Weltreise Tagebuch

#53 In 31 Stunden 512km mit 7 Verkehrsmitteln

Carsten

28. – 29. März 2018

Wir möchten von Thailand nach Malaysia, genau genommen von der Insel Koh Phangan nach Georgetown auf Penang fahren. Dazwischen liegen ungefähr 512 Kilometer, dauerte ganze 31 Stunden und weshalb wir ein Hotelzimmer gebucht haben obwohl wir nicht übernachten wollen erfahrt ihr hier.

Los geht es mit unserem gemieteten Roller und unserem Restgepäck um halb acht morgens zur Anlegestelle. Nadine bleibt mit unseren Sachen am Pier und ich hole noch schnell meinen Rucksack vom Vortag beim Rollervermieter ab und bringe ihn zu Nadine. Danach schnell den Roller beim Vermieter abgeben, Fährtickets im Büro der Reederei kaufen und warten bis die Fähre kommt. Das ist alles schnell und einfach zu erledigen, nur der Rollervermieter musste noch von einer unbeteiligten aber sehr aufmerksamen Nachbarin per Handy geweckt werden, obwohl er seit einer Stunde geöffnet haben sollte. Egal, wir haben ein Fährticket mit anschließendem Bustransfer nach Suratthani. Dort wollen wir Tickets für den einzigen Zug nach Malaysia kaufen. Es fährt tatsächlich täglich nur ein Zug von Bangkok zur Grenze Malaysias und der hält in Suratthani um 2.03 Uhr – nachts wohlgemerkt.

Die Fähre legt pünktlich um 9.00 Uhr ab und bringt uns voll luxuriös in drei Stunden ans Festland. Wir hatten uns für die günstige Autofähre entschieden und bekommen nun für ein drittel des Preises der üblichen Tourifähren überraschender Weise sehr bequeme Sessel und mehr Platz als wir brauchen. Läuft.

Mit dieser Fähre geht es gleich weiter

Voll der Luxus im Inneren

Gemeinsam Reisen ist schön 🙂

Vom Fährhafen geht es mit dem Kleinbus nach Suratthani zum Bahnhof, wo wir um 14.00 Uhr ankommen. Nun heisst es ab zum Fahrkartenschalter.

„Wir hätten gerne zwei Plätze für den Zug nach Malaysia :-)“ (Gestern Abend waren noch 30 Plätze Online verfügbar)…“Sorry, ausgebucht.“…“Wie bitte? Wirklich?“…“Hm, einen Moment bitte. Da sind doch noch zwei Plätze frei. Sie liegen beide oben und getrennt. Wollen Sie die Plätze?“…Puhh, Glück gehabt. Die nehmen wir natürlich!

Wir hatten sicherheitshalber noch kein Hotel in Georgetown gebucht, weil wir dachten sicher ist sicher, falls mal wieder etwas schief läuft 😉 Wir freuen uns, dass wir weiter kommen ohne in Suratthani übernachten zu müssen und gehen trotzdem in unser schon gebuchtes Hotel. Wuasi ein Stundenhotel 😉 Unser Zug soll erst in 12 Stunden abfahren und bis dahin haben wir uns ein nahegelegenes Zimmer für 10€ gemietet. Auch wenn wir es nur für ein paar Stunden nutzen, bei dem Reiseplan ist es schön zwischendurch duschen zu können und ein wenig zu ruhen. Ab aufs Zimmer, Rucksäcke runter und den Zustand des Zimmers verdauen. Bett und Dusche sind sauber, den Rest wollen wir nicht weiter beschreiben. Gut, dass wir das bessere der zwei Hotels in Bahnhofsnähe gebucht haben 🙂

