Weltreise Tagebuch

#112 Rostige Erinnerungen, vitaminreiche Geschenke und eine Nonne der besonderen Art

Carsten

20. – 23. September 2018

Überraschungen im Alltag, eine kuschelbedürftige Gottesanbeterin und ein Platz voller Schrott und schöner Erinnerungen – fehlen nur noch reichlich Vitamine. Unsere ersten ruhigen Tage in Bulgarien entwickeln sich angenehm abwechslungsreich und wir dürfen gespannt sein, was Bulgarien noch für uns bereit hält.

Frisch in Bulgarien erwacht, sehen wir erstmals unseren Campingplatz bei Tageslicht. Auf dem gepflegten kleinen Gelände stehen noch ein Tipi und eine Jurte, die mit Schlafgelegenheiten für Glamper (Luxuscamper auf der Suche nach einem gemachten Bett im Luxuszelt 😉 ), ein überdachter Gemeinschaftstisch und zusätzlich das Haupthaus mit Duschen, Toiletten und netterweise auch einer nutzbaren Küche. Die Besitzer aus England sind als Ökos der ersten Stunde ein wenig die Freaks hier auf dem bulgarischen Land, aber uns kommt es sehr entgegen 🙂 Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben und dementsprechend wird nicht nur der Müll getrennt, auch beim Wäscheservice kommt ökologisch unbedenkliches Waschmittel zum Einsatz. Wir fühlen uns hier sehr wohl 🙂

Auch einer Gottesanbeterin gefällt es hier sehr gut und landet nicht nur auf unserem Tisch, sondern springt mich auch noch an. Was für eine Überraschung – wir dachten, die finden wir nur in Asien 😉 Nadine greift gleich zur Kamera und macht ein paar Aufnahmen. Die Beinchen der Gottesanbeterin kitzeln ganz schön, als sie versucht über meine behaarte Haut zu laufen. Erst rauf, dann runter und auch noch über die Schulter – sie ist fleißig auf Erkundungstour. Erst ein paar Minuten später fliegt sie fort und landet in einem der Sträucher neben uns. Coole Nonne!

Nonne auf Abwegen:-P

Kuschelbedürftig

Scherenpflege 🙂

Wir arbeiten an unserem Reisetagebuch, kochen leckere Currys, planen unsere nächsten Ausflüge und bevor wir das Geplante angehen können, brauchen wir noch eine Vignette für die Nutzung der Hauptstraßen – die soll es an der Grenze und Tankstellen geben. Da wir auch noch Bargeld brauchen, mache ich mich auf den Weg in die nächstgelegene Kleinstadt, die beides im Angebot hat – ATM und Tankstelle. Auf dem Weg zur Tankstelle fällt sofort auf, das die Straßen mal wieder durchlöchert sind und leider auch schon die kleinen Verbindungsstraßen vignettenpflichtig sind. Na toll, hoffentlich werde ich nicht angehalten. Am Abend der Einreise suchten wir nur kurz nach dem richtigen Abzweig und schon wurden wir mit diversen Angeboten von seltsamen Gestalten beglückt. Da wollten wir weder den Wagen verlassen, noch wollte ich Nadine in diesem Rotlichtviertel allein zurück lassen. Nun muß ich also durch und komme problemlos zur Tankstelle. Prima, gleich mal den Tank voll machen und schon gibt es die nächste Überraschung…nur Cash, keine Kreditkarte 🙁 Okay, Ausweis dem netten Tankwart übergeben, weiter geht es zum Geldautomaten. Laut GoogleMaps ist er hier, aber leider auch nur laut GoogleMaps. Dann fahre ich halt mal um den Block und schau mal etwas abseits – kann doch nicht so schwer sein – doch ist es 😉

