken etwas gequält und schlitzäugig ins Sonnenlicht. Sonnenbrillen raus und siehe da, dort wartet eine kleine Bimmelbahn und der junge Fahrer bietet uns an uns zum Eingang zurück zu fahren. Ach quatsch, bei dem schönen Wetter und so weit ist es ja nicht…dachten wir 😉 Doch große Höhle = längerer Rückweg! Endlich zurück am Auto sind wir uns einig, die Höhle war echt toll, die Bimmelbahn wäre gar nicht so schlecht gewesen und wir haben beide Hunger! Also plündern wir erstmal unsere Keksdose bevor wir zurück fahren 🙂

Tja, und schon ist unser letzter Tag in Bulgarien vorbei. Leider konnten wir uns nur den äußeren Westen anschauen. Die Zeit reicht nicht mehr aus um das Landesinnere und schon gar nicht die Schwarzmeerküste zu besuchen. Bulgarien ist ein sehr großes Land, die Distanzen entsprechend größer. Aber so kann es wenigstens ein nächstes Mal geben! Das ist doch was 🙂

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