Weltreise Tagebuch

#176 Wie ein geplanter Klettersteig zum Picknick wird

Carsten

13. Mai 2019

Zum Abschluss unseres Picos de Europa Besuchs wartet ein Klettersteig auf uns. Voller Vorfreude geben wir unser Bestes und landen dann doch mit dem Wagen bei einem Picknick. Wenn Freud und Leid beieinander liegen hilft meist gutes Essen – wenns geht mit Fernblick 🙂

Endlich mal wieder einen Klettersteig begehen, das wäre doch was. Unser Abschied von den Picos de Europa soll heute durch den Klettersteig La Hermida versüsst werden. Etwas über 300 Höhenmeter wollen wir luftig durchsteigen und das sollte auch für meinen Rücken drin sein. Ein kurzer Zustieg zum Klettersteiganfang von nur ca. 17 Minuten erhöht unsere Freude nochmals.

Auto geparkt, Rucksack mit allem Nötigen geschultert und los geht es mit Hilfe der spärlichen Informationen, die das „www“ parat hält. Die Zustiegsbeschreibung ist eindeutig und die Steinmännchen sind auch nicht zu übersehen. Wir steigen und schwitzen und steigen weiter und der Steig wird seltsam ungemütlich. Also gepflegt wurde der Weg schon lange nicht mehr. Seltsam, die Steinmännchen wirken nicht verwahrlost. Hier muss es doch irgendwo sein, verdammt. Beschreibung raus und ja, am Felsfuss sei der Einstieg, oberhalb der Steinfangnetze.

Nadine findet das steile und schuttrige Gelände nicht besonders witzig und der verwucherte „Weg“ macht auch mir keine wirkliche Freude. Ich sehe Fels und darunter muss doch auch der Felsfuss sein. Nochmal links, dann vielleicht rechts herum und gerade aus kraxeln hilft auch nicht weiter. Die Höhenmeter summieren sich, die Zeit vergeht und meine Kräfte schwinden. Doch plötzlich sehe ich wenigstens ein paar Sicherungsseile des Klettersteigs an der Felswand oberhalb von uns, aber die sind „gekappt“. Wie bitte, der Klettersteig ist stillgelegt? Ohne Info am Einstieg? Na toll und Danke dafür.

Also gut, wir machen uns auf den etwas wilden und sehr steilen Abstieg und als wir fast unten sind sehe ich einen kleinen Pfad vom Steinmännchen gesäumten Steig abweichen. Da bin ich neugierig und geh mal schauen. Er führt in eine Böschung und siehe da, dort ist dann auch schön versteckt der richtige Einstieg.
Nach dem ganzen Hin und Her und Rauf und Runter ist mein Rücken leider nun nicht mehr für weitere Kraxeleinheiten zu begeistern. Die Aussicht auf die abgetrennten Sicherungsseile wirkt auch nicht gerade motivierend und so brechen wir leider unsere Klettersteigbegehung ab, bevor sie wirklich begonnen hat. Voll schade. Wer auch immer diesen Klettersteig pflegt, er scheint den Einstieg lieber für sich zu behalten, vielleicht um an geführten Touren zu verdienen oder schlicht uninteressiert an weiteren Begehern zu sein. Sollte ich etwas verärgert klingen, so könnte das an meiner Enttäuschung liegen 😉

Na gut, dann eben nicht, ab zum Auto und weiter schmollen. Nee, nicht ganz, Nadine schnappt sich GoogleMaps und durchforstet die Gegend nach einem möglichen Abstecher, der uns etwas in die Höhe bringt. Natürlich wird sie fündig und meine Begeisterung über die wiederholende Kurvenorgie ist noch nicht ganz so himmelhochjauchzend 😉 Da ich Nadine aber eh fast nichts abschlagen kann und wir so trotz allem noch etwas von dieser schönen Region sehen können, machen wir also das Beste daraus und ich kurbel uns hinauf – immerhin nun rückenschonend mit unserem zuverlässigen Dacia ohne Servolenkung 🙂

Bis zu dem kleinen Weiler Bejes oberhalb von Hermida ist es wohnmobiltauglich, danach endet für die Großen der Spaß und es wird deutlich schmaler 😉 Wir fahren noch ein paar hundert Meter steil den Hang entlang und in der ersten engen Kehre steht auch noch eine Bank zum Rasten – juchuu! Ausser uns ist hier keine Menschenseele, neben der Kehre können wir unseren Wagen parken und wir haben unseren gewünschten Blick von oben. Der perfekte Brotzeitplatz für Faule 😉 Leckereien auspacken und schlemmen.

Blick auf das Bergdorf Bejes und die umgebenden Berge

Unser Picknick Platz 🙂

Bergdorf Bejes auf der Sonnenseite des Tals 😉

Wir geniessen den Ausblick, die Stille und lassen unsere Gedanken schweifen. Wie still könnte es sein, wenn die Kühe keine Glocken tragen müssten und was würde das für die Tiere und den Tourismus bedeuten? Stille ist unsere Antwort. Und was würde das für die Landwirte bedeuten? Da sie die Weiden eh mit Elektrozäunen gesichert haben – nichts, ausser Stille. Vielleicht können wir irgendwann der Stille wieder Qualität zusprechen und von den pseudoromantischen Traditionen Abstand nehmen – vor allem den Tieren zu Liebe.

So schauen wir über die Kulturlandschaft hinüber in die wilde Bergwelt und sind froh die Picos de Europa besucht zu haben. Der Norden Spaniens ist spannend und nicht nur die Bergwelt begeistert uns, auch an der Küste gibt es noch einiges zu erkunden und das wollen wir uns auch nicht entgehen lassen. Also los, Reste verpacken, Brotkrümel den Ameisen da lassen und los geht’s in Richtung „Game of Thrones“ Drehorte 😉

Kulturland

Hoffentlich kommt niemand entgegen 😉

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