Weltreise Tagebuch

#36 Die trockene Halong Bucht

Nadine

08. Februar 2018

Jeder hat schon von ihr gehört, der berühmten Halong Bucht in Vietnam. Es gibt aber auch noch die „trockene Halong Bucht“. Auch hier ragen hohe Karstfelsen aus dem Boden und bilden faszinierende Formen und Gestalten. Der Unterschied? Es liegt nicht im Meer sondern im Binnenland zwischen Flüssen, Reisfeldern und Dörfern. Eine kleine Schwester, die es in sich hat!

Nach einer gruseligen Fahrt mit dem Nachtbus und einem frühen Check In um 5 Uhr morgens legen wir uns für 2-3 Stunden ins Bett und holen unseren Schlaf nach. Dank Megafon Beschallung von draußen gibt es hier einen langanhaltenden Wecker ohne Snooze Funktion und so kriechen wir dann doch wieder aus dem Bett. Welch ein Glück, dass wir endlich mal wieder eine Unterkunft mit Frühstücksoption haben und uns nur die Treppen rauf zur Dachterasse ziehen müssen. Oben angekommen erwartet uns ein fantastischer Blick direkt auf die steilen Wände der Karstfelsen, die hier großzügig verteilt aus der Erde sprießen. Trotz etwas trüber Sicht fesselt uns der Anblick direkt und die Müdigkeit ist wie weggeblasen.

Ja, die Kabelstraße wollte ich jetzt nicht wegretuschieren ;-P

„Xin chào!“ in Ninh Binh

Während unseres späten Frühstücks lernen wir ein deutsches Paar kennen, mit dem wir uns angeregt unterhalten. Als dann zur Mittagszeit die Sonne aus den Wolken hervorbricht, beschließen wir zusammen eine Bootstour durch diese sogenannte „trockene Halong Bucht“ zu unternehmen. Die nächsten Tage meldet die Wetter App nämlich nur noch grau und feucht und diese Gelegenheit wollen wir nicht ungenutzt verstreichen lassen (zurecht wie sich die Tage später herausstellen wird 😉 ). Unser Sierra Homestay verleiht an ihre Gäste auch ein paar Räder. Das ganze kostenlos. Wir satteln auf und fahren nur 3km bis zu den Trang An Höhlen. Hier hat man die Möglichkeit ein Boot zu nehmen und sich durch die wunderschöne Landschaft schippern zu lassen. Ein Fluss schlängelt sich an und durch die Karstfelsen vorbei und hindurch. Ja, richtig. Hindurch. Mit dem Boot durch sieben Höhlen.

Angekommen am Steg, reiht sich ein Holzboot neben dem anderen und wartet auf Besucher. Angeblich soll es 2000 davon geben. Viel Platz ist auf den Booten nicht und neben Schwimmwesten, Rettungsring und ein paar Paddeln gibt es keine besondere Ausrüstung oder Bequemlichkeiten.

Wir nehmen Platz und schon geht es los. Wir haben Glück, denn es sind kaum andere Boote mit uns unterwegs. Eine herrliche Ruhe. Und die Landschaft: ein Traum! Auch wenn die echte Halong Bucht noch ansteht, können wir beide schon jetzt sagen, dass dieses Fleckchen Erde hier den bisherigen Höhepunkt unserer Reise durch Vietnam darstellt. Gemächlich ziehen die dicht bewaldeten Karstfelsen an uns vorbei. Die Sonne spiegelt sich im sattgrünen Fluss und Lianen und Luftwurzeln hängen zum Teil so tief, dass wir die Köpfe neigen müssen.

Wir nähern uns einer Anlegestelle und unsere Bootsfrau legt mit den Worten „15 minutes!“ an. Eine Steintreppe führt uns auf eine Empore auf der es neben Restaurant und Souvenir Stand auch eine hübsche Pagode gibt. Das Licht der Nachmittagssonne schimmert durch die Baumkronen und verleiht diesem Ort einen magischen Anstrich.

Wir steigen wieder in die Boote und greifen diesmal auch zu den Paddeln. Mit der zusätzlichen Armkraft nähern wir uns schnell der ersten Höhle. Es wird eng und wir überlassen wieder unserer Bootsfrau die Paddel, die uns mit sehr viel Geschick um die von der Decke hängenden Stalaktiten herumlenkt und uns lachend daran erinnert die Köpfe einzuziehen. Besonders für Carsten ein Vergnügen. In geduckter Haltung und mit staunenden Passagieren paddelt sie uns dem heller werdenden Ausgang entgegen. In Höhle Nummer 2 wird es noch schmaler und enger. Wir gleiten an den Wänden vorbei. Gerade noch Platz um das Paddel zu setzen. Geschickt und ohne irgendwo entlang zu schrammen bringt uns die Bootsfrau wieder ans Tageslicht.

Ein breiter Ausgang 🙂

Schon ein bissl enger hier

Da gehts rein – Köpfe einziehen!

Nix für Klaustrophobiker

Wir legen noch einmal an. Wieder gibt es eine Pagode. Wieder mit viel Gold in der Innenausstattung 😉 Da wir eine halbe Stunde Aufenthalt haben, schlendern wir am Ufer entlang und entdecken eine steile Steintreppe, die uns zu einem kleinen Aussichtsplatz bringt. Hab ich schon gesagt, wie schön die Landschaft hier ist? Nein? Sie ist verdammt schön 🙂 Nach ca 3,5 Stunden und weiteren fünf Höhlen erreichen wir wieder den Ausgangspunkt und laufen zu unseren Rädern. Meins hat in der Zeit reichlich Luft im Hinterrad verloren und ich fahre wie mit angezogener Bremse auf der Felge die – zum Glück – kurze Strecke zurück. Die Sonne taucht die Berge in ein goldenes Licht und wir halten noch einmal kurz an um dieses Schauspiel zu genießen.

Wenn du jemals nach Vietnam kommen solltest, dann such dir in Ninh Binh, am besten westlich der Stadt, eine nette Unterkunft und schau dir diese bezaubernde Welt an. Wir empfehlen das Sierra Homestay. Es liegt im dörflichen Außenbezirk der Stadt und wird von einer wunderbaren und unglaublich gastfreundlichen Familie betreut. Während die Tochter gut englisch spricht, verständigen sich die Eltern über ihr Handy via Sprachfunktion der Google Übersetzungs App mit ihren Gästen. Und das funktioniert gar nicht mal schlecht! Auf jeden Fall sorgt es für zahlreiche Lacher 🙂 Und der selbstgebrannte Reisschnaps wird den Gästen beim Abendessen auch reichlich angeboten und zusammen verköstigt.

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