Weltreise Tagebuch

#181 Krönender Abschluss im Europa Park

Carsten

22. – 26. Mai 2019

Unser letzter großer Ausflug auf unserer Weltreise bricht an. Wir haben uns als krönenden Abschluss einen Tag im Europa Park ausgesucht. Der mit Preisen überhäufte Vergnügungspark im Drei-Länder-Eck von Deutschland, Schweiz und Frankreich bietet nicht nur adrenalingeladene Achterbahnen, sondern auch jede Menge Themenwelten, bunte Shows, Wasserachterbahnen und kinderfreundliche Attraktionen. Wir wollen unseren Adrenalinlevel steigen fühlen und stürzen uns auf Silver Star und Co. Ein würdiger Abschluss!

Wir verlassen Paris und suchen wir uns einen Stellplatz für die nächste Nacht. Paris war nicht nur toll, sondern auch anstrengend und nun mögen wir den Abend einfach nur entspannt ausklingen lassen. Da kommt uns ein, laut der App Park4Night, großer Parkplatz mit Toiletten gut gelegen. Das die Toiletten mit den Schliesszeiten des Einkaufszentrums zusammenhängen, stand nirgendwo und ist für uns nicht so geschickt. Viel blöder allerdings ist das etwas schwammige Fahrverhalten unseres Autos, das sich auf dem Parkplatz binnen weniger Minuten während meines Einkaufs in einen vollwertigen Platten verwandelt. Auf unserer 18-monatigen Reise hatten wir nur drei Pannen. Ein Antriebsschaden beim Fernbus in Laos, einen Platten bei unserem Mietwagen in Südafrika und nun ist es wieder ein Schraubnagel, der uns unseren Hinterreifen platt macht. Alles in allem eine mega gute Quote, wenn wir bedenken wieviele Kilometer wir auf dem Landweg zurückgelegt haben – da haben wir schon ganz andere Reiseberichte gelesen 😉 Also los, Reifen wechseln und weiter geht’s, irgendwann wird der ruhige chillige Abend schon beginnen. Wir fahren dann noch weiter als gedacht, stehen dafür an einem schönen See und machen schon bald unsere Äuglein zu.

Erste Panne seit Beginn der Weltreise: wir haben uns einen Nagel eingefangen

Zum Glück haben wir einen Ersatzreifen dabei!

Unser letzter Morgen in Frankreich bricht an und die Sonne scheint pünktlich zum Frühstück. Langsam fahren wir der deutsch-französischen Grenze entgegen und unsere Gedanken pendeln zwischen unseren erlebten Abenteuern, den bevorstehenden Achterbahnen und unserer neuen alten Heimat. Auch wenn diese Reise ein absolut traumhaftes Erlebnis ist, freuen wir uns wieder auf einen festen Wohnsitz in Deutschland mit all seinen Annehmlichkeiten, wie z.B leckeres Trinkwasser aus der Leitung, Bio-Lebensmittel und ein eigenes Bad 😉 Ups, ich schweife ab, aber genau so geht es gerade in unseren Köpfen zu.
Der Grenzübertritt verläuft vollkommen unspektakulär und nach einem kleinen Lebensmitteleinkauf beziehen wir unseren Stellplatz für die nächsten zwei Nächte mitten im Wald, auf einem sehr abgelegenen Wanderparkplatz in der Nähe vom Europa-Park in Rust. Raus mit dem Kocher und her mit dem Schnibbelmesser. Neben uns finden sich noch zwei Wohnmobile ein und die restlichen Tageswanderer verlassen den Platz. Auch die super schöne Echse, die sich kurz auf einem Baumstamm blicken lässt, sucht leider schnell das Weite. Mit so einem schönen Exemplar haben wir hier nicht gerechnet und hätten gerne noch ein paar Nahaufnahmen gemacht.

So eine exotisch aussehende Echse mitten in Deutschland!

Wirklich ein hübsches Kerlchen!

Es ist ruhig und kaum ist die Sonne hinter den hohen Bäumen verschwunden, kommen unsere Freunde, die Stechmücken und es wird auch wieder feucht und frisch. Für uns das Zeichen, es sich wieder drinnen gemütlich zu machen.

