#69 Stippvisite im hinduistischen Osten Sri Lankas
Carsten
31. Mai – 04. Juni 2018
Schnorcheln mit Riffhaien vor Pigeon Island, kilometerlange wunderschöne Strände, eine Köchin, die nur für uns ein 10 Curry Gericht zaubert und wilde Axishirsche, die sich mitten in der Stadt heimisch fühlen. Das alles wird noch umrahmt von Hindutempeln, die einem Disney Film entsprungen sein müssen und neugierigen Einheimischen, die nur allzu gern ein Bild von sich mit zwei weißen Touristen auf ihrem Handyspeicher haben wollen. Das alles und noch mehr bietet Trincomalee, die Stadt an der Ostküste.
Wir haben es heute morgen nicht eilig. Die frühen Busse sind überfüllt mit Berufspendlern und Schülern und somit für uns Backpacker mit vier Rücksäcken nicht die erste Wahl. Also frühstücken wir erst einmal in Ruhe und nehmen dann um 9.00 Uhr einen gemütlich gefüllten Bus in dem wir es uns auf einer Dreierbank bequem machen können. Während der Fahrt wird es immer mal wieder richtig voll und alle rücken zusammen. Ich bin immer noch begeistert wie entspannt und freundlich das hier funktioniert! Das würde ich mir in Deutschland auch wünschen 😉
Immer wieder ist es schön aus der erhöhten Perspektive in die Natur zu schauen, und auch dem alltäglichen Leben der Sri Lanker kommen wir ein Stück näher. Auch wenn ein privates Fahrzeug in Sri Lanka bezahlbar ist, so sind die öffentlichen Busse für uns mehr als nur eine günstige Alternative und sollte unserer Meinung nach von jedem mal ausprobiert werden. Es lohnt sich – versprochen 🙂
Nach nur drei Stunden kommen wir in Trincomalee, von Einheimischen liebevoll Trinco genannt, an und nehmen gleich ein Tuk Tuk weiter zu unserer Unterkunft im Ortsteil Uppuveli. Uppuveli liegt ca. 5 km nördlich und bietet einen schönen Strand und eine angenehme Infrastruktur für ruhesuchende Touristen. Genau das Richtige für uns 🙂
Der Nord-Osten Sri Lankas wird vorwiegend von Tamilen (ca. 16% der Gesamtbevölkerung, vorwiegend Hindus) bewohnt, während der Rest des Landes vorwiegend Singhalesen (ca. 75%, vorwiegend Buddhisten) beheimatet. Von 1983 – 2009 fand ein fürchterlicher Bürgerkrieg zwischen den tamilischen Separatisten und der von Singhalesen geführten Regierungsarmee von Sri Lanka statt und forderte 80.000 – 100.000 Tote. Betroffen waren vor allem der Norden und Osten des Landes. Weitere sehr interessante Informationen über die Geschichte Sri Lankas und die Entstehung des Bürgerkriegs gibt es hier.
2004 zerstörte zusätzlich ein Tsunami weite Teile der Küstenlandschaft und Unterwasserwelt. Kein Wunder, dass sich der Tourismus im Osten und Norden nur langsam entfaltet.
Unser schlichtes aber nahezu neues Zimmer ist für drei Personen gedacht und weil die Betten mal wieder zu kurz sind, schieben wir die zwei vorhandenen Betten zusammen und legen uns quer rüber. Das vorhandene riesige Moskitonetz reicht tatsächlich über die neue Bettenburg und ich kann mich nun der Länge nach ausstrecken während Nadine in alle Richtungen reichlich Platz findet 😉
Unser Hunger meldet sich und wir machen uns auf die Suche nach einem netten Restaurant. Gleich ums Eck finden wir „Ninas Restaurant“. Als nun noch die Besitzerin herauskommt und uns freundlich anspricht, gehen wir hinein. Es ist eine sehr gute Entscheidung. Das Essen ist mega lecker und das Besitzerehepaar ist sehr herzlich. Das Restaurant ist nach der 18 Monate alten Tochter Nina benannt und erst seit kurzem geöffnet. Wir finden es hier so toll, dass wir von da an fast jede Mahlzeit hier verbringen. Und weil wir so gute Gespräche mit den beiden Besitzern haben, trauen wir uns auch zu fragen, ob es möglich sei ein Curry aus der unreifen Jackfrucht zu bekommen. Die Augen der Beiden strahlen und sie versichern uns, dass wir für den nächsten Abend eins bekommen werden. Sie lieben Jackfrucht Curry ebenso wie wir. Nur normalerweise fragt eben kein Tourist danach 😉
Über unseren Vermieter buchen wir für den nächsten Vormittag einen vierstündigen Schnorchelausflug zur Pigeon Island, wo es nicht nur viele bunte Fische, sondern auch Meeresschildkröten und Riffhaie geben soll. Das klingt echt gut und wir drücken uns gegenseitig die Daumen, diesmal mehr Glück mit unserer Suche nach Meeresschildkröten zu haben.
