Weltreise Tagebuch

#168 Märchenschloss „Quinta da Regaleira“

Nadine

02. Mai 2019

Wer hätte das gedacht? Portugal besitzt richtige Märchenschlösser und Prachtpaläste! Ein ganzes Herr davon befindet sich in Sintra, der ehemaligen Sommerresidenz der Könige. Für die vielen UNESCO gekürten Anwesen sollte man sich definitiv zwei bis drei Tage Zeit nehmen! Allein die riesigen Palastgärten sind absolut sehenswert. Wir starten an Tag 1 mit der verwunschenen Quinta de Regaleiro.

Sintra ist ein bisschen das portugiesische Pendant zu Kambodschas Angkor Wat. Nur dass es nicht um Tempel und alte Hauptstädte geht, sondern um Villen, Schlösser, Burgen und Paläste. Denn davon hat Sintra reichlich zu bieten. Mit nur einem Tagesausflug schafft man es lediglich einen kleinen Teil dieser royalen und adeligen Bauten zu besuchen. Wir haben daher beschlossen uns drei Tage lang das volle Kulturprogramm zu geben – genau wie in Kambodscha 😉 Und ebenfalls wie in Kambodscha könnte man auch hier noch länger bleiben, wenn man wirklich alles sehen will 😛

Wie kommt es eigentlich zu dieser Ansammlung an opulenten Villen und Schlösser? Naja, in den Bergen rund um Sintra ist das Klima seit jeher kühler und angenehmer als im übrigen Land. Als Ventilatoren und Klimaanlagen noch nicht erfunden waren, half nur der Rückzug in die Berge um dem royalen Schweiße Herr zu werden 😉

Ausnahmsweise startet unser Ausflug erst zu „später“ Stunde. Das liegt aber allein an den ungünstigen Öffnungszeiten der Quinta da Regaleira. Erst um 9.30 Uhr öffnen die Wärter die Tore. Zu der Zeit hat dann auch wirklich jeder ausgeschlafen und die Warteschlangen sind dementsprechend lang! Der Wunsch nach Entzerrung der Situation scheint leider nicht Priorität zu haben. Aber wir hatten vorab von der Problematik gehört und unsere Tickets online gekauft. Damit fällt doch zumindest schon mal eine Schlange weg 🙂 Außerdem sind wir schon eine Stunde früher da um uns einen der wenigen Parkplätze zu schnappen. Davon gibt es echt nicht viele und einige sind wirklich eng oder der Platz zum Rangieren ist es. Außerdem muss man von der richtigen Seite kommen, denn die Straßen sind ziemlich schmal und viele von ihnen sind nur in eine Richtung befahrbar. Da hätte uns Google viel Zeit sparen können, wenn Tante Maps davon gewusst hätte
😛 Aber es geht trotzdem alles auf – dank großzügigem Anreise-Zeitpuffer! Selbst das Müsli Essen am Parkplatz hat noch reingepasst ;-P

Unser erstes Ziel im Schlossgarten ist übrigens nicht das Schloss selbst, sondern ein Brunnen, der aber eher wie ein unterirdischer Turm aussieht. Unser Ziel: wir wollen vor allen anderen an diesem spannenden Bauwerk sein um niemandem mit aufs Bild nehmen zu müssen. Es führen Treppen spiralförmig in die Tiefe und die Steine im oberen Bereich des Brunnen sind wunderbar überzogen von grünem Moos. Ein sehr mystischer Anblick! Unser Plan geht nur leider nicht auf. Zum einen weil wir uns zwischen all den Pfaden mehrmals verlaufen und zum anderen weil der obere Bereich gesperrt ist :-/ Wir versuchen uns nicht zu ärgern, aber das ist gar nicht so einfach. Zwar können wir den Brunnen über die Treppe betreten, aber da ist mittlerweile ein ganz schönes Gedränge. Wir waren nicht die einzigen mit dem Ziel die ersten zu sein 😛

So gibt es nun kein Bild von oben, sondern eins von unten nach oben geschossen. Da sieht man auch die vielen Besucher nicht mehr 😛 Ist doch auch was!