Die letzten Male als wir hier in der Ecke waren, machte uns das Wetter einen Strich durch unsere Europa-Park Rechnung. Es stürmte und regnete jedes Mal, wo wir hier in der Nähe waren und Zeit für diese Gaudi hatten 😉 Nicht so heute! Der Himmel ist blau und die Sonne lacht und das soll heute auch den ganzen Tag so bleiben. Wir wollen dieses perfekte Wetter an einem Wochentag ohne Schulferien (juhuu weniger Besucher!) nutzen, um mit leichtem Gepäck, ohne Kameras (nur Handys) und mit Picknick-Proviant möglichst viele der Achterbahnen im Europa-Park zu fahren – wenn’s gut läuft, vielleicht auch mehrfach 🙂

Wir wollen mehr! Mehr Geschwindigkeit und mehr Adrenalin! Also, vor allem Nadine will das alles ganz sicher, war sie doch schon hier und freut sich voll auf den Rausch der Bahnen. Achterbahn fahren ist in meiner Geschichte nicht mit so angenehmen Gefühlen verbunden. Mit 14 Jahren überredete mich mein ältester Bruder zur damals schnellsten Achterbahn der Welt (stand in den USA). Im Dunkeln mit einem Sicherheitsbügel, der heute nicht mal mehr beim Kinderkarussell durchgehen würde und ich permanent drohte hindurch zu rutschen, wenn ich mich nicht festhalten würden. Ein Bügel für einen Erwachsenen und einen Jugendlichen zusammen passte einfach nicht und ich war heil froh lebend herausgekommen zu sein. Danach war ich noch einmal mit der Schule im Fantasia-Land und die Höhe der Achterbahn machte mich als alten Höhenängstler gar nicht glücklich und auch dort war ich froh, als der Spass sein Ende fand. Heute, ein paar Jahrzehnte später, will ich es wissen. Höhe und Geschwindigkeit in Fahrzeugen macht mir nichts mehr aus (glaube ich zumindest) und ob mein Rücken die G-Kräfte mitmacht, wird sich erst zeigen, wenn ich es probiert habe. Wir werden sehen, fühlen und Spass haben – hoffentlich 😉

Nadine, als alte Europa-Park Häsin hat sich in ihrem Kopf einen groben Plan zurecht gelegt, um mir eine möglichst große Bandbreite des Vergnügungsparks zu präsentieren. Zu Beginn sollte eine „harmlose“ Achterbahn herhalten – Zitat: „Um mich auf die Großen wie Silver Star und Blue Fire vorzubereiten“ 😉 Das wollte sie verknüpfen mit dem Kauf für eine Achterbahnfahrt mit Virtual Reality Brillen. Anschließend sollte eine Steigerung der Intensität der Achterbahnen erfolgen, um dann zuletzt Silver Star und Blue Fire in Angriff zu nehmen. Das ganze gegen den Uhrzeigersinn der üblichen Besucherroute um Spitzenzeiten zu umgehen. Klingt eigentlich logisch und sinnvoll.

Das mit dem Kauf des Virtual Reality – Tickets klappt dann auch noch ganz gut. Wir haben ein Zeitfenster von einer Stunde um diese Fahrt abzuhaken. Beim Rausgehen aus dem Ticketbereich sehen wir allerdings direkt gegenüber den Warteschlangeneingang der berühmten Silver Star. Europas ehemals höchste und schnellste Stahlachterbahn. Die digitale Anzeige der Wartezeit steht bei mickrigen 5 Minuten. „Nur 5 Minuten!“ staunt Nadine. „Da müsssten wir eigentlich direkt rein.“ Wir müssen – da sind wir uns sofort einig – und weil es gerade so entspannt vorwärts geht, bekommen wir auch gar nicht mit, dass wir uns zufällig für die erste Reihe angestellt haben. Die schnellste Achterbahn des Parks 130km/h, mit einem Gefälle von nahezu senkrecht und Beschleunigungswerten von 4G, da bietet sich die erste Reihe zum Auftakt ja auch an, oder? 😉

Irgendwie bin ich ein wenig nervös. Hält mein Rücken, hält der Sicherheitsbügel und ist das wirklich ein großer Spass? Ja, ja und ja! Der Silver Star läuft überraschend geschmeidig und mein Rücken meckert nicht, der Sicherheitsbügel verdient wirklich seinen Namen und in Anbetracht dieser zwei Merkmale sorgen die physikalischen Kräfte wirklich für Spass, wenn auch zeitgleich für einen kleinen Adrenalin Kick 🙂 Was liegt da näher, als gleich noch einmal anzustehen? Nichts 😉 Nix wie raus und gleich wieder rein. Diesmal in der Mitte des Zugs. Auch nicht schlecht, aber kein Vergleich zur ersten Reihe, denn dort ist die ganze Fahrt mit ihrer Geschwindigkeit und Steilheit noch präsenter.

