Weltreise Tagebuch

#172 Porto – ein buntes hügeliges Erlebnis der Sinne

Carsten

05. – 06. Mai 2019

Die zweitgrößte Stadt Portugals empfängt uns mit ihren unterschiedlichsten Stadtteilen, beindruckenden Brücken und netterweise zwei tollen Flussufern. Wir erkunden diese kunterbunte Stadt zu Fuß und finden spannende Ecken, süße Geschäfte und ein lebhaftes Stadtbild.

Auf dem Weg nach Porto haben wir uns auf die Suche nach einer für uns bezahlbaren Unterkunft begeben. Das Ergebnis dieser Suche ist: Teuer wie jede Stadt, in der Wohnungen knapp und Hotels gut gebucht sind. Parkplätze sind ebenso rar wie Campingplätze. Was also tun? Google Earth und Park4Night sind ja schon länger unsere treuen Wegbegleiter und so haben wir zwei grössere Parkplätze etwas ausserhalb des Zentrums gefunden und die fahren wir erstmal an. Prima, der erste Parkplatz scheint mittlerweile eine spekulatives abgesperrtes Baugrundstück zu sein, das nun zuwuchert. Also ab zum nächsten 😉 Schaut gut aus, nahezu leer und etwas abseits der Wohnhäuser. Heute am Sonntag können wir sogar kostenfrei parken und werden auch hier übernachten können. Tip top! Es ist schon später Nachmittag und so machen wir uns zügig in Richtung Altstadt auf. Auf den Straßen des Wohngebietes ist wenig los und erst auf der Hauptstrasse, die zur 1886 eröffneten Brücke „Ponte Luís I“ führt, wird es trubeliger. Kein Wunder, erwartet den Besucher Portos von dort ein schöner Blick auf die Altstadt Ribeira und natürlich auf den Fluss Douro und vieles mehr 😉

Porto sieht auch bei bewölktem Wetter noch schön aus 🙂

Auf dem „Oberdeck“ der Ponte Luís I Brücke

Ab und an teilen sich die Fußgänger mit der Metro die Brücke 😉

Porto ist hügelig, bunt und aus der Ferne einfach nur wunderschön anzuschauen. Bei näherer Betrachtung fallen sofort Ruinen, verwahrloste Häuser und die Armut zwischen den maroden Bauten und den schönen restaurierten Häusern auf. Die Mischung aus erfolgreichen Renovierungsarbeiten, dem Charme alter Bausubstanz und real existierendem Alltag Einheimischer gepaart mit zunehmender Touristenmenge macht diese Stadt sehr lebendig und absolut besuchenswert. Abgesehen von dem dringend benötigtem Geld des Tourismus birgt dieser Geschäftszweig leider auch Nebenwirkungen, die für die einheimische Bevölkerung auch Nachteile hat. Da wären z.B. die ehemaligen Wohnhäuser, die nun restauriert so teuer geworden sind, dass sie nur noch für Spekulanten und Touristenwohnungen geeignet sind. Das Geschäftsmodel Airbnb lässt grüssen. Andererseits braucht die Stadt Kapital um gegen den Verfall der Stadt angehen zu können.

Portos Altstadt

Wir schlendern auf jeden Fall über die Brücke, wo sich Fussgänger, Radfahrer und Metro auf angenehm unspektakuläre Weise das „Obergeschoss“ teilen. Autos dürfen nur das Unterdeck befahren und dort macht spazieren gehen auch wenig Freude, wie wir später noch erfahren werden 😉 Je näher wir der Altstadt kommen, desto genauer erkennen wir Einzelheiten. Tolle Fliesenkunst, Streetart und jede Menge Stuckarbeiten in Mitten von Verfall und Moderne. Wo wir auch immer hinschauen, es bleibt spannend und wir sind jetzt schon froh über unseren Besuch Portos.

Der hübsche Bahnhof São Bento

Eine der alten Tram Linien

Wir merken sehr schnell, dass zu Fuss die einzige sinnvolle Fortbewegung in dieser Stadt ist und bereuen es keine Sekunde außerhalb geparkt zu haben. Die Strassen sind meistens sehr schmal, steil, zugeparkt 😉 und schlicht dem Ansturm der Fahrzeuge nicht gewachsen. Ein weiterer Vorteil für Fussgänger sind die kleinen spannenden Gassen, die einen nicht nur vor dem Verkehr retten, sondern auch tiefere Einblicke hinter die Kulissen Portos ermöglichen. Für Fusskranke ist das dann allerdings nichts mehr 😉 Wir erfreuen uns an der Vielseitigkeit Portos und versuchen schon heute ein paar Highlights zu besuchen.

