Den letzten Tag in Portugal verbringen wir in der grünen Wunderwelt des Nationalpark Peneda-Gerês. Diese wenig bekannte Bergwelt im äußersten Norden des Landes bietet mit seinen dichten Wäldern, den Schluchten und plätschernden Quellen, sowie seinen unzähligen kleinen und großen Wasserfällen das perfekte Natur- und Wandererlebnis.

Viel ist nicht zu finden im World Wide Web über den Norden von Portugal. Obwohl der Peneda-Gerês Nationalpark der einzige unter Naturschutz stehende Nationalpark des Landes ist, gibt es kaum jemanden, der auf Deutsch oder Englisch ein paar nähere Informationen teilt. Zwar gibt es Webseiten auf Portugiesisch, aber die helfen uns mit unseren paar Brocken Spanisch nicht weiter. Ein Reiseführer wäre da ganz nützlich gewesen 😀

Trotz der raren Informationen sind wir sehr neugierig und stellen einen kleinen Tages-Roadtrip für den Nationalpark zusammen. Optional sogar mit kleiner Wanderung. Aber da müssen wir erst mal das Wetter abwarten. Es ist den ganzen Tag recht regnerisch gemeldet.

Unser erstes Ziel ist ein Kaskadenwasserfall namens Cascata do Arado. Die letzten Meter der Straße sind unbefestigt und übersät mit tiefen Pfützen. Zum Glück aber überschaubar und kein Problem für den Dacia und die Winterreifen. Ein kleines Holzschild weisst uns den Weg zu dem Wasserfall. Es geht über eine Steintreppe mit hohen Stufen hinauf und schon nach wenigen Minuten sehen wir durch die Bäume hindurch ein smaradggrünes Naturbecken, in dass das Wasser stufenförmig hinunter fließt.

Es ist auch möglich bis zu den Becken zu laufen und im Sommer ist die Abkühlung bestimmt super, aber bei dem kalten Wetter heute, sparen wir uns das Vergnügen 😉

Weiter geht es durch den Nationalpark und auf seinen zum Teil sehr schmalen Straßen, die sich bergauf und bergab winden und immer wieder den Blick freigeben auf sattgrüne Berge und idyllische Bergdörfer. Das unübersichtliche Gelände bietet den idealen Lebensraum für wilde Tiere wie z.B. Wildschweine, Wildkatzen, Rehe, Otter, Füchse, Eidechsen, Salamander, Echte Vipern, Nattern, Steinadler, Mäusebussarde und sogar für Wölfe. Letztere haben hier den letzten Zufluchtsort auf der ganzen Iberischen Halbinsel gefunden, nachdem sie lange Zeit als Gefahr für das Vieh gesehen wurden und nahezu ausgerottet wurden. Hier stehen sie nun unter Schutz und können sich wieder erholen. Sie zu sehen ist allerdings eher unwahrscheinlich. Das Wildpferd dagegen ist durchaus eher möglich zu beobachten.

Auf dem Weg zu den Wasserfällen „Cascatas Tahiti“ schlägt uns Google Maps eine Route durch eine Ortschaft vor, der wir brav folgen. Wir dürfen aber schnell feststellen, dass diese vermeintliche Abkürzung einige Nerven kostet. Zum einen besteht die Straße aus Kopfsteinpflaster, das dank des Regens sehr rutschig ist und zum anderen sind die Straßen richtig eng und oftmals links und rechts von Steinhäusern begrenzt. An einem steilen Anstieg brauchen wir dann auch prompt zwei Versuche bis die Räder nicht mehr durchdrehen und wir durch die Kurve kommen. Mit Sommerreifen wären wir hier definitiv nicht hochgekommen! Glück gehabt 🙂 Und auch dass uns niemand entgegen gekommen ist!

Bei den Cascatas Tahiti angekommen, verbringen wir hier etwas länger Zeit und erkunden die schöne Umgebung. Auch hier sind im Sommer viele badefreudige Besucher unterwegs. Heute sind wir alleine da.