Silver Star –  eine der höchsten und schnellsten Stahlachterbahnen Europas

In der Kugel befindet sich die Dunkelachterbahn EuroSat, die man zusätzlich mit Virtual Reality Brillen befahren kann (kostet extra)

Die moderne Holzachterbahn Wodan

Unsere Lieblingsachterbahn Blue Fire

Im Anschluss gehen wir gleich zu unserem Euro-Sat Virtual Reality Achterbahn-Erlebnis. In Timisoara (Rumänien) bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Künste der Virtual Reality Möglichkeiten in einem bewegten Sessel, doch nun soll uns vom Eingang bis zum Ende der Achterbahnfahrt eine künstliche Realität begleiten. Sobald wir die Brillen samt Helm im Vorraum aufgesetzt bekommen sehen wir unsere Mitfahrer nur noch als animierte Gestalten und die Räume sind ebenfalls Fiktion. Die Technik ruckelt etwas und die Körperbewegungen der einzelnen Menschen sind nicht übertragbar, dafür wird ihre Position wiedergegeben und wir können uns tatsächlich 360 Grad umschauen und die Fantasiewelt bestaunen. Die erzählte Geschichte … Achtung Spoiler Alarm! Nein, dass erzähle ich Dir jetzt nicht, hihi. Schau es Dir selbst an und entscheide dann, was Dir besser gefällt. Mit oder ohne Brille ist es beeindruckend, was hier in diese kleine Kugel eingebaut wurde.

Nadines Plan opfern wir den aktuell kurzen Anstehzeiten der Highlight Achterbahnen und deshalb geht es für uns gleich weiter zum Blue Fire Megacoaster, der mit einem Looping, zwei Korkenziehern und einer Heartline Roll aufwartet. Diese Achterbahn beschleunigt von 0 auf über 100 km/h in 2,5 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Genau das richtige zum weiter einfahren und wenn schon, dann natürlich wieder in der ersten Reihe 😉
Sensationell! Blue Fire wird zu unserer Lieblingsachterbahn. Wer mal wissen will, wie der Blick von der ersten Reihe aussieht – schaut mal hier bei YouTube vorbei (am besten gleich zu Minute 1:30 gehen).

Die Euro Mir wurde 1997 erbaut und hält bis heute drei Weltrekorde

In der Kategorie der Achterbahnen mit Spirallift als auch in der Kategorie der Bahnen mit sich drehenden Wagen hält sie für Höhe, Geschwindigkeit und Länge den Weltrekord

Bevor wir hier nochmals fahren, nutzen wir heute noch die Gelegenheit alle weiteren 11 Achterbahnen bzw. Wasserbahnen zu fahren. Die Poseidon Wasserachterbahn fährt im Mittelteil rückwärts durch eine Senke und da wird mir schnell klar, dass rückwärts Achterbahn fahren nicht mein Ding ist. Also nicht das Ding meines Magens 😉 Das brauche ich nicht nochmals und deshalb lassen wir auch die Euro Mir aus, bei der sich die Wägen immer wieder drehen. Mein Rücken hält, und uns beiden geht es hervorragend. Nach der kleinen Schweizer Bobbahn folgt die große Wodan Holzachterbahn. Wodan erreicht trotz seiner Oldschool Schräglagen eine Geschwindigkeit von über 100 km/h und rüttelt und schüttelt einen ordentlich durch. Also das ist dann nicht so die Achterbahn, die ich Bandscheibengeschädigten empfehlen würde. Das ist wie neun Stunden Bimmelbahn fahren im Herzen Sri Lankas, nur komprimiert auf 3,25 Minuten bei mehr als dreifacher Geschwindigkeit. Trotz allem ein ziemlich geniales Bauwerk und ein großer Spaß 🙂

