Weltreise Tagebuch

#80 Zeleni Vir und Vrazji Prolaz

Nadine

20. Juli 2018

Hinter diesen komplizierten kroatischen Namen stecken ein 70m hoher Wasserfall und eine Schlucht, die übersetzt Teufels-Passage bedeutet und an einigen Stellen schmaler als 2 Meter sein soll. Und das bei bis zu 100m hohen Felswänden. Ziemlich eng also. Diese beiden Naturspots wollen wir auf einer kleinen Rundtour erkunden. Viele Infos haben wir nicht gefunden. Es scheint, als würden wir heute auf eher untouristischen Pfaden unterwegs sein.

Wir fahren von Delnice zu einem kleinen Ort namens Skrad, wo wir an einem kleinen Provinzbahnhof parken. Von hier aus soll die Rundtour, die wir in den Tiefen des Internets ausgegraben haben, starten. Bis auf ein weiteres Auto macht der Bahnhof fast schon einen verlassen Eindruck. Keine Menschenseele zu sehen. Ob hier überhaupt noch Züge durchfahren? Wie schon in Sri Lanka laufen wir ein paar Meter auf den Gleisen bis wir auf ein unscheinbares Hinweisschild treffen auf dem das Wort „Slap“ (=Wasserfall) steht. Prima, dem folgen wir doch einfach mal.

Es geht hinein in den Wald und wir nehmen eine Kehre nach der anderen und schrauben uns so tief herunter. Gute 400 Höhenmeter legen wir zurück. Wir sind immer noch komplett alleine unterwegs und die Spinnenfäden, die wir immer wieder an den Armen kitzeln spüren, zeugen davon, dass heute auch noch keiner vor uns da war. Endlich erreichen wir das Ende und stehen vor dem Zeleni Vir, der über eine 70m hohe Klippe in die Tiefe fällt. Im Moment führt er ziemlich wenig Wasser und sieht nur wie ein etwas größeres Rinnsal aus. Direkt nach der Schneeschmelze macht er sicher mehr her 😉

Zeleni Vir mit Carsten am Fuß

Hinter mir die Grotte mit einer Quelle

Zeleni Vir – aktuell mit wenig Wasser

Direkt hinter dem Wasserfall schließt eine Grotte an, in der sich eine Quelle befindet. Im ersten Moment sieht es einfach nur aus wie ein kleiner See, aber aus dem See heraus tritt ein Fluss, der eben von diesem gespeist wird und sich, immer größer werdend, durch den Wald schlängelt. Wirklich beeindruckend. Eine kleine Langzeitbelichtung der Quelle haben wir als Titelbild für den heutigen Ausflug ausgewählt (ganz oben).

Wir wandern entlang des Flusses und schon nach kurzer Zeit stehen wir vor einem smaragdfarbenen Pool, der von einem kleinen Wasserfall gekrönt wird. Da wir aus Platzgründen kein Stativ im Auto mit haben, behelfen wir uns wieder mit flachen wackelfreien Steinen um eine Langzeitbelichtung von dem schönen fließenden Wasser zu bekommen.

Weiter geht’s in Richtung Vrazji Prolaz, eine Schlucht, die 800m lang ist und an einigen Stellen schmaler als 2m sein soll. Hindurch führen Holzstege und -brücken, die direkt zwischen den Felswänden montiert sind. Bevor wir aber an diesem Punkt ankommen, laufen wir auf einem schmalen Weg neben einem kleinen Flüsschen namens Jasle. Ein paar Steinstufen bringen einen guten Abstand zwischen uns uns dem kaum Wasser führenden Bach. Wir sind eindeutig zur falschen Jahreszeit da 😉 Die Schlucht verengt sich und die Felswände rücken immer näher an den Weg heran. Schließlich stehen sie so nah beieinander, dass wir nun nicht mehr neben dem Jasle, sondern direkt über dem Bach entlang spazieren. Und ja, tatsächlich. Es gibt eine Stelle, die sogar unter den beworbenen 2m sein muss. Immerhin kann ich hier mit ausgestreckten Armen beide Seiten der Schlucht berühren. Schon witzig 😀

Vrazji Prolaz Schlucht  (dt. Teufels Passage)

Hinter Carsten kommt die schmalste Stelle

Der Bach Jasle führt wenig Wasser

Kürzer als erhofft endet aber schon die Schlucht und wir befinden uns wieder im Wald. Der Weg ist nicht immer ganz einfach zu gehen, denn vor zwei Jahren gab es in der Umgebung starke Stürme, die einige Bäume umgeworfen haben. Nicht nur einmal müssen wir einen der gefallenen Riesen umwandern. Oft auch im Hang, wo es nicht ganz so leicht ist. Trotzdem finden wir immer wieder auf den markierten Pfad zurück bis wir schließlich auf einem breiten Schotterweg landen. Wir kommen an einer recht großen trüb aussehenden Pfütze vorbei. Zum Glück schenkt Carsten ihr einen genaueren Blick und entdeckt jede Menge Kröten und Kaulquappen – sowohl mit als auch ohne Beinchen. Alle Stufen der Entwicklung in einer schnöden Pfütze. Großartig 🙂

Sturmschäden

Eine unscheinbare Pfütze auf dem Forstweg…

Schöne Lichtstimmung im Wald

…wird von Kröten und ihren verschiedenen Entwicklungsstadien bevölkert

Nach gerade einmal drei Stunden kommen wir wieder am Bahnhof raus und stellen fest, dass er doch nicht so verlassen ist wie es schien. Immerhin fährt gerade ein Zug ab 😉

Am Abend kommen wir mit unseren beiden Gastgebern ins Gespräch. Beide sprechen Deutsch (verdammt gut!) und wir bekommen noch Tipps für unsere Weiterreise. Spontan bieten sie uns an einfach eine weitere Nacht hier zu bleiben – komplett umsonst. Einfach weil sie es so toll finden, dass wir uns den Traum einer Weltreise verwirklicht haben. Und wir doch einfach mal lange ausschlafen sollen. So eine Reise strengt doch schließlich auch an! Etwas beschämt und sprachlos nehmen wir das superliebe Angebot dankend an. Die nächsten zwei Tage soll es tatsächlich gewittrig werden und stark regnen. Da hätten wir bei unserem nächsten Ziel, den Plitwitzer Seen keinen Spaß gehabt! So können wir den Luxus eines Appartments mit eigener Küche noch einmal voll auskosten. Herrlich!

Skrad Bahnhof – es fahren tatsächlich Züge von hier ab

Morgens war hier noch gar nichts los

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