Weltreise Tagebuch

#134 Die lange Fahrt in den Norden

Carsten

18. – 19. Dezember 2018

Der lange Weg hoch in den Norden nach Epupa führt uns durch die Weiten Namibias. Zwei Tage lang geht es oftmals geradeaus über hügelige Schotterpisten ohne Ende und was eintönig klingt ist doch spannender als gedacht. Immer wieder erleben wir Ausblicke über die riesigen Täler und ab und zu überraschen uns Erdhörnchen, Straußenbabys und Impalas.

Da rollen wir nun hin, schwelgen in Erinnerungen an die schöne Spitzkoppe und grübeln über Lösungsansätze gegen Armut. Nur selten kommt uns ein Auto entgegen und die Landschaft wird immer weitläufiger. Wir haben genug geredet und schauen nun still auf die an uns vorbeiziehende Weite Namibias. In Wellen arbeitet sich die Straße hoch auf den nächsten höchsten Kamm und siehe da, es geht weiterhin geradeaus, wieder hügelig, nur von den Farben her ganz anders. Mal gelb, mal rot und dann wieder sind es die Brauntöne die überwiegen. Dazu blauer Himmel. Ein echtes Farbenspiel.

Zur einen Seite Fels, zur anderen Seite Sand

Wüssten wir es nicht besser, hätten wir nicht gedacht, dass das in Namibia ist

Orange, grün, blau – einfach geil!

Grün, blau und lila Berge – auch geil!

Wir werden jedesmal aufs Neue von der abwechslungsreichen Landschaft überrascht. Wow! Aber muss nicht irgendwann mal eine Stadt oder ein Dorf kommen? Nö, hier kommt erstmal keine Siedlung. Nur die Rinder, die gemütlich auf der Straße liegen, lassen vermuten, dass es hier in der Nähe ein paar Hütten geben muss. Viel öfter als Rinder sind wir an Ziegenherden vorbeigefahren. Die laufen und rennen gerne spontan über die Straße und folgen dem Leittier. Manche überlegen es sich auch anders und bleiben doch lieber zurück. Wir bleiben wachsam und beobachten die Tiere, wie sie auf den Hinterbeinen stehen und mit lang gestrecktem Hals die möglichst weit oben wachsenden Blätter knabbern. Ganz weit oben und hinterm Zaun ist es doch am leckersten 🙂

Was für tolle Hörner!

Ein Herz für Schafe

Ein Baum mit schneeweißer Rinde – wer kennt den?

Ein Baobab Baum

Alle weiteren Wildtiere des Tages folgen weiter unten und so bleibt vom ersten Tag nur noch zu berichten, dass es bis zur Campsite 403km waren und wir etwas über sieben Stunden gebraucht haben. Nun sind wir angekommen in der Khowarib Lodge & Campsite und freuen uns über die einsam gelegene „Oase“ im Nirgendwo. Richtig allein sind wir leider nicht, es wohnen in der Toiletten- und Duschhütte hunderte von äußerst hungrigen Mückenweibchen. Defekte Spülkästen und wenige Nutzer bieten einen perfekten Brutplatz und jeglicher noch so kurze Aufenthalt wird bestraft. Wo sind die mückenfreien Plumpsklos, wenn man sie braucht 😉 Ansonsten sehen wir hier keine Tiere. Die meisten werden von den Angestellten eingesammelt (vor allem Schlangen sollen die Gäste nicht stören) oder mit Gewehren verjagt. Also uns wäre es lieber sie täten etwas gegen die Mücken 😉

Ein neuer Tag und dank der kleinen Mückenplage sehen wir zu, so schnell wie möglich weiter zu kommen. Weiter in Richtung Norden wird die Bevölkerungsdichte etwas höher und kleine mehr oder weniger verfallene Hütten und Gebäude bilden ab und zu kleine Dörfer. Himbas und Hereros, zwei ursprüngliche Volksstämme mit auffallenden Bekleidungsbräuchen ziehen immer wieder unsere Blicke an. Ebenso die nun sehr häufig vorhandenen Termitenbauten, die meterhoch aus dem Boden ragen oder ganze Baumstämme einnehmen. Nur Termiten sehen wir keine 😉 Stattdessen sind ein paar andere Zeitgenossen in Sichtweite 🙂

Erdhörnchen, Straußenbabys, Steinböckchen und Schwarznasen-Impalas sind ebenso unsere Wegbegleiter wie ein Rotschnabeltoko. Bestimmt hätten wir noch mehr Tieren sehen können, aber irgendwann wollen wir ja auch mal in Epupa ankommen.

