#68 Mit dem Drahtesel durch die Königsstadt Polonnaruwa
Carsten
29. – 30. Mai 2018
Die Ruinen der alten Königsstadt von Polonnaruwa sind Weltkulturerbe und zeigen einen Teil der ehemaligen Hauptstadt Sri Lankas. Nur fünf Minuten vom neuen Zentrum entfernt lädt das parkähnliche Gelände zum Erkunden und Verweilen ein. Wir leihen uns zwei Räder und machen uns auf den Weg in vergangene Zeiten.
Um 7.00 Uhr radeln wir los und sind unter den ersten Besuchern der Königstadt aus den Jahren 1070-1288. Prima, so können wir vor allem die vier berühmten großen Buddhastatuen des Gal Vihara Felsentempels ohne Menschenmassen fotografieren 😉 Nix wie hin! Auch wenn sie am anderen Ende des Geländes liegen macht es Sinn, denn üblicherweise gehen die Besucher der Reihe nach vor und so hätten wir nie freie Sicht. Noch sind die Temperaturen angenehm und es macht Spass gemütlich durch die Alleen zu radeln. Solange es wie hier nicht bergauf geht, spielt zu meiner Freude auch mein Rücken mit. Da bei Nadines Drahtesel die Schaltung am obersten Gang festgerostet ist, freut auch sie sich über gemütliches Cruisen 🙂
An einigen Stellen bauen die Straßenhändler ihre Stände auf und bereiten sich auf die Besucher vor. Auch Tuk Tuk Fahrer stehen schon bereit um ihre Dienste anzubieten. Es wird sicher noch voller werden, aber wie so oft zahlt es sich aus früh loszumachen. Erstes Highlight des Tages ist ein großer Südlicher Hanuman Langur der am Straßenrand hockt, während sich einige andere in den Bäumen aufhalten. Nadine nutzt ihre wenig gefährliche Ausstrahlung um sich nah an ihn heran zu pirschen. Langsam tastet sie sich vor und sie scheint sehr respekteinflößend zu wirken. Er vermeidet fast jeglichen Augenkontakt – nur auf diesen beiden Fotos hat’s geklappt 😉
Weiter geht’s und wir stehen tatsächlich alleine vor den vier Statuen die zwischen 1,5 und 14 Meter groß sind. Die moderne Überdachung ist sicher sinnvoll für den Erhalt, doch widerspricht sie irgendwie der sonst üblichen buddhistischen Ansicht der ewigen Vergänglichkeit. Außerdem sieht es ästhetisch unbefriedigend (neudeutsch: scheiße 😉 ) aus. Was uns am meisten überrascht ist der Müll, der hier herumliegt. Die ansonsten recht saubere Anlage ist gerade hier am unsaubersten – seltsam.
Wir haben unsere Fotos im Kasten und schon kommt die erste größere Besuchergruppe. Perfektes Timing 😉 Wir schnappen unsere Räder und statten dem noch abgelegeneren Lotus Pond einen kurzen Besuch ab und dann geht entgegen der üblichen Richtung durch alle Sehenswürdigkeiten der Königsstadt. Immer wieder sind große Stupas mit unterschiedlichen Details und Strukturen zu besichtigen. Sie werden von Buddhisten im Uhrzeigersinn umrundet und beherbergen diverse Reliquien.