Da wäre die mit Azulejos ausgestattete Vorhalle des Bahnhofs São Bento. Azulejos sind Bilder, die zumeist aus quadratischen, bunt bemalten Keramikfliesen bestehen. Diese wetterfesten Fliesen sind fester Bestandteil des Stadtbildes und werden nicht nur an öffentlichen Monumenten und Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, sondern auch an Innenwänden zu oftmals künstlerischen Wandbildern zusammengefügt. Auch wenn uns oftmals die Inhalte der „Azulejos“ wenig sagen, sind sie doch imposant anzuschauen und geben Einblicke in die Geschichte Portos. Eine beeindruckende Handwerkskunst ist es allemal.

Viele Kirchen sind mit Azulejos geschmückt

Azulejos – Bilder aus blauen Kacheln

Capela das Almas

Die Kathedrale von Porto

Der Torre dos Clérigos überragt mit seinen 76m Höhe das Stadtbild

Nach einem weiteren kleinen Spaziergang kommen wir zum Torre dos Clérigos, der mit seinen 76 Metern Höhe zu den höchsten des Landes gehört. Den Aufstieg sparen wir uns und gehen lieber weiter und schauen uns noch ein paar weitere Gassen und ihre Fassaden an. Da kommen wir dann auch schon zum nächsten Touristenmagneten, der Capela das Almas. Da die Kirche umgeben von sehr schmalen Gehwegen und viel befahrenen Strassen liegt, bleiben wir, wie die übrigen Touristen auch, nicht allzu lange stehen und gehen weiter zur 800 Jahre alten Kathedrale von Porto – einem der meist besuchten Orte Portos. Ein interessantes Gebäude und ein toller Ausblick sind die Belohnung für den kurzen Aufstieg.

Portos bunte Häuser

Unsere Belohnungen des Tages sind die ersten tollen Eindrücke von Porto und der Besuch eines veganen Restaurants in der Altstadt, dass treffender nicht heissen könnte: Da Terra. Der Laden ist so angesagt, dass sich schon eine halbe Stunde nach Eröffnen des Buffets, vor der Eingangstür eine Schlange wartender hungriger Menschen bildet, die auf einen Sitzplatz hoffen. Wir hatten Hunger, waren frühzeitig vor Ort und nun angenehm überrascht über diesen Andrang bei einem rein veganen Restaurant. Lecker ist es auch noch und so beschliessen wir morgen nicht nur die Altstadt noch einmal zu besuchen, sondern auch im Da Terra frühstücken zu gehen. Vegan, lecker und dazu noch günstig, was wollen wir mehr?! – okay Bio vielleicht 😉

Zurück zum Auto, Schlafzimmer herrichten 😉 und den Tag Revue passieren lassen. Morgen folgt Porto Teil zwei 🙂

Hier wird schon saniert…

…hier müsste man mal 😉

Schicker Friseurladen 😉

Schon früh um sechs klingelt unser Wecker und dank der Hilfe netter Portugiesen finden wir auch für diesen Tag einen geeigneten kostenfreien Parkplatz für unseren Dacia. Der Berufsverkehr ist in vollem Gange und vor allem aus den Bahnhöfen strömen die Einheimischen in Richtung Arbeitsplatz. Wir machen uns wieder auf, um die Altstadt weiter zu erkunden und sehen im Augenwinkel einen Mann über eine Mauer kraxeln. Als wir ums nächste Eck kommen, sehen wir die dahinter liegende Ruine mit einem kaputten Zelt auf dem Dach. In der Altstadt Portos liegen Arm und Reich ebenso beieinander, wie in nahezu allen Städten, die wir besucht haben.

Manches „Alte“ überlebt auch länger als gedacht, und dazu gehört sicher die Museums-Tram im öffentlichen Strassenverkehr in Porto. Die Ursprünge stammen aus dem Jahre – Trommelwirbel – 1872! Heute gibt es noch drei Linien und die dienen dem Erkunden Portos für (lauffaule) Touristen 😉 Die Wagen sind so beliebt, dass an der Haltestelle gar nicht alle Fahrgäste zusteigen können. Trotzdem geht es auch beim Zusteigen gemütlich zur Sache und die Fahrer lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Bitte beim Selbstversuch ein wenig Zeit mitbringen oder wie wir nur von aussen zuschauen 🙂

