#127 Nächster Stopp: Namibia
Carsten
10. – 11. Dezember 2018
Ein Allrad-Pickup mit Dachzelt wird für die nächsten 30 Tage unser zu Hause sein. An die 6000 Kilometer über vorwiegend Schotter- und Sandpisten führen uns quer durch Namibia, wo eine unglaubliche abwechslungsreiche Tier- und Landschaftsvielfalt auf uns wartet. Doch aller Anfang ist schwer.
Nachdem wir in der Toskana alles nötige für unsere Namibiareise geplant und gebucht haben, geht es für uns für drei Tage zurück nach Deutschland. Letzte Vorbereitungen bei unseren Freunden in Türkheim treffen und dann kann es los gehen. Um 6.00 Uhr werden wir mit dem Auto nach Augsburg gebracht, dann fahren wir mit dem Fernbus weiter zum Frankfurter Flughafen, wo wir am Nachmittag einchecken können. Besser gesagt „könnten“, wenn wir denn einen Weiterreiseflug von Namibia vorweisen könnten. Grrrr. Die aktuellen Einreisebestimmungen wurden um genau diese Kleinigkeit angepasst und gnadenlos beim Check-in eingehalten. Wir fragen beim Lastminute-Schalter nach günstigen Tickets, googeln und suchen nach der günstigsten Möglichkeit für ein Ticket, denn wir wissen ja noch gar nicht, wann wir ausreisen wollen und da das Visum bis zu 90 Tage gültig ist, wollen wir uns auch noch nicht festlegen. Einige der „Pseudotickethändler“ funktionieren aktuell nicht mehr (in Südostasien brauchten wir auch schon einmal so ein Weiterreiseticket, da ging es noch problemlos) und so kommen wir auf die Idee ein Busticket nach Südafrika online zu kaufen, welches wir dann gegebenenfalls umtauschen können und uns dann nur 15€ Verlust einbringt. Nach einer dreiviertel Stunde können wir das Weiterreiseticket vorlegen und einchecken. Fast! Hier und heute müssen wir die Ersatzakkus unserer Kameras aus unserem Gepäck nehmen und im Handgepäck verstauen. Erstmalig und mit einigem Aufwand verbunden da unsere Rucksäcke schon mit Schutzsäcken und Kabelbindern perfekt verpackt sind. Aufgrund unserer ganzen Fotoausrüstung und Computerausstattung ist unser Handgepäck schon ohne Ersatzakkus vom Gewicht her am absoluten Limit des erlaubten und muss je nach Fluggesellschaft zwischen unseren Handgepäckstücken und Jackentaschen hin und her gepackt werden. Nun kommen noch die Ersatzakkus hinzu und wir sind gespannt, was nun beim wiegen passiert. Leicht nervös gehen wir nun zum dritten Mal zum Check-in und siehe da, das Gewicht unseres Handgepäcks sowie dessen Größe interessiert niemanden. Zu guter Letzt können wir also doch noch erfolgreich unsere Bordkarte erhalten.
Leicht verschwitzt und etwas genervt suchen wir uns einen Platz zum abwarten. Wie schon beim letzten Mal enttäuscht uns Deutschlands größter Flughafen mit wenig Gastfreundlichkeit. Zu wenig Sitzplätze (über Bequemlichkeit wollen wir gar nicht reden), miserables bis gar kein Wifi, kaputte Steckdosen, wenige und verdreckte Toiletten und die sind teilweise auch noch seit längerer Zeit geschlossen. Das zeitintensive Suchen nach Lösungen macht das Warten auf unseren Abflug nicht gerade angenehmer. Nun erfahren wir auch noch, dass unser Flug mit zweieinhalb Stunden Verspätung abfliegen soll. Wir warten also weiter. Wie sich herausstellt ist die Crew bei dem Versuch pünktlich zum Flughafen zu gelangen am Verkehrschaos (Bahnstreik) gescheitert. Immerhin ist es besser die Crew ist zu spät und nicht wir 😉 Dank unserer Endscheidung rechtzeitig Bus statt Bahn zu nehmen sind wir ohne Probleme nach Frankfurt gekommen und so ist warten das geringere Übel.