Am Straßenrand presst ein alter Mann rote Weintrauben mit einer uralten Presse und ist so nett mir zuzuhören. Bulgarisch war noch nie meine Stärke und Englisch oder Deutsch nicht die seine, also mit Händen und Füßen bzw. Kreditkarte versteht er meine Suche und nimmt mich mit in den nächsten Dorfladen. Die Besitzerin erklärt ihm wo der ATM zu finden ist und nun führt er mich auch dort hin. Versteckt hinter einer Hecke in einer Art Schulgebäude (abseits des GoogleMaps Punkts) ist er zu finden. Juchhuu, er funktioniert und ich bekomme Bares für den Tankwart und unsere Weiterreise. Unser Auto steht immer noch offen mit Schlüssel im Schloß neben der Traubenpresse…hoffentlich…ich kehre schnell zurück und ich finde nicht nur unser Auto wieder, sondern auch den alten Mann, der mir mal eben drei Kilo Trauben schenkt. Was für eine Gastfreundschaft, unglaublich.

Zurück zur Tankstelle, nur noch die Vignette dazu und Cash bezahlen. So einfach, so gut! Nur leider gibts bei der Tankstelle keine Vignetten! Echt jetzt? Der freundliche Tankwart erklärt mir anhand von GoogleMaps, das ich zurück zur Grenze fahren muss, das sei die nächste Möglichkeit für mich. Toll! Der Weg führt mich fast an unserem Campingplatz vorbei zurück zu dieser Grenze, wo wir zwar nicht kontrolliert wurden, aber nahezu alles hätten kaufen können. An der Grenztankstelle angekommen wird nicht nur die Vignette beworben sondern auch die Möglichkeit mit Kreditkarte zu bezahlen und Bargeld abheben zu können – schön, dass meine erste Wahl sooo viel näher lag 😉
Immerhin habe ich nun alles was wir brauchen und zusätzlich noch Trauben. Zurück zum Campingplatz und Trauben verteilen, denn obwohl sie laut Nadine mega lecker sind (die leckersten ever 😉 ), soviel kann sie dann auch nicht essen. Unsere Mitcamper freut es und uns auch – und zur Freude aller verschenken unsere Hosts noch leckere Schlangengurken 🙂

Tags darauf kommen wir von einem beeindruckenden Ausflug (Beitrag folgt noch) zurück und sehen einige alte Autos auf einem Dach stehen, allesamt total verrostet und trotzdem sehr hübsch anzuschauen. Wir fahren auf den Hof und der Besitzer klärt uns über diese besondere Mischung aus Schrottplatz und Museum auf. Er möchte ein wenig die mobile Geschichte des Ostblocks am Leben erhalten und nebenbei gibt es eben auch weitere Ausstellungsstücke. Der Eintritt ist frei, Fotografieren ist erwünscht und eine Spende ist auch gern gesehen.

Autofriedhof deluxe

Schade, dass der nicht mehr fährt

BMW Isetta – eine Legende

Alte Motorräder und Mofas gibt es auch

Die Prä-Computer Ära 😉

Ordentlich gestapelt und vollgeschissen 😉

Alte Singer Nähmaschine

Wir gehen genüsslich durch die Räume und über den Hof und sehen wirklich einiges aus diversen Jahrzehnten. Ob Autos, Motorräder, Fernseher, Bügeleisen oder Nähmaschinen, in jeder Ecke lauern Überraschungen und nebenbei kann man natürlich auch jedes dieser Teile kaufen – vermutlich „gekauft wie gesehen“ 😉 Wir machen nur Fotos und nehmen die schönen Erinnerungen mit. Nicht nur tolle „Ost“ Fabrikate stehen herum, auch eine legendäre Isetta wartet mit offener Tür, alte VW Busse und Käfer werden ebenso vom Rost zerlegt, wie auch Mercedesse und das was gerne ein Mercedes wäre 😉 Auch Zweiradfans können sich über diverse leider nicht mehr fahrtüchtige MZ und Co freuen. Manche Exponate scheinen nur noch durch Rost, Spinnweben und einer guten Portion Taubenkacke zusammengehalten zu werden 😉
Die Spendenbox ist unauffällig etwas abseits der Einfahrt und um so mehr freut der Besitzer über unseren Beitrag und beschenkt uns noch mit Äpfeln aus seinem Garten 🙂 Ein echt cooler Platz – Schrott hin oder her 🙂

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