Weltreise Tagebuch

#130 Höllisch heißer Wandertag im Naukluft Park

Nadine

14. Dezember 2018

Wandern in Namibia? Da ist doch alles flach, oder? Ja, so dachten wir vor unserer Reise auch! Aber das Land besitzt überraschend viele Berge! Und da macht Wandern voll Sinn 🙂 Im afrikanischen Sommer kämpfen wir zwar mächtig mit knackigen Temperaturen, aber dafür erleben wir nicht nur einen unglaublich abwechslungsreichen Trail, der so manche Kraxeleinheit parat hält, sondern auch eine beeindruckende Pflanzen- und Tierwelt. Unter anderem Zebras!

Die Nacht im Dachzelt war ein bisschen unruhig. Wir sind beide immer wieder kurz aufgewacht von dem Gezeter und Gekeife der Paviane. Und die werden wirklich laut! Manchmal klingen sie wie Menschen, die kurz davor stehen sich mächtig zu verprügeln. Da möchte man nachts nicht raus aufs Klos müssen 😉

Pünktlich zur Dämmerung stehen wir auf und dürfen feststellen, dass es sich gelohnt hat, nichts draußen stehen zu lassen, sondern alles im Auto zu verräumen. Beim Nachbarn versammeln sich nämlich gerade Paviane um den Mülleimer und um die Essensreste auf dem Tisch – alles wird umgedreht und zwischen die Zähne genommen 😛

Lange können wir dem Treiben nicht zuschauen. Unser Credo lautet: Früh losmachen um die noch angenehmen Temperaturen nutzen zu können. Wird eh noch heiß genug 😛 Und so fahren wir vom Campingplatz zum Ausgangspunkt der Wanderung. Nach guten 20min ruppeliger Schotterpiste sind wir am Parkplatz des Olive Trail. Die Wanderroute soll gute 10km lang sein und zwischen 4-5h dauern. Dabei verläuft der größte Teil der Tour in einem Canyon, zwischendurch soll es noch zwei Wasserpools geben und einen mit Ketten gesicherten Abschnitt, wo Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt ist. Der Teil klingt besonders spannend 🙂 Aber bevor es in den Canyon geht, müssen wir erst mal einige Höhenmeter aufsteigen. Wie gut, dass die Sonne noch nicht so stark ist!

Wir sind übrigens auf guten 1800 m.ü.M. unterwegs 🙂

Während wir aufsteigen, hören wir in der Ferne ein seltsames Schnaufen. Finden können wir den Verursacher leider nicht, denn die Vegetation hier ist überraschend dicht und abwechslungsreich. Überhaupt: es gibt richtig viele Blumen hier. Nicht vergleichbar wie zu Hause, aber dafür, dass wir hier in einem wahnsinnig trockenen Land unterwegs sind (und die Regenzeit erst kurz bevor steht) ist es durchaus beeindruckend. Viele von ihnen schützen sich mit langen nadelscharfen Dornen und wir müssen beim Wandern immer wieder aufpassen wo wir langlaufen um uns nicht die Beine permanent aufzuschlitzen 😉

Nach einer guten halben Stunde im Aufstieg, sehen wir ein besonders exotisches Pflanzenexemplar. Nun, zumindest in unseren Augen exotisch 🙂 Mitten zwischen größeren Steinen liegen vereinzelt recht fette Knollen rum. Und aus denen sprießt eine Art Blume, die entfernt an einen aufrecht stehenden Staubwedel erinnert. Verrückt. Wie entstehen bloß diese Knollen? Hier gibt’s doch nur Steine! Was soll hier fruchtbar sein? Die Natur ist immer wieder so verblüffend.

