Weltreise Tagebuch

#54 Durch den ältesten Wald unseres Planeten

Nadine

31. März 2018

Unsere Erwartungen sind hoch. Heute wollen wir Affen, Warane und Schildkröten sehen. Viele Reiseblogs haben uns voller Vorfreude auf den Nationalpark von Penang und ihre Tierwelt hinfiebern lassen. Wir lieben Tiere und am liebsten wie hier im Reservat in freier Wildbahn. In einem der kleinsten Nationalparks der Welt sollte doch eine Begegnung möglich sein, oder?

Wieder einmal heißt es früh aufstehen, denn wir wollen pünktlich zur Öffnung des Parks da sein. Zum einen um noch bei „angenehmeren“ Temperaturen zu starten, zum anderen ist heute Samstag und vermutlich mehr los. Zudem ist der Park komplett kostenlos und wird natürlich gerne besucht. Wir haben schon am Vortag nach der richtigen Buslinie und Bushaltestelle Ausschau gehalten. Der Weg zum Nationalpark ist nämlich eine gute Fahrstunde von Georgetown entfernt und da macht es Sinn, die hier sehr kostengünstigen Busse in Anspruch zu nehmen. Praktischerweise fährt die Linie 101 direkt bei uns ums Eck los. Die Busse hier sind ziemlich modern und es gibt kleine Bildschirme, die die nächsten Haltestellen anzeigen. Zum Glück ist unsere auch gleichzeitig die Endhaltestelle. Wir müssen uns also keine Sorgen machen und können bei arktisch eingestellter Klimaanlage die heller werdende Landschaft durch das Fenster beobachten.

Der Steg

Anderswo gäbe es für dieses Wellendesign eine Auszeichnung für die besondere Bauweise 😉

Gesehen während wir auf die Öffnung des Parks warteten.

Wir kommen gegen 7.20 Uhr an und stellen fest, dass die Öffnungszeit auf Google, nämlich 7.30 Uhr, nicht stimmt. Der Park macht erst um 8 Uhr auf und somit müssen wir warten. Schnell füllt es sich mit den ersten Gruppen und wir ahnen, dass es heute voll werden könnte. Pünktlich um 8 Uhr melden wir uns an der Registrierstelle mit unseren Namen an und stellen fest, dass von den möglichen Wanderwegen eigentlich nur einer offen ist. Der Rest ist „temporary closed“. Sehr schade, denn das bedeutet, dass sich die Besucher alle auf den einen Weg stürzen werden. Ob wir so überhaupt Tiere sehen werden? Wir machen uns auf den Weg zum Schildkrötenstrand. Der Weg ist mit 2 Stunden Gehzeit angegeben. Voller Vorfreude laufen wir auf dem zunächst noch mit Natursteinen gepflasterten Weg los, der aber schon direkt nach der ersten Gabelung zu einem tollen Dschungelpfad wird. Wir sind nun mitten drin im ältesten Waldgebiet des gesamten Planeten. 130 Millionen Jahre alt. Eine unglaubliche Zahl! Unsere Ohren sind gespitzt und beim kleinsten Rascheln drehen wir unsere Köpfe gen Himmel – immer in der Hoffnung Affen in den Wipfeln herumspringen zu sehen. Schon nach 5 Minuten werden wir belohnt. Wir sehen einen Brillenaffen! Sehr weit über uns. Ich fahre mein Teleobjektiv auf Anschlag aus und versuche bei wenig Licht ein möglichst verwacklungsfreies Bild zu bekommen. Gar nicht so einfach 😉

Brillenaffe im Nationalpark

Ist der nicht süß? 🙂

Die Momente des Stehenbleiben werden direkt von hungrigen Moskitos ausgenutzt, die ihr gefundenes Fressen wild umkreisen und uns mehrmals das Blut aus dem Körper saugen. Mistviecher. Schnell weiter und erst mal nicht stehenbleiben. Hoffentlich wird es bald besser. Eigentlich ist die Dämmerung doch schon vorbei. Warum halten die sich nicht an die Regel und gehen schlafen? Hmpf…

Uns kommt ein Ranger entgegen und schenkt uns ein fröhliches „Good morning. How are you?“ Er teilt uns mit, dass es in der Nacht stark geregnet hätte und ein paar Stellen etwas nass seien. Kein Problem wir haben ja feste Schuhe (ich sogar aus GoreTex) und Wanderklamotten an.
Wir gehen weiter und genießen die unglaublichen Grüntöne um uns herum. Wir fühlen uns wie allein, denn wir haben die Gruppen scheinbar hinter uns gelassen. So können wir uns auf diesen einzigartigen Wald voll und ganz einlassen.

In dem 25qkm großem Reservat soll es neben Affen, Wildschweinen und Waranen sogar Elefanten, Leoparden und Tiger geben! Die Wahrscheinlichkeit den drei letztgenannten zu begegnen ist nicht besonders groß. Aber allein der Gedanke, dass sie hier unterwegs sind, beeindruckt uns. Abseits des schön angelegten Pfades wäre ohne Machete kein Durchkommen, so dicht stehen hier die Bäume und Pflanzen. Vereinzelt dringt ein Lichtstrahl durch die Kronen und Blätter und lässt den Regenwald in einem mystischen Glanz erstrahlen.