Nun noch schnell unser Wunschhotel in Georgetown buchen und dann essen gehen, wir haben mächtig Hunger. Drei enttäuschende Portionen im nahegelegenen Restaurant lassen uns noch an ein paar Essständen vorbeigehen und so finden wir doch noch glücklich machende gebackene und karamellisierte Bananen, juchuuh. Auch für die folgende lange Bahnfahrt bekommen wir noch die in Asien üblichen Minutennudelterrinen. Aber immerhin finden wir sogar mal eine in vegan. Auch wenn diese Gemüsevariante mit fast ohne Gemüse 😉 dreimal so viel kostet wie die mit Fleisch! Sollte es nicht eher andersrum sein? In den Fernzügen gibt es grundsätzlich nur fleischhaltige Speisen, da hapert es noch ein wenig mit dem Gedanken Essen für Alle 😉

Die Nachmittagstemperaturen und meine Neugier lassen mich noch ein Eis probieren. Maiseis?! Maismilch hatten wir schon und die war voll lecker, also weshalb nicht auch Maiseis? Vielleicht weil es nicht wirklich süß ist und auch die ganzen Maiskörner sind in Verbindung mit Speiseeis doch eher ungewohnt? Muss ich nicht nochmal haben, zumindest nicht wenn ich schon satt bin.

Wir gehen zurück aufs Zimmer und dank verschimmelter Klimaanlage nutzen wir nur den Ventilator. Es ist stickig, denn die nötigen und immerhin vorhandenen Moskitonetze, lassen nur wenig Luftzirkulation zu. Dazu kommt, dass die Luft auch draussen nicht besser ist. Wir wollen noch mehr über Georgetown und Malaysia erfahren und so surfen wir im Netz, bis die Vernunft uns ein wenig Schlaf auferlegt. Wir versuchen zu schlafen, doch der Lärm der Straße, die unfassbar lauten Durchsagen des Bahnhofs und die Hitze haben etwas dagegen. Verschwitzt und gerädert stehen wir um 1.00 Uhr wieder auf, räumen das Zimmer und gehen zum Bahnhof. Da die Züge hier auch schon mal früher abfahren wird geraten eine halbe Stunde früher am Bahnsteig zu sein. Im Zweifel ist der Zug weg und dein Ticket verfällt.

Suratthani Bahnhof

Zwei Uhr morgens und um 3.15 Uhr wird es weitergehen

Unser Zug wird nicht früher abfahren, es sind 40 Minuten Verspätung angeschrieben 🙁
Da hat es sich ja gelohnt früh hier zu sein. Es warten noch weitere Menschen, die einen schlafen im liegen, andere sitzend und wieder andere schauen der Aufzeichnung des Fußballspiels zwischen Deutschland und Brasilien zu. Wir hoffen auf bessere Nachrichten, doch der Zug fährt erst eindreiviertel Stunden später um 3.15 Uhr ein.

Analoge Anzeigetafel

Müde warten macht keinen Spass 🙁

Wir wollen den Zug besteigen und sind irritiert. Unser Wagon ist ein alter Dritte Klasse Wagon ohne Liegeplätze. So wie die alten regionalen D-Züge bei uns. Das kann ja heiter werden. Wir werden vom Schaffner angesprochen und in den Nachbarwagon gebracht. Scheinbar ein Ersatzzug. Alles anders, andere Nummern, alt und eng. Wo ist der angepriesene Schlafwagen?
Immerhin ist der heutige deutlich besser als der von meinem ersten Thailandurlaub 1995. Das war bei meinen 190cm ein Alptraum. Heute bekomme ich immerhin 180cm Liegefläche und sogar etwas Kopffreiheit. Nicht was wir gebucht hatten, aber immerhin nicht ganz gruselig. Ich entdecke ein kleines Schild mit der Aufschrift: „Bj.1996“ Zwischen Himmel und Hölle liegt also das Baujahr 1996 😉
Wir können halbwegs schlafen, auch wenn ich mich etwas falten muß und Nadine befürchtet heraus zu fallen. Aber es hätte alles schlimmer kommen können.

