Weltreise Tagebuch

#64 Wandern in Sri Lankas Hochland

Nadine & Carsten

24. Mai 2018

Ein Ruhetag sollte es werden! Nur mal kurz zum Wasserfall und zurück! Die gestrige Anreise war strapaziös genug und wir wollen am heutigen Tag nur die nahe Umgebung und auf der Terrasse den Ausblick geniessen. Naja, den Ausblick haben wir dann auch genossen, allerdings vom Gipfel des Ella Rock aus 🙂

Das kurze Schönwetterhoch am Morgen wollen wir nutzen um zum kleinen Ravana Wasserfall zu wandern. Wir können ihn aus der Ferne von unserer Terrasse sehen und sind gespannt wie nah wir heran kommen. Erst einmal geht es hoch zum Bahngleis auf dem wir dann ortsüblich entlanggehen. Die Züge fahren hier sehr langsam und kündigen sich Kilometer vorher schon lautstark an. Bis zum ersten selbsterlebten Zug fühlt es sich etwas unsicher an und wir schauen immer wieder nach möglichen Stellen zum Ausweichen. Als dann endlich 😉 mal ein Zug kommt sind auch wir sicher ihn frühzeitig zu hören, also keine Panik 🙂

Ja, dieses Gleis wird wirklich noch von Zügen benutzt. Und von Menschen 🙂

Einheimische nutzen die Gleise auch als Verbindungsweg zum nächsten Ort

Wir folgen einem Wegweiser zum Wasserfall und kommen oberhalb von ihm raus. So haben wir uns das nicht vorgestellt, hier muss es doch noch eine Möglichkeit geben näher ran zu kommen. Wir gehen auf die Suche und befinden uns schnell in unüberschaubar hohem Gras. Plötzlich steht ein kleiner älterer Mann vor uns, barfuss und mit einem Sarong gekleidet. Er fragt uns wo wir hinwollen und führt uns zügig zu einem schönen weiter oberhalb liegenden Aussichtspunkt.

Ella Rock und kleiner Ravana Wasserfall

Da wo die Wolken den Berg berühren geht es heute hin. Zuerst aber zum Wasserfall.

Unser selbsternannter Guide

Eigentlich ist er Farmer, aber ab und zu verdient er auch Geld als Guide

Er bietet uns einen weiteren Aussichtspunkt an und wir versuchen ihm zu folgen. Der Weg ist schmal und steil und die Gräser schneiden in unsere Schienbeine. Unsere Gesichter schützen wir mit unseren Händen und schnell kommen wir ins Schwitzen. Der 59 Jährige legt ein flottes Tempo vor und wir haben Mühe dran zu bleiben, doch nach einiger Zeit kommen wir aus dem Gras heraus und die Ausblicke sind es wert.

„Kleiner“ Ravana Wasserfall

Es geht durch mannshohes, scharfes Gras – danach haben wir kleine Schnittwunden auf der Haut

Gewaltige Absturzkante

Als wir weiter oben den Ella Rock sehen können, fragen wir ob wir dort auch noch hingehen werden. Ella Rock mit seinen 1400m.üM. stand zwar heute gar nicht an, aber bei dem tollen Wetter können wir nicht anders und netterweise zeigt uns der alte Farmer den gemütlichsten Aufstieg durch den Wald. Das Tempo ist weiterhin sportlich und nach einer Weile bitten wir um ein langsameres Gehtempo. Wow, dass was der Mann da barfuss hinlegt, ist wirklich beachtlich.
Der Wald ist mal lichter, mal dichter und ab und zu sehen wir große angefackelte Bäume. Er erklärt uns, dass die Farmer an den Baumstämmen Feuer legen um die Wildbienen zu vertreiben, die oben in den Bäumen ihre Bienenstöcke haben. Diese würden immer wieder Farmer und Wanderer stechen und sollen so davon abgehalten werden ihre Bienenstöcke immer weiter zu vermehren.

Der Aufstieg zu Ella Rock führt durch einen traumhaft schönen Wald mit unglaublich schlanken und großen Bäumen.

Man beachte die Größenunterschiede 🙂

Perfektes Wetter zum Wandern

Kurze Zwischennotitz: Immer wieder erklären mir Imker und Hobbyimker, das man sich um die Bienenstöcke kümmern muss und die Bienen den Honig gar nicht brauchen. Interessanterweise brauchen Wildbienen diese Pflege nicht und lassen weiteren Bestäubern (im Gegensatz zu den Honigbienen) auch ihren Lebensraum. Auch Milben haben bei Wildbienen keine Chance. Wenn wir uns also Sorgen um die notwendigen Bestäuber machen, sollten wir vielleicht den Wildbienen und ihren Kollegen eine Chance geben und nicht auf eine Monokultur-Honigbiene bauen. Süßen Sirup können wir auch aus diversen Pflanzen erzeugen, ohne negativ auf die Bienen einzuwirken. In Sri Lanka, wie auch bei Aryuveda, ist es übrigens üblich Zuckersirup aus Pflanzen zu nutzen und ihn trotzdem Honig zu nennen. Dies ist eine Jahrtausende alte Tradition und trotz der Räucherei gibt es genügend Raum für die Wildbienen und ihren „Job“. Siehe da, geht doch 😉

