Weltreise Tagebuch

#137 Im Tierreich des Etosha Nationalparks

Nadine

23. – 26. Dezember 2018

Der Etosha Nationalpark ist das größte Naturschutzgebiet Namibias und endlich geht unser Wunsch und Hauptgrund Namibia zu bereisen in Erfüllung. Wir dürfen drei Tage lang zwischen Elefanten und Wüstenhasen nach Löwen und anderen wilden Tieren Ausschau halten. Dank der einsetzenden Regenfälle sind die Tiere zwar schwerer zu beobachten, dafür haben sie aktuell ihren jungen Nachwuchs dabei. Wir freuen uns mega auf Groß und Klein 🙂

Gestern sind wir von Epupa bis in die Nähe des Etosha Nationalparks gefahren. Einzelheiten über den eher langweiligen verregneten Anreisetag, der uns über Asphaltstraßen zu unserer nächsten Unterkunft brachte, ersparen wir Dir 😉 Nur soviel, mangels Campsites nahmen wir ein kleines Hotel und kochten auf dem Parkplatz 🙂

Heute am frühen Morgen starten wir aufgeregt zum Nordeingang des Etosha. Noch vor dem Nationalpark ist ein großes Wasserloch, wo uns jede Menge Tiere begrüßen. Wir sind schon jetzt aus dem Häuschen und machen reichlich Fotos 🙂 Leider zeugt jede Menge Picknick-Müll von der Beliebtheit dieser schönen ungeschützten Aussicht. Wir fahren weiter an großen Gnu-Herden vorbei und kommen zum Eingang. Nun heisst es Formulare ausfüllen, unsere Ladung unter anderem auf Waffen kontrollieren lassen und dann können wir alleine über jede Menge Staub- und Sandpisten rollen und uns auf die Suche machen.

Mit der Karte in der Hand, den Fotoapparaten auf dem Schoss und unseren Augen weit geöffnet stehen wir an einer Kreuzung. Links oder rechts? Wir entscheiden uns für den schmaleren Weg und nach ein paar hundert Metern sehen wir tatsächlich schon unsere ersten zwei Afrikanischen Elefanten im Dickicht. Mega! Unglaublich wie gut getarnt diese riesigen Dickhäuter sind. Und schon tauchen noch weitere Elefanten auf. Zwei kämpfen ein wenig direkt vor uns auf dem Weg und schieben sich auch gleich schon wieder ins Gebüsch. Wir legen vorsichtshalber den Rückwärtsgang ein und bemühen uns um ein wenig Abstand. Auch wenn wir gerne Fotos aus der direkten Nähe hätten, mit Elefanten, die kämpfen oder vielleicht noch Nachwuchs dabei haben ist nicht zu spaßen. Während die einen Elefanten an uns vorbei gehen ist der Weg vor uns wieder frei. Also los, langsam und wachsam fahren wir weiter und sehen noch weitere Elefanten links und rechts von uns im Dickicht. Obwohl sie wirklich groß sind, sehen wir meistens nur ihre Köpfe oder Hintern 😉 Unglaublich, nach nur ein paar Minuten erleben wir solch ein Highlight. Damit hätten wir nie gerechnet und wir sind wirklich aufgeregt, ob das noch zu toppen ist 🙂

Elefantenfamilie am Wasserloch

Das Wasserloch gehört zum Halali Campingplatz und wird besonders zur Dämmerung und nachts von den Tieren besucht