Wildwasser Rafting

Die Wasserachterbahn Atlantica – man wird ziemlich nass 😉

Die Holzachterbahn Wodan führt unter Atlantica hindurch

Noch eine Wasserachterbahn: Poseidon

Wir gönnen unseren beschleunigten Körpern eine kleine Pause und chillen ein wenig beim Fjord Rafting. Da plätschert es gemütlich vor sich hin, bis, ja bis es dann doch wenigstens einen trifft. Meine Sachen trocknen im Anschluss beim Picknick 😉 Gut gestärkt gönnen wir uns noch die restlichen Achterbahnen, Wasserspektakel und natürlich das Voletarium. Das Voletarium wurde 2017 eröffnet und ist eine gefühlte 3D Großraumkinoflugsimulation ohne Brillen, dafür mit Düften, Nebel und Bewegungssitzen. Genial gemacht und sowohl für sanfte Gemüter, wie auch für Adrenalinjunkies eine coole Abwechslung. Dann nochmals Silver Star (zum Dritten Mal, diesmal ganz hinten) und Blue Fire diesmal in der Mitte. Unfassbar wie gut sich die Besucher verteilen und wir tatsächlich nur einmal 20 Minuten angestanden haben, ansonsten waren es nur 5-15 Minuten. Nadine hatte eher mit 30-50 Minuten pro Bahn gerechnet. Denn das ist eher realistisch, an einem sonnigen Tag im Frühsommer. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es hier in den Sommerferien aussieht. Da sind 90 Minuten Wartezeit bei den großen Achterbahnen nicht ungewöhnlich.

Vom Achterbahnfahren haben wir langsam „genug“ und wir suchen die langsameren Fahrgeschäfte auf. Die Tiroler Wildwasserbahn machte uns nicht nur an, sonder auch beide von oben bis unten richtig nass. An dieser Stelle noch eine herzliches Dankeschön an die einzigen unfreundlichen Mitarbeiter des Tages, – die Österreicher haben da keine gute Werbung gemacht indem sie knurrend und drängelnd die Boote ohne Not vollgestopft haben, da waren die Kollegen der anderen Fahrgeschäfte entspannter, obwohl bei ihnen der Andrang größer war. Egal, alle anderen sind voll nett und so bummeln wir nach reichlich Adrenalin und Wasser zum Zuckerwattestand 🙂 Die Öffnungszeit im Europa-Park nähert sich dem Ende und wir fahren zum Schluss noch auf der erhöhten Einspurbahn und mit dem Euro-Tower auf 75m Höhe. Langsamkeit und Ausblick geniessen hat auch was.

Glückliche Parkbesucher 😀

Der Park von oben des Euro Towers

Lang ist’s her: Zuckerwatte!

Gemütliche Fahrt in der Monorail

😀

Wir hatten einen echt mega Tag im Europa-Park! Mein Rücken hat gehalten, Achterbahnen machen nicht nur Nadine, sondern nun auch mir Spaß und die Bahnen zu nehmen wie sie kommen, war die perfekte Entscheidung. Vielleicht schauen wir uns beim nächsten Besuch auch mal eine der vielen Shows an – vermutlich aber schaffen wir das wieder nicht 😉

PS: Ist die Schlange für die erste Reihe der Achterbahn nicht all zu lang, dann nix wie hin! Ganz vorne zu sitzen ist einfach der größte Adrenalinkick 😉 Wir hatten echt Glück, dass es zeitlich passte.

Trotz der vielen Menschen im Park verläuft auch die Ausfahrt sehr entspannt und wir sind schon schnell wieder auf unserem Stellplatz im Wald. Wohltuende Ruhe begleitet uns durch die Nacht. 🙂

Stellplatz am Kaiserstuhl

Mit dieser Aussicht auf die Weinberge 🙂

Letzte Übernachtung im Auto auf unserer Weltreise

Der Schwarzwald im Morgenlicht

Am nächsten Morgen besuchen wir Freunde am Kaiserstuhl und übernachten im Anschluss inmitten von Weinbergen, bevor es am nächsten Tag weiter zur Europawahl und zu Nadines Eltern nach Schluchsee geht. Freudiges Wiedersehen und eine weitere und letzte Übernachtung auf einem Parkplatz im Schwarzwald sind die letzen Erlebnisse unserer langen Reise, bevor wir Tags darauf in Bad Wörishofen ankommen. Unsere Freunde Nadja und Tobias nehmen uns noch für ein paar Tage bei sich in Türkheim auf, bevor wir unsere neue Wohnung beziehen können und dann heisst es alles Eingelagerte abholen und auspacken, Ämter besuchen und einige Dinge gebraucht organisieren. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Wir sind gespannt und neugierig auf unseren neuen Lebensmittelpunkt und wie sich die Themen Arbeit, Gesundheit und Persönlichkeit weiter entwickeln werden. Wir werden berichten. 😉

Schön, das Du bis hierher dabei warst.

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