Weltreise Tagebuch

#129 Wir besuchen die älteste Wüste der Welt

Carsten

13. Dezember 2018

Unmengen roter Sand und eine aufsteigende Sonne sind ein tolles Schauspiel, vor allem in der ältesten Wüste der Welt, der Namib. Genau dort fahren wir hin und besteigen eine der bekanntesten Dünen und besuchen im Anschluß die unfassbar heiße Tonpfanne Deadvlei mit ihrer besonderen Pflanzenwelt.

Wir wollen früh los, denn es wird ein fürchterlich heißer Tag werden und wir möchten gerne eher allein sein. Doch wir erhalten von unserer Campsite die Information das der Zugang zum Nationalpark erst um 7.00Uhr öffnet. Schade, aber dafür können wir es recht gemütlich in der Morgendämmerung angehen und stehen trotzdem schon um 6.45Uhr am Eingang. Dort erfahren wir, Trommelwirbel, dass wir auch schon vor über einer Stunde hätten hineinfahren können. Toll! Aber egal, nutzt ja nix 😉 Vom Eingang aus fahren wir noch ungefähr anderthalb Stunden auf einer mittlerweile zur Asphaltstraße ausgebauten Zufahrt bis zur Düne 45, der wohl am häufigsten bestiegenen Düne im größten Nationalpark der Welt, dem Namib-Naukluft-Nationalpark.

Der Aufstieg soll nicht allzu steil und recht kurz sein. Dafür bietet die Düne einen mega Ausblick und mit etwas Glück sind auch Wüstenechsen zu sehen. Da wir später dran sind als gehofft, befürchten wir nicht so allein zu sein wie von uns gewünscht. Doch auf der Straße sind wir zu unserer Verwunderung fast allein und wir hoffen einfach nur, dass dies so bleibt. Bevor wir ankommen, haben wir schon unser erstes Highlight des Tages vor unseren Augen. Strauße und leider weiter entfernt die großen Oryxantilopen – und das vor dieser mega Kulisse, wow 🙂

Oryx Antilopen

Strauß

Wir fahren nach ein paar Minuten des Bewunderns weiter und schon aus dem Auto heraus sind die roten Dünen eindrucksvoll und die tief stehende Sonne sorgt für tolle Farben und besondere Kontraste. Wir sind schon etwas aufgeregt, denn die Dimensionen sind eindeutig andere als in Vietnam, wo wir auch eine Dünenlandschaft besucht haben. Schon aus der Ferne erkennen wir viele Menschen auf dem Dünenkamm und einige Autos am Parkplatz. Kein Wunder, ist dieser Bereich um den trockenen Sossusvlei-Fluß, der meistbesuchte Ort Namibias. Trotzdem ist das Besucheraufkommen nichts im Vergleich zu den Hotspots die wir sonst schon erlebt haben.

Felsen und Sand

Die tiefstehende Morgensonne erzeugt tolle Kontraste

Nur noch Sand

Düne 45

Wir überlegen kurz, ob wir die Reihenfolge unserer heutigen Highlights ändern sollen, um den anderen Touristen zu entgehen, beschliessen aber alles zu lassen wie es ist, denn zeitgleich rauschen nun einige Autos an uns vorbei und fahren weiter ins Deadvlei, dem nächsten möglichen Highlight. Was wir in diesem Moment noch nicht wußten, die anderen Besucher sind alle auf der Flucht und mehr am aufgebauten Frühstück ihrer Guides interessiert, als an dem tollen Naturschauspiel. Vielleicht liegt es aber auch an den getakteten Gruppenreisen, die streng nach Plan laufen oder fahren. Wir sind glücklicherweise frei in unserer Zeiteinteilung. Wir tauschen noch kurz unsere Flipflops gegen Halbschuhe und machen uns auf den Weg nach oben. Uns kommen fröhlich winkende Frauen entgegen und die kennen wir sogar, es sind die von der gestrigen Reifenpanne 🙂 und nicht nur die gehen gerade hinab, alle verlassen die Düne 45 und wir sind allein, als wir oben ankommen – wie geil!