Obwohl wir über die Weihnachtstage im Etosha Nationalpark sind, ist es ruhig auf den Campsites und auch auf den Wegen begegnen wir nur wenigen Fahrzeugen. Im Gegensatz zum überlaufenen und teuren Krüger Nationalpark in Südafrika ist hier mehr Platz für alle. Wir sehen unendlich viele Tiere, die die Weite des Nationalparks zur freien Verfügung haben. Diese Weite bringt es dann auch mit sich, dass selbst das 600mm Objektiv oftmals nicht ausreicht um Detailaufnahmen zu machen. Auch die flirrende Hitze sorgt für unscharfe Sichtverhältnisse, doch wie schön ist es Tiere in ihrem weitgehend natürlichen Lebensraum sehen zu dürfen. Zum Schutz der ehemals fast ausgerotteten Tiere wurde der Nationalpark eingezäunt und den Tieren das Wandern zur nächsten wasserreichen Region genommen. Dafür wurden künstliche Wasserlöcher angelegt und die Bestände konnten sich glücklicherweise wieder erholen. Hier können die Tiere abseits der Menschen viele Kilometer weit wandern, ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen und sich in ihrem Lebensraum aufhalten. Es stehen ihnen zur Zeit 22.275 km² (etwa so groß wie Hessen, 295 km in der maximalen Ost-West-Ausdehnung, 110 km in der maximalen Nord-Süd-Ausdehnung) zur Verfügung und langfristig soll der Nationalpark auf 100.000 km² ausgeweitet werden. Das nennen wir mal artgerecht 🙂

Der Etosha Nationalpark ist einfach riesig!

Für die menschlichen Besucher gibt es noch ein paar Sonderregeln, wie zum Beispiel das Verbot das Auto zu verlassen. Aussteigen ist nur auf den Campsites und extra umzäunten Picknick- und Toilettenplätzen erlaubt. Im Gegensatz zu den Campsites haben wir keinen weiteren Platz gefunden wo der Zaun intakt war geschweige denn die Klotür zu schließen war. Das bedeutet, alles was Du unterwegs brauchst (Essen, Trinken, Ersatzakkus etc.) gehört in den vorderen Teil des Wagens und zur Toilette gehst Du nicht wenn Du musst, sondern wenn es eine sichere Toilette gibt 😉 Bei der perfekten Tarnung und Schnelligkeit der Tiere macht es wenig Sinn zu glauben die besseren Augen und Nase zu haben 😉 Natürlich gehört auch eine große Portion Optimismus ins Handschuhfach, denn im Falle einer Panne heißt es trotzdem aussteigen 🙂

Die Nächte verbringen wir im Nationalpark auf gesicherten Campsites und unsere Tagesgestaltung ist gleich. Wir fahren zu den Wasserlöchern und erkunden die 8 verschiedenen Vegetationszonen, die Etosha zu bieten hat. Oftmals tauchen die gut getarnten Tiere plötzlich beim Vorbeifahren im Blickfeld auf und dann wieder sind hunderte von Herdentieren schon von weitem zu sehen. Manche bleiben entspannt hocken, andere suchen blitzartig das Weite und wieder andere wenden sich einfach ab und zeigen ihr Hinterteil sobald die Kamera zu sehen ist 😉 Manchmal fahren wir auch kilometerlang ohne ein einziges Tier zu sehen. All diese Fahrerei und wann wir wo was sehen, wollen wir nicht weiter beschreiben, sondern präsentieren Dir schlicht unser Best-of von allem, was wir erleben durften. Und das ist jede Menge! Einige der Tiere stellen wir einzeln vor und andere haben wir zusammengefasst. Wenn Du noch weitere schöne Aufnahmen sehen möchtest, 272 findest Du in der Galerie. Du denkst das sind aber viele? Wir haben von 3323 gemachten Fotos 623 behalten und nur 272 in die Galerie gestellt – soviel dazu 😉

Elefant

Der Afrikanische Elefant bringt unglaubliche 6 Tonnen auf die Waage (allein das Herz bringt es auf 25kg). Um dieses Gewicht zu halten, fressen sie täglich bis zu 300kg Blätter, Sträucher (inkl. Dornen), Knollen und anderes Grünzeug. Ach ja und auch beim Wasser sind sie nicht sehr sparsam. Auch hier kommen sie auf stattliche 200l am Tag! Die Afrikanischen Bullen erreichen eine Höhe von guten 4 Metern und bei der Größe und dem Gewicht, hat man auch in seinem dicken Allradwagen keine Chance, wenn sich der Bulle überlegt, dass du im Weg stehst. Also immer schön mit Abstand diese im Normalfall friedlichen Tiere beobachten 😉 Während die erwachsenen Bullen alleine durch die Steppe wandern, sind die Frauen und Kinder als Familienbande unterwegs und werden vom Alphaweibchen (meist die älteste Kuh) geführt. Ganze 22 Monate (fast 2 Jahre!) lang ist eine Elefantenkuh schwanger bis sie ein 100kg schweres und 1m großes Junges zur Welt bringt. Fast vier Jahre lang wird der Nachwuchs gesäugt.