Der 27m tiefe Brunnen der Initation – Treppen führen auf den Grund…

…und von da aus durch unterirdische Wege wieder ans Tageslicht

Man muss den Brunnenschacht übrigens nicht wieder hochlaufen. Ein unterirdischer Weg führt vom Grund des Brunnens wieder an die Oberfläche. Zwischendurch öffnet sich das kleine Tunnelsystem zu einer Grotte von der aus man mit Hilfe von ein paar Trittsteinen über einen See laufen kann. Direkt daneben ist ein kleiner Wasserfall und eine Brücke. Ganz schön romantisch das alles 😉

Zurück am Tageslicht führt uns unser Weg zum Tor der Wächter. Eigentlich erinnert es nicht wirklich an ein Tor. Eher an eine halbrunde Mauer, die mit allerlei Türmchen und Zinnen gespickt ist. Von oben hat man einen schönen Blick über die Gartenanlage und die vorgelagerten Aussichtstürme.

Blick vom Tor der Wächter

Das Tor der Wächter

Im Grottenbereich des Tors

Natürlich ist das Schloss das Herzstück des Parks, aber die Gartenanlage an sich ist für uns sogar die noch größere Attraktion. Verschlungende Pfade, kleine Wasserfälle, Seen, Grottenlabyrinthe, Tunnel und immer wieder kleine bauliche Überraschungen wie der eben schon gesehene Initiationsbrunnen. Eine kleine verwunschene Welt. Wobei…so klein ist der Park mit 4 Hektar nun auch nicht 😉 Man sollte wirklich genügend Zeit mitbringen um diese herrliche Parkanlage gebührend bewundern zu können. Wir versprechen, dass nicht nur Garteninteressierte ihre Freude hier haben! Und an heißen Tagen im Sommer findet man unter den vielen schattenspendenden Bäumen ein bisschen Abkühlung.

Das Grottenlabyrinth

Prunkvolle Bank am See

Eine von vielen süßen Grotten 🙂

Die Gartenanlage ist einfach märchenhaft!

Wie es duftet 😀

Hunderte frisch geschlüpfte Spinnen!

Viel später als gedacht, erreichen wir schließlich die Quinta da Regaleira. Ganz unvermittelt öffnet sich der Wald und gibt den Blick auf das Märchenschloss frei. Sie wurde zwar erst 1910 fertig errichtet, erweckt aber dank des historischen Baustils einen viel älteren Eindruck. Die Mischung aus Gotik, Renaissance und Manuelinik sind für den Architekturinteressierten vermutlich sofort erkennbar. Der Besitzer und Millionär António Augusto Carvalho Monteiro ließ auch Symboliken der Tempelritter, Rosenkreuzer und Freimaurer mit einfließen. Letzterem gehörte er auch an. Nur ein paar Meter vom Schloss entfernt, ließ er eine Kapelle bauen, die in einem ähnlichen Stil errichtet wurde.

Links Kapelle, rechts das Schloss

Quinta da Regaleiro – erbaut zwischen 1904-1910 für den Millionär António Augusto Carvalho Monteiro

Blick von der Schlossterrasse auf den Garten und…

…die maurische Burg von Sintra (kann ebenfalls besucht werden)

Wir betreten den Haupteingang des Schlosses und drehen eine kleine Runde durch das erste Stockwerk. Viel Mobiliar ist nicht da. Allerdings sind die bemalten Wände, die stuckbesetzten Decken, der pompöse Kamin und die vielen Verzierungen auch ein echter Hingucker. Bei unserem Besuch war nur ein Stockwerk geöffnet, da die anderen Bereiche noch (oder wieder?) renoviert werden. Am schönsten finden wir den langen Balkon, der die Zimmer im ersten Stockwerk miteinander verbindet und einen herrlichen Blick auf den Garten frei gibt.

Einblicke ins Schlossinnere

Die Kapelle des Anwesens

Hübsche Seitentür der Kapelle

Nadine am Balkon des Schlosses

Erst nach zwei Uhr verlassen wir den Park. Wir haben nicht damit gerechnet hier sooo lange zu verweilen und hatten nur eine Banane und ein paar Kekse mit. Der Hunger treibt uns zum Auto, wo es was zu futtern gibt 😉 Zum Glück haben wir wirklich fast jeden Winkel der Parkanlage besichtigt, sonst hätten wir noch etwas länger durchhalten müssen. Natürlich gibt es auch ein Restaurant im Park, aber wir wollen ja kostengünstig reisen 😉

Unser Auftakt in Sintra hat uns schon mal richtig gut gefallen! Es war zwar einiges los, aber es hielt sich noch in Grenzen. Vermutlich sieht es im Sommer anders aus. Richtig viel los wird vermutlich morgen am bekannten Pena Palast sein – der Hauptattraktion von Sintra schlechthin. Wir stellen uns schon mal mental darauf ein und wollen mit möglichst wenig Erwartung, aber umso mehr Gelassenheit und innere Ruhe in den Tag starten. Mal schauen ob das klappt 😛

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