Blick von der Düne 45

Licht und Schatten, Strukturen von Wind und Menschen geprägt, die Sonne, die immer stärker wird und die morgendliche Kühle vertreibt. Wir fotografieren und staunen und schauen uns ungläubig an. Sind wir tatsächlich allein hier oben obwohl so viele Menschen in der Nähe sind? Ja, das sind wir! Ein riesen Glück und nebenbei kommt auch noch eine lustig anzuschauende Wüstenechse aus dem Nichts heraus, Hammer! Aus dem Nichts ist nicht wirklich richtig, sie können sich mega schnell und spurlos im Sand einbuddeln und genauso schnell wieder auftauchen. Oftmals stehen sie dann auf nur zwei Füßen und halten die beiden anderen zum Kühlen in die Luft. Wirklich lässig und wenn sie dann losrennen sind sie dank ihrer Fußform richtig schnell und machen das Nachziehen des Fokus nicht gerade einfacher 😉

Nach fünfzehn Minuten verliert das Licht seine Magie und eine Dünenbesuchergruppe kommt zu uns hinauf. Es wird Zeit zu gehen und die erlebten Momente mitzunehmen. Eine weitere Wüstenechse zeigt sich noch kurz im Abstieg und dann scheint die Düne wieder nur noch von Menschen besiedelt zu sein. Da sich im Wüstensand auch reichlich Schlangen und andere nicht ganz ungefährliche Zeitgenossen herumtreiben verzichten wir normalerweise in Namibia auf barfuss im Sand gehen, doch auf dieser „Dünenkammautobahn“ dürfte sich kaum noch ein Tier befinden und so geniesse ich mal für ein paar Minuten den Sand unter meinen nackten Füßen.

Unten angekommen können wir unser Glück kaum fassen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen zu sein, und dass nur weil wir die falsche Öffnungszeit erhalten hatten 🙂
Aufgrund der vielen Touristen sind natürlich auch einige Vögel am Fuße der Düne, wo die Fahrzeuge stehen und auch Brotzeit gemacht wird. Hunger haben wir nun auch und essen eine Kleinigkeit bevor es zum Deadvlei, einer Tonpfanne inmitten von Dünen mit uralten meist abgestorbenen Bäumen weitergeht.

Es ist deutlich wärmer geworden und nach weiteren 20 Kilometern Asphalt kommt ein Parkplatz für Nicht-Allradfahrzeuge, denn der Weiterweg ist eine Tiefsandpiste und da geht ohne 4×4 gar nichts mehr. Wir sind gespannt und auf einer kleinen freigewehten Felsplatte reduzieren wir nochmal den Reifendruck. Das soll helfen weniger einzusinken und die Traktion zu erhöhen. Stimmt, der Wagen tut sich deutlich leichter und fährt unglaublich stabil durch den feinen tiefen Sand ohne auch nur einmal zu schwächeln. Besondere Fahrkünste sind nicht erforderlich, mega Auto für solche Anlässe 🙂 Nach weiteren vier Kilometern erreichen auch wir unseren Parkplatz und machen uns nun zu Fuß in Richtung Deadvlei. Na ja, fast. Die Sonne knallt so stark, das wir uns erstmal eincremen bzw. ich kurze gegen lange Klamotten tausche (ja, ich mag keine Sonnencreme auf meiner Haut!). Es ist unglaublich wie die Temperatur in der letzten Stunde angestiegen ist. Natürlich sind wir hier nicht allein unterwegs, es ist kurz nach halb elf und nicht nur Privatfahrer wie wir sind unterwegs. Geführte Kleingruppen und Namibia-Busrundreisende sind ebenfalls da. Aber überlaufen sieht ganz anders aus! Wir kennen die Plitwitzer Seen – die sind das Synonym von überlaufen!

Ausgeschildert ist hier zwar nichts, aber die grobe Orientierung über Mapsme, unzählige Fußspuren und ein Dutzend Menschen weisen uns den Weg. So stapfen wir durch den Wüstensand und schon nach ein paar Metern läuft uns der Schweiss herunter. Die, die uns entgegenkommen sind vollkommen verschwitzt und sehen mal mehr mal weniger glücklich aus. Es ist rund ein Kilometer zu Fuß durch feinsten tiefen Sand über Hügel hinweg bis zur berühmten Tonpfanne und vor lauter Hitze fällt uns gar nicht auf, das wir wohl die Einzigen sind, die zur Pfanne hinlaufen und die ganzen Menschen, die wir vom Parkplatz gesehen haben gerade zurück kommen. Unglaublich aber wahr, im Deadvlei sind gerade zwei Menschen zeitgleich mit uns, als wir ankommen. Und die weiteren fünf, die zeitnah nach uns kommen verteilen sich auch großzügig 🙂 Die teilweise über 500 Jahre alten toten Kameldornbäume sind aufgrund des extrem trockenen und heißen Klimas sehr gut konserviert und sehen wirklich toll aus. Wieder ist es ein Spiel aus Farben und Kontrasten was uns begeistert. Allein das Schattenpiel der Bäume wäre es wert den ganzen Tag hier zu verbringen – wäre da nicht die unfassbare Hitze.

Deadvlei – der helle Boden ist eine vertrocknete und harte Salz-Lehm Mischung. Früher führte hier einmal ein Fluss entlang.

