Weltreise Tagebuch

#140 Auf der Flucht vor dem Regen

Carsten

30. Dezember 2018

Auch wenn uns die hereinbrechende Regenzeit einen Strich durch unsere geplante Tour durch den nordöstlichsten Zipfel Namibias macht, so haben wir doch ein schönes Alternativprogramm gefunden. Dafür heisst es zwar erstmal stundenlang in Richtung Südwesten fahren, aber zur Belohnung erwartet uns eine Begegnung der besonderen Art.

Mit Wehmut verlassen wir die Campsite am Rande des Khaudum Nationalparks und somit auch unsere Chance auf die Durchquerung dieses kaum berührten Gebiets im Norden Namibias. Wir hätten sogar ein zweites Paar mit tauglichem Fahrzeug gefunden (denn allein darf man nicht durchfahren), aber die starken Niederschläge machen es uns unmöglich. Mit dem Regen im Rücken fahren wir durch Tsumkwe und sehen wie viele Teile der Ortschaft unter Wasser stehen. Es hat derart geregnet, das jede Mulde geflutet ist und natürlich stehen auch die Staubpisten teilweise unter Wasser. Wenn möglich weichen wir aus, denn wer weiss schon, was im Wasser verborgen ist. Allmählich geht der Himmel auf und die dunklen Wolken lassen es in der Ferne regnen. Wo wir hinwollen soll es trockener sein und außerdem erwartet uns die private Gepardenauffangstation „Harnas Wildlife Foundation“, die auch weiteren Tieren Unterschlupf bieten soll. Diesen Tipp bekamen wir von einem südafrikanischen Naturführer, den wir auf unserem letzten Campingplatz getroffen haben. Voller Vorfreude genießen wir das Naturschauspiel um uns herum. Auch wenn es wieder viele Stunden Autofahren bedeutet. Die Regenzeit im Norden Namibias mit ihren nun zum Teil unpassierbaren Straßen und der erhöhten Malariagefahr ist für uns keine Alternative mehr – leider.

Wolkenspektakel

Viele viele Kilometer lang…

…durch die unendlichen Weiten Namibias 🙂

In der Ferne regnet es schon

Neben dem Wetterspektakel in der Ferne hat dieser Tag noch eine Überraschung für uns parat, doch dazu später 🙂 Während wir die Ausblicke geniessen, sehen wir plötzlich unsere zweite freilebende Landschildkröte am Straßenrand. Cool, diese Tiere haben so etwas Urzeitliches und sooo langsam wie immer behauptet wird sind sie ganz und gar nicht. Ehe wir uns versehen, ist sie auch schon wieder weg. Wir fahren weiter und können bald schon wieder die nächste Schildkröte beobachten. Deren Panzer hat einen kräftigen Schaden erlitten und scheint sich trotzdem langsam zu erholen. Überraschender Weise sehen wir noch weitere Schildkröten auf und neben der Piste. Hoffentlich konnten wir jedem der kleinen Tiere ausweichen.

Versteck dich ruhig – wir machen trotzdem ein Foto von dir 🙂

Die Arme hat einen etwas geschädigten Panzer hinten

Mit der Regenzeit ist auch die Zeit der Dung Beetle (Mistkäfer) gekommen und die fliegen heute sehr tief und knallen leider vereinzelt gegen unseren Wagen. Es scheint, als ob sie das sogar überleben, wir hoffen es zu mindest, denn ein Ausweichen ist bei diesen slalomfliegenden Brummern nicht möglich. Der Dung der Rinder und Elefanten auf der Straße bietet diesen Tieren beste Nahrungsquellen und so fliegen sie nicht nur überall herum, sondern sind auch mitten auf der Straße in Scharen zu finden. Sie rollen den Dung in alle Richtungen und wir versuchen so gut es geht auszuweichen. Und natürlich machen wir auch von diesen fleißigen Weibchen ein paar Aufnahmen. Als sich ein Käfer beim Foto-Shooting mit seiner unfassbar großen Kugel selbst begräbt und nicht mehr herauskommt, können wir unsere Erste-Hilfe Kenntnisse für Dung Beetles einsetzen 😉 Einmal kurz Scheiße anheben, sich den Käfer ordnen lassen und schon kann es weiter mit der Mammutaufgabe gehen, hier wird keine unnötige Pause gemacht 🙂

Wir wollen nun Kilometer machen, denn die Zeit fliegt mal wieder und wir müssen noch im Hellen ankommen, sonst ist die Zufahrt zum „Harnas Wildlife Foundation“ gesperrt. Wir nehmen uns vor nicht mehr anzuhalten, auch wenn Schildkröten und Käfer und die Landschaft überhaupt jede Menge Fotos wert wären. Tja, es kam wie es kommen musste und uns läuft ein Chamäleon direkt vor unserer Nase über die Straße. Natürlich halten wir wieder an – was auch sonst 😉 Unser erstes wildes Chamäleon in freier Natur! 😀 Knallgrün und im Gegensatz zu den Schildkröten extrem langsam in der Fortbewegung. Super cool, wir vergessen Zeit und Raum und sind froh, dass kein weiteres Auto anrauscht. Zu unserer Überraschung kann ich es sogar über meine Hände laufen lassen. Wir könnten hier noch viel mehr Zeit verbringen, aber nun drängt die Zeit so richtig, also los jetzt.

Chamäleon mitten auf der Straße

Guckt zwar etwas grimmig, aber ist doch voll süß, oder? 😀

So geniale Augen!

Wir bringen ihn mal von der Straße ins Gebüsch 🙂

Wir schaffen es tatsächlich noch vor Sonnenuntergang zum Eingangstor und glücklicherweise haben sie auch einen freien Stellplatz über Silvester für uns. Wir freuen uns auf zwei Nächte im ruhigen Naturreservat mit geschützten Tieren und sicher jeder Menge toller Erfahrungen. Was wir genau erleben, beschreiben wir morgen.

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