Weltreise Tagebuch

#47 Nur mal kurz verabschieden

Nadine & Carsten

10. März 2018

Nur mal kurz verabschieden war unser Plan. Ein guter Plan und wie gewohnt kam alles ganz anders. Aus kurz wurde lang und aus einer Person wurden 150. Ein laotisches Familienfest änderte unsere gesamte Abendgestaltung. Glücklicherweise 🙂

Unseren letzten Abend im wunderbaren Muang Noi wollen wir noch einmal nutzen um uns von Kai (wir haben ihn im letzten Beitrag vorgestellt) zu verabschieden und uns nebenbei etwas leckeres von ihm kochen zu lassen. Denn leider geht es morgen mit dem Boot zurück nach Luang Pranbang und dann weiter nach Vang Vieng.

Auf geht es in sein Restaurant Gecko und wie der Zufall es will ist auch noch Happy Hour. Also nix wie hingesetzt, zwei Cocktails und zwei Lieblingsspeisen bei Dan, Kais rechter Hand bestellt. Die Cocktails sind schnell gemixt und haben es ganz gut in sich. Leicht beschwipst geniessen wir unser Essen und sind ein wenig melancholisch, weil wir morgen schon abfahren. Wir hoffen, dass Kai etwas Zeit für uns hat und erfahren von Dan, dass er gar nicht im Restaurant ist. Kai ist auf der Gedenkfeier seiner vor vielen Jahren verstorbenen Tante und Onkel. Wir sollen dort ruhig hingehen, Kai würde sich sicher über unser Auftauchen dort freuen und die anderen Gäste hätten auch nichts dagegen. Die Vorbereitungen für dieses Fest sind uns schon tagsüber aufgefallen. Es wurden viele Tische, Stühle, Pavillons und Feuerstellen zusammengetragen und in einer Seitengasse aufgebaut. Nach kurzer Überlegung ob wir das wirklich tun sollen und nicht nur fehl am Platze sind beschliessen wir hinzugehen um uns dann nur kurz zu verabschieden. Wir wollen ja nicht stören.

Zweimal abgebogen und wir betreten das Familienfest auf dem ca. 150 Menschen anwesend sind. Wir fühlen uns als einzige Farangs unter den ganzen Einheimischen etwas deplatziert, denn wir gehören nicht zur Familie. Dieses beklemmende Gefühl wird sich sicher legen, sobald wir Kai unter den vielen Gesichtern wieder erkannt haben Es ist kurz vor acht Uhr abends und kein Kai in Sicht. Wir werden von so ziemlich jedem fragend angeschaut und so fragen wir eben zurück. Hat jemand Kai gesehen? Nein leider niemand. Wir fühlen uns weiterhin unsicher. Nachdem sich jemand an uns wendet, der etwas Englisch und sogar ein paar Brocken Deutsch spricht, klärt sich für die Menschen, dass wir uns nur von Kai verabschieden wollen und für uns, dass Kai nicht auf der Feier ist. Alles kein Problem, wir sollen uns bitte setzen. Kai würde in 10min zurück sein.

Rundumversorgung  mit Wasser in der großen Wasserflache und
Lao Lao Schnaps in der kleinen Wasserflasche

Fröhliche Tänzerinnen. Leider sind das die zwei einzigen Bilder,
die wir mit dem Handy gemacht haben.

Wir setzen uns also und ehe wir uns versehen stellt uns jemand ein Bier hin, der nächste Wasser, dann folgt Lao Lao (ein leckerer klarer laotischer Hochprozentiger) und die ersten stoßen mit uns an. Erst mit Bier, dann mit Lao Lao und wieder von vorne. Und kurz darauf werden uns noch verschiedene laotische Nationalspeisen aufgetischt. Bambussuppe, Laap mit Klebereis, Stickyreis mit Banane, Bananenchips und Sonnenblumenkerne. All das steht auch auf den Tischen der Einheimischen bzw. der Familie. Wir sind willkommen! Immer wieder wird mit uns angestoßen und gefragt, wo wir herkommen. Nur wenige Gäste schauen uns mit etwas Argwohn an, doch die Herzlichkeit derer, die sich um uns kümmern lässt keinen Zweifel aufkommen. Eine Stunde später ist von Kai immer noch nichts zu sehen. Dafür tanzen die ersten Frauen und auch ein paar Männer gesellen sich dazu.