In der Altstadt gibt es wirklich süße Mini – Lädchen 🙂

Im Majestic Cafe schrieb Frau Rowling die ersten Kapitel von Harry Potter 😀

Nach einem leckeren Frühstücksbuffet im Da Terra geht es für uns weiter zum Ufer des Douro. Die Fassaden der Altstadtgebäude sind schon aus der Ferne toll anzuschauen und aus der Nähe sind sie nicht minder hübsch. Die Architektur, die Farben und die vielen Details ziehen uns schnell in ihren Bann. Die Sonne lacht nun auch über uns und so kommt alles noch besser zur Geltung, als schon am Vortag. Cafés, Souvenirläden und Strassenkünstler warten auf spendable Touristen während Handwerker versuchen um die Selbigen herum zu kommen 😉 Ein ganz schönes Gewusel und trotzdem ist es überraschend ruhig und entspannt, zumindest sobald keine Autos mehr fahren dürfen 🙂
An fast jeder Ecke werden Korkwaren angeboten. Portugals Exportschlager entpuppt sich als sehr vielseitig und nachdem Kork als Weinverschluss ausstirbt braucht dieses Material anderweitige Verwendung. Ob modische Accessiores, Hüte, Schuhe, Röcke, Postkarten, Kühlschrankmagnete, diverser Nippes zum hinstellen oder schlichte Geldbeutel, es gibt fast alles auch aus Kork, bzw. mit Kork beklebt 😉 Ein sehr schönes vielseitiges weiches Material welches sehr gerne angefasst wird. Leider wird bei der Verarbeitung immer wieder gesundheitsschädliches Material zugefügt, ob als Kleber oder Trägermaterial. Also besser hochwertig einkaufen und Augen offen halten.

Portos Altstadt und die bekannte Fachwerkbogenbrücke Ponte Luís I

Nun aber ab auf die andere Seite des Douro. Diesmal gehen wir über das untere Deck, wo neben den beiden schmalen Fahrspuren für Autos, Busse und LKWs zwei sehr schmale Gehwege für Fussgänger zur Verfügung stehen. Wie schon Eingangs erwähnt ist es hier nicht so fein zu gehen, aber die Brückenkonstruktion ist eben auch aus dieser Perspektive sehenswert. Also nutzt es nix, Augen auf und durch 🙂

Direkt am Ufer lassen wir uns ein wenig nieder und geniessen die Aussicht auf die Altstadt und die im Wellentakt schaukelnden Rabelos zu. Diese alten Boote transportierten lange Zeit Portweinfässer den Douro hinunter. Heute dienen sie der Verschönerung der Kulisse Portos und nehmen vereinzelt an historischen Regatten teil. LKWs haben ihnen den Rang „abgefahren“ und bringen den Port in die weite Welt hinaus bzw. bis zum nächsten Hafen 😉

Rabelo Boote transportierten früher die Portweinfässer

Am Ufer des Douro

Die Ponte Luís I in voller Pracht 🙂

Nur auf dem „Unterdeck“ der Ponte Luís I dürfen auch Autos fahren

Leider haben wir uns nicht alle Brücken Portos angeschaut, eine wurde u.a. von Gustav Eiffel gebaut und die Ponte Luís I neben uns hat auch ein Architekt, der mit Eiffel zusammenarbeitete, gebaut. Dann müssen wir halt noch nach Paris um uns Eiffels Wunderwerk anzuschauen und zu besteigen, aber dazu kommen wir erst später 🙂

Aber noch sind wir in Porto und geniessen das tolle Wetter, die angenehme entspannte Stimmung und das ganze Drumherum. Hier macht Herumbummeln wirklich Spaß und natürlich auch wieder hungrig 😉 Also ein letztes Mal ins Da Terra und zur Abwechslung ein paar Burger essen, bevor wir Porto mit seinen bunten Häusern verlassen und weiter nach Braga fahren.

Bunte Balkone…

…zu bunten Häusern!

Die Sonne fährt leider nicht mit uns mit, das Wetter ist für die nächsten Tage sehr regnerisch gemeldet und so nehmen wir uns nach einer weiteren Nacht auf einem Camper-Parkplatz ein richtiges Airbnb Zimmer mit Klavier- und Küchenmitbenutzung 😛  Unser Gastgeber ist super hilfsbereit und hat auch schon viel von der Welt gesehen – so kann man sich schon mal in der Küche verquatschen 🙂 Dank Dauerregen und Wlan können wir schon mal die weitere Route planen und auch mal wieder Wäsche waschen.

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