Uralte Kameldornbäume stehen im Deadvlei

Es geht kein Wind und die umliegenden Dünen geben ebenso gnadenlos die Sonnenstrahlen wieder, wie auch der Tonboden. Wir rasten kurz und trinken Wasser. Der Schweiss läuft und die Kameras wollen im Schatten gehalten werden. Die schwarzen Gehäuse und Objektive heizen im Sonnenlicht extrem auf und wir fürchten um die Technik. Ein Sonnenschirm wäre jetzt gut 😉 Den haben wir leider ebensowenig wie weitere Ruhe. Es folgen die nächsten Gruppenreisenden und wir gehen langsam zurück zum Auto. Wer hätte gedacht, dass es sooo heiss wird? Wir sind einfach noch gar nicht akklimatisiert und die Tage vorher waren schlicht angenehm warm. Also erstmal ab in den Schatten, etwas trinken und den Wagen lüften. Hatten wir schon erwähnt, dass unser Mietwagen im Gegensatz zu unserem Dacia eine Klimaanlage besitzt? Beim Dacia hatte ich mich bewußt gegen eine Klima entschieden und nun sind wir sowas von froh über diesen Kältespender, aber sowas von! 🙂

Wir rollen gemütlich über die Sandpiste zurück zur Asphaltstraße und packen den Kompressor aus. Es ist ein bisschen fummelig und sowohl der nötigerweise laufende Motor nervt, wie auch das Kompressorgeräusch, doch die Reifen zu ruinieren macht deutlich weniger Sinn und einen Reifenservice gibt es halt nicht an jeder Ecke.

Weshalb fahren wir eigentlich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln und machen es wie in Südostasien oder buchen eine Gruppenbusreise, das wäre doch umweltschonender?
Haben wir überlegt und nach reichlich Recherchearbeit haben wir folgendes herausgefunden:
Der öffentliche Verkehr ist in Namibia kaum ausgebaut und für eine Rundreise leider nicht ausreichend da nur die Hauptknotenpunkte angefahren werden. Obwohl es unsere Lieblingsvariante wäre, ist es leider nicht möglich! Per Anhalter ist in dem wenig besiedelten Nambia auch keine Lösung. Die Busrundfahrten sind „All inclusive“ Reisen, die a) nicht wetterabhängig (wir reisen zu Beginn der Regenzeit) ihre Route anpassen, b) nicht unsere gewünschten Gebiete verknüpfen, c) jeden Abend endlos Fleisch auf den Grill werfen und das auch noch als besonders toll bewerben – nein Danke. Wir wollen die Tiere lebendig sehen!

Doch zurück zu unserem Tag drei in Namibia 🙂 Nun geht es für uns schon weiter zum Naukluft-Mountain-Nationalpark, der ebenfalls zum Namib-Naukuft-Nationalpark gehört. Es sind rund 160km und wir werden ca. drei Stunden brauchen, denn die letzten 80km Straße sind wieder Kategorie D und davon sind einige recht abenteuerlich heisst es im Reiseführer 😉 Wir machen nochmal beide Tanks voll und sind ziemlich zufrieden, dass wir mit einem Verbrauch von 10l anstatt der beworbenen 11,8l hingekommen sind. Allrad, Klima und Gewicht sind nunmal echte Spritfresser, aber vorausschauendes ruhiges Fahren macht sich sogar bei diesem Kollos bemerkbar. Geht doch!

Es ist – wie schon fast gewohnt – einsam auf der Piste und die Dünen sind schon wieder in weiter Ferne als wir die ersten Zebras entdecken. Genau genommen Bergzebras! Bergzebras sind eher selten anzutreffen und wir freuen uns über diese Überraschung. Cool, egal wie heiss es ist 😉

Bergzebras

Strauß

Auf dem Weg in den Naukluft Mountain Park

Blauer Himmel, rote Felslandschaft – was für ein herrlicher Farbkontrast 🙂

Die letzten 10km sind quasi einspurig und Allrad ist wieder zwingend angesagt. Diese von der Nationalparkbehörde geführte Campsite liegt wirklich im Off und im Gebiet der Paviane. Wir suchen erstmal das mit Metallgittern vor Pavianen gesicherte Duschgebäude auf waschen uns den Schweiss und Sand des Tages runter. Anschliessend kochen wir uns etwas leckeres zum Abend bevor es richtig dunkel wird und der Schein der Stirnlampen endlos Falter und Käfer anlockt, die dann geradewegs in unsere Gesichter fliegen. Muss jetzt auch nicht sein, da gehen wir lieber hoch ins Dachzelt und schauen uns nochmal die Fotos des Tages an. Draußen hören wir schon die ersten Paviane, doch unsere Müdigkeit und der Ausblick auf unsere morgige Wanderung über den Olive-Trail mit seinen grünen Pools und kleinen Kraxeleinlagen lässt uns das Licht löschen. Mal schauen, ob die Paviane uns schlafen lassen 😉

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