Im Etosha Nationalpark zählt man rund 2500 Afrikanische Elefanten. Die Chance hier einen anzutreffen, ist also gar nicht mal so gering. Wir haben jeden Tag mindestens einmal Elefanten getroffen. Die erste Begegnung haben wir ganz oben schon erzählt, die zweite Begegnung war mit einem großen Bullen, der sich Unmengen an dornigen Sträuchern ins Maul stopfte. Das dritte Mal sahen wir eine Familie beim Grasen im Dickicht zu. Dabei war auch ein richtig winziges Junges im Getümmel. Vermutlich nur wenige Wochen alt. Und die letzte Begegnung war am Wasserloch vom Campingplatz. Auch hier war eine ganze Familie aus ca. 12-15 Elefanten da. Einer hat sogar laut trompetet, während die Jungen fröhlich im Wasser plantschten und die Erwachsenen ihren Durst löschten. Eine Begegnung mit den Elefanten ist einfach immer wieder ein Highlight 🙂

Giraffe

Giraffen sind einfach unglaublich beeindruckende und elegante Tiere. Sie laufen anmutig und fast schon wie in Zeitlupe durch die Steppenlandschaft und grasen vorallem die Blätter, Zweige und Dornen der Akazienbäume ab. Dank iher rauhen und bis zu einem halben Meter(!) langen Zunge kommt sie an ihre Lieblingskost gut heran und auch die Dornen machen ihr nichts aus. Bis zu 70kg verschlingt so eine Giraffe am Tag! Dank ihres 4 Kammern Magens, verträgt sie auch das unverdaulichste Grünzeug 😉

Giraffen sind die größten Säugetiere der Erde. Männchen erreichen eine Höhe bis zu 6 Metern und werden dabei bis zu 1600kg schwer. Ein Neugeborenes fällt übrigens aus zwei Metern Höhe zu Boden, da das Muttertier im Stehen gebärt. Wie gut, dass das Junge da selber schon 1,8 Meter groß ist 🙂

Wie auch beim Zebra ist das Muster der Giraffen einzigartig und individuell. Giraffen haben im Erwachsenenalter eigentlich keine Feinde mehr. Kommt ihnen ein Feind zu nah, rennen sie -immerhin- mit bis zu 50km/h davon oder verteidigen sich mit ihren mächtigen Hufen, die schon den ein oder anderen Löwen in die Flucht geschlagen haben.

Gnu

Gnus gehören zu den Kuh-Antilopen und das passt ganz gut, denn ihre Hörner erinnern an die von einigen Rinderarten. Männchen wie Weibchen tragen Hörner und sind auch sonst fast gleich groß und schwer. Oft gibt es ja bei vielen Tieren gravierende Unterschiede was die Körpergröße und das Gewicht zwischen beiden Geschlechtern betrifft. In dem Fall vermutet man, liegt es daran, dass es so innerhalb der Herde zu weniger Aggressivität zwischen den männlichen Tieren kommt. Also nicht das übliche Gehabe: wer ist größer, stärker, schneller oder so 😉

Gnus sind beliebte Nahrungsquellen für Löwen, Hyänen und auch Krokodile. Sie können durchaus auch mit ihren Hufen erhebliche Verletzungen bei den Angreifern erzielen, aber meistens fliehen sie – wobei sie bis zu 80km/h schnell werden können. Ungewöhnlich aber wahr: Gnus reagieren auch auf die Alarmrufe anderer Tierarten, wie z.B. die der Paviane.

