Weltreise Tagebuch

#115 Belogradtschiks bizarre Bergwelt

Nadine

25. – 26. September 2018

Im äußersten Nordwesten von Bulgarien erhebt sich eine bizarre Bergwelt. Rote Felstürme, die skurrile Formen und Gestalten gebildet haben, lassen uns staunend vor diesem Naturschauspiel stehen. Vor Millionen von Jahren entstanden, liegen die Felsformationen heute nahe der Stadt Belogradtschik auf einer Höhe von 520m.

Raus aus der Millionenstadt Sofia, rein in die ärmste Region Bulgariens. Neben dem schlechten Zustand der Straßen, verändert sich auch das Aussehen der Dörfer und ihrer Einwohner. Unsere Unterkunft, die wir im kleinen Ort Belogradtschik gebucht haben, sticht mit seinem neuen Anstrich und dem schönen Vorgarten aus dem kaputten Einheitsgrau heraus. Wir haben uns entschieden keinen Campingplatz anzufahren, da die nächtlichen Temperaturen u.U. für frostige Stimmung gesorgt hätte 😛 (der leicht angefrorene Morgentau auf der Autoscheibe am nächsten Morgen sollte uns zeigen, dass die Idee keine schlechte war!).

Schon einige Kilometer vor Belogradtschik ragen die Felstürme mit ihrem roten Komglomeratgestein aus dem Boden hervor und wir hielten immer wieder am Seitenrand um sie gebührend bewundern zu können 🙂 Die schönste Parkbucht entdecken wir nur eine Kurve vom südlichen Ortseingang entfernt. Ein kleiner Pfad schlängelt sich zwischen ein paar Felsen hindurch und nur wenige Schritte später stehen wir auf einem Aussichtsplateau, dass uns kurz die Sprache verschlägt. Ein bisschen wie Meteora, und doch ganz anders. Zwischem dem Rot der Felsen liegt ein grünes Bäumemeer, darüber der dunkelblaue Himmel. Es könnte kaum schöner sein! Wir stellen uns den Sonnenuntergang vor und glauben, das er von hier aus grandios aussehen könnte. Wir haben also eine Verabredung heute Abend! 🙂

Wer Fantasie hat, sieht hier ein Gesicht im Profil

Die Felsformationen von Belogradtschik im Abendlicht. Im Hintergrund: das Balkangebirge

Pünktlich zum Abendlicht stehen wir also wieder an der gleichen Aussichtsstelle. Leider verbirgt sich die Sonne hinter einer Wolke. Und hoch genug sind wir auch nicht, so dass die Sonne schon zu früh hinter den Felstürmen verschwinden würde. Wir müssen irgendwie einen höheren Platz finden! Also kurz Google Maps angeworfen und eine Route zur Festung von Belogradtschik vorbereitet. Festungen und Burgen liegen schließlich immer auf einem Berg. Weiß doch jedes Kind! 😉 Perfekt also um doch noch den Sonnenuntergang erleben zu können! Oben angekommen, kurz geparkt und im Eilschritt einen Pfad entlanggesaust. Dann noch ein paar Leitern auf die Felsen hochgeschwungen uuuund…..bähhhm stehen wir auf dem perfekten Platz mit dem perfekten Blick auf die Sonne, die gerade unter einer dicken Wolke hervorkommt und nun hinter einem Berg noch einmal aufblitzt bevor sie sich mit einem beeindruckendem Farbenspiel verabschiedet.

Eine Wahnsinns Abendstimmung!

Ein letztes Strahlen…

…und schwupps ist die Sonne hinterm Berg

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur Festung von Belogradtschik. „Belo“ steht für weiß und „grad“ für Burg (oder auch Stadt). Die weiße Burg also. Ihre Ursprünge hat sie im 1. Jahrhundert, erweitert wurde sie dann öfter noch in den anschließenden Jahren und Jahrzehnten, und umgebaut und erweitert wurde sie von den jeweils herrschenden Nationen. Der älteste Teil der Festung ist zwischen zwei Felstürmen gebaut und wirkt wie eine Mischung aus einer steinernen Brücke und einem mächtigen Tordurchgang.

Aber ehrlich gesagt sind wir weniger wegen der Architektur, sondern vorallem wegen der tollen Aussichten gekommen. Und die bekommen wir auch! Nachdem wir einige Stufen und Leitern innerhalb der Burg hochgestiegen sind, kommen wir auf einem großen Aussichtspunkt an, von dem aus man einen 360 Grad Blick auf die Landschaft hat.

Belogradtschik = „belograd“ heißt weiße Burg und von genau dieser hat die Stadt ihren Namen bekommen

Die Burg von Belogradtschik

Burgbewohner 🙂

Ausblick über die Bergwelt von Belogradtschik

Waren wir am Anfang die einzigen Burgbesucher sind nun schon zwei weitere Pärchen auf dem Weg zur Aussicht. So ganz ohne andere Touristen haben Plätze wie Burgen, Klöster oder ähnliches ein ganzes anderes Flair. Man kommt sich wie ein kleiner Entdecker vor. 🙂 Besonders da, wo es möglich ist ohne Absperrband, Verbotsschild oder Geländer die Umgebung erforschen zu können. Da kommt die menschliche Neugierde und der Erkundungstrieb wieder zu Tage und man freut sich wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug!

Außerhalb der Festungsmauer verläuft seitlich ein breiter gepflasterter Weg und führt in den Wald direkt zwischen den Felstürmen entlang. Nach nur wenigen Minuten verschwinden die Pflastersteine unter der Erde und der Weg wird schmaler und wird stellenweise von den Pflanzen zurückerobert. Wir sind nun mitten im Naturreservat. Hier darf die Natur wieder Natur sein und so werden nicht einmal vertrocknete Bäume gefällt. Eine echte Wanderinfrastruktur gibt es hier nicht. Aber dank Smartphone und GPS können wir uns eigentlich nicht verlaufen 😉

Tunnel – Wanderung 🙂

Der Herbst ist angekommen – wir merken es nicht nur an den Temperaturen!

Da der Wald nicht sehr dicht ist, können wir immer wieder die imposanten Felstürme zwischen den Bäumen bewundern. Wir fragen uns ob es hier möglich ist auch klettern zu gehen. Wirklich gut absichern kann man sich eigentlich nicht, denn die runden Kieselsteine, die aus den Felswänden ragen, sind zum Teil schon etwas ausgewaschen und können bei einer Belastung ausbrechen. Wir denken an den verrückten sächsischen Kletterkodex – die Jungs und Mädels sind richtig wilde Hunde und die sächsische Schweiz als Klettergebiet ein berühmt-berüchtiges! – und glauben, dass sie hier ihren Spaß hätten! Später lesen wir dann auch, dass es schon einen Kletterführer mit hunderten Routen gibt. Nur gesehen haben wir keinen einzigen Kletterer. Wer also ein Abenteuer sucht….bitte sehr! Hier wäre eins 🙂

Schon morgen ist unser letzter Ausflugstag in Bulgarien bevor es weiter geht nach Rumänien. Wir werden vorher noch eine Höhle besichtigen, in der es uralte Malereien zu bewundern gilt. Dass die Höhle uns zusätzlich durch ihre Größe beeindrucken wird, hätten wir vorher nicht gedacht. Wir sind ja quasi alte Höhlen-Hasen und haben schon viele spannende gesehen. Aber mehr dazu im nächsten Beitrag 🙂

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