Weltreise Tagebuch

#88 Klettersteigtour in Bosnien

Nadine

11. – 13. August 2018

Rafting in Bosnien? Kein Problem! Paragliding? Auch kein Problem! Klettern? Na klar, geht auch! Wandern sowieso. Und Eisenwege? Ja, die gibt es auch! Klettersteiggehen in Bosnien – klingt exotisch. Perfekt, das machen wir! Und statt einem Gipfel empfängt uns Klettersteiggeher eine Burg, die wir ganz für uns alleine haben. Mit Blick auf Moscheen, Kirchen und einem Derwischkloster.

Wir verlassen unsere Unterkunft in Mostar, besuchen einen riesigen Konzum (sowas wie Kaufland bei uns) und einen DM (die gibt es wirklich oft in Kroatien und Bosnien), decken uns wieder mit Lebensmitteln ein und steuern dann einen Campingplatz in Blagaj an. Der Ort liegt nur 30min von Mostar mit dem Auto entfernt und so kommen wir noch vor der Mittagszeit am Campingplatz an. Er liegt direkt an dem Fluss Buna. Und weil in unmittelbarer Nähe die Quelle der Buna liegt, ist das Wasser wirklich eisekalt. Dafür weht von ihr ab und an ein Hauch einer kühlen Brise über die Wiese. Ein kurzer Augenblick der Wohltat bei gefühlten 50 Grad im Schatten 😉 Und nebenbei kann man in dem Fluss Wasser und Cockta (Cola in leckerer) kühlen. Wenn das mal nicht Luxus ist 🙂 Eine Kühlbox besitzen wir nämlich leider nicht. Würde auch nicht ins Auto passen. Dafür haben wir eine Plane und zwei Stangen, ein paar Heringe und nen Hammer. Und damit baut uns Carsten wieder einmal eine wunderbar schattenspendende Überdachung. Tisch aufgeklappt und Stuhl und Hocker raus. Brot, Gurke und Aufstriche dazu – und schon kann gefuttert werden 🙂

Der morgige Tag wird ein spannender für uns. Besonders für Carsten. Wir wollen uns nämlich in einen Klettersteig wagen. Vor einem Jahr wäre das nichts Ungewöhnliches gewesen. Aber seit Carstens Bandscheiben OP war da bis vor Kurzem noch lange nicht dran zu denken. Weshalb wir für unsere Europa Tour auch kein Klettersteig Equipment mitgenommen haben. Glücklicherweise gibt es im Ort die Möglichkeit Helme und Gurte etc. zu leihen. Und da Carstens Rücken in den letzten paar Wochen deutlich besser geworden ist, wollen wir den Versuch wagen. Der Klettersteig „Vulin Potok“ ist mit einer Bewertung von C und einer Länge von 1,5h ein perfekter Einstieg. Auch wenn es eine Weile gebraucht hat bis wir an die Klettersteigausrüstung gekommen sind (längere Geschichte), so ist das Leihmaterial nicht nur total neu und modern sondern mit 30 Mark pro Stück (also nur 15€) echt günstig. Prima, so steht dem Tag nichts mehr entgegen!

4.45 Uhr am nächsten Morgen. Wir schälen uns aus dem Wagen, machen uns kurz frisch und packen unsere Sachen ein. Mit der Dämmerung laufen wir los und kommen mit kurzem Verlaufem nach einer Dreiviertel Stunde am Einstieg des Klettersteiges an. Zwar ist die Sonne noch nicht überm Berg und für die kleine Kamera gibt es kaum Licht, aber genau das war der Plan. Lieber ein früher Vogel, als die brennende Sonne im Nacken. Trotzdem sind wir nicht die Einzigen, die wach sind. Während des gesamten Klettersteiges begleitet uns das Bellen eines Hundes, der irgendwo im Berg unterwegs sein muss und uns mit dem Echo der Felswände besonders laut beschallt 😛

Eisenklammer – Leiter

Von da unten kommen wir her

Modisch abgestimmt 😀

Viel Luft unterm Popo

Aufstieg im Schatten der Felswände

Lange kann es den Klettersteig noch nicht geben, die Drahtseile sehen neu und stabil aus und auch die vielen Eisenklammern am Fels machen einen robusten Eindruck. Als wir die erste senkrechte Passage überwunden haben und ich Carsten hinterher steige, höre ich ihn überrascht rufen. „Was ist?“ – „Schlange! Da vorne unterm Fels. Hab’ sie im Augenwinkel dahin huschen sehen.“ Tatsächlich. Ein schwarzes Schwanzende blitzt aus dem dunklen Eck hervor. Wir gehen nicht viel näher ran, denn ehrlich gesagt, gibt es hier auch giftige Exemplare und wir wissen nicht zu welchem diese gehört.