Nun sind auch viele einheimische Touristen unterwegs und die meisten von ihnen sind feierlich in Weiß gekleidet. Auch eine Schule macht einen Tagesausflug in die Königsstadt und führt zudem noch eine Reinigungsaktion durch. Umherliegender Müll wird eingesammelt und entsorgt. Wieder typisch – Kinder räumen den Müll der Erwachsenen weg 😉
Je weiter wir in Richtung Eingang kommen, desto mehr Besucher sehen wir. Die meisten von ihnen bleiben nur kurz bei den einzelnen Bauwerken stehen. Darüber sind wir nicht unglücklich, so können wir uns in Ruhe umschauen und Fotos machen. Ein Kontrolleur begrüßt uns herzlich und meint wir seien heute die einzigen westlichen Touristen. Erst nach 11.00 Uhr begegnen wir weiteren. Der frühe Vogel oder so 😉
Langsam erreichen wir nicht nur Reisebetriebstemperatur von ca. 32 Grad im Schatten (so 50 Grad in der Sonne 😉 ) sondern auch den Königspalast mit reichlich aufdringlichen Sonnenhut- und Souvenirverkäufern. Über kleine Ausweich-Umwege gelangen wir zu dem wohl ehemals sieben Stockwerke hohen Palast. Dessen übrig gebliebenen Mauern vermitteln einen Eindruck der Mächtigkeit des alten Gebäudes. Wirklich beeindruckend was damals alles aus Backsteinen gebaut wurde. Für uns ist es die letzte Station dieses tollen archeologischen Parks. Wir werden nun zurück radeln und einige Zeit im Schatten verbringen 🙂
Am letzten Tag unseres Polonnaruwa Aufenthaltes wollen wir ein wenig am Parakrama Samudra Stausee spazieren gehen und schauen, was da ausser einem angenehmen Wind und schönem Weitblick noch so los ist. Es ist ein Feiertag und auch viele Einheimische geniessen die schöne Stimmung am See. Manche gehen in einem geschützten Eck baden, andere begnügen sich mit picknicken und mit der ganzen Familie beisammen zu sein. Es gibt kleine Stände mit Getränken, Früchten und allerlei bunten Plastikspielsachen. Natürlich werden wir von allen beobachtet, sind wir doch die einzigen nichteinheimischen Touristen am See. Netterweise möchten ein paar Kinder von uns fotografiert werden und auch ihre Eltern sind einverstanden und finden die Fotos schön.
Obwohl wir hier die Fremden sind, will man uns nicht nur etwas verkaufen, sondern freut sich auch über unsere Anwesenheit und unser Interesse an ihnen und ihrem Land. Währen wir nicht so schüchtern, könnten wir vermutlich einen ganzen Bildband mit Portraits füllen 🙂
Ein Spaziergang in Sri Lanka wäre nicht authentisch, wären nicht auch wieder Affen dabei 😉 Im Islandpark, gelegen zwischen der Badestelle am See und unserer Unterkunft, begegnen wir einer großen Gruppe Hutaffen. Sie toben herum, jagen und lausen sich. Einige versuchen wachsam zu schlafen, andere vollbringen ihre ersten Kletterkunststücke. Es ist einiges los und wir sind schön nah an sie herangekommen, ohne das sie reiß aus nehmen. Stattdessen bemühen sich ein paar ganz Neugierige von ihnen Nadines Rucksack zu öffnen bzw. alles erreichbar scheinende zu klauen. Das muss ich natürlich filmen und achte leider nicht auf den bei Affen notwendigen Sicherheitsabstand. 😉 Der beträgt auf jeden Fall mindestens einen halben Meter, sonst ist schon mal das Handy weg. Zu meinem Glück hat der Affe es wieder fallen gelassen und ich konnte es vor ihm wieder an mich nehmen. Puh, Glück gehabt! Sie sind wirklich verdammt schnell und flink . Und sie klauen im Zweifel alles, essbar oder nicht, vollkommen egal 😉
5 Minuten lang haben die Hutaffen immer wieder an Nadines Rucksack gezubbelt, zum Schluss wollten sie noch unseren Sonnenschirm mopsen 😉
Neben den Hutaffen gibts es auch hier ein paar Ruinen und einen tollen Baum der zum Shooten einlädt. Also nix wie rauf und posen – also Nadine, ich bleibe mit beiden Füßen am Boden und am Auslöser 😉
Nur Affen wären vielleicht langweilig, aber die Artenvielfalt Sri Lankas ist groß und so sieht man beiläufig noch einen dahin gleitenden Brahminenweih (eine Habichtsart), einen Waran zu unseren Füßen, eine tolle Netzspinne, Störche und einen Eisvogel.
Es ist heiss geworden, die Sonne knallt ohne erbarmen und wir können nach den ganzen Begegnungen eine Pause vertragen. Also zurück zu Sumith, ausruhen und mal schauen womit er uns heute Überrascht. Heute bekommen wir Königskokosnuss. Diese orangefarbenen Kokosnüsse sind gefüllt mit reichlich Kokosnusswasser und haben nur wenig Fruchtfleisch. Eine nicht nur bei Einheimischen beliebte Erfrischung, auch wir geniessen sie super gerne und freuen uns über Sumiths Nachmittagssnack 🙂
Morgen geht es weiter nach Trincomalee an die Ostküste, wo das Wetter noch eine Spur heißer sein wird. Dafür erwartet uns eine geniale Schnorchelwelt, tolle Strände und quietschbunte Hindutempel.