Gar nicht so schlecht das Bett, nur zu kurz 😉

Tagsüber gute Sitze für vier kurze oder zwei  lange Reisende

Morgens steigen aus unseren Betten ab und ich kann mich erstmals wieder ausstrecken. Das tut gut. In den Nachbarbetten liegen thailändische jugendliche Sportler zu zweit oder dritt. Die Trainer kümmern sich um deren Verpflegung und schon bald steigen alle aus. Fast alle, es verbleiben nur noch vier weitere unausgeschlafene Farangs im Abteil. Nachdem wir uns ein paar Sitze hergerichtet haben, wollen wir nun auch unsere Nudelsuppen essen. Schlechtes Timing, es gibt so spät, also um acht(!) Uhr kein heißes Wasser mehr. Das „Bistroabteil“ wurde schon abgekoppelt. Dann eben doch wieder Kekse und Nüsse.

Um 10.30 Uhr kommen wir an die Grenze zu Malaysia. Der eigentlich geplante Zug zur Weiterfahrt ist weg und so brauchen wir uns nicht beeilen, der nächste Zug fährt erst in zwei Stunden. Los gehts, Ausreisestempel beim thailändischen Grenzbeamten holen und weiter zum Einreiseschalter vom Malaysia. Sofort fallen die freundlich lächelnden Grenzbeamtinnen auf. Erstmals auf unserer Reise tragen sie Kopftücher und erstmals lächeln uns Grenzbeamte überhaupt an. In Malaysia gibt es wohl kein „Grimmig schauen und vergiss dein Lächeln Kurs für Grenzbeamte) Es läuft ohne Bestechungsdollar und vollkommen reibungslos. Wir bekommen unproblematisch unsere 90 tägige Aufenthaltsgenehmigung und bekommen trotz einer Stunde Zeitverschiebung nach vorne den nächsten Zug. Mangels Geldautomaten und Wechselstube können wir unsere nächsten Bahntickets am Schalter in Dollar bezahlen. Schlechter Wechselkurs und trotzdem besser als laufen.

Bahnsteig in Padang Besar, Malaysia

Hier direkt an der Grenze geht es weiter ins Landesinnere von Malaysia. Für uns nach Butterworth.

Der nächste – sehr moderne und stark herunter gekühlte – Regionalzug um 12.30 Uhr bringt uns weiter nach Butterworth zum nächsten Fährhafen. Hier fahren die Autofähren halbstündlich und auch wenn zwei Brücken die Insel Penang mit dem Festland verbindet, sind die Fähren gut ausgelastet. Als Fußgänger bezahlt man umgerechnet 25ct für eine Fahrt, für die Rückfahrt gar nichts. Leider brauchen wir hier an der Kasse malaysische Ringgit und haben immer noch keine Möglichkeit zu tauschen oder abzuheben. Auf dem Weg vom Bahnhof zur Fähre nach Georgetown gibt es keine Geldautomaten oder Geldwechselmöglichkeit. Dank einer sehr netten und hilfsbereiten Einheimischen finden wir nicht nur den schnellsten Weg an den Taxifahrern und Schleppern für horrend teure Transfers zur Insel vorbei, sondern werden auch noch zur Fährfahrt eingeladen. Wir hörten von der Freundlichkeit der Menschen hier und wir werden bisher nicht enttäuscht.

Die verbotene Frucht – die Durian 🙂

Manche geniessen die Aussicht…

…andere fahren lieber im Sitzen.

So kamen wir doch noch problemlos nach Georgetown, wo wir endlich malaysische Ringgit abheben können. Nadja und Tobias hatten uns zum Abschied noch eine Simkarte für Malaysia mitgegeben und so können wir uns von Grap ins Hotel bringen lassen.

Um 15.30 Uhr sind wir endlich im Zimmer. Geschafft! Der Ortswechsel hat ganze 31 Stunden gedauert. Roller, Fähre, Bus, Nachtzug, Bahn, Fähre und Grap.

Der Rest des Tages ist kurz erzählt: Wir packen aus, machen uns frisch, essen eine Nudelsuppe, bummeln kurz durchs neue Viertel, essen sehr lecker bei einem vegetarischem Chinesen, anschliessend wird auf dem Bett unter der Klimaanlage gechillt und eingeschlafen.

Morgen geht es gleich weiter mit einem Ausflug zu einem der kleinsten Nationalparks der Welt. Wir wandern zum Turtle-Beach und schwitzen wie lange nicht mehr.

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