Der Weg ist abwechslungsreich und variiert zwischen sandigen weichen Abschnitten und steinigen oder wurzelversetzten Etappen. Wir sehen Schmetterlinge, Libellen, Eichhörnchen, Vögel und eine Riesenameise. In weiterer Entfernung beobachten wir ein paar Affen, die mit lautem Rascheln von Zweig zu Zweig springen. Einfach toll. Auch die Geräuschkulisse ist unglaublich. Wenn Zikaden loslegen wird es richtig laut und schrill. Da bekommt die Kreissäge mächtig Konkurrenz 😉

Fast so groß wie Nadines kleiner Finger

Smaragdgrüne Libelle

Gut getarnter Vogel

Wir nähern uns dem Schildkröten Strand und hören schon von Weitem das Stimmengewirr der Menschen, die per Boot angekommen sind oder im nahe liegenden Zeltplatz übernachtet haben. Mit Foto- und Staunpausen haben wir dann doch 2,5h gebraucht und unser leerer Magen meldet sich laut. Wir setzen uns am Strand in den Schatten und schmieren labberigen Toast mit Erdnussbutter. Dazu köstliche Bananen.

Hier kommen regelmäßig Schildkröten an Land und legen ihre Eier ab.

Der Schildkröten Strand

Gestärkt wollen wir noch die Schildkrötenaufzuchstation besichtigen. Engagierte Menschen sammeln die hier am Strand gelegten Schildkröteneier ein um sie vor Fressfeinden zu schützen. Haben die Schildkröten eine gute Größe erreicht und damit eine höhere Lebenswahrscheinlichkeit, werden sie freigesetzt. Auch verletzte Schildkröten werden wieder aufgepäppelt. Leider machen sie den Eindruck als ob sie schon länger hier wären. Apathisch umkreisen sie das kleine Becken und stoßen immer wieder mit ihrem Maul am Wannenrand an. Wir hoffen sie dürfen bald wieder ins Freie.

Im Teenageralter

Frisch geschlüpft

Am Panzer verletzt

Auf unserem Weiterweg entdecken wir eine ganze Armeisenarmee, die sich von einem Baumstamm kommend, über eine Bodenwurzel und einen Grasabschnitt zum nächsten Baum wieder hoch windet. Hier wuselt es nur so von diesen kleinen Tierchen und dicht an dicht laufen sie zielstrebig ihren Weg entlang. So was haben wir vorher noch nie gesehen! Zumindest nicht in dem Ausmaß und der Größe.

Die Hitze knallt auf unsere Köpfe und wir verlassen den Strand. Ab in den kühlen Schatten des Waldes. Moment….kühl? Nein, was erwarten wir denn? ? Der Dschungel lässt uns aus allen Poren schwitzen. Die Luftfeuchtigkeit von gefühlten 99% plus die Hitze der Mittagssonne macht aus unseren Gesichtern reine Wasserfälle mit der Nasenspitze als Abbruchkante. Alles an uns ist schweissgebadet, der Rucksack trieft an den Schulterriemen und dem Rückenteil. Von unseren Armen und und Händen tropft der Schweiss auf die Kameras und so werden auch die gummierten und ansonsten voll griffigen Handgriffe der Kameras plötzlich rutschig. Und wir dachten die Wanderung zum Bottle Beach wäre ein Saunagang gewesen. Wie man sich irren kann! Durchnässt aus dem Regenwald, obwohl es nicht geregnet hat!

Zwischen all dem Grün leuchten uns auf dem Rückweg knallrote Baumstämme entgegen. Bei einem davon schält sich die Rinde ab. Sieht auf dem Bild aus wie übelst verkokelte Beine, wo sich die Haut abblättert. Oder geht da unser Fantasie mit uns durch? Laut der Homepages des Nationalparks handelt es sich um den Gelam Baum.

So einen roten Baumstamm haben wir noch nie gesehen

Abpellende Rinde

Auf dem Rückweg begegnen wir zahlreichen immer herzlich grüßenden Malaysiern. Sie alle schenken uns ein strahlendes Lächeln. Wow, wenn doch die Menschen immer so nett zueinander wären 🙂

Wir sind froh als wir am Eingang ankommen und der Feuchte des Waldes entfliehen können. Bevor wir wieder in einen der arktischen Busse steigen, lassen wir uns ein bisschen vom warmen Wind trocken pusten. Ziemlich platt kommen wir nachmittags am Hotel an und fragen uns wieso uns eine so kleine Wanderung nur so fertig machen kann. 😉

Natürlich hätten wir uns noch gewünscht Waranen, Tapiren oder Schlangen zu begegnen. Aber auch wenn wir nicht viel Wildlife gesehen haben, war der Tag im Nationalpark richtig schön und wir würden ihn jederzeit wieder besuchen.

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