Am nächsten Morgen geht es schon los und wir treffen uns um halb 9 mit weiteren Schnorchelausflüglern beim verabredeten Anbieter und erhalten unsere Ausrüstung. Auf zwei Booten verteilt machen wir uns auf den Weg. Die Boote sind klein und spartanisch mit quer verschraubten Holzplanken als Sitzmöglichkeit. Für die Hinfahrt brauchen wir 45 Minuten, wobei wir noch einmal an einem anderen Strand anlegen, wo unser Bootsmann die Erlaubniszettel abholt um in den Nationalpark Pigeon Island einfahren zu dürfen. Nachdem wir auf der winzigen Insel angelegt haben, geht es schnell weiter. Raus aus dem Boot und ab zum Schnorcheln. Wir gehen zuerst zur kleineren der beiden Buchten und Nadine gewöhnt sich wieder ans Schnorcheln ohne ihre optische Brille. Unter Wasser sieht sie dank der Vergrößerung durch das Wasser ganz gut, nur an Land ist alles ein einziger Matschebrei 😛
Wir entdecken eine unfassbar schöne Unterwasserwelt in ruhigem Wasser mit vielen bunten Fischen von groß bis klein. Einzelgänger und ganze Schwärme sind unterwegs. An manchen Stellen weiter entfernt vom Strand kann sogar Nadine stehen, da es wirklich viele große Felsen im Wasser gibt. So macht schnorcheln Spass. Es fehlen uns nur noch Meeresschildkröten.
Ich gebe Nadine Bescheid, mal auf der anderen Seite nachzuschauen und sie bei Erfolg zu holen. Nadine fühlt sich wohl in der ruhigen Bucht und ich treffe auf einen Niederländer, der gerade aus der großen Bucht herauskommt. Er erzählt von Riffhaien und einer Meeresschildkröte. Da müssen wir hin! Oder vielleicht auch nicht. Der Strand ist übersät mit toten scharfkantigen und spitzen Korallen und das Meer ist hier sehr unruhig. Das ist nichts für Nadine. Sie schnorchelt zufrieden im ruhigen Wasser und ich denke, okay dann schau ich mal im unruhigen Wasser nach, ob es sich lohnt Nadine aus ihrer Wohlfühlzone zu locken. Immer wieder wird mein Schnorchel von Wellen geflutet und die Sicht ist eher bescheiden. Nach einer halben Stunde habe ich kaum Fische, keine Meeresschildkröte und nur – aber immerhin!- einen Riffhai kurz in trübem Wasser in fünf Meter Entfernung vorbei schwimmen gesehen. Fazit: lohnt heute nicht mehr. Als ich aus dem Wasser gehe, läuft mir ein Guide entgegen und sagt mir, dass mit meiner Frau etwas nicht in Ordnung sei. Mit schlimmsten Phantasien laufe ich die große Bucht entlang und mir kommt Nadine in Tränen aufgelöst entgegen. Ihr ist glücklicherweise nichts passiert. Nur als sie mich vermisst hatte und mich nicht sehen konnte (ihre Brille lag im Rucksack, den sie ohne Brille nicht finden konnte) und mich scheinbar auch sonst niemand gesehen hatte, machte sie sich fürchterliche Sorgen und dachte mir sei etwas Schlimmes widerfahren. Dabei gab es nur ein sprachliches Missverständnis: „die andere Seite anschauen“ war für sie nicht „die andere Bucht“, sondern nur die andere Seite der Bucht, in der wir zu dem Zeitpunkt waren.