Weiter geht es über eine aus Eisenklammern gebaute Leiter, die uns flott in die Senkrechte bringt und viel Luft unter den Popo bringt. Schneller als erwartet sind die 1,5h rum und wir erreichen das Ende des Steigs und stehen um kurz vor 8 Uhr auf einer Anhöhe. Ein Blick zurück zeigt uns die Schlucht durch die wir aufgestiegen sind.

Blick zurück – durch diese Schlucht führt der Klettersteig

Freudengrinsen 🙂

Der Rücken hat mitgespielt – so darf es weitergehen

Geniale Aussicht auf die rauhe Bergwelt

Schön war’s! Und fast noch schöner ist, dass Carstens Rücken super mitgemacht hat. Seine Freude strahlt mit der Sonne um die Wette, die genau in dem Moment hinter einem Berg auftaucht 🙂

Jetzt steht uns nur noch der Weiterweg zum Gipfel an. Und auf diesem thronen die Reste einer alten Burg, die schon von vielen Herrschern genutzt und ausgebaut wurde (je nachdem wer gerade das Land erobert hatte 😛 ). Der Weg zur Burg ist zu Beginn noch rot-weiß markiert und einfach zu finden. Später dürfen wir uns allerdings selbst einen Weg über Felsen und durch Dornensträucher bahnen. Da ist wohl die Farbe ausgegangen 😉 Schlangen sehen wir zwar keine mehr, aber wieder jede Menge Schmetterlinge und eine kleine Echse mit gepunktetem und gestreiftem Muster. Wieder so ein Moment, wo wir uns die große Kamera herbeisehnen, aber die ist im Klettersteig so unhandlich und so muss nun die kleine Kamera zeigen, was sie kann 😉

Nach 45 Minuten erreichen wir endlich die Burg und gelangen über einen Seiteneingang in das Innere. Bis auf die Außenmauern ist nicht viel übrig, aber zu einer der Mauern führt ein kleiner Anstieg und von da oben haben wir einen tollen Blick über die Umgebung. Zu Füßen der Burg liegt der Ort Blagaj und die Buna, in der Ferne sieht man eine Bergkette, die den Horizont begrenzt und zur Rechten eine Passstraße, die sich an einem Berg entlangschlängelt. Und das Beste: wir sind allein. Noch kein einziger Besucher weit und breit. Perfekt um unser Frühstück auszupacken und in Ruhe Brotzeit zu machen 🙂

Festung Stjepan grad

Geniale Lichtstimmung 🙂

Blick über Blagaj und die Buna

Freudensprung

Blick zur Passstraße nebenan

Es folgt nur noch der Abstieg und der Weg zurück zum Ort und zum Eko Centar, wo wir unsere Klettersteigsachen geliehen haben. Der Inhaber lädt uns direkt noch zum Kaffee ein und nach einem Schwätzchen geht es zurück zum Campingplatz, wo wir noch vor der Mittagshitze ankommen. Fazit: alles richtig gemacht mit dem Frühaufstehen :)

 Den Besuch der Buna Quelle verschieben wir auf den nächsten Morgen, um den Besucherströmen zuvor zukommen. Die Karstquelle zählt zu den größten Europas und ist die stärkste des Landes. Dazu liegt sie recht spektakulär in einer Höhle am Fuß einer 200m hohen Felswand. Aber auch das ist noch nicht alles. Einem türkischen Sultan hat es hier so gut gefallen, dass er im 18. Jahrhundert ein Derwischkloster direkt am Felsen und der türkisfarbenen Buna errichten ließ. Ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur bei Einheimischen. Rund um den Fluss findet man ein Restaurant nach dem anderen und natürlich die obligatorischen Souvenirstände mit Kühlschrankmagneten und Schlüsselanhängern.

Das Derwischkloster liegt direkt an der Quellhöhle

Da hinten in der Höhle entspringt die Buna Quelle

Für uns geht es weiter Richtung Kroatien, denn da stehen noch zwei Orte an, die wir besuchen möchten. Auf dem Weg dahin machen wir einen Zwischenstopp in einem bosnischen Städtchen, das aussieht als ob es aus dem Mittelalter entsprungen und vom Orient umarmt wurde. Total spannender Ort aus Stein, der einen Abstecher wirklich lohnt. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag 🙂

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