Helmperlhuhn

Das Helmperlhuhn begleitet uns nun schon seit wir durch Namibia fahren, aber so richtig viele sehen wir erstmals im Etosha Nationalpark. Die lustig anzuschauenden Vögel kommen vor allem in offenen Lebensräumen vor und so überrascht es auch nicht, dass sie gerne am Wegesrand oder an jeglicher Straße vorkommen. Hauptsache es ist weitläufig genug, warm und es herrscht kein Mangel an Wasser. An Wasserlöchern können wir sie in Scharen beobachten und sind überrascht, wie flink sie mal eben los fliegen können. Je nach Körperhaltung erinnert uns ihr schönes Federkleid an eine wandelnde Handtasche, was natürlich total unfair und von uns nicht böse gemeint ist 😉 Sie sind einfach toll anzuschauen und ihre Bewegungen machen jeden Tag etwas schöner 🙂

Hyäne

Hyänen gehören zu den Raubtieren, die sich sowohl von Aas, als auch wie bei den Tüpfelhyänen üblich von der aktiven Jagd ernähren. Tüpfelhyänen leben in großen Verbänden bis zu 80 Tieren, die von miteinander verwandten Weibchen gebildet werden. Ihr Sozialverhalten gilt unter Raubtieren als einzigartig, gleicht es in weiten Teilen den Altweltaffen, wie z.B. den Pavianen. Die Weibchen sind ca. 10% größer als die Männchen und haben optisch ähnlich geformte Geschlechtsteile, was bei der Geschlechtsbestimmung aus der Ferne wenig hilfreich ist 😉 Die Tüpfelhyäne ist die einzige ihrer Gattung, die verschiedene Laute zur Kommunikation nutzt. Der Hauptlaut, ein lautes „wuup“ ist kilometerweit zu hören und dient der Kontaktaufnahme mit anderen Gruppenmitgliedern. Das Territorium der Tüpfelhyäne kann riesige Ausmaße annehmen, im südlichen Afrika sogar bis über 1000 Quadratkilometer. Aus der Sicht der Menschen nehmen Hyänen verschiedenste Rollen ein. Von positiv bis negativ besetzt ist alles dabei. Ihre äussere Erscheinung ist wenig kuschelig und anmutig, doch wenn sie baden gehen und einen anschauen, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten, erinnern sie ein wenig an den großen Hund von Nebenan beim Plantschen – und wenn der kein Futter bekäme, wäre er sicher auch nicht mehr so lieb 🙂

Impala

Impalas werden gerne fotografiert. Sie haben einfach ein sehr hübsches Äußeres. Dazu die kunstvoll verdrehten Hörner der Männchen und ein rehbraunes Fell mit schöner Gesichtsbemalung – fertig ist das Schwarznasenimpala. Ebenso wie die Springböcke (kommen noch weiter unten) können sie weite Sprünge vollführen. Bis zu 9 Meter! Und auch Farmzäune können sie leicht überspringen. Wir haben ein Impala beobachtet, dass in der Nähe eines Wasserlochs stand und dann mit einem Male einen riesigen Satz vollführte, zwischendrin noch einen hohen Sprung in die Luft machte und dann weg war. Wir dachten ja erst, es hätte Raubtiere gerochen oder gesehen. Aber es kam niemand aus dem Gebüsch gesprungen. Vielleicht reine Lebensfreude?

Kudu

Die Männchen der zweitgrößten Antilopenart der Welt bilden ein beeindruckendes Schraubengehörn aus. Es kann bis zu 1,8m lang werden (inkl. aller Drehungen, versteht sich 😉 ). Bei der Nahrung bevorzugen sie Laub und junge Zweige. Allerdings sind sie nicht wählerisch und vertragen sogar Pflanzen, die andere Tiere wegen ihrer Giftigkeit nicht fressen wollen. Ein riesiger Vorteil von den weißgestreiften Tieren ist ihre enorme Sprungkraft. Obwohl Männchen eine Schulterhöhe von 1,5m und ein Gewicht von bis zu 350kg haben, schaffen sie es bis zu 3m hohe Farmzäune zu überspringen. Neben ihren großen Ohren, fällt der weiße Streifen zwischen ihren Augen auf.