Um 21.30 Uhr sitzen wir endlich im Flieger und warten auf den Start. Die Treibwerke heulen auf, wir beschleunigen und bremsen wieder ab. Einem anderen Flieger geht der Sprit aus und muß nun erstmal vor uns landen. Schon durch die unerwartete Wartezeit ist Nadines Flugangst ziemlich angestiegen. Sie macht weiter beruhigende Atemübungen und schlägt sich wacker. Zweiter Startversuch. Wieder Abbruch in der Beschleunigungsphase! Irgendwer läuft über die Startbahn. Tolle Nummer! Beim dritten Mal starten wir nun wirklich durch und Nadine behält ihre Nerven im Griff. Glücklicherweise ist das Wetter besser als befürchtet und der Flug verläuft überwiegend ruhig. Uns wird leckeres veganes Essen serviert und dank großzügiger Beinfreiheit kann ich mich wenigstens mal strecken. Zehn schlaflose Stunden später landen wir auf dem Flughafen von Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Der Flughafen ist sehr klein und gut organisiert – unser Fußweg von der Maschine zur Ankunftshalle ist alle 20 Meter von Mitarbeitern gesäumt, die darauf achten, dass wir weder stehenbleiben noch abkürzen 😉 Die Einreiseschalter sind geöffnet und einer nach dem anderen bekommt sein Visum ohne Probleme. Auch unser Gepäck folgt zügig und nach einem weiteren Durchleuchten werden wir schon von dem Fahrer unserer Autovermietung Willkommen geheißen.
Wir kaufen noch schnell zwei namibische Simkarten und ziehen namibische Dollar am Automaten bevor wir zur Vermietung gebracht werden. Auf dieser halbstündigen Fahrt bekommen wir noch ein paar Tipps vom Fahrer, die unsere Infos aus unserem Reiseführer bestätigen und sehen tatsächlich unsere ersten frei lebenden Giraffen. Unsere Freude darüber übertrifft unsere Müdigkeit deutlich und wir sind plötzlich wieder hell wach 🙂 Nachdem wir unser Auto gecheckt haben sind leider noch neue Reifen nötig, auch wenn das der Vermieter anders sieht. Nach einer kurzen Diskussion und abwägen aller Argumente bekommen wir neue Reifen und die weitere Einführung in unseren Toyota Hillux. Ein Pickup mit zuschaltbarem Allrad, diversen zuschaltbaren Fahrhilfen (je nach Untergrund und Steigung bzw. Gefälle), 6 Gang Automatikgetriebe, Touchscreen für alles Mögliche, GPS, Doppeltank für bis zu 150l Kraftstoff, eingebautem 50l Wassertank, einen Luftkompressor um bei Straßenbelagswechsel den Reifendruck anpassen zu können, besondere Wagenheber, zwei Ersatzreifen, eine ziemlich komplette Campingausstattung mit Bettdecken, Kopfkissen, Handtüchern, Gaskocher bis hin zum 40l Kühlschrank und ein Satellitentelefon für den Notfall. 😉 Auch das Dachzelt will auf-und abgebaut werden und das will gelernt sein. Mit einer kurzen Anweisung geht das dann reibungslos und innerhalb von ein paar Minuten inklusive kleiner Kraxelübungen am Fahrzeug 😉
Nach den ganzen Erklärungen wie und wann welche Knöpfe gedrückt, Fahrhilfen genutzt und Luftdruck verändert werden müssen, können wir losfahren und starten nun in unser Selbstfahrerabenteuer Namibia. Der Linksverkehr sorgt für anfängliches Scheibenwischen beim Abbiegen und blinken beim Scheibenwischen, aber das stört hier Niemanden, dafür sind ausreichend Touristen mit ihrem gemieteten Rechtslenker samt Dachzelt und Abbiegefehlfunktion unterwegs 😉 Eigentlich wollten wir einen günstigeren Schaltwagen mieten, aber nun bin froh über das Automatikgetriebe, da bleibt mir mehr Aufmerksamkeit für die Verkehrsführung des Linksverkehrs und die Größe des Fahrzeugs inklusive der sportlichen Fahrgewohnheiten von Namibiern.