Da wir nicht mittanzen werden, werden wir weiter herzlich abgefüllt und versuchen Kai über Facebook zu erreichen. Er meldet sich nach einiger Zeit zurück und will uns retten kommen, bevor wir unterm Tisch liegen. In der Zwischenzeit sind noch weitere Traveller zu uns gestoßen und fragen was hier für eine Party abgeht. Wir klären sie kurz auf und auch sie werden mit Getränken versorgt und willkommen geheissen. Unfassbar wie gastfreundlich die Menschen hier sind. Wir befinden uns immerhin auf einer Familienfeier zu Ehren Verstorbener!

Aus den 10 laotischen Minuten wurden zweieinhalb Stunden und gegen 23.00 Uhr kommt Kai tatsächlich. Allerdings nicht um uns gleich zu verabschieden, erstmal müssen wir anstoßen. Das tun wir gerne mit dem super leckeren BeerLao, dem besten Bier, welches wir in Asien getrunken haben. Schmeckt sogar Nadine 🙂 Ok, nur noch einmal, versprochen! Natürlich bleibt es nicht bei einem Mal und wir freuen uns über Kais Freundschaft. Er erzählt uns noch mehr über sein Leben und über sein Heimatdorf Muang Ngoi, in dem wir so herzlich aufgenommen wurden. Zwischendurch darf Carsten noch eine angeblich scharfe Suppe (nicht scharf) und einen scharfen Papaya-Salat (richtig scharf!) unter den Augen der sich amüsierenden Tischnachbarn kosten.

Nach Mitternacht schaffen wir dann doch den Absprung und nach einem kurzen Zwischenstopp bei jedem der uns zuprostete, verlassen wir deutlich beschwipst das Fest. Wow, so etwas haben wir noch nie erlebt.

Kai müssen wir noch versprechen ihn am nächsten Morgen zu wecken um ihm vor unserer Abreise auf Wiedersehen zu sagen. Wir müssten noch packen und hoffen unseren Wecker um 5.30 Uhr nicht zu verschlafen.

Weil versprochen versprochen ist, gehen wir um 8.00 Uhr nochmal zu Kai und so können wir uns wieder nüchtern und herzlich verabschieden.

Hoffentlich folgen weitere Begegnungen!

Es hat viel geregnet in der Nacht und auch am Morgen. Der Fluss Nam Ou führt mehr Wasser als in der Trockenzeit üblich und so geht es heute ohne Planke direkt durchs Wasser zum Bootsanleger. Das heisst für alle Schuhe aus und hohe Stufe mit Rucksack meistern.

Von der Hinfahrt wissen wir schon, das die niedrige Sitzposition für Carstens Rücken überhaupt nicht gut ist und weil es in den Booten meist nur 4-6 Autositze gibt, bitten wir unseren Vermieter Say Lom für uns zu dolmetschen und dem Bootsführer unsere Not zu erklären um einen der begehrten Plätze für Carsten zu bekommen. Say Lom ist auch ein echter Schatz, er kümmert sich den ganzen Morgen um Informationen was die fahrenden Boote angeht und spricht mit jedem Bootsmann. Am Ende hat heute keines der Boote einen eingebauten Sitz, aber wir dürfen an der einzigen etwas erhöhten Stelle Platz nehmen und uns sogar an unseren Rucksäcken anlehnen. Von Say Lom und seiner Frau bekommen wir zum Abschied noch Getränke und Bananen für unsere Reise geschenkt und als wir ablegen winken sie uns von ihrer Terrasse zu. Gut sitzend freuen wir uns auf die gute Stunde flussabwärts und auch Carstens Rücken bleibt heute vor erneuten Rückschlägen verschont.

Muang Noi wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben. Wir wurden sehr freundlich empfangen und noch herzlicher verabschiedet.

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