Löwen

Der König der Tiere. Laut Disney 😉 Aber definitiv eins der Highlights auf Safari! Insgesamt hatten wir dreimal das Glück diese stolzen Katzen anzutreffen. Das erste Mal war es allerdings nur ein Weibchen von hinten – mitten im Gebüsch und gaaanz weit weg. Das zweite Mal war immer noch seeeehr weit weg, so dass wir mit bloßen Auge erst mal selbst keine Löwen gesehen haben. Sie lagen wirklich gut versteckt in geduckter Haltung im dunklen Schatten eines großen Baumes. Zum Glück haben wir einen super Feldstecher dabei und unser 600mm Objektiv – wobei letzteres an seine Grenze kam. Wie soll es die richtige Schärfe finden, wenn das Objekt unserer Begierde so weit weg ist? Versucht haben wir es trotzdem und ein paar Aufnahmen waren dann doch brauchbar 🙂 Sogar zwei junge Simbas waren dabei! Die dritte Begegnung war – fototechnisch – die beste. Hier lagen zwei Weibchen und ein mähnenloses Männchen „nur“ noch 10m entfernt unter einem Baum. Da sie tagsüber eher „faul“ sind, gab es nicht viel zu beobachten. Als sie sich dann auch noch zum Schlafen hinlegten, war das Schauspiel schnell vorbei.

Löwen jagen hauptsächlich nachts und in der Dämmerung. Sie müssen sich nämlich ziemlich nah an ihr Opfer heranpirschen, da sie bei weitem nicht so schnell und ausdauernd rennen können wie ihre Lieblingsspeise flüchten kann. Löwen schaffen „nur“ 50km/h. Jedes Zebra kann schneller rennen 😉 Dafür schaffen sie Sprungweiten bis 12m und bei einem Durchschnittsgewicht von 180kg bringen sie auch die schwereren Huftiere ordentlich aus dem Gleichgewicht. Die Weibchen besitzen den größeren Jagdanteil, trotzdem bekommen die Männchen den „Löwenanteil“ des erlegten Tieres 😉 Ihre berühmte Löwenmähne bekommen die Männchen erst spät. Es dauert über fünf Jahre bis sie ausgewachsen ist. Je gesünder und stärker ein Tier desto kräftiger und schöner die Mähne. Kastrierte Männchen im Zoo verlieren ihre Haarpracht, da sie kein Testosteron mehr bilden können.

Trotz seines Status als den König der Tiere, ist auch der Löwe als gefährdet eingestuft worden. Das liegt vorallem am Menschen, der den Lebensraum der Tiere immer weiter einschränkt, in dem er immer mehr Land als Viehweide oder zur Landwirtschaft nutzt.

Nashörner

Die Dickhäuter waren eigentlich mal ausgestorben im Etosha Gebiet. Ab 1995 hat man versucht sie wieder einzuführen. Mit Erfolg! Mittlerweile kann man sie wieder antreffen und ihre Population hat sich erholt. Trotzdem sind Nashörner, die ein Gewicht zwischen 500 – 3000kg erreichen können, weltweit vorm Aussterben bedroht. Und das alles für ihr Horn, das besonders in China und Vietnam oft wertvoller als Gold gehandelt wird. Man sagt dem pulverisierten Horn wunderheilende (und auch potenzfördernde) Kräfte nach. Das alles ist nichts weiter als purer Wahnsinn, denn das Horn besteht aus den selben Substanzen wie Nägel und Haare und kann wissenschaftlich untersucht nichts gegen Krebs oder andere Krankheiten bewirken. Aber der Glaube versetzt Berge und in dem Fall löscht es eine weitere Spezies auf der Erde aus. Mit den Untersuchungen der Wissenschaft braucht man diesen Menschen aber nicht zu kommen. Es ist eben Tradition. Und nichts ist härter und langlebiger als Tradition.

