Weltreise Tagebuch
#44 Muang Ngoi – wo sich Hund und Hahn gute Nacht sagen
Nadine
05. – 11. März 2018
Ein sogenanntes Longtail Boot soll uns in gut 1,5 Stunden auf dem Nam Ou zu einem Dörfchen namens Muang Ngoi bringen. Eine andere Verkehrsanbindung besteht noch nicht wirklich. Die Boote sehen recht abenteuerlich aus. Wie der Name schon andeutet, sind sie ziemlich lang gezogen und recht schmal. So schmal, dass nur zwei Reisende nebeneinander passen. Wobei das auch nur ganz vorne der Fall ist. Da gibt es je nach Boot zwischen 2-4 auf dem Holzboden montierte alte Autositze. Manchmal auch gar keine. Der Rest darf direkt auf dem Boden sitzen. Seitlich gegenüber sitzend inkl. Kniekontakt mit dem Gegenüber. Rucksäcke, Koffer oder auch Reissäcke werden vor dem kleinen Motorraum gestapelt. Immerhin gibt es eine kleine Überdachung. Ansonsten keinerlei Komfort. Toilette: Fehlanzeige. Für uns kein Problem bei nur 1,5 Stunden, aber das Boot fährt noch insgesamt sechs Stunden weiter. Einige der Passagiere haben also noch eine längere Reise vor sich. Nach 50 minütiger Verspätung und einem Hin- und Hergeschiebe der Gäste seitens der laotischen Bootsmänner geht es endlich los. Das Boot ist vollgequetscht mit 20 Leuten und jeder versucht seine Knie irgendwo einzuordnen und die Schultern passend zu den Nachbarn einzudrehen.
Die Fahrt ist trotz einschlafender Füße und Po und einem laut dröhnendem Motor wirklich schön. Wir fahren an im Wasser spielenden Kindern, an grauen und weiß-rosa-felligen Wasserbüffeln und an kleinen Gärten am Flussufer vorbei. Die bergige Umgebung umrahmt die malerische Flusslandschaft. Carstens Rücken ist allerdings froh als sich Muang Ngoi nähert. Die ersten Häuser sind etwas erhöht an einem Hang gebaut worden. Alles wirkt recht einfach und so etwas wie Luxus Unterkünfte gibt es hier definitiv nicht. Aber das brauchen wir ja auch nicht 😉
Der Pier besteht aus einer einzelnen Holzplanke, die vom Anlegeponton auf den Flussstrand führt. Um die ersten Häuser zu erreichen, steigt man eine Treppe hinauf. Rechts und links stehen schon wartende Homestay Besitzer oder ihre Angestellten und fragen uns Neuankömmlinge ob wir schon ein Zimmer haben oder noch eins suchen. Die meisten Unterkünfte hier sind nämlich nicht online buchbar. Wir entscheiden uns für das Say Lom Gästehaus, das von einer sehr netten thailändischen Familie betrieben wird, und die damals die ersten waren, die Backpacker empfangen haben. Das Zimmer ist einfach, ein Bett, ein Moskitonetz, ein eigenes Bad, ein Tischchen und eine Hängematte auf der Terasse. Wir ergänzen noch durch eine Wäscheleine um nasse Klamotten aufhängen zu können. Das alles zu einem unglaublich tollen Preis von 8,75€ die Nacht. Und nicht zu vergessen: Flussblick inklusive 🙂
Ein erster Spaziergang durch den Ort offenbart wie einfach das Leben hier noch ist. Es gibt zum einen keine befestigte Straßen und die Wege sind eher verbackene Erd-Sand-Kiesel Mischungen. Das ganze ist unregelmäßig und nach jedem Regenfall ist die Wegführung ein bisschen anders. Zum anderen gibt es keinen nennenswerten Verkehr. Einmal die Stunde ein Moped, und einmal am Tag ein Auto. Das allerdings ist dann ein Spektakel: bleibt es stecken oder kommt es durch? 🙂 Der Ort hat sich aber schon ganz gut auf Touristen eingestellt. Immerhin gibt es 24h am Tag Strom. Das war vor 5 Jahren noch anders. Es gibt zahlreiche Homestays und viel mehr Essensmöglichkeiten als wir erwartet hatten. Sogar ein indisches Restaurant erfreut die Gäste mit lecker würzigem Essen. Einen echten Supermarkt, einen Geldautomaten oder eine Apotheke gibt es nicht. Kleinigkeiten wie Kekse, Chips und Getränke kauft man bei Einheimischen in deren Vorräumen zu ihren Häusern. Dafür gibt es natürlich eine Tempelanlage, denn in Laos wird der Buddhismus sehr aktiv gelebt und der frühmorgendliche Almosengang der Mönche gehört zum Dorfleben dazu.