Ein Erdhörnchen beim Futtern

Springböcke

Einfach so süß die Zwei

Schwarznasenimpala

Steinböckchen – so ein zartes Gesicht!

Straußennachwuchs

Also auf geht´s, nur noch an der nächsten Tankstelle Volltanken. Nichts leichter als das, einfach in der nächsten Stadt und gleichzeitig dem Knotenpunkt des Nordwestens eine Tankstelle anfahren. Opuwo heißt die Stadt und besitzt gerade mal 7900 Einwohnern. Opuwo heisst in der Sprache der Himba „das Ende“, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Was da los ist! Du kannst es Dir nicht vorstellen. Ein Gewusel an der Tankstelle – Hammer! Hier geht es zu wie auf einem Marktplatz. Traditionell gekleidete (also halbnackte) Himba-Frauen, Herero-Frauen in viktorianischer Tracht mit großen Hüten, Teenager und Twens mit modernem coolen Outfit und schwarzer Sonnenbrille sowie Familien mit allerlei Waren und viele von ihnen sind auf dem Tankstellengelände, dass an einen Supermarkt grenzt, unterwegs Hier wird verkauft, gekauft und abgehangen. Als Nicht-Einheimischer hast Du hier definitiv keinen Durchblick mehr, aber wir wollen ja auch nur tanken 😉 Gefühlt warten gut zehn Frauen mit Schmuck und allem möglichen auf ahnungslose Touristen wie uns und können es kaum abwarten, dass wir an der Zapfsäule zum Stehen kommen. Wer weiter in den Norden will oder von dort weiter zum Ethosha-Nationalpark möchte kommt zwangsläufig hier vorbei. Also der perfekte Ort, um Touristen während des Tankens zu „belagern“ bis sie etwas kaufen, was sie eigentlich nicht brauchen 😉 In unserem Fall ist es Schmuck und Dekokram. Nun stehen mir also diverse barbusige Himba-Frauen nur mit Lendenschurz und erdroter Körperbemalung bekleidet gegenüber und versuchen mir etwas anzudrehen. Glücklicherweise hilft mir die Tatsache, dass wir keinerlei Schmuck tragen, nicht mal eine Uhr und ich auch sonst nicht der Deko-Typ bin, was mir wohl angesehen wird. Nach ein paar zähen lächelnden freundlich abweisenden Minuten (verdammt ist der Tank groß) werde ich tatsächlich in Ruhe gelassen und wir können weiter fahren ohne etwas anderes als Diesel zu kaufen. Wollen wir noch in den Supermarkt nebenan? Nö danke, lieber ein andermal 😉 Weiter geht’s auf einer D-Straße, vorbei an Namibias wunderschönen Landschaften in Richtung Epupa.

Und das ist nicht der größte Termitenbau 😉

Reifendruck checken

Ankunft in Epupa – auf der anderen Seite ist Angola

Nach zwei weiteren Stunden erreichen wir endlich das winzige Örtchen Epupa. Um zu unserem Campingplatz zu gelangen fahren wir am „Elektrizitätswerk“ und Reifenreparaturservice vorbei, quer über den Fußballplatz, durchs Dorf hindurch bis zun letzten Campingplatz von Epupa. Hier sind einige Lodges und Campingplätze und der Tourismus scheint selbst hier im Norden angekommen zu sein. Wir sind gespannt auf unsere Zeit hier an der Grenze zu Angola und bei den Wasserfällen der Himba.

Menü