Wir hatten das Glück Nashörner im Nationalpark anzutreffen. Das ganze allerdings nicht auf Safari, sondern an einem künstlich angelegten Wasserloch, das direkt am Halali Camingplatz liegt. Abends und morgens sollte man nicht die Chance verpassen und die Wasserlöcher aufsuchen, denn es tummeln sich gerne im Dämmerlicht viele Tiere rund um das Wasser. Man selbst sitzt erhöht hinter dem umzäunten Campingplatz und kann den Tieren beim Trinken, Fressen oder Kämpfen zusehen. Oder beim Paaren! Wir waren noch vor Sonnenaufgang da und konnten zwei Nashörner dabei beobachten, wie sie um ein Weibchen kämpften (leider war es da noch zu dunkel zum Fotografieren). Der Verlierer zog von dannen und der Gewinner warb um das Weibchen. Alles versteckt hinter dem niedrigen Gebüsch. Irgendwann hatte das Männchen Erfolg und fing an sich mit dem Weibchen zu paaren. Und das ging laaaaaang. Und hat auch einen zweiten Versuch erfordert. So einfach scheint es für das Männchen nicht zu sein sich mit seinen glatten Hufen oben zu halten. Aber gut Ding will Weile haben 😉 Wir hatten übrigens doppelt Glück. Schon am nächsten Tag am Abend waren wieder zwei Rhinos am Wasserloch. Diesmal eine Mutter mit ihrem größeren Sohnemann. Spannend wurde es, als ein Bulle dazu kam. Auch wenn das Jungtier eigentlich noch keinen Konkurrenten für ihn darstellt, spielte er sein übliches Verhalten ab. Einen echten Kampf gab es nicht, aber es brodelte gewaltig und die Mutter gab dem Bullen irgendwann zu verstehen, dass jetzt genug sei. Klingt zwar nicht nach einem Actionfilm, aber diese schon seit 50 Mio. Jahre existierenden Tiere in freier Wildbahn beobachten zu können, ist spannender als ins Kino zu gehen 😉

Und auch wenn sie sehr behäbig aussehen und ein schlechtes Sehvermögen haben: wenn sie wollen, können sie bis zu 45km/h schnell werden. Das ist schneller als der schnellste Mensch wohlgemerkt. Also lieber nicht zu nah rangehen 😛 Sie sehen dich vielleicht nicht, aber sie riechen und hören dich dafür umso besser!

Oryx

Das Wappentier Namibias ist ein echter Überlebenskünstler in den extremen Lebensbedingungen der Wüste und den Steppengebieten. Wir haben sie sogar in der Namibwüste – einer Sandwüste! – angetroffen. Ihr Geheimnis: Sie können ihre Körpertemperatur bis über 40 Grad erhöhen um so weniger Flüssigkeit durch Schwitzen zu verlieren. Grasen gehen sie gerne nachts, wenn die Pflanzen mehr Flüssigkeit enthalten.

Mit ihren langen Hörnern (die beide Geschlechter tragen) sind sie unverkennbar und haben eine echte Waffe im Kampf gegen ihre Feinde. Es kann ihnen sogar gelingen einen Löwen mit ihren spitzen Hörnern aufzuspießen. Bei einer Größe von bis zu 1,8m und einem Maximalgewicht bis 200kg haben sie eine reale Chance sich gegen die Großkatzen zu verteidigen. Oryx heißt übersetzt nicht umsonst: „spitzes Werkzeug“ ;-D

Springbock

Von allen Tieren in Namibia, haben wir am häufigsten Springböcke gesehen. Sie sind einfach überall da finden, wo auch Steppenlandschaft ist. Die zierlichen Antilopen haben eine bemerkenswerte Stärke. Sie können lange Zeit ohne etwas zu trinken überleben. Sie können aus Gräsern, Kräutern und Knollen genügend Flüssigkeit aufnehmen. Ein echter Survival in langen Trockenzeiten! Eine zweite bemerkenswerte Eigenschaft der Springböcke: sie sind mit bis zu 90km/h (!!) die schnellsten Antilopen und gehören mit dieser Spitzengeschwindigkeit neben Geparden zu den schnellsten Tieren der Welt! Von 0 auf 62km/h in zwei Sekunden! Traut man den kleinen Geschöpfen gar nicht zu 🙂

Männlein wie Weiblein tragen geringelte Hörner – die der Frauen sind etwas schlanker. Sie sind sehr gesellig und kommen fast immer in Gruppen vor. Zur Regenzeit mit bis zu 1000 Individuen! Aber das ist noch nichts zu früheren Jahrhunderten, wo eine Gruppengröße bis zu einer Million (laut Wikipedia) erreicht wurde. Wahnsinn.

