Weltreise Tagebuch
#41 Das Fest, das alles beendet
Carsten
15. – 17. Februar 2018
Wir sind zum chinesischen Neujahrsfest – genannt Tet – in Vietnam. Tet ist wie bei uns Weihnachten, Silvester, Geburtstag und Ostern zusammen. Dementsprechend wird gefeiert. Und zwar tagelang! So schließen Essenstände, Supermärkte, die Behörden, viele Hotels, einfach alles. Und Busse, Züge und Flugzeuge sind alle ausgebucht, denn gefeiert wird im Kreise der Familie. Kein guter Zeitpunkt um als Tourist da zu sein?
Nahezu jeder Vietnamese versucht seine Familienangehörigen an Tet zu treffen und reist dafür auch sehr weite Strecken und das im Zweifel für nur zwei Tage. In Vietnam wird wie in Südostasien üblich sieben Tage in der Woche gearbeitet und Urlaub gibt es meistens nur an Tet. Das bedeutet rund um Tet ausgebuchte Busse, Züge und Flieger sowie viele geschlossene Geschäfte und Restaurants. Selbst Hanoi soll an diesen Tagen leer und ruhig sein. Wir sind gespannt, denn unsere Entscheidung nicht weiter nach Sapa zu fahren und in Hanoi zu bleiben, hängt mit den Minusgraden in Sapa und den teuren Fahrpreisen zu Tet zusammen. Außerdem hoffen wir auf eine ruhige Großstadt und ausreichend geöffnete Restaurants bzw. Einkaufsmöglichkeiten.
Als wir von der Halong Bucht zurückkommen ist der 15.2. und somit quasi unser Silvester. Von Ruhe auf den Straßen oder geschlossenen Geschäften keine Spur. Hier tobt das Leben in allen Ecken und auf jeder Straße. Seltsam, sie sollten doch alle weg sein 😉 Aber es werden auch weiterhin Orangen- und Pfirsichbäume ver- und gekauft. Eine Tradition, die mit unserem Weihnachtsbaum vergleichbar ist. Auch diese Bäume haben bestimmte Kriterien zu erfüllen, sonst droht Zoff daheim 🙂 Ansonsten herrscht irgendwie ganz normale Betriebsamkeit.
Nun gut, unser Hunger und unsere Neugier treibt uns durch die Altstadt und direkt wieder zurück ins Hotel. Hier ist es heute noch genauso wie am 13.2. und keinen Deut angenehmer! Hoffentlich wird es morgen an Neujahr ruhiger. Von der Silvesternacht bekommen wir in unserem Zimmer kaum etwas mit und am nächsten Morgen gehen wir gespannt vor die Hoteltür. Unfassbar, kaum Verkehr, wenig Menschen, nur diverser Glitter liegt noch zusätzlich auf den Straßen. Wir frühstücken im Hotel und gehen mit unseren Kameras durch die sonst so überfüllte Altstadt. Es ist toll, wir können in Ruhe, naja fast ;-), auf der Straße stehen bleiben und sogar auf den Gehwegen gehen. Wir treffen auf einige Gleichgesinnte, die ebenfalls mit ihren Kameras auf der Suche nach tollen Motiven sind. Andere wiederum shooten ihre Motorräder, oder Freundinnen und Fotografen machen Auftragsarbeiten andere wiederum fahren mit laufender Kamera auf dem Moped durch die Gassen. Es ist schon eine bizarre Stimmung in dem sonst so hektischen Hanoi.
Vereinzelt öffnen Straßenhändler ihre kleinen Stände und ein paar Garküchen stellen wieder ihre kleinen Kinderstühle auf und warten auf Kundschaft. Mit Ausnahme von vereinzelten Minimärkten ist kein Geschäft geöffnet. Alle Rollläden sind unten und wenn sie doch zur Hälfte geöffnet sind, dann nur, weil die Menschen auch in ihrem Laden wohnen und sonst kein Fenster haben.
Die meisten Menschen sehen wir am Hoan Kiem See und dort herrscht eine freudige Neujahrsstimmung mit vielen Hunde-Luftballons (es ist das Jahr des Hundes), traditionellen Kleidern und jeder Menge Paaren und Familien, die sich gegenseitig fotografieren und die Uferpromenade entlang bummeln. Hier ist die Straße auch schon wieder stärker befahren und es heißt wieder Augen auf beim Überqueren.
Ab späten Nachmittag füllen sich langsam die Gassen der Altstadt und einige Garküchen und Restaurants öffnen wieder. So kehrt das Leben langsam zurück. An den folgenden Tagen sind zwar immer noch viele Geschäfte und einige Restaurants geschlossen, dafür sind die, die geöffnet haben oftmals überfüllt und weiterhin überteuert. Auf den Straßen ist wieder die Hölle los und wir wissen nun, die ruhige Phase dauert in Hanoi nur einen Tag. Weiterhin schwierig ist es Dienstleistungen wie Wäschewaschen oder Taxifahrten zu bekommen und auch die Supermärkte und andere große Geschäfte haben noch nicht geöffnet. Unsere Hotelmanagerin Mia meinte, „an Tet gehe einfach alles drunter und drüber und nichts würde funktionieren“. Vielleicht liegt es auch an der Feierstimmung. Tao vom Sierra Homestay in Ninh Binh meinte zu uns: „Tet-Fest bedeutet Pfirsichbäume anschauen und Reisschnaps trinken.“
Na denn Prost und frohes neues Jahr!
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