Weltreise Tagebuch

#156 Dschungelfeeling in den Drakensbergen

Nadine

05. Februar 2019

Wandern im höchsten Gebirgszug von Südafrika – den Drakensbergen. Genau das haben wir die nächsten Tage vor. Wir sind gespannt auf die „Barrieren aus Speeren“ wie diese Bergkette in der Sprache der Zulu genannt wird. Schon die erste Wanderung überrascht uns, denn sie zeigt uns eine Seite, die wir nie erwartet hätten: Dschungelfeeling!

Es kommt mal wieder anders als geplant. Der gestrige Tag hat dafür gesorgt, dass wir mal eben unsere Wandertour für heute streichen müssen. Geplant war eigentlich super früh aufzustehen um dann den weiten (Schotter-)Weg zum Startpunkt einer der berühmtesten Wandertouren schlechthin zu machen. Dafür kamen wir leider gestern zu spät und zu aufgewühlt abends an und waren viel zu müde um die Details zu planen. Da wir in unserer Unterkunft kein WLAN haben, müssen wir uns mit dem Mobilnetz unseres Handys begnügen und mal eben schnell eine neue Tour suchen, die möglichst sinnvoll auf dem Weg zur nächsten Unterkunft liegt. Aber wir sind ja flexibel und schon nach wenigen Minuten haben wir eine neue Idee. Eine moderate kurze Wanderung mit dem Namen „Rainbow Gorge“, also Regenbogen Schlucht, im Norden des Maloti Drakensberg Parks soll es werden.

Nach einem kleinen Frühstück fahren wir dann „erst“ gegen 8.45Uhr los (ist für uns echt spät!) und suchen als erstes einen Supermarkt auf um uns für die nächsten Tage einzudecken. Schließlich rollen wir aus Harrismith hinaus und den Drakensbergen entgegen. Zwischendurch kommen wir am schönen Sterkfontein Stausee vorbei, wo wir eine kurze Fotopause einlegen. Je näher wir den Drachenbergen (wie sie auf deutsch heißen) kommen umso imposanter wirkt die Kulisse aus den bis zu über 3000m hohen Sandstein- und Granitformationen. Leider ziehen auch immer mehr Wolken durch die Gipfel, je weiter wir uns ihnen nähern.

Sterkfontein Stausee

Der nördliche Teil des Maloti Drakensberg Park

Schließlich erreichen wir den Eingang des Nationalparks und bezahlen die Eintrittsgebühren. Wir folgen der Straße bis zum Didima Camp, wo sie in einer Sackgasse endet und die Wanderung beginnt. Das „Camp“ ist eigentlich ein Platz voller hübscher, aber luxuriöser Cottages und umgeben von saftiggrünen Berghängen. Wir dürfen unseren Wagen auf ihrem Parkplatz stehen lassen 🙂 Anschließend tragen wir uns in das Wanderregister mit unserem Wanderziel, Namen, Autokennzeichen und Mobilnummer ein. Sollten wir am Abend nicht zurückgekehrt sein, würde eine große Suchaktion nach uns beginnen 😉 Bevor wir loswandern, stärken wir uns noch mit ein paar Broten (ist ja auch schon wieder fast 12 Uhr 😉 ).

Start der Wandertour „Rainbow Gorge“

Wer ein bisschen mehr Geld mitbringt, kann in den Häusern rechts mitten im Maloti Nationalpark übernachten

Der Weg startet auf einem schmalen betonierten Weg und führt uns sanft in die Höhe. Alle paar Schritte bleiben wir stehen und staunen über die Vielfalt der Grüntöne hier. Selbst in Irland kann es nicht grüner und saftiger aussehen als hier! Scheinbar haben wir die farblich schönste Wanderzeit rausgesucht, denn wir haben vorher hauptsächlich Bilder gesehen, wo die Landschaft eher karg und trocken aussieht. Wir sind schon jetzt extrem begeistert von den Drakensbergen!

Eine kleine dunkle Schlange huscht plötzlich blitzschnell zwischen unseren Füßen über den Weg. Kaum haben wir realisiert, dass es eine Schlange war, ist sie auch schon wie vom Boden verschluckt zwischen den dicht-grünen Gräsern untergetaucht. Keine Chance mehr sie zu finden. Wie schade! Dafür sehen wir in der Ferne ein paar Elenantilopen grasen. Und auch Paviane haben hier ihr Territorium.

Wir steigen noch einige Zeit lang auf bis wir eine Art Anhöhe erreicht haben. Von da an beginnt der Abstieg zu einem Fluss namens eNdumeni. Waren wir vorher noch auf den freien Flächen der Wiesen unterwegs, dringen wir nun immer tiefer in einen urwäldlichen Wald ein. Die Feuchtigkeit steigt und wir fühlen uns wie im Dschungel.

Der Fluss eNdumeni

Ein Süßwasserkrebs mitten auf einem bemoosten Felsen

Wenn der mal nicht giftig ist bei der Farbe!

Total verdreht!