Die Reise geht weiter und wir passieren die spanische Grenze, wo der kleinere Teil des Nationalpark Peneda-Gerês liegt. Nach einer kurzen Schleife sind wir aber auch schon wieder in Portugal und kommen in dem kleinen Ort Lindoso an. Hier wohnen gerade einmal 425 Einwohner. Trotzdem wird das Bergdörfchen sogar von Touristenbussen angefahren. Hier sind wir auch nicht mehr die einzigen Touristen, sondern gesellen uns zu einer Gruppe Busreisender, die das gleiche Ziel haben – die Espigueiros. Zu denen kommen wir später. Zunächst einmal versuchen wir die Gruppe zu umgehen und laufen einen kleinen Hügel hinauf auf dem eine Burganlage thront. Hier sind wir wieder allein und können das Innere der Burg erkunden.

Als der Reisebus wieder abfährt, laufen wir die paar Meter wieder hinunter ins Dorf und widmen uns nun den Espigueiros. Das sind alte Kornspeicher aus Naturstein, die früher zum Trocknen der Feldfrüchte genutzt wurden. Ihre spezielle Bauweise rührt daher, dass hier oben im Winter eine hohe Niederschlagsmenge und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Bei zu geringer Durchlüftung verdarb die Ernte schnell. Immerhin herrscht im Hochland des Nationalparks eine Durchschnittstemperatur von gerade einmal 10°C. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt mehr als 2500 mm/Jahr bei mehr als 130 Regentagen. Das sagt ja wohl alles 😉 Und Schnee und Portugal hätten wir vor der Reise auch nicht gerade miteinander verbunden. Aber hier ist er im Winter nicht unüblich.

Noch ein letzter Stopp liegt vor uns bevor es diesmal richtig weiter nach Spanien geht. Der Plan mit der Wanderung klappt leider nicht. Zum einen ist es eben sehr verregnet und grau und zum anderen haben wir unterschätzt wie lange wir im Nationalpark unterwegs sein werden. Die einzelnen Stationen brauchen doch ein bisschen Zeit 😉

Wir halten in Peneda und wollen eine Wallfahrtskirche besichtigen. Wir sind ja eigentlich keine Kirchenfans, aber diese hat eine sehr spannende Treppenkonstruktion vor dem Eingang. Und da sie auf dem Weg Richtung Spanien liegt, passt das ganz gut. Im September strömen wohl Hunderte von Pilgern aus der Umgebung und dem nahen Galizien zu diesem Wallfahrtsort. Bevor wir aber vor der Kirche „Santuário de Nossa Senhora da Peneda“ ankommen, dürfen wir viele Treppen den Berg hinauf laufen, an denen links und rechts kleine Kapellen stehen, in denen Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt sind.

Langer Aufstieg zur Kirche

Unsere Reise durch Portugal endet hier und heute und wir durften viele schöne Erlebnisse mitnehmen. Der Norden und speziell dieser Nationalpark haben uns noch einmal richtig überrascht! Wer hätte gedacht, dass trotz des nassen Wetters diese Landschaft zu einem unserer Highlights von Portugal wird? Also, wir nicht 😉 Wir bereuen es, nicht noch mehr Zeit für dieses Naturschutzgebiet eingeplant zu haben. Bei mehr als 70.000 Hektar gibt es noch reichlich zu sehen und zu erwandern 🙂 Ein Tag reicht definitiv nicht aus! Da müssen wir wohl mal wiederkommen.

Das nächste Ziel liegt in Nordspanien und ist der Gebirgszug „Picos de Europa“. Dafür werden wir morgen noch den ganzen Tag auf der Straße unterwegs sein. Für heute suchen wir uns einen kleinen Parkplatz im Wald. Wir werden begleitet von Regenwolken und liegen am Abend bei Chips und Netflix im Auto 😉