Oben wächst die Blüte und seitlich ein paar Blätter raus – witziges Teil

Und das hier ist wohl der Fruchtkörper oder Knolle oder so 😛

Überhaupt – nach dem Pflanzenexot kommt noch ein echter Insektenexot. Während wir so hinterheinander dem Wanderpfad folgen, sehe ich im Augenwinkel irgendetwas unglaublich pinkfarbenes herumflattern. Es sah aus wie eine Libelle – zumindest den Flügeln nach. Aber wo ist es hin? So etwas auffallend schönes kann nicht einfach verschwinden. Da! Da war es doch wieder! Und diesmal hat es auch Carsten gesehen. Aber wieder ist es weg. Irgendwo am Boden. Wir schauen genauer hin. Hallo? Pink fällt doch auf! Aber hier ist nichts! Gibt’s doch nicht. Die Auflösung? Hier kommt sie:

Nein, wir fotografieren nicht nur den Boden! Hier versteckt sich die…

…Nasenschrecke – im trockenen Gras nicht zu unterscheiden von den Pflanzen

Die Nasenschrecke, die beim Fliegen (oder sind es nur riesige Sprünge?) pinkfarbene Flügel hat, ist ruhend einfach nur perfekt getarnt! Camouflage in Perfektion! Wir wollten sie unbedingt noch mal fliegend/hüpfend sehen und nähern uns ihr. Aber es beeindruckt sie nicht. Nicht mal die näher kommende Hand von Carsten macht ihr was aus. Im Gegenteil. Sie geht sogar direkt auf seine Hand! Gut für’s Foto zwecks Größenvergleich 🙂 Nun aber, ich mache mich bereit für eine Aufnahme wie sie von Carstens Hand springt und wir warten gespannt. Aber Fehlanzeige. Sie springt zwar, aber öffnet ihre Flügel nicht! Schade, das hätten wir ja zu gerne noch mal gesehen (und fotografiert!).

Nach diesem kleinen Event sind es nur noch wenige Gehminuten bis zum Gipfelplateau. Da wir noch nichts gefrühstückt haben, knurren unsere Mägen nun hörbar und es wird Zeit einen Happen zu essen. Eigentlich hofften wir auf einen schattigen Platz, aber hier oben sind nur Büsche. Okay, dann nur die paar Kekse, die wir noch aus Italien mitgebracht haben und weiter geht’s. Es müsste ja nun zügig bergab gehen und im Canyon wird es schon Schatten geben. Aber bevor es hinab in die Felsenwände geht, entdecken wir in der Ferne eine Gruppe von Bergzebras. Sie beobachten uns. Natürlich haben sie uns schon längst bemerkt. Leider sind sie zu weit weg für die Kamera und unser großes Teleobjektiv haben wir nicht mitgenommen. Bei der Frage: „Nehmen wir 3kg mehr oder weniger mit?“ (und so viel wiegt das Tele) haben wir uns einstimmig für weniger entschieden 😛 Die 3kg haben wir lieber in Wasser investiert (was hintenraus trotzdem zu knapp wurde). Die scheuen Bergzebras sehen in dieser verlassenen Ecke selten Menschen und so wundert es uns nicht, dass sie lieber in eine andere Richtung weitergrasen.

Der Abstieg in den Canyon beschert unserem Wandererherz wahre Freudensprünge. Es geht immer wieder über große Felsen und Hand anlegen ist fast schon obligatorisch. Aber wir lieben es zu kraxeln und Carsten hat es schon perfektioniert dabei gleichzeitig in einer Hand immer noch die große Kamera zu halten. Die Landschaft hier hätten wir nie in Namibia vermutet. Eher schon in den USA, in Arizona. Da ist sicher alles noch größer und beeindruckender. Aber hier sind wir auch schon mächtig beeindruckt 🙂 Vorallem ist hier kein Touristen Hotspot. Wir sind den ganzen Tag alleine unterwegs und begegnen keiner Menschenseele! Wer hätte gedacht, dass diese Wanderung so ein Highlight wird! Und das Beste kommt ja erst noch – der Abschnitt mit den Eisenketten! Vorher aber machen wir endlich doch noch unsere Brotpause – auch wenn mittlerweile selbst im Canyon kein Schatten mehr zu finden ist.

Mitten im Canyon zwischen den Felswänden wächst dieser große Baum!

Immer wieder heißt es Weg suchen und kraxeln 🙂

Die Steine haben so unterschiedliche Muster und Farben – richtig bunt!