Ihren Namen tragen sie übrigens aus gutem Grund: Sie können bis zu 3,5m hoch und 10m weit springen. Manchmal machen sie das einfach aus purer Lebensfreude, z.B. zur Regenzeit 🙂

Strauß

Der Strauß ist ein faszinierender Vogel, er kann bis zu 70km/h laufen und bis zu 250cm groß werden. Ihr Revier ist normalerweise 2-15 Quadratkilometer groß – nur für den Fall, dass Du das Gehege im Zoo ausreichend findest 😉
Ein Strauß lebt meist mit mehreren Weibchen zusammen und die Eier des dominierenden Weibchens werden von den Eiern der anderen Weibchen umrahmt. Sie brütet also für die anderen mit. Das ist allerdings zum Eigennutz, denn damit schützt das dominierende Weibchen ihre Eier vor Dieben und die anderen Hennen werden verjagt. So werden ca. 20 Eier ausgebrütet, die anderen Eier haben keine Chance. Häufig sind auch größere Familienverbände zu sehen. Wenn ein Paar einen Machtkampf verloren hat, wird die Brut vom Sieger übernommen, dabei sollen schon Paare mit über hundert Küken gesichtet worden sein.
A pro po Sieger, normalerweise hat ein Gepard wenig Chancen gegen die Tritte des Straußes, aber auch diese Räuber haben dazu gelernt und gehen nun wie Löwen auch, mit mehreren Artgenossen auf die Jagd und dann haben nur noch die schnellsten Strauße eine Chance.
Wie haben sowohl Familienverbände als auch Paare und Einzelgänger gesehen. Es sind beeindruckend große und schnelle Vögel, die mit ihrem kleinen Nachwuchs besonders wachsam sind und wenig Nähe zulassen, wo wir dann wieder beim Thema „von hinten sehen“ wären 😉

Südafrikanische Kuhantilope

Diese Antilopenart haben wir nur zweimal Mal gesehen. Einmal waren ein paar der Tiere am Wasserloch und einmal sahen wir ein Mutttertier mit ihrem Jungen. Das Junge war zwischen dem hoch gewachsenen Gras gut getarnt und es war gar nicht so einfach den Fokus mit der Kamera zu finden 😉

Auffällig an der Kuhantilope ist ihr sehr schmales Gesicht. Allerdings ist sie dadurch in der Lage die nährstoffreicheren Gräser zwischen den qualitativ minderwertigen Sorten auszuwählen. Wie viele andere Antilopenarten kann auch die Südafrikanische Kuhantilope
längere Zeit ohne Wasser auskommen, da sie Flüssigkeit auch aus der Nahrung beziehen kann. Beide Geschlechter tragen halbmondförmige Hörner und können ihrem Feind mit bis zu 70km/h entfliehen.

