Weltreise Tagebuch

#38 Graue Tage in Ninh Binh

Nadine

10. – 13. Februar 2018

Grau ist nicht nur das Wetter. Grau ist auch die Welt für Carsten, dessen Heilungprozess nach seiner Bandscheiben OP einen Rückschlag erhält. Hilfsbereitschaft kann auch mal nach hinten losgehen.
Da sitzen wir nun in dieser wunderschönen Ecke von Vietnam und haben seit drei Tagen nur graues Wetter. Die Luft ist so von Feuchtigkeit geschwängert, dass ein unablässiger, sehr feiner Nieselregen Hand in Hand mit Bruder Dauernebel durch Ninh Binh wandert. Kaum Sicht, ziemlich kalt (so 15 Grad) und alles grau in grau. Wir sind ein bisschen enttäuscht. Dabei gäbe es hier doch noch so viel zu sehen. Es soll eine phänomenale Aussicht über die Karstlandschaft geben (nachdem man 500 Stufen bewältigt hat), etliche Pagoden, die zum Teil spektakulär am Felsen kleben und eine ehemalige Hauptstadt bzw. das was davon übrig ist. Einen Sonnenaufgang zwischen den Karstbergen stellen wir uns magisch vor.

Grau in Grau

Arbeiten im Reisfeld bei Regen. Nass von unten und oben.

Rückblick:

Nach dem Charity Tag geht es Carstens Rücken wieder schlechter. Obwohl wir Tan (Sohn unserer Herbergsfamilie) vorab gefragt hatten, waren wir dann doch sehr viel länger als besprochen mit dem Roller auf verdammt schlechten Straßen unterwegs und die ständigen Schläge auf den Rücken hinterließen ihre Spuren. Der Ischiasnerv zieht seitdem wieder bis in sein rechtes Bein.

Wie sich herausstellte, ist Tans Mutter, Hien, Physiotherapeutin und sie bot ihm an sich auf das Sofa zu legen, damit sie ihn behandeln könne. Was sie auch sehr gut gemacht hat, denn anschließend ging es Carsten etwas besser. Hien kündigte an ihn am Abend noch einmal zu behandeln. Das sei ihre Pflicht als Ärztin, sagte sie uns, als wir uns sehr herzlich bei ihr bedankten. Toll, was mit einer Übersetzungs App so alles möglich ist! Von einer Vietnamesin behandelt zu werden, die weder Deutsch noch Englisch kann. Und wo auch der Patient kein Wort vietnamesisch spricht 😉 Schon irgendwie irre. Irre toll 🙂 Und ihre Hilfsbereitschaft ist überwältigend.

Bei der nächsten Behandlung war zuerst nur Tao, ihr Ehemann, da. Ungefragt begann er Carstens Rücken abzutasten. Carsten erzählte ihm mehrmals von seinem Bandscheibenproblem, der OP und wie wichtig es sei, keinen Duck auszuüben. So begann er die Behandlung auch ganz sanft bis er dann plötzlich mit starkem impulsiven Drücken versuchte die Rückenwirbel zu verschieben. Diese chiropraktische Anwendung war nicht nur in dem Augenblick schmerzhaft, sondern führte anhaltend zu einer starken Verschlechterung von Carstens Bandscheibenproblematik. Carsten beschwerte sich zwar sofort lautstark über die Anwendung und konnte verhindern, dass Tao weitermachte, doch da war es schon zu spät. Nachfolgend versuchte Hien noch zu retten was zu retten ging, doch auch ihr blieb dann nichts anderes mehr übrig, als zu sagen, dass es falsch war und es nun länger brauchen würde, bis sich der Nerv wieder beruhigen würde. Schonung und Zeit wären wichtig. Da half es auch nicht, dass es Tao im Anschluss sehr peinlich war. Auch wenn er und überhaupt die gesamte Familie super lieb und echt nett sind, wäre es in dem Fall wirklich wichtig gewesen, wenn er sich zurück gehalten hätte. Er wollte zwar nur helfen, aber das war leider ein herber Rück(en)schlag für Carsten.

Wir verzichten also auf Roller- oder Radtouren, die bei dem Wetter sowieso nicht besonders aussichtsreich wären und gehen nur ein bisschen spazieren soweit der Rücken mitspielt. Wir bekommen zwei Non La Hüte von Tan damit wir nicht zu nass werden. Super aufmerksam 🙂
Bei unserem Dorfbummel sehen wir überall freilaufende Hühner, laut krakeelende Gänse und am Fluss eine Herde Wasserbüffel, die synchron wiederkäut. Denen scheint es auch etwas kalt zu sein. In der Mitte liegen die Jungtiere umringt von den Älteren und alles kuschelt sich zusammen.

An einem Dorfteich begegnen wir unserem tierischen Highlight, das mit schillernd türkisfarbenen Flügeln über das Wasser wirbelt. Ein Eisvogel! Live und in Farbe! Wie wunderschön! Und leider, leider kein passendes Objektiv dabei, um diesen bildschönen Vogel abzulichten. Aber es dauert auch nicht lange, da verlieren wir ihn aus den Augen. Ein wirklich eindrucksvoller Moment.

Die Bilder von den Farangs mit Kegelhüten wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:

Eingepackt in zwei Jacken – auch in Asien kann es kalt werden!

Schützt nicht nur bei Sonne, auch bei Regen echt nützlich 🙂

An unserem Abreisetag kommt natürlich pünktlich die Sonne raus und soll laut Wetter App auch ein paar Tage lang öfter aus den Wolken hervorblicken. Glück für die neuen Gäste 😉 Die Landschaft ist so oder so sehr beeindruckend und mit blauem Himmel und Sonne sicher noch gewaltiger. Die Verabschiedung mit der Homestay Familie fällt sehr herzlich aus und Mama Hien die gerade mal 5cm größer ist als ich, packt mich fest und hebt mich mal eben kurz hoch ^^

Ein Taxi bringt uns zum Bahnhof und wir reisen mit dem Zug weiter. Diesmal hat er sogar eine Verspätung von einer Stunde. Nach kurzweiligen zwei Stunden im Zug, erreichen wir die Hauptstadt Vietnams, Hanoi. Taxifahrer wollen uns für die üblichen Abzocker Preise zum Hotel fahren. Wir verzichten dankend und nehmen den öffentlichen Bus, der uns zu einem Bruchteil des Preises mitnimmt. Morgen schon geht es in die sagenumwobene und berühmte Halong Bucht. Die zweitägige Tour sprengt mit insgesamt 390€ unsere Ausflugskasse. Sie soll es aber wert sein, hat man uns versichert. Und so checken wir stündlich verschiedene Wetterapps und entscheiden uns hoffnungsvoll für die mit dem Sonnenscheinsymbol!

Beim gemeinsamen Essen mit der Homestay Familie

Ohrenwärmer und Schal – Winter in Vietnam

Wir probieren Tet Kuchen. Ist jetzt nicht so unsers 😉

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