So langsam müssten doch mal die beiden auf der Karte eingezeichneten Wasserpools kommen. Gefühlt laufen wir schon ewig…Aber das hatten wir vorab schon gelesen, dass sich der Weg zieht. Es sind zwar nur 10km, aber durch die vielen Felsen, die man immer wieder herabklettert, dauert es eben länger als auf ebener Fläche. Da kommen durchaus ein paar Höhenmeter zusammen. Und das in einem Canyon 😀 Aber schließlich erreichen wir doch den ersten kleinen Pool. Der Wasserstand ist niedrig – die Trockenzeit geht schon lange – aber es tummeln sich wahnsinnig viele Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und andere Insekten um die giftgrüne Brühe. Gesund sieht es nicht aus – aber die Farbe hat was! Nur wenige Minuten später stehen wir endlich vorm zweiten Pool. Tief unter uns liegt das Wasser. Der Pool selbst ist von steilen Felswänden umgeben. Auf die andere Seite kommt man nur über Eisenketten, die zu beiden Seiten der Wände angebracht wurden. Diese Schlüsselstelle sieht auf Fotos immer wahnsinnig schwierig und gefährlich aus. Aber mit den Ketten ist es gut machbar! Links ist etwas anspruchsvoller als rechts – zumindest empfand ich es so. Kurzes aber cooles Vergnügen und bei der Kulisse wirklich besonders und einmalig.

Ab jetzt sollten es eigentlich nur noch 2-3km sein. Aber wir sind nun mitten in der Mittagshitze. Haben wir vorher noch jeden Köcherbaum, jeden Kaktus und die vielen buntgeschichteten Felsen fotografiert, fällt es uns jetzt immer schwerer. Aber einmal noch werden wir aus unserer Hitzelethargie geholt. Die Felswände hier sind auch Heimat des sogenannten Klippschliefers, auf englisch Dassie, und die erinnern uns ein bisschen an Murmeltiere. Sie sind sehr geschickte Kletterer und leben immer in Gruppen zusammen. Wir sehen einen von ihnen hoch über uns auf einem sonnenbeschienen Felsen liegen. Ihm macht die Hitze scheinbar nichts aus. Für die Kameras ist der Dassie wieder sehr weit weg. Aber wir werden ihnen auf unserer Reise noch viel näher kommen 😉 Nicht weit entfernt vom Parkplatz sichten wir in der Ferne ein davonrennendes Huftier. Ein Foto konnten wir machen, aber auch hier ist es nur ein Suchbild geworden. Später vermuten wir, dass es ein Dik-Dik war. Aber auch dieses Tier werden wir später noch von nahem sehen!

Paviane

Bergzebra

Um kurz vor eins erreichen wir endlich unser Auto. Und was für ein Segen, dass wir einen Kühlschrank haben und wir direkt erst mal herrlich kühles Wasser trinken können! Was für ein Luxus in dieser Gegend 😀 Nachdem wir uns erfrischt haben, steigen wir in den Wagen und fahren zur nächsten Unterkunft. Und schon wieder eine Premiere: ich löse Carsten zwischendurch ab und fahre das erste Mal einen Geländewagen! Und das erste Mal Linksverkehr. Was aber nicht ernsthaft ein Problem ist auf einer sehr breiten Schotterstraße, wo alle halbe Stunde mal einer von vorne kommt ^^ Nach einer halben Stunde Probefahrt gebe ich das schweißnasse Lenkrad wieder an Carsten ab und bin froh, dass ich nichts kaputt gefahren habe! Morgen übe ich weiter 😉 Aber bis auf die Größe des Wagens, an die man sich gewöhnen muss, muss man sich einfach nur mit dem Fahrverhalten auf den verschieden Bodenbelägen vertraut machen. Selbst für mich wurde es im Laufe unseres Roadtrips immer einfacher. Am späten Nachmittag erreichen wir einen Campingplatz in der Nähe von Solitaire, wo wir einen riesigen Stellplatz mit zwei eigenen Duschen, zwei eigenen WC’s und jeder Menge Steckdosen für uns haben.

Den Abend genießen wir mit einem namibischen Bier und einem wunderschönen Sonnenuntergang. So kitschig wie es immer in Prospekten ist – genauso kitschig 😉
Morgen fahren wir an die Küste. Dort ist es das ganze Jahr über immer deutlich kühler als im Landesinneren. Einen Strandtourismus gibt es in Namibia aus dem Grund nicht. Das Meer ist viel zu kalt und zu rauh. Aber hier warten andere Besonderheiten auf uns. Morgen mehr!

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