Unser erstes Ziel ist ein Spar Supermarkt. Ja, ein Spar mit Gut & Günstig Dosen im Regal, wie auch weiteren Produkten aus Deutschland, nur eben nicht so günstig 😉 Vor dem Einkaufen brauchen wir erstmal einen Parkplatz für unseren Wagen. Auf dem Supermarktparkplatz gibt es in der hintersten Reihe Plätze für die breiteren und längeren Fahrzeuge – also für unseren und die ganzen anderen fetten Pickups 🙂 Wir wollen den ersten Teil unserer Vorräte einkaufen und abchecken was es so alles gibt, denn unterwegs werden wir nicht immer die Möglichkeit haben alles nachzukaufen. Das Sortiment ist riesig und doch ist es schwierig für uns passendes zu finden. Das wir auf Biolebensmittel verzichten müssen war klar, aber das es fast nichts ohne Flavouring und Colouring gibt hat uns dann doch gewundert. Obstsäfte und Gemüsedosen einfach alles wo 100% Frucht oder Gemüse draufsteht ist voller Zusatzstoffe. Wir suchen lange, lesen jede Menge Etiketten und werden letztlich doch fündig. Wenn schon viel Dosenfutter, dann wenigstens ohne viele Zusätze und wenn schon mit Zusätzen, dann wenigstens ne Cola oder ein Alm…, äh Farmdudler wie es hier heißt 🙂 Nachdem wir unseren Einkaufswagen auch noch mit frischem Gemüse gefüllt haben, machen wir an der Kasse weitere Bekanntschaften mit hilfsbereiten Menschen. Sie packen unseren Einkauf ein und bringen ihn für ein paar Cent zum Auto, wo dann der nächste steht, der auf unseren Wagen aufgepasst hat, damit es niemand aufbricht. Dies ist in Namibia üblich und diese Dienstleistungen kosten nur ein paar Cent. Dafür hilft es sowohl den vorwiegend armen Menschen vor Ort, als auch uns, den Reisenden – win win 🙂
Unser erster Campingplatz ist schon mal richtig schön! So kann es weiter gehen!
Das erste Mal Zelt aufbauen – wir werden von Mal zu Mal schneller 🙂
Heute soll es für uns nur noch kurz zu unserer ersten Campsite an den Stadtrand von Windhoek gehen. Unser erster Stellplatz liegt trotzdem sehr ruhig und einsam. Außer den Mitarbeitern, ein paar kleineren Vögeln und Pfauen begegnen wir hier niemanden mehr.
Es ist Zeit unsere Rucksäcke zu entleeren und ins Auto „einzuziehen“ 🙂 Das Dachzelt ist sehr geräumig (1.40 x 2.20m) und hat an allen vier Seiten ein „Fenster“ inkl. Moskitonetze mit Reißverschluss. Echt cool, denn es gibt diese Dachzelte eben auch in kleiner und mit weniger Lüftungsmöglichkeiten. Leider hat der ab Dezember wohl übliche Wind eingesetzt und fordert unser Improvisationstalent in Sachen Kochen mit offener Gasflamme unter erschwerten Bedingungen. Im Anschluss geht es für uns nur noch glücklich, satt und müde in unser Dachzelt, wo wir nochmal unsere geplante Tour durch gehen. In den nächsten zwei geplanten Wochen geht es für uns in die Wüste zu Dünen und ins Deadvlei, an die Küste zu tausenden von Robben und ihrem Nachwuchs, wir wandern durch eine Schlucht im Naukluft-Nationalpark, campen am Fuße der Spitzkoppe, besuchen die Wasserfälle von Epupa und fahren weiter in den Etoscha-Nationalpark…wir sind gespannt und hoffen Du auch 🙂
Mit langer Brennweite können wir endlich auch mal eine Nahaufnahme von einem Pfauenkopf machen ohne dass er abhaut! 😀