Der Kithul Baum trägt bereits langkettige Früchte

Diese Früchte werden zu einen Honig verarbeitet

Auf dem Weg durch den Wald sehen wir noch eine Schlange, die starr und lauernd auf einem Felsen sitzt. Unser Guide versichert uns, dass dieses Exemplar ziemlich giftig sei, uns aber nichts passieren würde, denn wir wären ja bei ihm. Das Gesagte unterstreicht er, in dem er unter seinem Oberteil eine Kette mit einem länglichen Metallanhänger hervorholt und uns erklärt, dass diese besondere Kette ihn vor Schlangenbisse schützen würde. Zumindest die Schlange glaubt daran und huscht ins Gebüsch 🙂

Common Rose (Gewöhnliche Rose) heißt dieser Schmetterling

Die sei wohl sehr giftig wie unser Guide uns versicherte

Kurz vor dem Gipfel erreichen wir den ersten Aussichtspunkt von wo wir einen freien Blick auf die Faust Buddhas haben. Es handelt sich dabei um den Berg „Little Adams Peak“ und tatsächlich sieht er aus wie eine Faust. Wer genau hinschaut, kann die vier Fingerknöchel erkennen. Nicht weit von hier gibt es den großen Bruder „Adams Peak“ auf dessem Gipfel Buddhas Fußabdruck ist. In Kandy findet man in einem Tempel Buddhas Zahn und wer weiß wo Buddha seine Spuren noch hinterlassen hat 😉

Blick auf die Faust Buddhas – „little Adams Peak“ gennant

Toller Blick in die Tiiiiiiiiiefe 😉

Nun aber weiter zum Ella Rock Aussichtspunkt. Wir kommen reichlich verschwitzt und mit müden Beinen oben an. Glücklicherweise ist die Sicht noch recht gut und wir können unter anderem, den Little Adams Peak und den großen Ravana Wasserfall aus der Ferne sehen. Der Aufstieg hat sich gelohnt und wir sind froh um unsere Begleitung, müssen wir uns keine Gedanken um die Wegfindung machen. Es gibt unzählige Wege und Pfade, nur keine Hinweise wo sie alle hinführen.

Spitze erreicht – wir sind auf dem Ella Rock

Toller Blick von 1400 m.ü.M.

Während wir die ersten Gipfelfotos schießen, geht unser Guide zu einem kleinen Buddha Altar unter einem großen Felsen, kniet sich hin und murmelt ein Gebet.

Wir genießen die tolle Aussicht und freuen uns, dass die berühmte Wolkendecke von Ella Rock heute vormittag mal nicht hochgezogen ist. Und darüber, dass das Wetter wesentlich besser ist als der angekündigte Dauerregen 🙂

Magischer Wald

Abstieg von Ella Rock

Auf dem Rückweg, den wir genauso zügig angehen, sind wir weiterhin von unserem Barfussgeher beeindruckt. Kein Stein ist ihm zu spitz und keine Wurzel zu knochig. Er sagt, er sei es nicht anders gewöhnt, er habe keine Schuhe, dafür hätten seine Töchter jeweils drei Paar 😉
Nebenbei nimmt er noch ein ordentliches Stück Feuerholz auf seine Schulter und trägt es zu seinem Unterstand im Tal auf ca. 1000m.ü.M. Wir wandern an Teefeldern vorbei und auch wieder durch das scharfe hohe Gras. Gemeinsam gehen wir noch zu einem weiteren Aussichtspunkt und können den kleinen Ravana noch einmal von etwas unterhalb bestaunen.

Unser Guide läuft barfuß – in einem Affentempo

Lederfußsohle

Auf dem Rückweg nimmt er noch Feuerholz mit

Die „Hütte“ von unserem Guide

Heute feiert er seinen 59. Geburtstag

Zu unserem Glück entdecken wir sogar noch eine besonders hübsche Echse, die mit ihren Nackenzacken eher an einen kleinen Drachen erinnert. Die Tierwelt in Sri Lanka fasziniert ist von Tag zu Tag mehr. Nur so groß wie Bayern, aber eine Tiervielfält wie Afrika. Nicht umsonst zählt Sri Lanka mit zu den größten Biodiversitätsspots der Welt.

Was war das für ein schöner Vormittag! Wir hätten im Traum nicht daran gedacht so tolles Wetter zu haben und dann auch gleich noch auf den Ella Rock geführt zu werden. Wir bedanken uns herzlich und er ist nicht abgeneigt für seine Führung Geld entgegen zu nehmen.

PS: Gefälligkeiten dieser Art sind üblicherweise nicht kostenlos und deshalb gilt es vorher oder nachher zu verhandeln 😉

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