Vögel

Es gibt natürlich neben den großen Säugetieren auch reichlich verschiedene Vogelarten zu beobachten. Besonders imposant sind natürlich die Raubvögel und die großen Geier, die lauernd in der Luft schweben und nur darauf warten, dass was für sie übrig bleibt. Aber auch die Riesentrappe mit ihrem stolzen Gang und der Sekretär, der eigentlich zu den Greifvögeln gehört, obwohl er mit seinen langen Beinen eher an einen Kranich erinnert, sind Vögel, die man immer wieder zu Gesicht bekommt. Aber ausgerechnet ein eher „langweiliger“ Vogel wird uns im Gedächtnis bleiben. Es war ein Rabe. Während wir eigentlich mitten beim Fotografieren von einer ganzen Schar von Tieren am Wasserloch waren, sehen wir im Augenwinkel einen Raben vor unserem Wagen. Ein Rabe, der sich gerade ein Maus schnappt. Beziehungsweise es versucht. Denn die Maus wehrt sich natürlich aus Leibeskräften und fällt immer wieder aus seinem Schnabel und versucht zu flüchten. Irgendwann fliegt er aber doch mit der Maus davon. Ob sie es noch geschafft hat? Das Beste aber ist: wir konnten ein Foto von dem Kampf machen. Zwar nicht ganz scharf, weil es durch die schräge Frontscheibe vom Auto war, aber immerhin. In der Galerie findest du das Bild 🙂

Zebras

Ein Tier was einfach so eindeutig bestimmbar ist, dass wirklich jedes Kind das Zebra kennt! Mit ihrem Muster sind sie so auffällig, dass man kaum glauben kann, dass es auch eine gewisse Tarnung vor ihrem größten Feind – dem Löwen – bietet. Aus der Entfernung betrachtet verschmelzen sie zum Teil mit der heißen wabernden Luft, die man förmlich aufsteigen sieht. Die Zebra Streifen haben aber noch einen großen Vorteil: die TseTse Fliege hält sich fern von ihnen, denn sie landet nicht gerne auf konstrastreichen Farben 😀

Jedes Zebra hat ein individuelles Muster und die Artgenossen können sich untereinander daran wiedererkennen. Für uns sehen sie alle gleich aus 😉 Es gibt neben den reichlich vorkommenden Steppenzebras noch eine weitere Gattung – die Bergzebras. Sie zu unterscheiden ist als Safari Anfänger erst mal gar nicht so einfach. Aber immerhin ist die Wahrscheinlichkeit ein Steppenzebra in den bergigen Regionen zu sehen, sehr klein. Umgedreht gilt das gleiche. Ansonsten besitzen die Streifen von Bergzebras breitere schwarze Streifen und schmalere weiße Streifen. Außerdem fehlt ihnen der braune Mittelstreifen zwischen den schwarzen und weißen Streifen, die die Steppenzebras auszeichnet 😉

Zebras sieht man im Etosha Park gefühlt an jeder Ecke und sie treten oft zusammen mit Gnus auf. Sie stören sich so gar nicht an den Safari Autos und man kann ihnen manchmal direkt am Straßenrand beim Grasen zuschauen.

Wir haben natürlich noch viele weitere Tiere getroffen, aber nicht alle von ihnen regelmäßig oder oft. Trotzdem wollen wir sie euch nicht vorenthalten. Leider haben wir auch das Warzenschwein nur einmal gesichtet. Dabei hätten wir dem witzigen Tier zu gerne länger zugeschaut! Aber bei der einmaligen Begegnung war die Dame schnell außerhalb der Kameraweite. Überrascht hat uns die Begegnung mit einem Tausendfüßler mitten auf der Straße und einem Hasen im hohen Gras. Den Schakal haben wir zweimal gesehen und er war immer in Begleitung einer Hyäne. Die beiden passen eben gut zusammen 😉 Ansonsten gab es noch die Fuchsschwanz- und die Zebramangusten zu beobachten. Letztere sogar auf dem Campingplatz, wo sie nach Essensresten suchten.

Für uns ist der Besuch des Etosha Nationalparks mit all seinen Bewohnern ein absolutes Highlight und wer die Möglichkeit hat ihn zu besuchen, sollte es unserer Ansicht nach tun. Wir waren in der Nebensaison unterwegs und haben trotzdem viele wunderschöne Momente erlebt und natürlich auch die Grausamkeit der Naturgesetze gesehen. Wir würden uns freuen, wenn sich der Tourismus nicht nur auf wenige Monate beschränkt, sondern auch die erlebenswerte Nebensaison hilft diesen wunderbaren Raum auszubauen. Der Besuch dieses Tierreichs wird auf jeden Fall immer in unseren Erinnerungen sein 🙂

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