Weltreise Tagebuch

#95 Kurzbesuch in Podgorica – Hauptstadt Montenegros

Carsten

24. August 2018

An der Tara entlang geht es für uns nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros. Tiefe Schluchtenblicke sollen uns erwarten und dafür nehmen wir die längere Strecke gern in Kauf. Podgorica soll zwar für den gemeinen Touristen wenig zu bieten haben, aber erstens wollen wir uns nach stundenlanger Fahrerei etwas ausruhen und zweitens hatte bisher noch jeder Ort für uns etwas Erlebenswertes.

Eine schmale Landstraße führt uns durch die Tara-Schlucht und wir freuen uns auf die Ausblicke. Laut einem Reiseblog sei dieser Abschnitt ein Highlight und die Fahrerei alle mal wert. Machen wir es kurz, es gibt in unsere Richtung keine Haltebuchten und die nutzbaren auf der anderen Seite bieten auch keinen tollen Ausblick. Sie dienen zum Müllabladen und die breite Böschung verhindert den Tiefblick ;-( Dafür kommen uns lebensmüde Autofahrer in den Kurven auf unserer Spur entgegen und andere überholen trotz Gegenverkehr und bringen denselben und uns in Gefahr. Erst als wir die Tara-Schlucht verlassen wird die Straße breiter, wir bekommen einen wirklich schönen Ausblick und können auch noch einen Becher voll Himbeeren an einem Straßenstand kaufen. Schmatzend fahren wir weiter und kommen nach einer weiteren Stunde in Podgorica an.

Die Morača Schlucht

Leider im Schatten: Rechts die Morača

Montengro ist ein sehr waldreiches Land und bedeutet übersetzt „Schwarzer Berg“

Kurvenreiche Fahrt

Montenegros Hauptstadt mit ca. 165.000 Einwohnern ist das Kulturzentrum des Landes, beheimatet nahezu alle Institutionen und hat natürlich auch eine Universität. Doch die bekanntesten Gebäude sind die Millenniums-Brücke von 1995 und die Wiederauferstehungskirche von 2013. Wir sind gespannt was wir noch so entdecken können, in einer Stadt, die nicht nur diverse Besatzer (u.a. 1943/44 Deutschland 🙁 ) hatte, sondern auch im Zweiten Weltkrieg durch ca. 70 Luftangriffe dem Erdboden fast gleich gemacht wurde. Nur äußerst wenige alte Gebäude haben überlebt.

Ein Ortsteil, der von der osmanischen Besatzungszeit geprägt wurde hat noch Altbauten, doch wir entdecken bei unseren kurzen Spaziergängen nur heruntergekommene Plattenbauten, ein paar neuere Häuser, Ruinen und viele Grünflächen, die sich nach Wasser sehnen. Richtig heiss ist es auch in diesem Talkessel, Fluss hin oder her 😉 Die meisten der Wohn- und Geschäftshäuser haben verschimmelte Fassaden und wie auch in unserer Unterkunft sind große Wasserschäden durch Niederschläge und Frost zu sehen. Egal, ob es Fakultätsgebäude, Wohnhäuser oder Polizeigebäude sind, die Bausubstanz ist in einem sehr schlechten Zustand und erinnert uns manchmal an Hanoi – nur mit weniger Wäsche vor den Fenstern. Uns fallen vor allem politische Graffiti an den Hauswänden auf. Wenig phantasievoll doch scheinbar voller Unmut über…keine Ahnung, wir wissen leider nicht worum es geht ;-( Nur eine aufwändige Street-Art ist nicht fehl zu deuten und wir stimmen eindeutig zu 😉

Ausblick von unserem Zimmer

Hier übernachten wir im 5. Stockwerk – das einzige Fenster, was über dem Dach liegt 😉

Gefällt uns 🙂

Der russische Liedermacher Wladimir Semjonowitsch Wyssozki

In der Nähe unserer Unterkunft steht die schneeweisse Millenniums-Brücke, die für sieben Millionen gebaut wurde und auf die wir von der Moskauer-Brücke einen entspannten Blick haben. Die Moskauer-Brücke ist eine Fussgängerbrücke, die von einem russischen Institut entworfen und mit Moskauer Hilfe gebaut wurde. Beiden Brücken überspannen den Fluss Morača, der quer durch Podgorica fliesst. Die beiden Brücken dienen zur Entlastung der entfernteren Brücken und sollen für den Aufschwung des Landes stehen. Hoffentlich merken auch die Bewohner der verschimmelten Plattenbauten dieser Stadt etwas davon – ich mag es bezweifeln.

Milleniums Brücke

Plattenbau.

Blick von der Moskauer Brücke auf die Milleniums Brücke

Überall.

Ebenso bezweifele ich den Mehrwert den die 2013 fertiggestellte orthodoxe Kirche für die Menschen darstellen soll. In dieser Auferstehungskirche hängen 17 Glocken (die größte wiegt 11t), es wurden 6200qm Fläche (!) vergoldet (!!) und mit Fresken verziert, fast 2000qm mit Mosaiken bedeckt und zusätzlich gibt es natürlich noch reichlich Holzschnitzereien, Steinplastiken und Ikonen. Auch Engels und Marx wurden verewigt – sie werden in einer Freske dargestellt und haben es dort bis in die Hölle geschafft. Wiedermal ein super aufwändiges und schön anzuschauendes Bauwerk für zig Millionen von Euro (die Baukosten für „Gotteshäuser“ werden selten öffentlich gemacht – es wird einen Grund haben!) in einer Gegend wo Menschen unter ärmlichen Bedingungen leben müssen. Was sollen das für Götter sein, die sich so etwas wünschen? Ich schweife ab 😉 gehen wir lieber etwas essen.

Wiederauferstehungskirche, Podgorica

Größte orthodoxe Kirche von Montenegro

Von innen unglaublich beeindruckend – da aber gerade ein Gottesdienst stattfand, haben wir auf Fotos verzichtet – aber so sieht es aus

Kein Blattgold aber dafür Platt(en)gold

Heute mittag hatten wir schon einen kleinen Snack in einem rein veganen Bistro und nun geht es in ein seit einiger Zeit angesagtes Kneipen-Restaurant. Als wir die kleine Seitenstraße betreten, sehen wir nicht nur eine von Bäumen eingenommene Ruine, wir treffen auch auf mehrere Kneipen die aneinandergereiht mit ihrer Außengastronomie wie ein gemeinsamer Biergarten daher kommen und zum Einkehren einladen. Es schaut wirklich gemütlich aus, die Kellner sind auf zack, gemütlicher Jazz dudelt aus den Lautsprechern und wir haben wohl die richtige Entscheidung bei der Wahl des Lokals getroffen. Hier sitzen die meisten Gäste und als unser Essen kommt, wissen wir auch weshalb. Super viel, mega lecker und dazu noch günstig. Da bleiben wir doch noch ein Bierchen länger und bestellen uns auch noch ein Stück Cheese-cake. Hammer lecker und überraschenderweise unser Highlight des Tages 🙂

Große Portionen

Wanhsinnig lecker 🙂

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