Es ist herrlich ruhig und wir fühlen uns wie die Kinder von Bullerbü. Ein Dorf voller Tiere. Überall sieht man gackernde Hühner, dösende Hunde und wild schnatternde Enten. In der Luft fliegen die schönsten Schmetterlinge, im Fluss baden Wasserbüffel und auf den „Straßen“ streunern Katzen herum.
Wer übrigens glaubt, Hähne krähen nur am morgen, dem sei gesagt: sie krähen permanent. Natürlich auch schon um 5 Uhr morgens oder früher. Aber nicht nur die werden uns regelmäßig aufwecken. In unmittelbarer Nachbarschaft zoffen sich ständig drei Katzen um diverse Revierzugehörigkeiten. Das kann ganz schön heftig klingen. Nix mehr mit süßem Schnurren 😉
Galerie der Tiere
Uns gefällt es direkt so gut, dass wir unseren geplanten Aufenthalt auf sechs Nächte verlängern.
Das Wetter ist übrigens unglaublich hier. Morgens bis ca. 9 Uhr ist es tatsächlich recht frisch, und man ist besser mit langärmeligen Sachen unterwegs. Sobald sich aber der Morgennebel gelichtet hat und die Sonne voll durchkommt, wird der heiße Föhn angeknipst und ab 13 Uhr wirds unglaublich heiß. Wir verlegen unsere Ausflüge auf die Vormittagszeit, so dass wir zur heißen Zeit des Tages wieder zurück sind. An einigen Tagen sind wir auch gar nicht unterwegs sondern schreiben wieder am Blog weiter und bearbeiten Fotos.
Einen echten Tropenregen hatten wir übrigens auch einmal dabei. Zwei Stunden lang öffnete die Wolkendecke ihre Schleusen und es regnete lautstark auf die Dächer. Man mag sich gar nicht vorstellen wie ohrenbetäubend es unter den hier oft genutzten Wellblechdächern sein mag… An diesem Tag fiel dann auch der Strom einige Zeit aus. 😉
Ein Morgenritual findet in diesen Tagen auch Einzug bei uns. Ab dem zweiten Morgen holt Carsten von einer älteren Laotin zwei frisch gebackene gehaltvolle Pancakes, die aus Klebreis, Kokosnussmilch und Zucker bestehen. Dazu gesellen sich noch kleine, dicke Bananen und als Aufstrich gibt es sogar Erdnussbutter. Das ganze genießen wir auf der großen Terasse direkt bei uns vorm Zimmer, mit Blick auf das Treiben am Fluss und auf den treulieben Hundeblick einer Hundedame, die regelmäßig von irgendwo her zu uns angetrabt kommt, sobald wir mit frühstücken anfangen. Tolle Nase!
Wir wollen nicht verschweigen, dass dieser idyllische Ort auch seine Probleme hat. Neben den einfachen Holz- oder Bambusbauten und dem einfachen Leben generell, gibt es leider auch das Müllproblem. Mit Einzug der Plastiktüten, Styroporverpackungen und Einwegservietten fliegen diese überall herum. Anderer Müll wird oft einfach aus dem Fenster geworfen. Das Bewusstsein der Einheimischen, die zum Teil keine Schulbildung haben, muss erst noch geschärft werden. Da es auch keine Kanalisation oder Abwassersysteme gibt, wird wie so oft, alles was aus dem Bad kommt einfach in den Grund geleitet. Toilettenpapier sollte daher immer in einen Abfalleimer geworfen werden und nicht in die Toilette direkt. Und auch sonst sollte da nix anderes rein. Schilder in den Bädern weisen meistens eindrücklich darauf hin. Die Müllthematik ist leider in ganz Südostasien ein Thema. Übrigens haben wir auch schon Mönche dabei beobachtet wie sie ihren Müll aus dem Fenster werfen.
Immerhin gibt es im Dorf schon einige Stellen, an denen man seine Wasserflaschen für kleines Geld auffüllen lassen kann. So vermeidet man wenigstens ein bisschen unnötigen Plastikmüll. Die Anfänge sind gemacht und wir hoffen, dass Touristen ein gutes Vorbild geben und ihren Müll ordentlich entsorgen.
Im nächsten Beitrag erzählen wir euch, was man in Muang Noi außer Chillen noch so machen kann. Es gibt nämlich von spannenden Naturerlebnissen zu berichten! 🙂
Magische Stimmung am Nam Ou
Wir haben uns ein bisschen in diesen Ort verliebt 🙂
Fotogalerie