Nach dem Schreck gehen wir wieder gemeinsam Schnorcheln und geniessen die tolle Unterwasserwelt, die wir leider nicht mit euch teilen können. Beim nächsten Mal haben wir hoffentlich eine kleine Unterwasserkamera 🙂
Nach drei Stunden geht es wieder zurück nach Uppuveli und barfuss ( selbst schuld 😉 ) laufen wir über die glühend heiße Asphaltstraße zurück zur Unterkunft. Der Rest des Tages wird gechillt 😉
Auch Kühe halten sich gerne am Strand auf
Der Rabe pickt alles sauber – beide Ohren, beide Nasenlöcher und sogar das linke Auge!
Pünktlich zum Sonnenaufgang sind wir am Strand und geniessen die kühle Luft (28 Grad ;-)) und die ersten Besucher. Es sind vor allem Kühe, Hunde und Raben, die an den Kühen herumpicken. Ohren, Nasen und sogar die Auge werden gereinigt. Schaut echt krass aus. Wir beschliessen einen Entspannungstag einzulegen. Mein Rücken hat nach der Speed Bootfahrt eine Pause verdient.
Unser letzter Tag in Trinco führt uns vom Strand direkt ins Zentrum bzw. an den höchsten Punkt der Stadt. Wir lassen uns noch vor dem Frühstück von einem Tuk Tuk hoch zum Hindu Tempel Thiru Koneswaram fahren und wohnen einer Puya (eine Art Gottesdienst mit Fotografieverbot 🙁 ) um 8.30 Uhr bei. Dieser Tempel ist vor allem wegen seiner großen blauen Shiva Statue und seinem tollen Ausblick auf Trinco und das Meer bekannt. Wir sind zuerst noch fast allein, doch schnell füllt sich das Gelände obwohl es noch recht früh ist.
Der Rückweg führt uns an Straßenhändlern vorbei, die gerade ihre Stände aufbauen und quietschbunte Souvenirs, Kuscheltiere, Hüte oder Schmuck verkaufen. Oder so skurrile Dinge wie Maschinengewehre aus Plastik.
Zu Fuss laufen wir durch ein ehemaliges niederländisches Fort, wo faszinierende Bäume mit weit ausladenden Baumkronen Schatten spenden. Beim Herumbummeln entdecken wir schließlich Axis Hirsche. Wir freuen uns über die wenig schreckhaften Tiere, die hier unter Schutz stehen und nicht gejagt werden dürfen. Eine Weile schauen wir ihnen zu und genießen die friedliche Atmosphäre.
Die Straße zum Thiru Koneswaram Tempel ist gesäumt mit Straßenhändlern, die allerlei bunten Plastiktinnef verkaufen – uns können sie damit nicht locken 😉
Nach einem verspäteten Frühstück in einem einheimischen Lokal, geht es weiter zum nächsten Hindu Tempel, dem Pathirakali Amman Tempel. Von außen betrachtet ein echter Hingucker! So farbenfroh, dass selbst ein Regenbogen erblassen würde 😉 Unzählig viele Figürchen, Bildnisse und Götterstatuen. Ach, hätten wir nur mal einen Blick ins Innere geworfen! Aber wir haben uns von einem Mann verärgern lassen, der uns endlos lang zutextete und scheinbar alkoholisiert war. Wir haben nachträglich die Inneneinrichtung bei Google gesehen und müssen sagen: der Wahnsinn! Wir aber wollten einfach nur weitergehen und sagten uns, dass es ja nicht der erste Hindutempel sei, den wir von innen gesehen haben. So kann man sich irren! 😉
Wir laufen noch eine Weile am Strand entlang und dürfen immer mal wieder der Bitte nachgehen für ein Selfie herzuhalten. Wir grinsen in alle Handykameras und erfüllen den Einheimischen ihren Wunsch 😉 Schließlich nähern wir uns wieder dem Zentrum, wo es deutlich trubeliger und mangels Wind für uns unerträglich heiss wird. Die Mittagszeit ist einfach nix zum Bummeln 😉 Wir entscheiden uns wieder zurückzufahren und den Nachmittag in Ruhe ausklingen zu lassen.
Der letzte Abend hält noch eine Überraschung für uns bereit. In Ninas Restaurant bekommen wir von der Köchin zum Abschied ein 10 Currys Gericht serviert – und sitzen im Anschluss noch einige Zeit mit der Familie zusammen. Wir reden über Pläne und Träume, Vergangenes und Zukünftiges und machen ein paar Fotos. Leider geht auch dieser schöne Abend vorüber und wir müssen uns verabschieden. Für uns geht es morgen weiter nach Kandy, unserer letzten Station Sri Lankas.