Weltreise Tagebuch

#89 Počitelj – ein Dorf wie aus 1001 Nacht

Nadine

13. August 2018

Auf unserem Weg nach Kroatien passieren wir ein Dorf, das sich wie aus dem Märchenbuch Tausendundeine Nacht präsentiert. Eine Mischung aus Mittelalter und Orient. Mit Moscheen, Burgen, wilden Feigen und Teppichverkäufern.

Eben noch an der Buna Quelle und nun schon auf einem Parkplatz des Dorfes Počitelj. Noch versteckt sich die Sonne hinter dem kargen Berghang, an dem das Dorf gebaut wurde. Aber die Spitze des Minaretts fängt schon die ersten goldenen Strahlen ein. Und auch der Festungsturm steht schon im Morgenlicht. Počitelj besitzt eine lange Geschichte. Man vermutet die Ursprünge im 14. Jahrhundert, auch wenn die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes erst im Jahre 1444 erfolgte. Gelegen an dem Fluss Neretva bildete Počitelj einen wichtigen strategischen Stützpunkt. Denn die Neretva war früher die einzige Möglichkeit das Dinarische Gebirge von Nord nach Süd zu durchqueren. Die Osmanen waren es wieder, die sich nach Eroberung der Stadt im 15. Jahrhundert für viele Jahrzehnte niederliessen und Moscheen, Bäder und andere typisch orientalische Gebäude errichten ließen. Später herrschten noch die Venezianer und Österreich-Ungarn über das Land. Der Bosnienkrieg in den 90ern zerstörte leider auch hier große Teile des Dorfes. Seit 2002 ist die Rekonstruktion der historischen Gebäude aber wieder abgeschlossen und für Gäste und Touristen einen Abstecher wert 🙂

Aufstieg zur Festung von Počitelj

Wir machen uns auf den Weg zur Festung und erhoffen uns einen schönen Blick auf das Dorf aus Stein. Hier ist tatsächlich fast alles aus Stein gebaut. Die Häuser, die Dächer, die Wege und Mauern. Nur die halbrunden Kuppeln der Moschee und des Hamam (Bad) sind aus Blech gefertigt. Einheimische sehen wir nur auf dem Platz nahe des Parkplatzes. Ansonsten wirkt das Dorf wie ausgestorben. Wir kommen uns vor wie in einer Filmkulisse. Oder in einem Freilichtmuseum. Die letzte Volkszählung vor 5 Jahren kam auf etwas über 860 Einwohner. Wir fragen uns wo die alle sind.

Wir folgen den vielen Stufen, die uns näher zur Festung bringen. Oben angekommen sind wir richtig verwundert, dass nirgendwo einen Ticketverkäufer oder ein Eintrittshäuschen zu entdecken ist. Wie jetzt? Kein Eintritt? Es scheint tatsächlich umsonst zu sein. Cool 🙂 Noch cooler ist, dass der Festungsturm auch betreten werden kann. Und das ganze ohne Schild „Betreten auf eigene Gefahr“ 😛 Eine steinernde Treppe windet sich steil und schmal in die Höhe. Dunkel ist es. Und Geländer gibt es auch nicht. Wir lieben es 😀 Und fühlen uns wie kleine Entdecker. Die Aussicht von oben ist traumhaft schön. Der achteckige Turm hat zu jeder Seite hin unvergitterte, tiefsitzende Ausguckfenster. Wer sich hier zu weit rauslehnt….nun, der sieht das Gras von unten. In Deutschland ein No-Go 😉

Unterm Dach des Festungsturms

Freier Blick aus allen Ausguckfenstern

Počitelj am Fluss Neretva

Blick nach Norden

Blick nach Osten

Von unserem Ausguck erspähen wir die ersten Touristen nach uns – es wird Zeit weiter zu gehen. Gegenüber der Festung liegt etwas erhöht eine weitere Burg. Mal schauen, was die so kann. Auf dem Weg dahin sehen wir links und rechts wild wachsende Feigen- und Granatäpfelbäume. Wären sie reif, könnte man ganze Beutel damit füllen 🙂

Die zweite Burg entpuppt sich als ein von EU Geldern restaurierter und modernisierter Bau mit Eisentreppen, Glasböden und ganz wichtig: Geländern! Dahin der Charme des Entdeckertums 😉 Dafür aber ein schöner Ausblick über das ganze Tal. Scheinbar hat aber das EU Geld nicht gereicht (oder wurde veruntreut, wer weiß?), denn die neuen Räumlichkeiten innerhalb der Burg sind nicht fertig geworden und werden es vermutlich auch nicht mehr. Neben den Wasserschäden an den Wänden haben es sich auch die Schwalben mit ihren Nestern bequem gemacht.

Wie im Märchenbuch – Aufstieg zur zweiten Burg

Überall wachsen wilde Granatäpfel und Feigen – leider noch nicht ganz reif

Ausblick von der Burg Pašina tabija

Burg Pašina tabija – mit EU Geldern modernisiert

Blick zum Festungsturm

Die Sonne knallt, der Magen knurrt und wir haben noch ein bisschen Fahrt vor uns. Also zurück zum Auto, an den Händlern vorbei, die nun ihre Ware wie Teppiche und Souvenire auslegen und Müslischalen ausgepackt. Nach dem Frühstück ist vor der Grenze. Wir waren zwar ganz alleine an der Buna Quelle und fast alleine hier in Počitelj, dafür ist aber nun an der Grenze viel los. Während die bosnische Seite noch einigermaßen schnell ging, so dauert die kroatische Grenze ewig. Was die da so lange machen ist uns ein Rätsel. Wir sehen keine 150m vor uns das Grenzhäuschen und brauchen trotzdem insgesamt 1,5 Stunden um endlich ins Land zu dürfen. In der Zeit ist die Temperatur im Auto auf gefühlte 60 Grad gestiegen. Trotz offenen Fenstern und Türen. Wieso gehört Kroatien zur EU wenn die Einreise so ewig braucht? Grrr..

Wieder in Kroatien

Tolle Landschaften ziehen an uns vorbei

Wir nähern uns dem Biokovo Gebirge

Unser vorletztes Ziel in Kroatien liegt an der Küste des Biokovo Gebirges. Zu den Gipfeln hinauf führen zwar Wanderwege, aber dieses Vergnügen sparen wir uns bei der Hitze ausnahmsweise mal 😉 Wir werden einfach mal ganz faul eine Passstraße nutzen um zum höchsten aller Gipfel zu gelangen. Die soll es in sich haben, denn sie ist nicht nur super schmal, sondern zum Teil auch ohne Leitplanken oder anderen Absicherungen. Aber das werden wir morgen sehen. Heute reicht es uns erst mal und wir richten uns auf einem Campingplatz ein. Leider erwartet uns dort eine böse Überraschung. Dazu mehr im nächsten Bericht 🙂

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