Der eNdumeni

Es hängen dicke Lianen, auch gerne miteinander verknotet, zwischen den hohen Bäumen; die großen Felsblöcke sind dicht bemoost und die Laubblätter wachsen so dicht beieinander, dass es hier „unten“ direkt viel dunkler ist. Das kristallklare Wasser des eNdumeni plätschert vor sich hin und wir entdecken einige Süßwasserkrebse im Wasser. Natürlich verkriechen die sich immer blitzartig unter dem nächsten Stein, so dass wir mit den Kameras keine Chance haben. Dafür finden wir einen hoch oben auf einem moosigen Felsen. Ein besonderer Eye Catcher ist ein neonorangefarbener kleiner Pilz, der aus einem abgestorbenen Ast emporwächst. Wenn der mal nicht giftig ist 😉

So wandern wir gemütlich durch den dichten Wald, mal bergauf, mal bergab, aber immer in der Nähe des Flusses. Unser Wanderziel ist eigentlich eine Schlucht, an dessen Ende ein dicker Felsbrocken zwischen den Steilwänden eingekeilt liegen soll. Dort können sich, wenn die Sonne im richtigen Winkel steht, Regenbögen an der Gischt des herabfallenden Wassers bilden. Wir laufen allerdings schon ziemlich lange und laut MapsMe haben wir diesen Punkt schon hinter uns liegen. Eine asiatische Wandergruppe kommt uns entgegen und wir fragen sie, ob sie die besagte Stelle erreicht hätten. Sie verneinen und erzählen, dass sie vor ca. 10min umgedreht seien, da der Weg scheinbar endet. Na gut, die 10min wollen wir noch mitnehmen und wenn wir dann immer noch nichts finden können, drehen wir eben auch um.

Als wir wieder direkt am Fluss entlang laufen und über die nassen Steine balancieren, komme ich an einer Stelle ins rutschen und lande mit dem kompletten Schuh im Wasser und auch der Boden des Rucksacks wird kurz nass. Zum Glück kann ich mich an einem Ast festhalten und Carsten zieht mich aus dem Wasser, bevor auch noch die Kamera oder das Handy nass wird. Wie gut, dass außer ein paar Kratzern und einem dicken blauen Fleck am Knie nichts weiter passiert ist. Nach dem Socken auswringen laufen wir weiter, passieren eine Leiter aus Metallketten, schlängeln uns fluchend durch scharfe mannshohe Gräser, die unsere Beine anritzen und enden schließlich wieder am Fluss. Der Weg endet. So ein Pech. Wie wir später erfahren, führt der Fluss aktuell viel Wasser. Normalerweise läuft man am Rande des Wasserbettes weiter und angeblich waren wir nicht weit vom Ziel entfernt gewesen. So drehen wir wieder um und treffen noch auf ein deutsches Pärchen, dass erfolglos auf der anderen Seite des Flusses einen Weg gesucht hatte. Wir kommen ins Quatschen und laufen schließlich den gesamten Weg bis zum Parkplatz gemeinsam zurück. Es ist nun doch schon recht spät geworden und wir wollen und müssen noch weiterfahren.

Ein kurze blaue Lücke 🙂

Haarige Motte 🙂

Die Drakensberge sind zur Zeit unfassbar grün!

So vergeht der Rückweg ruckzuck und unsere Wege trennen sich wieder. Während wir im Auto sitzen und die Straße aus dem Nationalpark herausfahren, brechen immer wieder vereinzelt ein paar Sonnenstrahlen aus der Wolkendecke und tauchen die Bergwelt und das Dorf in ein magisches Licht. Carsten fährt an den Rand und ich fahre die Scheibe runter um ein Foto zu machen. Wie aus dem Nichts stehen im nächsten Moment vier oder fünf Kinder am Auto, halten ihre Hände herein und betteln nach Süßigkeiten. Das Geschrei ist groß als wir sagen wir hätten keine (was stimmt). Während ich die Kamera gut festhalte, damit sie mir nicht im nächsten Moment entrissen wird, schafft es eins der Kinder ins Auto reinzugreifen um die verschlossene Tür von innen zu entriegeln. Parallel bietet Carsten gerade eine unserer Bananen an. Carsten – nun wenig erfreut – droht dem Kind, das nicht noch einmal zu machen, während ich die Tür wieder zuziehe. Die Banane wird dann hocherfreut entgegengenommen und gleichzeitig wird schon nach mehr gerufen. Also opfern wir noch eine zweite Banane. Man muss dazu sagen, dass wir selber schon eeeeeewig keine mehr hatten, da wir keine konventionellen pestizidbelasteten Bananen kaufen und diese seit langem mal in Bioqualität waren. Frische Bioware ist eben sehr selten in Afrika und wir hatten uns wirklich darauf gefreut sie zum Müsli oder einfach so zu essen. Wir haben es den frechen Kindern dann aber trotzdem gegönnt. Sie versuchen auch nur zu (über)leben.
Keine Ahnung, wo die Kids so schnell hergekommen sind, denn bevor wir anhielten, habe ich mich extra noch umgeschaut und niemanden gesehen.

Die letzten Sonnenstrahlen, die heute noch durch die Wolkendecke blitzen

Nach diesem Erlebnis setzen wir unsere Fahrt nach Winterton fort und kommen am frühen Abend in unserer Unterkunft für die nächsten vier Nächte an. Es ist eine Art Backpacker Hostel mit sehr einfachen Mehrbettzimmern und einer großen Gemeinschaftsküche im Freien. Wir haben Glück, denn „unser“ Zimmer haben wir für die nächsten Tage für uns allein. Das trifft sich gut, denn viel Platz im Zimmer ist mit dem ganzen Gepäck und den Lebensmitteln nicht mehr 😛 Die Unterkunft ist gut gelegen und nicht weit weg von den verschiedenen Wanderregionen und vorallem wirklich günstig. Was die Unterkunftspreise betrifft, kostet die Drakensberg Region nämlich deutlich mehr in Südafrika (zumindest wo wir bisher gewesen waren). Während Carsten was zu Abendessen kocht, suche ich uns geeignete Wandertouren für die nächsten Tage raus. Für morgen habe ich beschlossen, dass wir zum „Blindman’s Corner“ wandern werden 🙂

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