#165 Naturpark Costa Vicentina in Portugal
Nadine
März 2019
Die Westküste von Portugal, bekannt als Costa Vicentina gehört zu großen Teilen zu einem Nationalpark und gilt als eine der intaktesten Küstenregionen Europas. Der Park wurde bereits 1988 errichtet und zieht Botaniker und Zoologen aus aller Welt magisch an. Von den vielen Beschreibungen der Westküste fühlen wir uns auch angezogen und so führt uns unser Roadtrip zu einer rauhen und wilden Landschaft.
Das schöne an der Westküste ist, dass es im Gegensatz zur spanischen Küste keine Hotelburgen, keine kilometerlangen Strandliegen oder exklusive Resorts gibt. Dank des Nationalparks soll das auch so bleiben. Und so findet man hier deutlich weniger Tourismus als an der Südküste Portugals. Dazu trägt auch das rauere Klima, die oft schwer zugänglichen Strände und auch die eher familienuntaugliche ruppige See bei. Surfer fühlen sich dagegen ausgesprochen wohl hier 😉
Wir haben uns vorgenommen an der Westküste frei zu stehen und haben dafür einen Stellplatz angepeilt, der einen sensationellen Blick über die Steilklippen und Strände bieten soll. Ein unscheinbares Holzschild mit der Aufschrift „Mirador (Aussicht)“ führt uns von der asphaltierten Straße auf einen holprigen Schotterweg einen kleinen Hang hinauf. Zum Glück hat unser Wagen genügend Bodenfreiheit und da der Weg trocken und nicht sehr lang ist, kommen wir auch gut bis ans Ende der Straße. Zwei Camperbusse stehen schon am Parkplatz und machen den Eindruck auch hier übernachten zu wollen. Wo, wenn nicht hier hat man einen so fantastischen Blick über die Steilklippen und das Meer? Als wir aussteigen und das Panorama sehen, sind wir kurz sprachlos. Einfach traumhaft!
Ein Paraglider versucht erfolglos bei den ständig wechselnden Winden zu starten. Wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er kommt aus München, verdient sein Geld als Tandempilot und ist gerade wieder mit seinem Van für mehrere Wochen in Portugal unterwegs. Er liebt die Westküste und ihre verschiedenen einzigartigen Biotope. Neben den bis zu 150m hohen Steilklippen, gibt es Lagunen, Flusslandschaften, Dünen, Moore, sogar Berge und Salzwiesen. Und nicht zu vergessen jede Menge kleine und versteckt liegende Buchten und Strände. Ein Paradies für Naturfreunde 🙂
Und ein Paradies für Sonnenuntergangsfreunde!
Ist die Sonne erst mal weg, wird es auch richtig frisch und wir verziehen uns in die wärmenden Schlafsäcke. Draußen ist es jetzt stockdunkel, denn wir sind weit entfernt von einer Ortschaft mit Straßenlampen und der Mond ist noch nicht aufgegangen. Zeit für Kuscheln, reden und Film gucken 😉
Am nächsten Morgen wecken uns die ersten Sonnenstrahlen auf. Es ist herrlich so sanft und natürlich aufzuwachen. Ohne Wecker, ohne Verdunklung oder Jalousie und noch dazu mit so einer Kulisse und dem Rauschen des Meeres. Wir nutzen die Morgenstunde und fahren zu dem langen Sandstrand, den wir schon von unserem Aussichtsplatz sehen konnten. Auch hier haben scheinbar einige direkt auf dem Parkplatz übernachtet und wachen so langsam auf. Während die ersten Surfer ihr Equipment checken, laufen wir zum (noch) menschenleeren Strand und machen einen kleinen Spaziergang. Die Wellen werden ordentlich vom Wind aufgeschaukelt. An Baden ist da nicht zu denken! Aber abgesehen davon wäre es uns viel zu kalt. Wir haben immerhin lange Hosen und Sweatjacken an 😛
Nach der wohltuenden Bewegungseinheit und einem sättigendem Frühstücksmüsli fahren wir über ein Hochplateau, sehen vereinzelt immer wieder ein paar Häuser und folgen der Küstenstraße Richtung Norden. Immer wieder bleiben wir stehen und laufen ein Stück an den Steilklippen entlang. Zwar wachsen hier überwiegend nur niedrige Sträuche, aber es blüht wieder in den schönsten Farben. Vorallem Mittagsblumen und Zistrosen sehen wir häufig. Aber das sind nur die, die wir kennen. Tatsächlich umfasst die Flora eine große Anzahl endemischer Arten – aber das nur am Rande 😉
Spannend finden wir die vielen Agaven, die gefühlt gerade alle am Blühen sind. Sie bilden dabei dünne bis zu 12m lange „Stämme“ aus, an dessen Ende die Blüten entstehen. Während sie zu Beginn noch aussehen wie ein sehr großer grüner Spargel (kein Wunder – Agaven zählen zu den Spargelgewächsen), verholzen sie nach einer Weile, bis sie so schwer und groß sind, dass sie umknicken und irgendwann verrotten. Wir haben mal einen dieser umgeknickten Blütenstände angehoben – der war wirklich schwer. Das Besondere an der Agave ist: sie blüht jahrzehntelang nicht ein einziges Mal und wenn sie dann doch mal blüht, ist das auch gleichzeitig ihr Todesurteil. Zumindest bei den meisten Agaven Arten.
Unser Auftakt an der Westküste hat uns schon mal extrem gut gefallen und die Strände, die wir besucht haben, wollen wir euch zusammengefasst im nächsten Beitrag zeigen.