Weltreise Tagebuch

#96 Touristenmagnet Kotor

Nadine

25. August 2018

Wir besuchen den beliebtesten Touristenort von Montenegro. Natürlich befindet sich dieser an der Küste – genauer: in einer Bucht, die ein bisschen an die Fjorde Norwegens erinnert. Aber nicht nur die spektakuläre Landschaft zieht die Besucher an, sondern auch die Altstadt von Kotor, die eine lange Geschichte erzählt und mit seinem mittelalterlichen Aussehen ein UNESCO Weltkulturerbe ist.

Wie eine Fjordlandschaft liegt die Bucht von Kotor vor unseren Füßen. Das ruhige Wasserbecken der Adria ist umsäumt von steilen Bergflanken und die Ufer sind gespickt mit den roten Dächern der Stadt. Im hintersten Winkel der Bucht liegt die UNESCO Weltkulturstadt Kotor. Ein perfekter Naturhafen, gut geschützt vor den Bora Stürmen, strategisch wertvoll seit der Antike und dank starker Karstquellen auch reich an Süßwasser. Aus diesen Gründen hat sich die Stadt zu einem bedeutendem Handelszentrum entwickelt. Und das schon seit über 2000 Jahren. Angefangen bei den Illyrern, später Griechen, dann Römer, Venezianer, Österreicher, Russen, Serben, Türken und Frankreich unter Napoleon. Kein Wunder, dass sich die Stadt zu einem multiethnischen Potpourri entfaltet hat. Jede Nation hat ihren Fußabdruck hinterlassen und so spriessen aus jeder Ecke Paläste, Kathedralen und Monumente. Zusammen mit der spektakulär schönen Landschaft ist Kotor und die gleichnamige Bucht zu einem echten Touristenmagneten geworden und wird seit der Unabhängigkeit Montenegros im Jahre 2006 auch regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angesteuert.

So auch heute. Die MSC Musica liegt im Hafen vor Anker und lässt die vielen Edelyachten mickrig und klein aussehen. Dieses 3000 Passagiere beherbergende und Schweröl fressende Monster mag zwar nett anzusehen sein, füllt aber gefühlt die halbe Bucht aus und pustet unablässig seinen schwarzen Ruß in die Luft.

MSC Musica im Hafen von Kotor

3000 Passagiere passen da rein – weit mehr als die Hälfte der Einwohner der Stadt

Dagegen wirken selbst die großen Yachten winzig

Die Altstadt von Kotor befindet sich auf einem dreiecksförmigen Areal, dass umgeben ist von einer insgesamt 4,5km langen Mauer, die sich bis in die Berghänge auf 260m Höhe windet. Drei Eingangstore führen in die autofreie Festungsstadt. Eine im Norden, eine im Süden und das Haupteingangstor an der Hafenseite. Wir haben es kurz nach 9 Uhr und der Altstadtkern ist schon jetzt – auch dank der MSC Musica – gut gefüllt. Wir biegen direkt einmal in eine Seitengasse ab, steigen ein paar Stufen nach oben und stehen unvermittelt direkt auf der Stadtmauer. Wie cool ist das denn? In Dubrovnik hätten wir dafür 20 Euro pro Nase zahlen müssen. Und die hier ist sogar länger als in der kroatischen Game of Thrones Stadt 😛

Altstadtkern

Bis zu 1894m hohe Bergketten umrahmen Kotor und die Bucht

Wer genau hinsieht, erkennt, dass die Wäsche riesengroß ist 😉

Straßenkünstler

Wunderschöne Altstadt

Im Gespräch

Kein einziges modernes Gebäude zerstört den Eindruck in einer mittelalterlichen Stadt unterwegs zu sein. Aber beinahe würde dieses Kulturdenkmal nicht mehr so existieren wie wir es heute erleben dürfen. Denn im Jahre 1979 wurde Kotor bei einem schweren Erdbeben stark beschädigt woraufhin die UNESCO die Stadt auf die Rote Liste setzte um Gelder für ihre Wiederherstellung und Restaurierung mobilisieren zu können. Der Uhrtum direkt hinter dem Haupteingang ist seit dem Erdbeben auch etwas in Schieflage geraten 😉 Aber ehrlich gesagt ist es uns vor Ort gar nicht aufgefallen. Und hinterher auch nicht, denn auf Fotos kippen hohe Gebäude sowieso immer nach hinten 😛

Die im Jahr 1909 erbaute orthodoxe Kirche St. Nikolaus

Der Uhrturm aus dem Jahr 1602

Posen für den Lieblingsfotografen 😉

Blick über die Stadtmauer

Wir versuchen uns vorzustellen wie dieser Ort wohl im Winter aussieht, wenn so gut wie keine Touristen hier sind. Ohne all die mit Handys bewaffneten, Insta-Storys produzierenden Halbwüchsigen, die auch gerne mal die mit „Privat“ beschrifteten Ecken geflissentlich ignorieren und betreten um von da aus einen noch tolleren Blick zu ergattern. Und ohne die üblichen Ein-Euro-Souvenir Ständen mit Plastikgedöhns made in China. Vermutlich sähe es recht verlassen aus, aber dafür auch magischer. Zum Glück sieht man dann doch auch ab und an echte Straßenkünstler oder auch Läden mit „made in Kotor“ Aufschriften. Und wer sich die Mühe macht und sich auf den Weg über die 1300 Stufen hinauf zur Festung Sveti Ivan macht, wird sicher auch zeitweise recht allein unterwegs sein 😉 Allerdings haben wir es nicht ausprobiert. Ist viel zu heiß…

Kleine Zaubershow

Kuschelkatzen

Nach guten zwei Stunden haben wir genug gesehen und leerer wird es in der Altstadt auch nicht. Am Haupteingangstor herrscht nun reges Gedränge und die vielen Selfies auf dem Kanonenrohr, dass direkt daneben drapiert ist, blockiert den Gehfluss. Wahnsinn was die Anwohner hier im Sommer erleben müssen. Aber keine Frage: die Altstadt ist wunderschön und hat zurecht den UNESCO Titel. Nur im Sommer geht ein bisschen der Zauber verloren. Also lieber außerhalb der Hochsaison herkommen 🙂

Unser Tag ist aber noch nicht beendet, unsere Anreise aus der Hauptstadt Podgorica nach Kotor geht nun in die zweite Runde und wir fahren die Küste entlang. Vorbei an all den vielen Orten, die sich wie eine Perle nach der anderen aneinanderreihen. Kein Platz, der nicht touristisch erschlossen wäre. Also: auch Montenegro ist an der Küste kein Geheimtipp mehr.

Einen schönen Ausblick wollen wir aber noch teilen. Es ist die winzige Hotelinsel Sveti Stefan. Verbunden mit dem Festland über einen Damm, darf hier nur eintreten, wer zu Gast in einem der 250 Betten ist. Das frühere Fischerdörfchen wurde in den 50ern komplett auf Touristen umgestellt und beherbergte schon VIP’s wie Claudia Schiffer, Sylvester Stallone oder Willy Brandt.

Sveti Stefan

Eine reine Hotelinsel seit den 1950ern – Zutritt nur für Gäste

Am Nachmittag erreichen wir einen Campingplatz in der Nähe des Skutari Sees, der der größte See auf der ganzen Balkanhalbinsel ist und zu zwei Dritteln in Montenegro und zu einem Drittel in Albanien liegt. Morgen wollen wir eine kleine romantische Bootsfahrt auf dem See unternehmen und vielleicht sehen wir sogar ein paar Pelikane. Die werden seit 2014 in diesem Nationalpark immer wieder beim Nisten gesichtet.

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